Misslungener Versuch an der Nadelgalaxie

  • Hallo Sternfreunde,


    eigentlich wollte ich euch die Nadelgalaxie NGC 4565 zeigen. Leider konnte ich aus der Serie nur 5 Frames mit jeweils 600 s Belichtungszeit verwenden.
    Etwa jede zweite Einzelbelichtung zeigte eigenartige Sternspuren, die ich rechts im Inset zeige:



    Ich bin ziemlich ratlos, welche Ursache solche Spuren haben könnten. Vielleicht hat der eine oder andere von euch eine Idee?


    Gruß und CS
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ich hatte letztens ein ähnliches Phänomen, allerdings waren die Sterne ein einziger Strich, nicht wie bei dir einzelne Punkte.
    Dazu habe ich auch einen Thread eröffnet und ein paar Antworten erhalten
    Schau mal rein, vielleicht hilft es



    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=178960


    Hoffentlich hilft es. Ich probier erst heute wieder, letzten Donnerstag war es bei mir weg, allerdings war ich auch nicht lange draußen.


    LG
    Jörg

  • Hi Thomas,


    da hat deine Montierung wohl gehangen und ruckelte dann wieder auf die richtige Position hinterher. Wenn du die schlechten Bilder per Nachverarbeitung genügend hochziehst dürften auch die schwächeren Sterne dieses Muster zeigen.


    Anstellung Schnecke ans Schneckenrad mal überprüfen, dazu auf mögliches Spiel der Achse achten.


    Gruß
    Stefan

  • Kann die Ursache sein, dass das automatische Guiding-System zwischen zwei Leitstern andauernd wechselt? Evt. mal ein Feld mit nur einem prägnanteren Stern wählen.


    Jo

  • Hallo Jörg, Stefan und Jo,


    vielen Dank erstmal für eure Hinweise.
    Ratlos bin ich in erster Linie deshalb, weil es eben nicht diese charakteristische Strichspur ist, die für einen Nachführ- oder Montierungsfehler spricht. Sollte irgendetwas klemmen, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß die deutlich sichtbaren Sternabbilder innerhalb der Spur so einheitlich rund sein können.


    Ich werde trotzdem mal bei Gelegenheit das Schneckenspiel prüfen und ggf. einstellen.


    Daß die Guidecam zwischen zwei Sternen umherspringt, schließe ich hier mal aus. Erstens stelle ich die Belichtungszeit der Guidecam immer so ein, daß ein eindeutiger Leitstern erkannt wird. Zweitens war der Guidegraph an diesem Abend sehr gleichmäßig (+/- 0,8").


    Wäre es vielleicht vorstellbar, daß ein Fremdkörper im Schneckengetriebe diesen Fehler verursacht?


    Gruß Thomas

  • Was heißt denn Guidegraph? Die Koordinaten des Sterns auf dem Sensor oder die Korrekturbefehle?


    Und weiterhin, wie sieht es denn aus wenn die Aufnahmen einfach ohne Ausrichtung überlagert werden? Wo liegen dann die Sterne im Folgebild? An dem Ort versetzt an dem die Strichspur der vorigen Aufnahme endet oder wieder am Ort des hellsten Sternbildes?

  • Hi Jo,


    Guidegraph ist die Guidingkurve in PHD2.


    Wie es aussieht, wenn ich die Aufnahmen ohne Ausrichtung stacke, kann ich dir nicht sagen. Logischerweise hab ich die ja nicht gestackt und hab sie leider auch nicht mehr.


    Gruß Thomas

  • Hi Thomas,


    na ja, weshalb denn nicht? Nehmen wir mal an das irgendwas zwischen Motor und Schneckenrad schwergängig ist.


    Schwergängigkeit kann bei Schrittmotoren zu Schrittverlusten führen, dann will der Motor drehen, tut es aber nicht. Ebenso könnte eine Schwergängige Stelle etwas verdrücken, also nicht die Bewegung sauber auf das Schneckenrad bringen sondern eben zu einer Auswanderung führen.


    Wenn das nicht gleichmäßig erfolgt, also dazwischen sich alles für einen Moment korrekt bewegt, wird der Stern punktförmig, aber an der falschen Stelle abgebildet. Wenn es mehrmals hintereinander so passiert hättest du genau die Abbildung.


    Bleibt nur die Frage weshalb das Guiding scheinbar erst spät reagiert. Hast du mal aus der Länge der Strichpunktspur die Zeit dieses Vorgangs ermittelt? Könnte bei der Analyse helfen.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: T_Seime</i>
    <br />Hi Jo,


    Guidegraph ist die Guidingkurve in PHD2.


