Hallo allerseits,
Bei Astronomie.de war gerade die Mak-Newton Gemeinde dabei,
die zugegeben gute Planetentauglichkeit ihrer Geraete herauszustellen.
Als einer der wesentlichen Vorteile wird da immer wieder nebuloes auf
den hinterhaeltig negativen Gesamteinfluss der Spinne bei Newtons bei
Planetenbildern angespielt, was z.T. in recht gewagten Vergleichen
wie - ein 8"MN zeigt am Planeten mehr als ein 12" LOMO - gipfelte
(fairerweise gesagt: das wurde aber auch gleich wieder von denselben Leuten
in einem besonneneren Moment ein Posting spaeter wieder relativiert...). [B)]
Obwohl der Streit um die absolute Optik vermutlich aelter ist als die Astronomie
selbst ( Dem Vernehmen nach hatte Kain einen Apo in der Faust als Abel mit dem
Newton zuschlug) und ich ausserdem selber z.Z. sozusagen "newtonlos" bin und
auch ueberhaupt nix gegen Mak-Newtons habe, dacht' ich mir trotzdem, naja so ganz
unhinterfragt lasse ich mir die alten Newton-Arbeitstiere jetzt aber auch nicht
zusammenhauen ... [;)]
Nun habe ich leider keinen Dukatenesel hier stehen und kann daher beide
genannten Vertreter der Gattungen in dem Kalliber nicht Ruecken an Ruecken stellen und einfach
durchschauen, aber irgendwie dacht ich mir, das schauen wir uns doch trotzdem
irgendwie mal an.
Ich habe mir also mal ein Saturn-Bild geschnappt (Voyager Aufnahme: so gut
wird man's wohl nie sehen hehehe...) und ein "Standard-Testbild" (breitere
Kontrastpalette) und die mal mit der jeweiligen PSF-durchgefaltet, ganz so
wie's Aberrator auch macht. Interessiert hat mich, wie sich eine 3mm Spinne
auf den relativen Kontrast am Planeten auswirkt und ob der 8"MN theoretisch
wirklich eine Chance haette da die fehlenden "harten" Zoll Oeffnung irgendwie
wieder gut zu machen.
Hier das Testbild im Original:
Das kam dabei heraus (man konzentriere sich auf den relativen Kontrastverlust,
speziell an der Cassini-Teilung):
<b>
Der 8"er ohne Spinne und mit 20% Obstruktion.
</b>
<b>Der 12"er ohne Spinne und mit 20% Obstruktion.</b>
<b>Der 12"er mit Spinne (3mm vierarmig) und mit 20% Obstruktion.</b>
Die Planeten-Bilder sind uebrigens jeweils TATSAECHLICH NICHT GLEICH. Zwischen 8" und
12" sieht man noch den Unterschied, zwischen 12" mit Spinne und 12" ohne Spinne
musste ich allerdings die Rohdaten voneinander abziehen um's ueberhaupt zu sehen.
Ich denke man sieht deutlich KEINEN den dramatischen Einfluss der Spinne auf den
Planetenkontrast und auch das kontraststarke Testbild, dass beinahe alles an den Tag
bringt, was da an den Tag zu bringen waere, gleicht wie ein Ei dem anderen.
Der Vollstaendigkeit halber hier noch die auf 12" unobstr. normierten
MTF-Diagramme:
Man vergebe mir die fehlenden Achsenbeschriftungen. Gestrichelt ist der 8"
im Vergleich zum durchgezogenen 12" (mit und ohne Spinne, in der Aufloesung
nicht zu trennen). Es ist ja gemeinhin bekannt, dass sich die maximale
Aufloesung linear mit der Oeffnung skaliert. Daher ist der Nulldurchgang der
MTF natuerlich fuer den 12er erwartungsgemaess auch bei 1.5 mal hoehren
Ortsraumfrequenzen im MTF Diagram zu finden. Die Spinne muesste schon 33%
Kontrastbandbreite schlucken, bevor der 8er eine reelle Chance haette. Ich
hab's jetzt nicht fuer dickere Spinnenarme gerechnet, aber ich denke, wenn
man seinen Fangspiegel nicht quasi einmauert, dann kann man diesen Fall wirklich
voellig vergessen. Und auch bei gleicher Oeffnung ist die Spinne keineswegs der Killer.
(Der Vollstaendigkeit halber: Da jetzt noch ein Newton-Koma reinzufalten habe
ich mir jetzt gespart, det is' am Planeten bei halbwegs humaner Brennweite
eh' nicht der Brecher.)
Mein Fazit:
Tja, also abgesehen von der logischen Tatsache, dass ein 12"er aufgrund der
groesseren Masse langsamer auskuehlt, unhandlicher blabla usw, etc pp.
ist es mir jetzt rein von der Optik her wirklich schleinerhaft, wie das denn
sein koennen sollte, das ein guter Mak-Newton einen guten Newton - Spinne hin,
Spinne her - bei gleicher Brennweite aber mit erheblich weniger Oeffnung am
Planeten trotzdem in die Tasche stecken soll. Schon bei DERSELBEN Oeffnung
konnte ich den Unterschied bedingt durch die Spinne nur ueber eine Subtraktion ausfindig
machen.
Soweit die Theorie:
Da muss ich doch jetzt mal hier die Gemeinde mit den grossen Rohren nach ihren
realen Eindruecken aus der Praxis fragen:
Koennt ihr meine Ueberlegungen bestaetigen oder war's mal wieder ziemlich spaet
um geradeaus zu denken und ich hab' hier Kappes verzapft?
Mario