Wie bekomme ich Lichtschwache Objekte scharf?

  • Hallo Leute.


    Ich wollte mal fragen, wie man lichschwache Objekte, in der Kamera scharf stellen kann!? Es gibt ja einige Objekte, wo kein heller Stern in der nähe ist. Nun prokelt man da Minutenlang rum und bekommt das Objekt trotzdem nicht scharf. Scheinerblende wäre eine Möglichkeit.


    Aber könnte z.B. auch einfach einen hellen Stern am Himmel nehmen, scharfstellen und dann zig Grad woanders hinschwenken und das neue Himmelsobjekt wäre dann auch scharf?


    Eigentlich dürfte das ja nicht klappen, da die Entfernungen der Objekte stark variieren.


    Danke im Voraus.


    Beste Grüße, Sami

  • Ja das ist so eine Sache mit den schwachen Sternen. Bei DSLR im Live view auf 10 mal zoomen und dann fokussieren, oder mit einem vergrößerndem Winkelsucher (Seagull) scharfstellen.. CCD Bathinovmaske und 3Sek belichten und scharfstellen. Ich würde dir nicht raten im Osten einen Stern scharfzustellen und dann im Westen aufzunehmen. Weil dir könnte beim schwenken des Teleskopes dein OAZ leicht kippeln, und schon ist der Fokus futsch.

  • Sami,
    beim Scharfstellen gilt: Alles außerhalb der Erde ist "weit" entfernt, im "Unendlichen". Der Schärfefokus ist unverändert.


    Hintergrundwissen:


    Es gilt die Formel:
    1/p + 1/q = 1/f


    mit
    p = Bildfokus
    q = Objektentfernung
    f = Objektivbrennweite


    Der Unterschied des Bildfokus von der Teleskop-Brennweite ist somit 1/p (Umkehrwert der Objektentfernung). Die Unterschied ist (wenn man alles in Millimeter angibt), schon ab 100 Kilometer Entfernung dann nur noch 1/100.000.000 (also ~10 Mikrometer, bei einer Brennweite so 1000 Millimeter) und damit jenseits der Justiergenauigkeit, mit der du den Fokus scharfstellen kannst. Genau kannst du es durch Umformen der Gleichung ausrechnen, wenn du zudem das p durch f+x ersetzt. x ist dann der Stellwert im Okularauszug, um den der Fokus von f (Teleskopbrennweite als "Nullwert") abweicht.

  • Hi Sami,


    mit Bathinovmaske auf einen Stern fokussieren. Die Entfernung der Objekte ist so groß, das sie für den Fokuspunkt deiner DSLR keine Relevanz mehr haben.
    Wäre das so, dann wäre die Fokussierung mit der Bathinovmaske jedesmal ein echter Auftrag. Du müsstet jedesmal erst einen Stern ermitteln der die gleiche Entfernung hat wie z.B. der Nebel den du ablichten möchtest.
    Vorteil der Bathinovmaske...du hast ein klar definiertes Beugungsbild das du einstellen musst und musst dich darauf verlassen was dein Auge dir als scharf vermittelt.


    Gruß
    Rolf

  • Ups, sorry für die sehr vereinfachte Darstellung von Kalles Erläuterung zum Thema Fokus, hab wohl etwas zu lange gebraucht den Text zuende zubringen[:D]


    Gruß
    Rolf

  • Hallo Männers.


    Vielen Dank für eure Antworten. Kalle du bist der Boss. Wie kann man solche Berechnungen nur kennen? Bist du Mathematiker? Als Otto Normalverbraucher kann man sowas jedenfalls nicht berechnen :)


    Hey Firstscope.


    Habe gerade in deiner Signatur gesehen, das du eine MON2 Monti besitzt. Da du eine Lacerta hast, nehme ich an, das du auch Guidest. Wie macht sich die Monti mit dem 6" f6 Newton? Alles Stabil?


    Habe nämlich die Bresser Exos2 mit einem 8" f5. Am Orionnebel, Pferdekopf + Flammennebel bekomme ich mit einem Doppelschrittmotor brauchbare, runde Sterne bei ca. 1,5 Minuten Belichtungszeit hin. Nun überlege ich mir, eine GoTo Steuerung zu kaufen. Allerdings weiß ich aufgrund fehlender Erfahrung nicht, ob das rausgeschmissenes Geld ist für diese Monti mit dem Newton. Naja, vielleicht sollte ich mich damit mal an ein anderen Forumsabschnitt wenden.


