Die Säulen der Schöpfung (mit Workflow)

  • Hallo zusammen,


    wie in meinem NGC7000 Thema angekündigt, hier nun der Adlernebel mit Bilddokumentation der wichtigsten EBV-Schritte.


    Trotz 3 Nächten kamen "nur" 4h40min Belichtungszeit zusammen, was aber bei f/3,3 durchaus ausreicht. Mal früher mal später kam immer eine Schichtbewölkung horizontnah rein und M16 liegt bei mir schon recht weit unten, da ich aufgrund der Alpennähe ansteigendes Gelände habe und die Bregenzer (südwestlich) anscheinend ohne viel Licht nachts Angst haben. Ohne CLS-Filter würde M16 nicht gehen.


    Hier nun der Adlernebel mit den "Säulen der Schöpfung" (Bildausschnitt ca. 93'x66'):

    - 200/900 Carbon Newton mit ASA-Reducer (f/3,3)
    - AutoGuiding mit MGEN an 70/700 Achromat
    - Canon EOS 600Da mit Astronomik CLS Clipfilter
    - Kalibrieren, Stacken und Bearbeitung mit PixInsight & NeatImage
    - 3 Nächte Belichtung:
    7 X 8min (==>) ISO800 => 56 min / 15-16.07.2015
    15 X 8min (==>) ISO800 => 120 min / 16-17.07.2015
    13 X 8min (==>) ISO800 => 104 min / 17-18.07.2015
    => 4h40min Gesamtbelichtungszeit



    Zur Bildbearbeitung:
    1) Von links nach rechts: Einzelnes Raw-Frame, nach Bias&Dunkelbild-Abzug, plus Flat-Division, und schliesslich das Summenbild aus 35x 8min-Frames.



    2)Ebnen des Hintergrunds. Man erkennt dass die Aufhellung links-unten nun verschwunden ist und AutoStretch nun etwas weiter strecken kann.



    3) Farbkalibrierung. Das Histogramm zeigt schon ein gutes Ergebnis.



    4) Nun kommt Deconvolution (zu Deutsch Entfaltung?), also Schärfung durch Zurückrechnen der Störung durch Luftunruhe.



    5) Strecken und SNR Verbesserung durch Synthetische Luminanz. Warum diese Verbesserung ohne dass "frische" Information ins Bild kommen? Habe im PixInsight Forum die Erklärung gefunden: Zusammengefasst tauscht man Luminanz- gegen Farbrauschen ein, welches das menschliche Auge viel schlechter wahrnimmt. Also kein "free lunch".



    6) Kontrasterhöhung durch Dynamikkompression & "LocalHistogramEqualization" wobei wie bei vielen EBV-Schritten gilt "weniger ist mehr". Desweiteren habe ich manuell etwas an der Farbabstimmung gedreht.



    7) Nun gehts den aufgeblähten Sternen an den Kragen ganz nach dem Motto "Im Weltall hört dich niemand Schreien". Sowohl mit Sternenmaske als auch mit einer Ringmaske nach der "Gerald Wechselberger" Methode mit der PI Funktion "MorphologicalTransformation".



    8) Abschluss: Schwarzpunkt anpassen, Sättigung hoch, Unscharfe-Maskierung, Rauschfiltern und Feintuning der Farbbalance.



    Ich freue mich auf eine rege Diskussion.
    Feri

  • Prima Dokumentation des Entehungsprozess. Ich würde den R-Kanal nun nicht ganz so stark abschwächen. Dein Histogramm zeigt das Maximum der Häufigkeit der roten Pixel beim gleichen Helligkeitswert der anderen Farben. Doch bei einer weit ausgedehnten Ha-Region im Bild müsste die Statistik doch anders aussehen und zwar mit nach rechts im Hisogramm abgesetztem Peak für R.


    Jo

  • Hallo Feri,


    super Dokumentation, danke für die Mühe.
    Da kann sicher so mancher was draus lernen (ich z.B.)


