Ist unser Universum ein Hologramm?

  • <b>Zur Beschreibung des Universums braucht man möglicherweise eine Dimension weniger als es den Anschein hat. Rechnungen der TU Wien legen nun nahe, dass es sich dabei nicht bloß um einen Rechentrick handelt, sondern um eine grundlegende Eigenschaft des Raums.</b>


    Auf den ersten Blick scheint jeder Zweifel ausgeschlossen: Das Universum sieht für uns dreidimensional aus. Doch eine der fruchtbarsten Ideen der theoretischen Physik in den letzten beiden Jahrzehnten stellt genau das in Frage: Das „holographische Prinzip“ sagt, dass man für die Beschreibung unseres Universums möglicherweise eine Dimension weniger braucht als es den Anschein hat. Was wir dreidimensional erleben, kann man auch als Abbild von zweidimensionalen Vorgängen auf einem riesigen kosmischen Horizont betrachten.


    Bisher wurde es nur in exotischen Raumzeiten mit negativer Krümmung studiert, die zwar theoretisch interessant sind, sich von unserem Universum aber wesentlich unterscheiden. Ergebnisse der TU Wien legen nun allerdings nahe, dass dieses holographische Prinzip auch in flachen Raumzeiten gilt, wie wir sie in unserem Universum beobachten.


    Man kennt das von Hologrammen auf Geldscheinen oder Kreditkarten. Sie sind eigentlich zweidimensional, sehen für uns aber dreidimensional aus. Möglicherweise verhält sich das Universum ganz ähnlich. „Schon 1997 stellte der Physiker Juan Maldacena die Vermutung auf, dass es eine Korrespondenz zwischen Gravitationstheorien in gekrümmten Anti-de-Sitter-Räumen und Quantenfeldtheorien in Räumen mit einer Dimension weniger gibt“, sagt Daniel Grumiller vom Institut für Theoretische Physik der TU Wien.


    Man beschreibt Gravitations-Phänomene in einer Theorie mit drei Raumdimensionen oder das Verhalten von Quantenteilchen in einer Theorie in zwei Raumdimensionen und kann die Ergebnisse ineinander überführen. Ein solcher Zusammenhang ist zunächst ähnlich überraschend als würde man mit den Formeln aus einem Astronomie-Lehrbuch einen CD-Player reparieren. Doch die Methode hat schon viele Erfolge gebracht. Mehr als zehntausend wissenschaftliche Arbeiten wurden mittlerweile zu Maldacenas „AdS-CFT-Korrespondenz“ veröffentlicht.


    Für die theoretische Physik ist das zwar wichtig, doch mit unserem Universum hat das zunächst noch nichts zu tun. Wir leben nämlich definitiv nicht in einem Anti-de-Sitter-Raum. Solche Räume haben sehr merkwürdige Eigenschaften. Sie sind negativ gekrümmt, Objekte, die man auf gerader Linie wegwirft, kommen wieder zurück. „Unser Universum hingegen ist ziemlich flach – und auf astronomischen Distanzen betrachtet ist es positiv gekrümmt“, sagt Daniel Grumiller.


    Grumiller vermutete allerdings schon vor einigen Jahren, dass ein Korrespondenzprinzip auch für unser reales Universum gelten könnte. Um das herauszufinden, muss man Gravitationstheorien konstruieren, die keine exotischen Anti-de-Sitter-Räume brauchen, sondern in gewöhnlichen flachen Räumen zu Hause sind. Daran wird seit etwa drei Jahren in einer internationalen Kooperation von der Universität Edinburgh, Harvard, IISER Pune, dem MIT, der Universität Kyoto und der TU Wien gearbeitet. Nun veröffentlichte Grumiller mit Kollegen aus Indien und Japan einen Artikel im Journal „Physical Review Letters“, das die Korrespondenz-Vermutung in einem flachen Universum bestätigt.



    Grafik: TU Wien


    „Wenn die Quantengravitation im flachen Raum eine holographische Beschreibung durch eine gewöhnliche Quantentheorie zulässt, dann muss man physikalische Größen in beiden Theorien berechnen können, und die Ergebnisse müssen übereinstimmen“, sagt Grumiller. Insbesondere muss sich eine Schlüsseleigenschaft der Quantenmechanik – die Quantenverschränkung – auch auf der Seite der Gravitationstheorie finden.


    Wenn Quantenteilchen verschränkt sind, lassen sie sich mathematisch nicht getrennt beschreiben – sie bilden quantenphysikalisch betrachtet ein gemeinsames Objekt, auch wenn sie weit voneinander entfernt sind. Ein Maß für die quantenmechanische Verschränkung ist die sogenannte „Verschränkungsentopie“. Gemeinsam mit Arjun Bagchi, Rudranil Basu und Max Riegler konnte Daniel Grumiller zeigen, dass man für diese Verschränkungsentropie in einer flachen Quantengravitationstheorie und in einer niedrigdimensionalen Quantenfeldtheorie tatsächlich denselben Wert erhält.