    Gruß Thomas
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jaja, fragt sich halt nur welche Bedeutung hinter den Datenpunkten steckt, bzw. was da zu interpretieren ist.


    Die auffaddierten Korrekturwerte oder die jeweilige Abweichung vom Soll?


    Wenn es die jeweilige Abweichung ist, wird ein schnelles Springen auf einen anderen Stern nur als Spike angezeigt, in den aufaddierten Korrekturwerten würde man den Sprung zum anderen Leitstern als <u>unsteten Versatz</u> der Kurve sehen. Kommt drauf an ob da alle Daten protokolliert sind.

  • Hallo Jo,


    da es eine Nulllinie gibt, würde ich meinen, die Kurve zeigt die momentane Abweichung vom Sollwert. In der Statuszeile zeigt PHD an, wie groß (in Px), wie lange (in ms) und in welche Richtung der jeweilige Korrekturimpuls erfolgt, um diese "Sollposition" des Leitsterns (die ja beim Kalibrieren der Guidingcam exakt ausgemessen wird) wieder zu erreichen. Würde jetzt anstelle dieses kalibrierten Leitsterns plötzlich ein anderer Stern verwendet, müßte sich das Springen sehr deutlich in der Kurve zeigen, tut es aber nicht! Die Kurve läuft sehr homogen durch.


    Interessanterweise muß ich noch folgendes dazu sagen: Bevor ich die Nadelgalaxie anvisiert habe, hatte ich eine Serie an M81/82 gemacht. Dort hatte ich nur einen einzigen Frame Ausschuß, und der Fehler sah auch ganz anders aus (ich habe auf eine Windböe getippt). Da der Weg der Montierung von M81 zu NGC3454 auch nicht allzu weit ist und die Monti dabei auch nicht umschlägt, schließe ich hier die Wirkung einer geänderten Teleskopbalance ebenfalls aus.


    Gruß Thomas

  • Hallo Thomas,


    auf jeden Fall mal nachprüfen, ob die Monti nicht irgendwo am Umfang festgeht (kann auch temperaturabhängig sein, also erst bei
    tiefen Temperaturen auffallen). Das Schneckenrad könnte ja minimal elliptisch sein, wenn man da das Schneckenspiel auf 0 einstellt,
    kann es auch mal schnell klemmen.


    klare Grüße
    John

  • Sehr seltsam finde ich, dass die Galaxie selbst und einige Sterne diese <font size="4"><font color="red">keine </font id="red"></font id="size4"> Strickspuren aufweisen.
    Somit schließe ich einen Nachführfehler grundsätzlich aus!
    Ich vermute den Fehler in der Software der Kamera oder des/der Bearbeitungsprogamme.

  • Hallo Hanswerner,


    die Sterne sind hell und punktförmig gegenüber der Galaxie- daher sieht man die Spuren auch nur an den hellen Sternen. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich vermute den Fehler in der Software der Kamera oder des/der Bearbeitungsprogamme.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wie sollte sich dieser Fehler nur auf einen Teil der hellen Sterne auswirken?


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Hanswerner,


    Softwarefehler kann man mit Sicherheit ausschließen! Der eingesetzte Bildausschnitt rechts ist ja das völlig unbearbeitete RAW der EOS. Die schwachen Sterne sehen mit Sicherheit genauso aus, nur kann man es eben nicht so deutlich sehen; zumindest der Galaxienkern weist aber ebenfalls die Strichspur auf (links unterhalb des Kerns zu erkennen).


    Einen eigentlichen Nachführfehler schließe ich ebenfalls aus, dafür war die Guidingkurve zu glatt.


    Bleibt also nur noch, den Fehler in der Montierung zu suchen; das werde ich bei Gelegenheit machen.


    Gruß Thomas

  • Hallo Thomas,
    hast du schon rausgefunden was der Fehler war?
    Ich finde es nach wie vor seltsam, dass einige Sterne (auch der Stern vor der Galaxie) und die Galaxie selbst scharf und punktförmig abgebildet werden. Sowas habe ich bisher noch nicht gesehen. Jeder mechanische Fehler würde sich auf das komplette Bild übertragen. Kamera- und Softwaretechnisch war alles ok. Was bleibt dann noch?

  • Die Galaxie zeigt ebenfalls ein Doppelbild, der Kern ist schwach unten drunter nochmal abgebildet. Bei den Sternen faellt die Strichspur waehrend der Drift halt mehr auf, da mehr Photonen auf weniger Pixel konzentriert sind.


