Stern mit Beulen - CDK Kollimation

  • Hallo zusammen!
    Ich habe mal wieder ein Problem mit unserem Teleskop. Es handelt sich um ein 20" Planewave, Typ Corrected Dall Kirkham, also ein elliptischer Hauptspiegel, sphärischer Sekundärspiegel und Glaskorrektorlinsen im Blendenrohr.
    Da ich zZt. neben der Diss etwas Zeit habe wollte ich die Kollimation mal überprüfen und verbessern. Kollimieren ist bei diesem Modell nur über den Sekundärspiegel möglich, der HS ist fest eingebaut.


    (Ich habe leider keine brauchbaren Fotos von den Sternen, nur Zeichnungen, aber die sollten den Sachverhalt ebenso gut beschreiben können)
    Normalerweise sollte ein defokussierter Stern ja so aussehen:


    https://www.dropbox.com/s/yzncbo0x724prik/normal.jpg?dl=0


    Bei uns sieht das ganze so aus, abhängig davon in welche Richtung man defokussiert:
    https://www.dropbox.com/s/gobq…f6os/minus_focus.jpg?dl=0


    https://www.dropbox.com/s/inn2…xv4q2/plus_focus.jpg?dl=0


    Der Strahlengang ist absolut frei, es ragt nicht hinein. Reflektierende, blanke Metallteile wurden keine gefunden. Die Vergrößerung war ca. 450 fach. Der Temperaturunterschied zw. Spiegel und Umgebung betrug ca. 0.1°K.


    An sich ist der Schatten des FS zentrisch in der Sternscheibe, nur diese Beulen und Fahnen lassen sich einfach nicht wegjustieren. Wenn ich den Schatten dezentrieren verschwinden die "Artefakte" irgendwann.


    Ich bin mit meinem Latein ziemlich am Ende. Hat jemand von euch eine Idee woran das liegen könnte?


    Danke schonmal!
    Grüße, Markus

  • Die Ursache ist relativ einfach, aber um so schwerer zu beheben. Solche Artefakte werden durch Deformation von der optimal rotationssymmetrischen Spiegelfigur verursacht. Entweder hat der HS (FS halte ich erstmal für unwahrscheinlicher) eine 'Beule' an einer Seite in der Oberfläche an sich, oder er ist an einem Punkt axial verspannt. (Dies würde sich ja ebenso in einer 'Beule' äußern)


    Zwar könnten theoretisch auch die Korrektorlinsen solche Stärungen verursachen, aber dann muß sich die Figur ändern, wenn der Stern im Feld woanders steht.


    Kleine Nachfrage - 'minus Focus' meint intrafokal? Dann würde das bedeuten, daß da etwas von unten gegen den Spiegel drückt.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Ulrich,
    danke für deine Erklärung!
    Ja minus=intra-, plus=extra-.
    Das wäre ja wirklich blöd, insbesondere da man den HS nicht justieren kann.
    Die Sterne schauen übers komplette Feld so aus.
    Rein naiv würde ich ja sagen dass es im Fokus passen sollte wenn man einmal ne Beule und einmal ne Delle hat, könnte sich ja in der Mitte (=im Fokus) wieder ausgleichen^^


    Grüße, markus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Rein naiv würde ich ja sagen dass es im Fokus passen sollte wenn man einmal ne Beule und einmal ne Delle hat, könnte sich ja in der Mitte (=im Fokus) wieder ausgleichen^^<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Schön wärs [:o)]


    Leider ist das Gegenteil der Fall: Man verringert nur die im Airyscheibchen versammelte Energie - anders ausgedrückt - den Strehl-Wert (das ist jetzt nicht mathematisch exakt ausgedrückt, triffts aber schon recht gut), weil ja dann zwei Bereiche Strahlen erzeugen, die den geometrischen Fokus nicht treffen...