    "Diese Rechnung bestätigt unsere Vermutung, dass das holographische Prinzip auch in flachen Raumzeiten realisiert sein kann. Es ist somit ein Hinweis für die Gültigkeit dieses Prinzips in unserem Universum." erklärt Max Riegler, DOC-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Daniel Grumillers Forschungsgruppe. "Allein die Tatsache, dass wir auf der Gravitationsseite über Quanteninformationsbegriffe wie Verschränkungsentropie reden können ist verblüffend und war vor einigen Jahren noch schwer vorstellbar. Dass wir sie nun sogar als Werkzeug verwenden können um die Gültigkeit des holographischen Prinzips zu testen - und das dieser Test auch funktioniert hat – ist wirklich bemerkenswert“, sagt Daniel Grumiller.


    Damit ist natürlich noch nicht bewiesen, daß wir tatsächlich auf einem Hologramm leben – doch die Hinweise auf die Gültigkeit des Korrespondenzprinzips in unserem realen Universum scheinen sich zu verdichten.


    Weitere Infos auf den Seiten der TU Wien unter http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/9447/

  • Hallo,
    mein Gefühl sagt mir, dass das holographische Prinzip sehr interessant ist für unser Verständnis vom Universum und der Quantenphysik.
    Mein Verstand kann aber nicht wirklich folgen. Wiki gibt da auch nicht viel her. Kann man das irgendwo populärwissenschaftlich nachlesen?
    Oder ist jemand in der Lage das einem Laien hier ansatzweise verständlich zu machen, oder ist der Schritt einfach zu groß?
    Gruß,
    Ralf

  • Eher ist es eine Computer-Simulation....


    Beschränkte Lichtgeschwindigkeit = beschränkte Rechenkapazität
    Quantisierung = Bits & Bytes im Computer (nicht mehr teilbar)

  • Ich checks auch nicht.


    Ein Hologramm auf einem Geldschein sieht zwar 3D aus, ist und bleibt aber 2D. In dieser Welt (zumindest dort, wo ich wohne) gibt es aber unumstösslich 3D. Also wie kann unsere Welt 2D sein, aber 3D erscheinen?? Kopfkratz ...

  • Danke, Nico. Ich hab's mir gerade angesehen - nun schlauer bin ich nicht wirklich geworden.


    Leben wir innerhalb eines SL oder an der 2D Oberfläche eines SL?


    Der Herr mit dem grauen Bart meinte, 3D sei nur eine Illusion. Unsere Realität sagt aber was anderes. Oder wird unsere Gehirn einfach nur getäuscht; ich hoffe, es das ist es nicht, denn dann könnte ich auch behaupten, wir leben im Ohrenschmalz eines überdimensionalen Riesen.

  • Waaass? Eine sehr uncharmante Idee. Mit dem Vorhandensein der Dunklen Energie liegt doch Nahe das es &gt;3 Dimensionen gibt. Oder?


    Ich stelle mir folgendes Gedankenexperiment, und zwar eine Simulationswelt in 2D (Länge und Breite) vor: Eine Schattenwand wird von hinten bestrahlt. Nun laufen zwei Kreise aufeinander zu. Mit der Newtonmechanik kann man diese Bewegungen problemlos beschreiben.


    Nun beobachten wir folgendes Phänomen: Man entdeckt einen sehr kleinen Punkt der immer größer wird. Nun, da wir ja in eine 2D-Welt mit Länge und Breite leben, wissen wir nicht, warum erst der Punkt zuerst ganz klein ist und dann immer größer zu einem Kreis wird. Mathematisch können wir das anhand von Beobachtungen dennoch beschreiben. Aber man kann auch Phänomene beobachten, dass z.B. die anderen Kreise bei gewissen Bedingungen beeinflusst werden. Aber erst der Wechsel in die dritte Dimension (Tiefe) wird uns klar, dass der Kreis eine Kugel ist und von hinten kommt und die anderen Kugeln anstoßen.


    So in etwa stell ich mir das mit der Dunklen Energie vor. Es sind also mehr Dimensionen nötig. Die M-Theorie arbeitet sogar mit 10 Dimensionen.

