Andromeda unter Vollmond fotografieren

  • Hallo liebe Forengemeinde!


    Da mein Abflug nach Namibia unmittelbar bevorsteht (morgen Abend) und mir hier bei meinen vielen Fragen schon oft gut geholfen wurde, hätte ich noch eine kleine abschließende Frage.


    Ich habe mir neben dem Skytracker nun auch noch den Sky Adventurer geleistet und möchte daran mit meinem Sigma 150-600mm versuchen Nebel und Galaxienhaufen zu fotografieren. Ich erwarte mir nicht viel, möchte es aber versuchen.


    Mir ist auch klar, dass die "Einsüdung" dafür perfekt sein müsste und ich ein gutes Seeing brauche, nebst meiner ganzen Erfahrung als Fotograf. Was ich aber nicht weiß ist folgendes....


    Wenn der Mond am Firmament sichtbar ist - im schlimmsten Fall als Vollmond - kann man selbst im dunklen Namibia die Milchstraße nicht fotografieren weil es soll hell ist. Soweit so gut. Wie aber sieht das aus wenn man einen sehr kleinen Bildausschnitt mit 600mm Brennweite hernimmt und damit quasi tief ins Weltall zoomt?


    Kann man dadurch trotzdem Galaxienhaufen oder Nebel fotografieren (zB Andromeda oder M100) wenn die Belichtungszeit entsprechend erhöht wird? oder sind sie durch das Sonnenlicht welches vom Mond reflektiert wird einfach nicht sichtbar?


    Bitte um eure fachkundige Beratung....


    Herzlichen Dank und liebe Grüße


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,
    von dort unten wirst du Die Andromedagalaxie wohl nur schwer zu Gesicht bekommen.
    Davon abgesehen, ist Deep-Sky-Fotografie unter Mondlicht immer problematisch.
    Wenn jedoch die Luft sehr trocken ist, was man in Namibia erwarten sollte, geht immer etwas.
    Mach dir einen Plan, was du aufnehmen möchtest. Suche dir die hellen Objekte aus, die der Südhimmel bietet.
    Dann sollte auch bei Mondlicht einiges möglich sein.
    Und suche die Objekte auch danach aus, wie sie zum Mond stehen. Gleich nebenan wäre natürlich nicht sinnvoll.

  • Hallo Wolfgang,


    Gerald hat ja schon die wichtigsten Punkte angesprochen.


    Wenn es aber speziell um Andromeda (M31) geht, wirst du z.Z. kein Glück haben, da die derzeit gegen Mittag am Himmel steht.
    Abgesehen davon erreicht sie in Namibia nur Höhen von um die 25Grad. Bei M100 hast du schon bessere Karten. Die steht derzeit abends bei ca 50Grad Höhe. Allerdings steht der Mond in den nächsten Tagen sehr nah.

    Am besten du schaust mal mal in Stellarium odgl. nach, welche Objekte gut zu beobachten sind.

    VG Frank

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    Ein Blick in die Tiefen des Weltalls, ist immer ein Blick in die Vergangenheit.

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  • ÄÄÄÄH - ich würde definitiv INTERESSANTE Objekte fotografieren, die Du von hier aus NICHT zu sehen bekommen. Andromeda ist dort über dem Horizont, aber wie wäre es denn mit folgenden Regionen, die alle günstig zu sehen sind. Und der Mond, klar stört der - aber m.E. ist eine Vollmondnacht in Namibia mindestens einer guten Nacht in der Lüneburger Heide gleichwertig.


    - große Magellansche Wolke (gleich nach Dunkelwerden, 100-200mm)
    - Eta-Carina Region (gleich nach Dunkelwerden)
    - omega centauri
    - M83
    - Antares-Region
    - die ganze Gegend um das Milchstraßenzentrum
    - H12 und die Nebel daraum
    usw usw usw usw.
    Alle genannten Objekte sind spektakulär. Und ab 7.5. ist der Mond am Abendhimmel kein großes Problem mehr.
    Viel Spaß
    Hartwig

  • Herzlichen Dank an Gerald, Frank und Hartwig!


    Ich will mich ja nicht als komplettes Nudelaug outen, aber soviel ich weiß geht am 2. Mai der Mond ziemlich genau im Osten auf (zu Beginn des Astronimical Twilights) und wandert dann Richtung Norden.


