Meopta 12x60

  • Hallo Fernglasfreunde,


    als Liebhaber klassischer Ferngläser kam ich vor einiger Zeit an einem gut erhaltenen Meopta 12x60 nicht vorbei. Ich möchte hier meine ersten Eindrücke von dem Fernglas schildern. Es handelt sich um ein klassisches Porrofernglas mit Einzelokularfokussierung aus den 1960er Jahren. Es gab auch eine Mitteltrieb-Version, diese scheint aber deutlich seltener zu sein.


    Mechanik und Haptik:
    Das Fernglas ist robust gebaut und besitzt eine griffige Raulackoberfläche. Heute dagegen hat fast jedes Fernglas eine (hässliche) Gummiarmierung, ob notwendig oder nicht. Die Knickbrücke geht angenehm schwer, so dass sie sich nicht von allein verstellt. Die Okularfokussierung funktioniert ebenfalls tadellos ohne Spiel mit genau dem richtigen Widerstand. Das Fernglas ist für seine Größe recht leicht (1248 g laut Küchenwaage) und liegt gut in den Händen. Die Objektive liegen gut geschützt 17 mm hinter der Tubusenden. Das Fokussieren ist bei freihändigem Gebrauch natürlich umständlich, aber auf dem Stativ relativ unproblematisch. Der für die Nobilem-Ferngläser vorgesehene Stativadapter von CZJ/Docter funktioniert übrigens auch hier sehr gut (siehe Bilder).
    Zum Fernglas gehört ein hochwertiger und stabiler Leder-Köcher.


    Die Optik:
    Das Fernglas besitzt entsprechend seinem Alter eine bläuliche Einfachvergütung in makellosem Zustand. Die Abbildung hat den meopta-typischen warmen Farbton. Von einem augenfälligen Gelbstich, wie bei meinem kleinen 8x30 Meopta Porroglas, kann man aber nicht sprechen. Der Einblick (natürlich ohne Brille) ist sehr gut - das Bild ist sofort da! Es gibt kein kidney-beaning. Die Schärfe und der Kontrast im Bildzentrum sind gut. Das Fernglas hat eine moderate kissenförmige Verzeichnung. Das wahre Gesichtsfeld beträgt laut Hersteller 5,5°. Somit ist das scheinbare Gesichtsfeld größer als 60° und deutlich weitwinklig. Die Randunschärfe beginnt bei mir bei ca. 60-70% des Gesichtsfeld-Durchmessers, lässt sich aber durch Nachfokussieren wieder Scharfstellen. Die Ursache ist in erster Linie also die Bildfeldwölbung. Schaut man aus etwas Entfernung frontal auf die Okulare sieht man kreisrunde scharfe Austrittspupillen. Bewegt man den Kopf nun etwas zur Seite und betrachtet dabei weiter die Austrittspupillen bis diese den Rand der Okularlinse berühren, sind diese nicht mehr ganz kreisförmig. Die Vignettierung ist aber vernachlässigbar klein. Natürlich gibt es gegen harte Kontraste (z.B. Stromleitung vor Himmel) leichte farbige Ränder und im Gegenlicht den einen und anderen unangenehmen Reflex.


    Erste Beobachtungen:
    Der Mond erscheint kontrastreich und ohne störende Farbsäume, solange er sich im Bildzentrum befindet. Auch die Sonnenbeobachtung (nur mit entsprechendem Objektivsonnenfilter – Erblindungsgefahr!) macht viel Freude. Flecken und Fackelgebiete sind deutlich sichtbar. Viele der klassischen Deep Sky - Fernglasobjekte, wie Plejaden, Orionnebel usw. sind natürlich dankbare Objekte. Die Abbildung der Sterne ist gut, aber mein zum Vergleich herangezogenes Dekarem (Baujahr 1954 mit einfachem T-Belag) zeigt feinere Sternpunkte die sich gegenüber dem Himmelshintergrund deutlicher abheben. An einem meiner Lieblingsobjekte, dem offenen Sterhaufen M41 war dies gut wahrnehmbar.


    Fazit:
    Der Vergleich mit dem Dekarem zeigt, dass es sich beim Meopta 12x60 um ein gut gebautes und leistungsfähiges Fernglas handelt. In Sachen Schärfe, Kontrast und Streulicht kann es aber mit der Konkurrenz aus Jena nicht mithalten. Geeignet finde ich das Fernglas auf Grund seiner höheren Vergrößerung und Einzelokularfokussierung vor allem für terrestrische Beobachtungen in großen Entfernungen, weil dabei wenig fokussiert werden muss. Durch die große Austrittspupille von 5 mm ist es auch noch gut dämmerungstauglich.


    Weiter Informationen zu den historischen Meopta-Ferngläsern findet man hier: meoptahistory




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