  • Hallo Jan,
    der Verdacht ist mir auch schon gekommen, allerdings ist unser Teleskop offen (Gitterrohrkonstruktion) und drei Ventillatoren saugen Luft um den Spiegel und verhindern dass sich irgendwo "Warmluftzellen" bilden.
    Leider unwahrscheinlich.
    Grüße, Markus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hallo zusammen,


    ich meine es koennte sich hier um einen klassischen Fall von 'tube currents' handeln. Beobachtung, Abklaerung und Behebung ist bestens beschrieben in Suiter's 'Star Testing Astronomical Telescopes', S.142-144.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Theoretisch schon, dazu müsste man ein echtes Bild haben. Mit so einer 'ausgebissenen Ecke' würde ich dennoch eher auf einen 'verbogenen' HS tippen. Dass die Sterne über das gesamte Feld so aussehen, deutet auch mehr darauf hin, gleichwohl dürfte der Unterschied im Aussehen links vs. rechts bzw oben vs. unten bei Tubusseeing gering sein. Selbst wenn man fälschlicherweise von einem Volltubus ohne Lüfter ausgeht. Der CDK ist eine Gitterrohrkonstruktion mit Gebläse, welches die Luft aus dem vorderen Teleskopraum absaugt und nach hinten bläst. Wie könnte da ein nennenswertes Tubusseeing entstehen? Insbesondere unter Berücksichtigung von:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Temperaturunterschied zw. Spiegel und Umgebung betrug ca. 0.1°K.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    fragend


    ullrich

  • Hallo zusammen,


    hab mich noch erinnert dass beim Cassegrain so etwas auch im Blendenrohr entstehen kann. Beim CDK sind zusaetzlich Korrekturlinsen eingebaut, was Temperatureffekte noch beguenstigen koennte. Ich wuerd das auf jeden Fall nicht von vorne herein ausschliessen. Eigene Erfahrung hab ich damit kaum (aber schon Temperatureffekte im Blendenrohr gesehen), aber vielleicht kann jemand hier im Forum besser helfen.


    Gruesse
    Jan

  • Hallo Jan,
    wenn ich dich richtig verstehe sollte man ja eine Änderung an den defokussierten Sternen sehen wenn man, z.B. mit einem kleinen Handventilator, vorne ins Blendenrohr bläst und damit die dort vorhandene Luftschichtung ändert...
    Wird ausprobiert!


    Grüße, Markus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Beim CDK sind zusaetzlich Korrekturlinsen eingebaut, was Temperatureffekte noch beguenstigen koennte.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Guter Punkt. Müsste über die Lage des Teleskops aber ausgeschlossen werden können. Sprich - im Zenit dürfte das dann nicht so einseitig aussehen, wenn überhaupt sichtbar. Das bringt auch die Bedingungen für Testaufnahmen ins Spiel: Teleskoporientierung ändern, Kamera aber fest montiert lassen. Wenn sich die Orientierung der 'Beule' ändert, kann schon mal ein Defekt am HS und am FS selber ausgeschlossen werden. Und ziemlich sicher auch an der Lagerung.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kollimieren ist bei diesem Modell nur über den Sekundärspiegel möglich, der HS ist fest eingebaut.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Puh. Der FS braucht - weil sphärisch - ja prinzipiell garnicht bewegt zu werden. Der HS - da elliptisch - müsste es aber...für ein Instrument der Größe und Preisklasse irgendwie unverständlich...


    Gruß


    ullrich

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Ullrich</i>
    <br />P.S. Wenn Du einen kurzen Videoclip erstellen könntest, wäre das noch aufschlußreicher ;)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Sobald wir hier wieder mal ne Wolkenlück haben werde ich die Fotos machen. Videos sind recht schwierig zu machen, da ich deswegen nur ungern das Adapterstück am OAZ umbauen möchte...
    Grüße, Markus

  • Gruselig.


    Gibt es dazu eigentlich ein Prüfprotkoll?


    So wie das aussieht würde ich, wenn wirklich auszuschliessen ist, daß es sich um eine Luftblase handelt, das Ding dem Lieferanten vor die Füße werfen und das Geld zurück verlangen. Für 33.000 € definitiv kein Billigteleskop, wo man kleinere Mängel vielleicht noch hinnehmen könnte. Aber nicht einmal sowas.


    Gruß


    ullrich

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Ullrich</i>


    Gibt es dazu eigentlich ein Prüfprotkoll?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Leider nicht. Nur die Aussage des Herstellers dass jeder Spiegel vor dem Einbau genau geprüft und vermessen wird *hust*
    Naja, die Daten habe ich auch an Planewave geschickt, mal schauen was die dazu sagen...


    Vor die Füße werfen ist bei ca. 100kg Eigengewicht leider nicht so einfach, da brauchts erst mal nen Autokran um das Ding überhaupt von der Säule zu kriegen ;)


    Grüße, Markus

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