    Da mit dem Sterne verkleinern ist schon grobes Schnitzwerk. Da entstehen solche Lichtbrücken zwischen
    benachbarten Sternen. Solche Art Bildbearbeitung ist also Ansichtssache. Aber der Nebel kommt besser durch.


    Danke und Gruß
    John

  • Guten morgen!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kreislauf</i>
    <br />Doch bei einer weit ausgedehnten Ha-Region im Bild müsste die Statistik doch anders aussehen und zwar mit nach rechts im Hisogramm abgesetztem Peak für R.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wäre eventuell realistischer sofern es das überhaupt gibt in der Astrofotografie, schließlich liegt Ha außerhalb der Empfindlichkeit des menschlichen Auges. Aber für deckungsgleiche Schwarzschulter (ich klau mir mal den Begriff von dir) gilt zumindest, dass es mehr Farbnuancen im Bild gibt und es schoen schwarz um den Hauptnebel ist. Das Nebel Gebiet erkennt man am Histogramm an der nach rechts flacher abfallenden Rotkurve.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: John23</i>
    <br />Hallo Feri,
    Das mit dem Sterne verkleinern ist schon grobes Schnitzwerk. Da entstehen solche Lichtbrücken zwischen
    benachbarten Sternen. Solche Art Bildbearbeitung ist also Ansichtssache. Aber der Nebel kommt besser durch.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Stimmt schon, dass es ein grosser Unterschied ist und die Lichtbruecken zwischen sehr nahen Sternen sind ein Nachteilt, aber ich finde ausser bei 100% Ansicht stören die nicht. Dafür sind die Sterne nicht ganz so dominierend und man kann sich besser auf den Nebel konzentrieren. Ist natürlich wie Vieles Ansichtssache.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: SpacemanSpiff</i>
    <br />Das Nebel Gebiet erkennt man am Histogramm an der nach rechts flacher abfallenden Rotkurve.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja. Und der Peak bei G und B markiert eher den Helligkeitswert des schwarzen, "leeren" Hintergrunds. Ich denke dieser Peak sollte für R nicht dort liegen, wenn über eine sehr große Fläche der Helligkeitswert für R überdurchschnittlich ist. Denke ich da falsch? Man kann ihn natürlich dorthin schieben, dann verzichtet man halt auf Darstellung schwächerer roter Nebelstrukturen zugunsten schillernder Farbenspiele. So ist das Zentrum bei Dir auch bläulich. Sieht ja auch nett aus.

  • Hallo,


    danke für die detaillierte Workflow - Beschreibung.


    Ja, Deconvolution ist eine inverse Faltung, also eine "Entfaltung".
    Bei der Dekonvolution finde ich, hast Du mit wunderbarem bedacht parametriert, so dass die Nebelstrukturen perfekt hervortreten, ohne dass harte Kontrastübergänkge artefaktuös in Mitleidenschaft gezogen würden. Ich persönlich finde die Dekonvolution als den schwierigsten Schritt, bei dem man mit viel Vorsicht agieren muss, um das Bild nicht schäbig zu machen.


    Viele Grüße


    Markus



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    <i>Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!</i>
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    Juniper Hill Observatory


    Markus A. R. Langlotz
    Dr.-Bruno-Sahliger-Str. 8
    D-93096 Köfering


    Die Astroseite: www.N-T-L.de
    Die Sternwarte: sternwarte.N-T-L.de
    Die Mailadresse: ntl.observatory (at) freenet.de

  • Hallo Markus,
    danke für dein Lob. Ja, bei Deconvolution sollte man mit Bedacht rangehen. Die Preview bzw. Bildausschnitt-Funktion in PI ist diesbezüglich Gold wert, so kann ich mit realistischem Zeitaufwand viel rumprobieren. Meistens lande ich bei StdDev: 1.3-1.4, 35-40 Iterationen, Global dark / Global bright 0.0001 - 0.005; und das Ganze mit Luminanzmaske über dem Bild.


    Viele Grüße
    Feri

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