Lüftereinbau in SCT, OHNE FILTER !

  • Hallo Allerseits,



    Heute beschreibe ich hier den Einbau eines Lüfters in ein Schmidt-Cassegrain Teleskop. Es handelt sich um ein Meade ACF-8.
    Solche Umbau-Geschichten findet man ja nicht häufig, so wollte ich Euch dies nicht vorenthalten. Vielleicht nützt es dem Einen oder Anderen.


    Nachdem ich letztens Doppelsterne mit der Videokamera und meinem ACF-8 gefilmt habe, habe ich einen 3-Eck-Astigmatismus in den Bildern festgestellt (siehe Sternabbildungen ganz unten).
    Das ist gerade bei Doppelsternen seeehr lästig, weil man einen
    schwachen Begleiter nicht von so einer Keule unterscheiden kann.


    Nachdem ich gesehen habe, dass die Lage nicht fest zu den optischen Komponenten liegt, sondern von der Neigung in RA abhängt, wurde mir klar, dass es sich um ein thermisches Problem im Tubus handelt. Den habe ich nämlich mit 3mm Depron isoliert, was die Auskühlung deutlich erschwert, obwohl es auch den Vorteil gibt, dass das Bild doch sehr ruhig steht. Aber es stellt sich wohl eine thermische Schichtung und eine seeehr langsame Umwälzung im Tubus ein. Selbst nach Stunden ist der 3-Eck-Asti noch vorhanden, so dass man bei fallenden Temperaturen wohl nicht hoffen darf, jemals in ein thermisches Gleichgewicht mit der Umgebung zu kommen. Ausserdem wird der Strehl vermutlich doch deutlich nach unten gezogen, was ja auch nicht gut ist.


    So lag der Gedanke nahe, den Tubus zu belüften und das Problem damit zu beseitigen. Ich bin ja recht Schmerz-frei, was das rumbohren und -feilen an meinen Teleskopen angeht. Ob es verbastelt ist oder nicht, interessiert mich nicht. Ich lebe nur ein mal und da sollte das Teleskop schon gut abbilden.


    Ich entschied mich für den Einbau eines Lüfters 50 x 50 mm, weil der so gerade auf die Tubusbasis passt. Den Lüfter wollte ich nicht oben anbringen (wo er wohl thermisch die beste Wirkung hätte), damit er den Schall nicht direkt in Richtung Ohr abstrahlt. Den Lüfter kann man im Prinzip innen oder aussen anbringen, ich entschied mich für außen (warum auch immer). Hinterher wurde mir klar, dass innen wohl auch genug Platz gewesen wäre, hinterm Spiegel ist noch genug Platz. Auch der Schalter und die Stromversorgungsbuchse ragen ja ca. 15mm ins innere. Der Lüfter ist sogar nur 10 mm flach.


    Bevor der Einbau beginnt, muss man die optischen Komponenten entfernen, was bei einem SCT recht einfach geht. Schmidtplatte ausbauen (Frontring abschrauben und Schmidtplatte herausnehmen). Den Hauptspiegel entfernt man wie folgt: Sicherungsring am vorderen Ende des Blendenrohrs abnehmen, die 3 Schrauben vom Fokussierer lösen und den Fokussierer aushängen. Dann den Spiegel einfach vom Blendrohr abziehen. Spiegel noch im Tubus auf die Seite kippen und durch die 2 Ausfräsungen am vorderen Tubusende herausbugsieren. Dabei die Seite der Ausfräsung, auf der der Spiegel vorbeikommt mit Klebeband abkleben, so gibt es bei einem "Tatterich" keine Kratzer am Spiegel.


    Nun zum Einbau: zunächst ist der 48mm-Kreis für den Lüfter angezeichnet worden. Ausgesägt wurde mit der Methode "Loch an Loch bohren". So habe ich dann die Bohrungspunkte für den 2,5 mm Bohrer angezeichnet und vorgekörnt. Dann habe ich erst mal alle Körnungen mit dem Bohrer angesenkt. Das kann man hier sehen:



    Dann wurde jedes 2-te Loch durchgebohrt:



    Danach werden die anderen Löcher durchgebohrt und die verbleibende Stege mit dem Seitenschneider durchgeknabbert.
    Dann kommt einem irgendwann die mittlere Scheibe entgegen und das Loch ist da.



    Mit einer Halbrundfeile feilte ich alles glatt.