    Beste Grüße, Sami

  • Hi Sami,


    ist ein f/5 kein f/6[:D]
    Ich bin mit der Kombi sehr zufrieden, aber bei spätestens 90sek legt die Henne Eier.
    Noch guide ich nicht. Habe zwar vor kurzem eine ALCCD5L IIc erstanden, aber damit konzentrier ich mich derzeit noch auf reine Planetenfilmerei, immer schön eine Baustelle nach der anderen[;)]


    Zitat:"Nun überlege ich mir, eine GoTo Steuerung zu kaufen. Allerdings weiß ich aufgrund fehlender Erfahrung nicht, ob das rausgeschmissenes Geld ist für diese Monti mit dem Newton."


    Das kann ich dir auch nicht beantworten. Aber den Schaden in Grenzen halten geht grad hier ganz gut:
    http://www.bressershop.de/item.php5?lang=de&id=4951750001


    Gruß
    Rolf

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Wie kann man solche Berechnungen nur kennen? Bist du Mathematiker?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nicht ganz. Ich merke mir nur diese eine Formel über "optische Abbildungen an dünnen Linsen/Spiegel" (siehe oben mit den Kehrwerten). Wenn ich was konkretes brauche, dann forme ich die passend um und löse die nach p oder nach Substitution mit f+x nach x auf. Das krieg ich mit der Schulmathematik noch hin. [;)] Andere schlagen da in ihrer Formelsammlung nach. Jeder so wie er will ...


    Gruß

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Eigentlich dürfte das ja nicht klappen, da die Entfernungen der Objekte stark variieren. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist mit Verlaub Schwachfug [:o)] Es gibt in der Tat kleine Fokusunterschiede aber nur zwischen Mond und Deepsky, alles was ausserhalb unseres Sonnensystems liegt kann als optisch unendlich weit betrachtet werden und teilt sich einen identischen Fokus. Ich knipse nur mit kleinen Brennweiten bis 300mm und da handhabe ich es genauso: Heller Stern und gut... (habe kein Liveview).


    CS Benny


    CS Benny

  • Hallo zusammen,


    ich fokussiere mit Maske auf einen helleren Stern in der Nähe des Objektes per Liveview / remote per APT. Dann schwenke ich zum Objekt und mache ein Testfoto (noch mit Maske) und schaue, ob es in der Bildfeldmitte mit dem Fokus passt. APT hat ja da so einige Möglichkeiten über die 10x Vergrößerung / Zoom hinaus. Wenn alles passt, dann nehme ich die Maske ab und los geht's. Zum Rand hin sieht man an den Beugungsbildern, dass der Fokus leicht wieder verändert wird und nicht mehr 100% mittig ist. Das schwankt aber etwas von Stern zu Stern. Da das an beiden Optiken (Newton mit Korrektor und ACF) auftritt, mache ich das immer so und nehme die Bildfeldmitte als Referenz.


    Der Fokus ändert sich je nach Temperatur eh nochmal, leider...es schadet also nicht, nach etwa einer Stunde den Fokus nochmal zu prüfen. In APT habe ich die Vorschau aktiviert, da sehe ich gleich, ob die Einzelbilder aufgepumpte Sterne haben. Dann ist es wieder Zeit zu fokussieren.

    Gruß, André


    10" Meade LX200R (ACF) o. 8" Celestron C8-N auf EQ6-Pro stationär in Rolldachhütte "Medium" von Domeparts, MGEN2 am 9x50 Sucher, Lacerta DeepSkyPro 2600c (ToupTek)

  • &gt; kleine Fokusunterschiede aber nur zwischen Mond und Deepsky


    Das stimmt nicht. Der Mond ist bereits für jedes unserer Teleskope "unendlich" weit entfernt. Wenn ich auf den Mond scharfstelle, sind auch die Sterne scharf. Nehmt die Formel von Kalle66, und alles wird gut. Ich hab die übrigens in Physik, Klasse 8 gelernt :)


    In der Praxis sind es bei Deepskyfotos vor allem mechanische Instabilitäten des OAZ und Temperatureffekte. Und natürlich kann man mal eben auf einen hellen Stern fahren. Das ist gerade der Charme von GOTO, dass man spontan mal eben einen hellen Stern anfahren und dann wieder reproduzierbar aufs Objekt zurückfahren kann.