    Sollte ich eher Objekte gegenüber des Mondes anvisieren, oder im rechten Winkel zu ihm (bezüglich des Streulichts)?


    Hartwig war ja schon so nett ein paar Objekte zu nennen. Was würdet ihr versuchen?

  • Das ist lustig, habe ich doch gerade letzte Nacht auf Galaxien gehalten, die nicht zu den hellsten gehören. Und erstaunlicherweise ging das nicht einmal so schlecht. Natürlich geht es _besser_ (ohne Mond), aber das war ja nicht die Frage.


    Trotzdem sind da einige Punkte, die zu berücksichtigen sind aus meiner Sicht. Ich kenne das Sigma nicht und kann deshalb nicht sagen, wie gut die Sternabbildung ist. Wahrscheinlich ist es besser, auf 400mm zu gehen. Damit der Zoom nicht verrutscht, evtl mit Tape fixieren [:I] Die Belichtungszeit sollte nicht zu lang sein, wenn der Himmel aufgehellt ist - unten gezeigte Bilder sind bei 100 ISO 4min belichtet, mit f/7. Das Stadtlicht spielte keine Rolle, weil der Mond so dominant war. Das Seeing ist auch relativ egal, denn bei 400mm ist es schwierig, an die Grenze von 2-3" heranzukommen [;)] (normalerweise ist da das Seeing eher noch besser...)
    Wichtiger als sonst sind _gute_ Flatfields, sonst sieht es so wie hier:


  • Herzlichen Dank für Deine Tipps Ullrich!


    Vielleicht hätte ich meine Frage anders formulieren sollen. Was würdet ihr in der Nacht von 4 auf den 5.05 fotografieren wenn ihr etwas nördlich von Windhoek (Namibia) in der Okonjima Lodge wärt? In dieser Nacht soll nach 2:00 Uhr früh eine sehr gute Chance zur Sichtung des Meteorschauers Eta Aquarids sein? Welches Objektiv würdet ihr dafür mit welchen Belichtungszeiten auf einer Montierung verwenden?


    Danke nochmals für eure hilfe, ich bin zwar Fotograf, aber bzgl. Deep Sky Fotografie totaler Anfänger!

  • Oh...Meteorschauer sind was ganz anderes. Da macht man kurze Belichtungen, 6-20s etwa, als Serie über eine halbe Stunde. Als Objektiv würde ich da ein lichtstarkes WW verwenden und den ISO-Wert auf min. 800 stellen. (Ich hoffe, du kannst das noch lesen...)



    Viele Grüße und viel Erfolg


    ullrich

  • Die Eta-Aquariden sollten auffallen. Sie sind einer der stärksten Meteorschauer des Jahres - hierzulande nur allgemein unbekannt wg. zu geringer Höhe des Radianten. Ist aber was für die Morgenstunden, (letzte 2-3 Stunden der Nacht) erst da steht der Radiant über dem Horizont. Und wenn es klar ist (was im April nicht der Fall sein muss), wirst Du was sehen.


    Die genannte Lodge ist südlich von Otjivarongo, Windhoek ist weit weg. Vermeide lokale Beleuchtung auf der Lodge. Oft sind diese Lodges nämlich deutlich beleuchtet. Ein empfehlenswerter Ausflug von da ist eine Fahrt zum Waterberg, und wenn Du gerne bergwanderst, ein Aufstieg aufs Waterberg-Plateau.


    Am Abend des Tages gleich nach Dunkelwerden steht der Mond ja recht niedrig, und ich würde in den Abendstunden auf die genannten Objekte gehen, die am weitesten vom Mond weg sind und die als erstes untergehen, und mich dann die Milchstraße entlangarbeiten LMC, SMC, Eta Carinae. Bist Du denn noch am 7. oder 8. da? Dann hast Du ein paar Stunden am Abend ohne Mond.
    Ich hoffe, Du hast allein schon wegen der Tiere ein Fernglas dabei. Eta Carina ist prima im Fernglas, Du siehst eine Milchstraßenwolke, einen Gasnebel besser als den Orionnebel, und das umgeben von mehreren sehr hellen offenen Sternhaufen. An dem Objekt findet jede Brennweite und jedes Teleskop seinen Himmel.


    Ein sehr gutes Programm, mit dem Du sowas planen kannst, ist Stellarium.


    Hartwig

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