  • Hallo Nico,
    Danke für den Link.
    Ein bisschen klarer ist es mir nun schon geworden. Ich bin aber trotzdem noch an weiteren Informationen interessiert und werde mich mal ein wenig umsehen. Für weitere Tipps wäre ich dankbar.
    Ich denke, man sollte gar nicht erst versuchen sich das irgendwie vorzustellen.
    Mit dieser Idee im Hinterkopf, -den Raum mal einfach weg zu lassen-, gibt es vielleicht bald ganz neue Formeln, um etwas zu beschreiben. Vielleicht lösen wir so die großen Rätsel.
    Uncharmant ist diese Theorie tatsächlich, aber genau das macht sie so interessant, weil sie sich nämlich ganz weit von unserer Alltagswahrnehmung entfernt hat, und es gibt offensichtlich genügend Hinweise, dass es sich dabei nicht um Spinnereien handelt.
    Bisher war´s doch immer so, dass wir Dimensionen hinzugefügt haben um etwas beschreiben zu können. Im ersten Artikel über die Stringtheorie den ich gelesen hatte waren es 92 Dimensionen.
    Diesen anderen Weg finde ich viel faszinierender.
    In dem Buch von Adwin A. Abbott "Flächenland" wird eine 2-dimensionale Welt beschrieben. Die gesamte Welt funktioniert auch in nur 2 Dimensionen, wenn auch anders.
    Viele Grüße,
    Ralf

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">dunkle Materie und dunkle Energie sind auch nur Theorien, das wird gerne übersehen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich beschreibe es immer so: Dunkle Materie und Dunkle Energie sind nur Begriffe für Phänomene, die wir messen, aber nicht erklären können.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich beschreibe es immer so: Dunkle Materie und Dunkle Energie sind nur Begriffe für Phänomene, die wir messen, aber nicht erklären können.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Genau das wollte ich mit meinem Gedankenexperiment sagen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: OnkelBenz</i>
    <br />Ich checks auch nicht.


    Ein Hologramm auf einem Geldschein sieht zwar 3D aus, ist und bleibt aber 2D. In dieser Welt (zumindest dort, wo ich wohne) gibt es aber unumstösslich 3D. Also wie kann unsere Welt 2D sein, aber 3D erscheinen? Kopfkratz ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dein Auge empfängt ein 2D Bild!
    Nur das Gehirn setzt es "zusammen" - was da draußen wirklich ist, weiß doch keiner!

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: astrops</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: OnkelBenz</i>
    <br />Ich checks auch nicht.


    Ein Hologramm auf einem Geldschein sieht zwar 3D aus, ist und bleibt aber 2D. In dieser Welt (zumindest dort, wo ich wohne) gibt es aber unumstösslich 3D. Also wie kann unsere Welt 2D sein, aber 3D erscheinen? Kopfkratz ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dein Auge empfängt ein 2D Bild!
    Nur das Gehirn setzt es "zusammen" - was da draußen wirklich ist, weiß doch keiner!


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nee, nee, so einfach ist es nicht. Selbst, wenn mir mein Gehirn was vorgaukelt, die Tatsache, dass ich in ein Flugzeug steigen und fliegen kann, zeigt, dass wir in einer 3D-Welt leben. Da kann das Gehirn sagen, was es will: die Experimente sprechen eine eindeutig andere Sprache.

  • (==&gt;)astrops:


    Nein, so ist es nicht. Der Witz beim Hologramm ist, dass es sich eben nicht um eine optische Täuschung im klassischen Sinne handelt. Es wird also nicht irgendeine Besonderheit der Auge/Hirn-Architektur verwendet, um den Betrachter zu überlisten.


    Was da vom Hologramm kommt, ist eine Lichtwelle, die tatsächlich so beschaffen ist, wie wenn sie von einem dreidimensionalen Objekt stammen würde.


    Das Grundprinzip ist, dass eine 2D-Fläche mit einem Interferenzmuster beschrieben wird. In dieser Fläche sind dann, über die ganze Fläche verteilt, die Informationen einer 3D-Welle gespeichert. Wenn ich die jetzt auslesen will, also die usprüngliche Welle rekonstruieren möchte, muss ich das Hologramm auf eine bestimmte Art beleuchten, so dass die Rekonstruktionswelle mit dem Hologramm interferiert und das Ergebnis wieder die ursprüngliche Welle ist.


    Die Idee der AdS-CFT-Korrespondenz findet auch an anderer Stelle Anwendung, zum Beispiel bei den Hochtemperatursupraleitern.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Holografisches_Prinzip


    Was man in diesem Bereich immer beachten muss: Es handelt sich erstmal nur um eine (vermutete) Äquivalenz zweier mathematischer Beschreibungsverfahren. Wieviel "tatsächliche" Physik, wie auch immer man das definieren möchte, dahinter steckt, ist dann die nächste Frage, eine Frage die sicherlich auch philosophische Themen berührt.

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