    Wie habe ich nun die Lufteinströmung realisiert? Wenn man den Frontring abnimmt, kann man die 2 Ausfräsungen für das Herausnehmen des Spiegels erkennen und dass diese breiter sind als die Schmidtplatte. Wenn man also den Frontring abnimmt, hat man hier bereits 2 Löcher, durch die Luft an der Seite der Schmidtplatte vorbei in den Tubus strömen kann. Dieses Prinzip habe ich übernommen und fräste noch mehr von diesen rechteckigen Aussparungen in den vorderen Tubusring hinein. Das ging mit einem Winkelschleifer und einer Schruppscheibe sehr gut, nach ca. 40 min war alles ausgefräst. Das Ergebnis sieht man hier:



    Bei diesen Arbeiten ist das Blendrohr unbedingt beidseitig abzukleben, damit kein Schleifstaub da hineingerät.
    Mit eingelegter Schmidtplatte sieht das dann so aus:



    Nun kann man ja den Frontring nicht einfach wieder aufschrauben, denn damit verdeckt man ja die Löcher wieder.
    Also wurde eine 3-Punkt-Befestigung mit kleinen Alu-Schienen realisiert. In die Alu-Schienen wurden gleich noch M4-Gewinde für das spätere Befestigen des Frontringes eingebracht, denn den muss man wieder anbringen und auf Abstand setzen, damit
    kein Licht an der Schmidtplatte vorbei ins Teleskop fällt. Dadurch dass da nun ein Abstand von ca. 5-8 mm bis zur Schmidtplatte da ist, kann nun die Luft problemlos einströmen.



    Weiter gehts beim Lüftereinbau: da sind die 4 Bohrungen für die Befestigungsgewinde zu machen, hier muss man sorgfältig vorgehen, damit die Bohrungen nicht an der falsche Stelle landen. Evtl. macht man sich eine Blechschablone dafür. Ich hab erhrlich gesagt eine Bohrung verhunzt. OK, die Fehlbohrung ist zum Glück aber nicht sichtbar. Zwei weitere Bohrungen
    werden für die Stromversorgungsbuchse (Buchsentyp 5.5 x 2.5) und den Ein-Aus-Ein-Schalter benötigt.


    Zur Elektrik: Der Lüfter ist ein 12V-Lüfter, aber bei 12 V läuft er viel zu stark. Ich wählte 2 Geschwindigkeiten: ab 3,2 V läuft er an und mit 3,4 V auch stabil. Das ist die "Beobachtungsstufe". Dafür wurde ein Vorwiderstand von ca. 80 Ohm gewählt. In der "Auskühlstufe" mit ca. 5 V wurde etwa 27 Ohm Vorwiderstand gewählt. Das Ganze versorge ich entweder mit einem 9V DC Gleichspannungsnetzteil (muss eine gesiebte d.h. glatte Spannung abgeben) oder auch mit einem 2 Zellen LiPo Akku. Was man an Lötarbeiten vorbereiten kann muss man vorher machen. Im Tubus geht es verdammt eng zu, da kommt man mit einer Hand und dem Lötkolben so gerade noch hin. Das reicht um die letzten Kabel anzulöten aber der Schalter sollte schon mit den Vorwiderständen und dem Kabel zur Buchse vorverlötet sein. Wenn man den Lüfter von innen einbaut und auch eine solche Buchse wählt, die man vom Tubus her einstecken kann, kann man sogar alles außen vorverdrahten. Das ging bei mir aber nicht, weil die Stromversorgungsbuchse von der Okularseite her und der Schalter vom Tubusinneren eingesteckt werden mussten. Auch das Lüfterkabel (für das man ein eigenes Loch bohren muss), kommt ja von der Okularseite her. Es ist darauf zu achten, den Lüfter richtig herum einzubauen (saugend) und auch Plus und Minus korrekt zu verdrahten. Man kann nicht einfach Plus und Minus vertauschen und hoffen, dass der Lüfter rückwärts dreht. Das würde er wohl mit dauerhafter Arbeitsverweigerung quittieren.




    Zum Schluss die Optik wieder einbauen (Schutzklebeband nicht vergessen!) und den Frontring vorsetzen.
    Den habe ich einfach mit M4-er Schrauben auf Abstand gesetzt, mit 2 gekonterten Muttern drehbar im Frontring eingesetzt.
    Hier das Ergebnis:



    Was hat es nun gebracht? Folgende Aufnahmen am Stern habe ich ermittelt:



    a) oben links: vor dem Einbau ein Stern im Sternbild Schwan (ich weiss nicht welcher): deutlicher 3-Eck-Asti.


    b) unten links: nach dem Einbau gestern abend ein Stern im Herkules. Leider war schlechtes Seeing und nach 1 Minute kamen Wolken. Dennoch kommte ich ein recht symmetrisches Bild gewinnen.


    c) Unten rechts ist das linke Bild noch etwas geschärft.


    Von 3-Eck-Asti ist erst mal nichts mehr zu sehen. Insofern ein gutes Zeichen, aber es muss sich auch bei besserem Seeing noch
    bestätigen.


    Da der Ausbau der Optik doch so einfach ist, verzichtete ich auf den Einbau eines Filters. So kommt man mit sehr wenig Druckabfall auf einen guten Luftdurchsatz bei geringer Lüfterdrehzahl. Und geringes Geräuschniveau ist mir seeehr wichtig!
    Spiegel reinigen ist eben doch kein großes Problem.


    Besten Dank für Euer Interesse und einen klaren Gruß von


    John

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