Hallo Leute,
einige Leute warten ja auf weitere Bilder aus unserer Kooperation EMCCD/GSO-16"-RC. Carsten und ich mussten wieder einige Schlechtwetterphasen "abwarten", bis es dann am letzten WE geklappt hat.
Die Objektauswahl war nicht schwierig, da Gerald zuvor eine hervorragende Aufnahme von NGC 4490 in den Jagdhunden machen konnte. Von Gerald weiß man, er gibt immer Alles und belichtet so richtig durch, anschließend erfolgt eine pixinsightfreie Bildbearbeitung, gefällt mir immer wieder gut.
Auch kam an seinem Teleskop (teilweise) eine neue Kamera zum Einsatz, quasi eine Mischung aus "alt" und "neu".
Dieses Objekt drängte sich geradezu als Vergleichsobjekt auf, aber zuvor gab es die üblichen Pannen.
Am Samstag, den 09.04. wollten wir eigentlich loslegen, Alles war bestens vorbereitet, es sollte ein Belichten zwischen den Wolkenlücken werden. Man muss sagen, dass Carsten aus Oldenburg etwa 65 km anfahren musste, somit eine gewisse Leidensfähigkeit besaß.
Der Abend war nur kurz brauchbar, eine Serie im L-Kanal mit 500 Aufnahmen zu 2 Sekunden waren machbar, aber nicht wirklich der Knaller.
Als wir dann die EMCCD DL604M wieder abschrauben wollten, konnten wir das T2-Gewinde nicht lösen, irgendwie wollte die Kamera den RC nicht mehr verlassen [:D]
Nun gut, mit roher Gewalt dann gelöst > Gewinde kaputt. Aber kein Problem > mache ich in der Werkstatt gleich neu. Kältespräy und Ölfilterschlüssel hatten keine Lösung gebracht.
Carsten ist dann mit dem üblichen Frust nach Oldenburg gefahren, in der Hoffnung, wenigstens irgendwas aus den L-Aufnahmen gewinnen zu können.
Am Sonntag dann bestes Wetter und Carsten meldete bei mir einen weiteren EMCCD-Fotoabend an!
Zwischenzeitlich war auch der neue T2-Adapter eloxiert (ja, auch Sonntag werden Teile gedreht) und es konnte am Abend bei besten Bedingungen weitergehen!
Hier nun das vorläufige Ergebnis (Bildbearbeitung durch Carsten) mit folgenden Belichtungszeiten:
R = 500 x 5s
G = 500 x 7s
B = 500 x 7s
L = 1800 x 2s
Für die Gesamtluminanz wurden die Kanäle L und R verwendet.
Bearbeitung mit Fitswork und Photoshop.
Man sieht dem Bild natürlich an, hier wurde bearbeitungstechnisch nicht Alles herausgeholt, die Profis werden da noch Potential nach oben sehen, aber darum geht es im Moment weniger.
Der Auflösungsgewinn im Vergleich zu anderen Aufnahmen mit herkömmlichen CCD-Kameras wird sofort erkennbar.
Mein Fazit:
An meinem Standort (und an den Standorten der meisten anderen CCD-Kollegen) macht Langzeitbelichtung, legt man den Schwerpunkt auf die Auflösung, keinen Sinn mehr.
Hierbei ist die Brennweite von 3250 mm am RC natürlich das größte Handycap.
Alle Einzelbilder mit mehr als 10s verwischen das Ergebnis. Aufnahmen mit bsp. 600s sind regelmäßig unbrauchbar.
Es wird daher auch Abende geben, wo selbst die EMCCD nicht eingesetzt werden kann, da die Sternscheiben wegen schlechtem Seeing grundsätzlich immer wabbeln und es keinen brauchbaren Moment in der Aufnahme gibt.
Aber Achtung:
Wenn es unter Euch Kollegen gibt, die jetzt schon 1" auf ihren Fotos regelmäßig auflösen (Stefan Lilge ist hier ein gutes Beispiel), dann besteht kein Handlungsbedarf!
Ich kann mich jetzt entscheiden, zwischen einer neuen Kamera und/oder den Umzug an einem anderen Standort, denn hier ist mit den Bedingungen kein Blumentopf zu gewinnen.
Da brauche ich mich nicht wirklich zu wundern, wenn meine Bilder immer schwammig und unscharf ausgesehen haben.
Zunkunftsaussichten:
Natürlich gibt es so eine Andor nicht an jeder Ecke (die DL604M wird nicht mehr produziert) und diese Technik kostet Geld, viel Geld, dazu noch der Mini-Chip von 8 x 8 mm Kantenlänge und ein notwendiger schneller Rechner. Dafür spart man sich Darks und Flats, sogar die Leitsternsuche, es reicht die normale siderische Nachführung und ist sogar gewollt, da eine Drift zur Beseitigung der Bildfehler notwendig ist (Fragen hierzu an Carsten).
Demnächst kommen Alternativmodelle auf den Markt, zwar etwas Günstiger, aber dafür sind es sCMOS-Kameras, keine EMCCD´s. Wir werden diese Kameras ebenfalls testen, der Zeitpunkt ist aber noch nicht definiert.
Ich kann aber jetzt schon sagen, dass wir hier die Zukunft sehen, also ganz kurze Belichtungszeiten und davon ganz Viele!
Was die Bildtiefe angeht, konnten wir nur knapp 3,5 Stunden belichten. Die Tiefe lässt sich natürlich noch steigern, wenn mehrere Nächte durchbelichtet würde, aber bei unserem Wetter ist das nicht der Weg.
Mit dieser Technik haben wir nun ein Instrument in der Hand, um zumindest in die Nähe der theoretischen Auflöung des 16er Instruments zu kommen, wenn das Wetter mitspielt.
Der limitierende Faktor der Einzelbelichtung ist übrigens nur die Erkennbarkeit von mindestens 2 Stacking-Sterne im Bildfeld links unten und rechts oben (oder vgl.), somit wären auch Belichtungen unter 1 s denkbar. Damit lassen sich dann Auflösungen von 0,5" erreichen, wenn es mal gelingt.
Ich hoffe, wir konnten Euch ein bisschen in diese Welt mitnehmen?
Viele Grüße und cs,
René und Carsten
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