    Wenn das Objekt danach NICHT mehr scharf ist, ist der OAZ oder die Justage wackelig.


    Hartwig

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: kimbuuu</i>
    <br />Aber könnte z.B. auch einfach einen hellen Stern am Himmel nehmen, scharfstellen und dann zig Grad woanders hinschwenken und das neue Himmelsobjekt wäre dann auch scharf?


    Beste Grüße, Sami
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Genau das machste mal. Man muß dazu ja nie weit schwenken, sodass sich da auch nichts durchbiegt.


    Jo

  • Hi Hartwig,


    bis du sicher? Ich selbst hab mangels (ernsthafter) Fotografie kann ich das auch nicht aus erster Hand berichten, ein sehr engagierter visueller Kollege hat mir das mal erzählt, werde nochmal nachhaken [;)]


    CS Benny

  • Für alle, die die Umformung nicht hinkriegen:
    p = Bildfokus
    q = Objektentfernung
    f = Objektivbrennweite
    x = Differenz Fokus/Brennweite = Stellweg (aus "Nullstellung" des OAZ) =&gt; p = f+x bzw. x = p-f


    1/f = 1/p + 1/q = q/pq + p/pq = (p+q)/pq ... rechte Seite Brüche erweitert und zusammengefasst
    f = pq/(p+q) ... nach Kehrwertbildung (Gefahr, dass p+q = null ist, besteht nicht, da beide Werte immer positiv, deshalb uneingeschränkt erlaubt)
    f(p+q)= fp + fq = pq .....beide Seiten mit (p+q) multipliziert
    f²-fp -fq + fp + fp = f² = pq + f² -fp -fq = (p-f)*(q-f) ... nach Addition auf beiden Seiten von f² - fp -fq; und siehe da ... links hebt sich der Kram auf, rechts lässt sich einklammern (hier ganz allg. ohne Binom. Formeln)
    f² = x*(q-f) ... ersetzen von p-f mit x
    x = f²/(q-f) ... geteilt durch q-f


    ich vereinfache jetzt für große Objektdistanzen, d.h. q ist ~10.000-fach größer als die Brennweite f ... dann ist q-f = 99,99% von q ... sprich gleich ~q
    x = f²/q


    Wenn man Zahlen einsetzt gilt für alle drei Werte, dass man die gleiche Maßeinheit wählt, z.B. in Meter.


    Beispiel: ISS fliegt in 400km Höhe = 400.000 m; Brennweite sei 1 Meter
    Abweichung Fokus von Brennweite beträgt 1/400.000 = 2,6E-6 = 2,6 Mikrometer (tausendstel Millimeter) (sicher jenseits der Einstellmöglichkeiten am Okulardrehknopf)


    Beispiel: Mond (380.000 km Entfernung) = 380 Mio. Meter
    Abweichung Fokus von Brennweite beträgt 1/380Mio. = 2,6E-9 = 2,6 Nanometer (was weniger ist, als der Oberflächenfehler eines Hauptspiegels)


    Beispiel: Auto auf der Straße in 100 Meter Entfernung
    1/100 = 0,01 Meter = ~10 Millimeter Stellweg ... liegt innerhalb der Stellmöglichkeit eines Okularauszugs (nach außen, da die Zahl gemäß der Formel nicht negativ sein kann


    Beispiel: Nachbars Fenster in 10 Meter Entfernung
    1/10 = 0,1 Meter = ~100 Millimeter ... der kann also beruhigt weiterschlafen, denn mit dem Okularauszug kriegt man ihn kaum scharfgestellt. Nötig wäre eine ~10cm lange Verlängerungshülse.
    ACHTUNG, die vereinfachte Formel greift aber nicht mehr. Genau müsste man anwenden: x = f²/(p-f) = 1²/(10-1)= 1/9 = 11,1 Millimeter

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