    Nun mal in den Ring geworfen:


    - Nachfuehrgraph zeigt keine Auffaelligkeiten
    - Abbildendes Teleskop springt nach kurzer Verweildauer von einer zu einer anderen Position. Die Bewegung dazwischen ist geradlinig und gleichfoermig, und es ist nicht erkennbar, in welcher Position die Endlage erreicht wurde.


    Meine Vermutungen:


    - Mechanisches Problem am Leitrohr: Okularauszug nicht festgeklemmt, oder Leitrohr klappert relativ zum abbildenden Teleskop.


    - Mechanisches Problem am abbildenden Teleskop: Klappernde Optik oder wiederum ein loser Okularauszug.


    - Ein sich verhakendes Kabel, das sich langsam straffte um sich dann ruckartig zu loesen. Waehrend der Spannungsphase kann es an der abbildenden oder der Leitkamera gezogen haben.


    Wenn die Leitkamerasoftware keine Auffaelligkeiten zeigt, dann muss auf dem Weg von der optischen Achse des Leitrohrs zur optischen Achse des abbildenden Systems irgendetwas passiert sein.


    Ich habe selber einen 250/2000er RC auf EQ6 pro mit Zenitstar 66 (f=355mm) und Lacerta Autoguider im Einsatz. Und wenn ich "Wuerstchen" bekomme, dann liegt es an einer vergessenen Festklemmung (z.B. Okularauszug Leitrohr) oder an einem in der Dunkelheit uebersehenen, sich straffendem Kabel.

  • Hallo Hanswerner,
    leider konnte ich der Ursache noch nicht genauer auf den Grund gehen, da mich momentan eine starke Bindehautentzündung einfach nicht scharf sehen lässt.


    Hallo Jürgen,
    dem Hinweis mit dem nicht festgeklemmten OAZ des Leitrohrs werde ich mal nachgehen, das ist schon denkbar.
    Den OAZ des Hauptteleskops schließe ich aus; den hab ich derweil so modifiziert, daß der äußerst stabil ist (was er nicht immer war). Während einer Aufnahmeserie von manchmal bis zu vier Stunden brauch ich mittlerweile noch nicht einmal nachfokussieren! Ich überprüfe das jeweils zu Beginn und am Ende einer Serie mit der Bathinovmaske.
    Ein ziehendes Kabel würde ich auch ausschließen, da zumindest bei der Serie an der Nadelgalaxie die Kabel sehr locker nach unten hängen und auch lang genug sind. Beschwören kann ich das natürlich nicht, da ich während einer Serie nicht am Teleskop bin.


    Gruß Thomas

  • Evtl. hilft auch eine genauere Beschreibung des Fehlerbilds. Sieht diese Strichspur wo sie sonst noch Aufritt exakt genauso aus? Passierte es regelmässig alle zwei Aufnahmen oder zufällig, oder zeitlich begrenzt und gehäuft?

  • Hallo Jo,


    wie läßt sich ein Fehler besser beschreiben als mit einem Bild?!
    Ich hab mir jetzt noch mal Mühe gegeben und es ist mir tatsächlich gelungen, die bereits gelöschten Originaldateien wieder herzustellen.


    Programmiert war eine Serie von 12 x 600 sek. Die Serie umfaßt die Aufnahmen 8069 bis 8080. Folgende Frames sind fehlerhaft:
    8071, 8072, 8073, 8075, 8079, 8080
    Es ist also irgendwie kein System dahinter.


    Jetzt hab ich in PS alle fehlerhaften Frames als separate Ebene übereinander gelegt. Das sieht dann so aus:



    Die unteren Spuren sind die Frames 8079/80, die nach rechts laufende Spur ist der Frame 8075 und nach links der Rest.


    Man sieht also deutlich, daß die Spuren weitgehend aufeinander liegen, allerdings sind ALLE unterschiedlich lang. Seltsam ist der Frame 8075, der genau in die entgegengesetzte Richtung läuft.


    Vielleicht hilft das irgendwie weiter?


    Gruß Thomas

  • Hab leider keine wirkliche Idee. Mist.


