Hallo Zusamen,
heute will ich euch von meinem Projekt: „treib der Monti das Gewackel aus“ berichten.
Ich besitze eine Sandard EQ 6 Pro Synscan die ich zusammen mit einem 10“ F5 GSO Newton vor 3Jahren erworben habe.
Jaaaa, so mancher wird da jetzt schon denken: Klassischer Anfängerfehler! Zu wenig Montierung für zuviel Optik!
Stimmt! Hätte ich damals schon die Profis hier gefragt wärs wohl eher ein 8“er geworden aber sei‘s drum. Ich hatte schon mit einem Dobson geliebäugelt aber bereits die Fotografie im Hinterkopf.
Die Kombi hat mir auch lange visuell Spaß gemacht. Unvergessene Nächte an denen ich meine ersten Streifzüge mit einem solchen Riesengerät machte. Bis dahin hatte ich nur eine drehbare Sternkarte und durfte bei einem Kumpel ab und zu durchs Okular schauen. Ich begann das gesehene auf Papier zu bringen und fertigte Zeichnungen von Mondkratern, Planeten und DSO’s an.
Aber ich schweife ab.
Nach gut 1 ½ Jahren fing ich mit der Astrofotografie an und musste schon bald feststellen dass diese Kombination von Montierung und Optik dafür nur sehr begrenzt zu verwenden ist. Also schickte ich meinen geliebten 10“er in eine Art Winterschlaf und legte mir einen 80er ED-Refraktor und später einen kleinen 6“ Newton fürs Knipsen zu. Dann ist mir letztes Jahr der Stativkopf gebrochen. Diesen konnte ich aber erfolgreich ersetzen, wie hier zu sehen:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=175090
Durch diesen Erfolg beflügelt reifte in mir der Gedanke meine EQ 6 zu stabilisieren damit auch mein „Großer“ mal wieder zum Einsatz kommen kann ohne dass absolute Windstille herrschen muss.
Am vielversprechendsten wäre wohl den Montierungsfuß durch etwas stabileres zu ersetzen da ich dort beim „Anstubsen“ die meiste Bewegung im System wahrnahm.
Die schon beim Stativkopf eingesetzte 17mm Edelstahlplatte schien mir da ideal und es war auch noch genug davon da.
Was mir noch fehlte war ein Stück Edelstahlwelle im richtigen Durchmesser. Aber ich hatte mir fest vorgenommen das ich da was baue sobald ich alles beisammen habe. Und siehe da:
Plötzlich war’s soweit und ich konnte loslegen.
Also ab damit auf die Drehbank und schon flogen die Späne. Danach noch anreißen, bohren und die Aussparung für den Azimutzapfen aussägen, alles sehr aufwändig. Edelstahl halt:
Die Blecharbeiten gestalteten sich sehr schwierig. Es stellte sich heraus dass die Bandsäge der Schlosserei in der ich meine Sachen basteln darf zum Schneiden von Edelstahl nicht wirklich geeignet ist. Kein passendes Sägeblatt vorhanden. Also blieb nur der Griff zum Winkelschleifer. Das machte mir anfänglich schon etwas Kopfzerbrechen weil ich für alle weiteren Schritte an den Blechteilen 2 rechtwinklige Seiten brauchte um alle Bohrungen korrekt setzen zu können und auch keine Fräsmaschine da ist. Also habe ich die Platte zwischen zwei andere Bleche gespannt und die Trennscheibe daran beim Schnitt anliegen lassen. Das hat auch sehr gut funktioniert ist aber eine Materialschlacht was die Anzahl der benötigten Trennscheiben betrifft. Das Zeug ist wirklich zäh. Danach wieder anreißen, bohren und Gewinde schneiden. Fertig sind die Blechrohlinge. Die Bohrungen für das Höhenlager hab ich vorerst mal 2mm kleiner gemacht.
Die Blechteile habe ich dann mittels 6 Schrauben M8 x 25 mit der Basis locker verschraubt.
Danach habe ich mir 3 Hilfsstücke abgedreht. Das Große dient Quasi als Platzhalter für die Montierung, die beiden Anderen nur als Maßhalter.
Mit dem Monti-Dummy habe ich die beiden Seitenteile auf den richtigen Abstand gebracht und dann die 6 Schrauben im Boden angezogen.
So war sichergestellt dass alles an seinem Platz ist und ich konnte die Bohrungen für das Höhenlager durch den Dummy hindurch auf Maß bohren.
Dann auf der Südseite mit dem Winkelschleifer die Ecken ausgeschnitten und die Hilfsstücke Montiert um den Radius für den Montierungskopf zu fertigen.
Entlang den Hilfsteilen mit dem Winkelschleifer grob die Konturen ausgeschnitten:
Danach alles eben geschliffen
An der Südseite des Radius habe ich ein Stückchen meiner Maßbezugskannte stehen lassen falls ich sie später nochmal brauchen würde:
Als nächstes habe ich noch 2 Teile aus einem 8mm Edelstahlblech geflext. Das war auch noch vom Stativkopf über, wie schön wenn sich alles so gut fügt. Diese dienen zum Einen als seitliche Stabilisierung und zum Anderen als Basis für die Polhöhenschrauben. Und einmal mehr: Anreißen, bohren, Gewinde schneiden:
Versuche mit dem Dummy haben gezeigt dass es wohl realisierbar ist die fixierung der Höhe der Montierung mittels der Höhenlagerschraube flächig Klemmbar zu gestalten. Das erschien mir wünschenswert da im Original ja die Höhe nur mittels der Polhöhenschrauben gehalten wird und hier ein unverhältnismäßig hoher Kraftaufwand nötig ist, der zu den von der EQ 6 bekannten Ábnutzungserscheinungen an den Polhöhenlagern führt.
Um diese Klemmung werkzeugfrei zu gestalten habe ich mir aus einem Scheibchen Alu ein Lager für den Schraubenkopf gebastelt und mit dem Seitenteil verbohrt.
Auf der anderen Seite wird ein Klemmhebel verbaut. Bei den Versuchen reichte es die Schraube leicht anzuziehen um den Dummy fest zu Klemmen. Versuch macht Kluch, wie’s so schön heißt. Der Test mit der Montierung dran war abzuwarten.
Was nun folgte war hauptsächlich Kosmetik: Kanten brechen, Oberflächen putzen usw.
Damit war die Hauptarbeit getan und ich konnte das gute Stück mit nach Hause packen um es mit der Montierung zu „Verheiraten“
Das hat auch wunderbar geklappt. Die Klemmung der Höhe funktioniert ebenfalls sehr gut.
Nun brauch ich nur noch auf die bereits bestellten Sterngriffschrauben für die Azimut- und Höheneinstellung sowie auf den Klemmhebel zu warten.
Sobald alles praxistauglich ist und das Wetter passt werde ich mal ausprobieren wie Stabil die gute E-Kuh jetzt meinen 10"er trägt, ich geb euch dann bescheid obs ein Erfolg war.
Bis dahin von dieser Stelle,
Grüße
Thorsten
p.s.: Bitte entschuldigt die teilweise etwas fragwürdige Bildqualität, mit dem Mobiltelefon unter Werkstattbedingungen mit zeitweise zitternden Händen vom vielen Flexen [;)][;)]