    - Der Fehler tritt in 2h sechs mal zufällig in Deklination auf (Vergleiche Orientierung der Galaxie mit Sternkarte).
    - Der gesamte Weg ist in DEC jedesmal unterschiedlich lang.
    - Die Galaxie mißt 16 Bogenminuten, die Auslenkunen in DEC sind also ca. 2-4 Bogenminuten
    - Die Strichspuren sind nicht stetig, sondern punktiert, also in kleinen Intervallen ausgeführt.
    - Die Spuren laufen genauso punktiert wieder auf den Ursprung zurück, das sieht man an den teilweise leicht versetzten Punkten wenn man ganz groß reinzoomt, also in kontrollierten Intervallen.
    - Am Endpunkt jeder Strichspur sieht man einen minimalen Versatz in RA, was für eine Richtungsumkehr in Deklination spricht.
    - Es sind keine Sprünge in RA und DEC gleichzeitig sichtbar, wie sie üblicherweise bei Dreck im Getriebe oder falsch einstellten Spiel oder Lagerspiel entstehen.


    Das alles deutet für mich auf eine zufällige Ursache hin und nicht auf einen systematischen oder mechanischen Fehler. Evtl. sind immer mal wieder kleine Wolken durchgezogen und der Guider hat darauf so reagiert?


    Weiterhin bitte nochmal den Guidinggraphen in Deklination checken, es kann nicht sein dass der glatt ist. Deine Aussage von der ersten Seite betraf wohl nur den Guidinggraph in RA.
    Evtl. Auch mal die "guten" Aufnahmen einfach ohne Ausrichtung überlagern.


    Und gute Besserung!

  • Hallo Jo,


    vielen Dank erstmal für deine Besserungswünsche; es ist schon ziemlich lästig, wenn man fast in den Monitor reinkriechen muß, um überhaupt was erkennen zu können.


    Gestern abend habe ich versucht, den Fehler zu reproduzieren. Dazu habe ich eine Serie von 12 Einzelframes mit je 600 sek. an M101 gemacht.
    Das ist das Ergebnis:



    Die Bedingungen gestern waren bei weitem nicht so gut wie neulich an der Nadelgalaxie (Dunst). Abgebildet sind die unbearbeiteten Original-RAWs der EOS.
    Auffallend ist, daß nach dem groben Fehler im Frame 6 die Galaxie an einer gänzlich anderen Sensorposition steht!


    Hier hab ich noch den Monitordump von PHD2. Man erkennt sehr deutlich, daß die Guidingkurve auch hier relativ glatt ist; die größeren Abweichungen schiebe ich mal auf den Dunst. Man sieht auch deutlich, daß die Guidingcam eigentlich gar keine Chance hat, zwischen verschiedenen Leitsternen zu springen.



    Im Interesse der Erkennbarkeit hab ich die Bilder nicht weiter runterskaliert. Ich hoffe, daß außer dir vielleicht noch irgendjemand eine Idee hat, woher der Fehler kommt.


    Genau genommen hätte ich auch wieder die Nadelgalaxie ins Visier nehmen müssen, um den Fehler wirklich real zu reproduzieren. Aber da waren die Bedingungen einfach zu schlecht.


    Gruß Thomas

  • "Hier hab ich noch den Monitordump von PHD2. Man erkennt sehr deutlich, daß die Guidingkurve auch hier relativ glatt ist;"


    Leider lieferst du nur selektive und wenig aussagekräftige Informationen zum Guidingprotokoll. Das ist ja nicht das Guidingprotokoll über 2 Stunden.


    In 3, 9, und 10 Fehler in Deklination, bei 6 und 7 zusätzlich in RA. Gemäß Bildern 3, 6, 7, 9, 10 Abweichungen, die auch im Guiding-Protokoll dann dort zeitweise sichtbar sein müssen.


    Ciao,
    Jo

  • Hi Jo,
    sorry, hast recht. Da hab ich gar nicht dran gedacht.
    Ich glaube, mit der gesamten Kurve lassen sich besser Rückschlüsse ziehen :)


    Hier also die mit PHDLab aufbereitete gesamte Guidingkurve:



    Jetzt sieht man natürlich auch die entsprechenden Fehlerereignisse.


    Bleibt jetzt eigentlich nur noch die entscheidende Frage: Woher kommen diese plötzlichen Fehler?


    Gruß Thomas


    P.S.: Wenn es hilft, schick ich dir die Logdatei per Mail.

  • Definitiv kein Mechanikfehler. Irgendwo Wackelkontakt an Steckern? Vielleicht spinnt ja ein elektronisches Bauteil am ST4-Port. Was passiert, wenn du die Agressivität veringerst? Beschreib doch mal den techn. Aufbau Deines Guidingsystems und nenne die Modelle der Komponenten.


    Evtl. schilderst Du das mit den wichtigen Informationen nochmal in einem passenderen Forum, dann findest Du vielleicht mehr Meinungen zu Deinem Problem. Hier wollen die Leute glaube ich eher Bildchen besprechen.

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