Preisverfall

  • Hallo,


    so etwas schmerzt vor allem den Besitzer, zumal ja vieles auch vom Zustand her durchaus neuwertig sein kann. Aber wenn es sich nicht um extreme Liebhaberstücke handelt, die auch noch selten sind... ich erinnere mich da an die Fotoausrüstung die meine Großmutter aus dem Nachlass meines Opas verkauft hat. Zehntausend Mark hat er sich über die Jahre die Kameras und Objektive kosten lassen - identisches geht heute täglich für kleine zweistellige Beträge bei ebay weg - ist technisch eben überholt.


    Gruß Benny

  • Hallo Klarinetto,


    ob nun alle recht haben, will ich mal bezweifeln. Die Geringschätzung alter Werte ist oft schon erschreckend.....und mal ganz nebenbei : von der Verarbeitungsqualität und Tragfähigkeit würde ich eine Sensor immer einer Eq5 oder aus H-EQ5 vorziehen. Ich hatte selber mal eine Sensor. Momentan habe ich auch noch eine extrem wertig verarbeitete und seltene Pentax-Montierung, sowie eine Lichtenknecker M60. Wenn ich mir diese z.T. 30-40 jahre alten Montierung ansehe und mir dann die Verarbeitung einer EQ5, CAM, etc. anschaue, dann könnte ich bei den ach so tollen modernen Montierngen das Kotzen kriegen.


    Selbstverständlich gibt es auch super tolle moderne Montierungen, aber da muss man für eine Monti mindestens 1000 € ausgeben. Fast alles da drunter ist mehr oder weniger Schrott !


    Ich kann diese geringschätzigen Sprüche a'la "was willst du denn für den 20 jahre alten Kram noch erwarten ?" nicht mehr hören. Das ist einfach nur verbaler Bullshit !


    Ist eine ALT-Montierung "Schrott", weil sie 30 jahre alt ist, he ?


    Ist eine Rupp-Montierung nur noch 50 € wert, bloß weil sie 30 jahre alt ist , he ?


    Ist die "Nachtwache" von Rembrandt vielleicht auch nur noch 30 € wert, weil sie 373 jahre alt ist, he ?



    [}:)]


    mfg Michael[}:)]

  • Michael,
    das Problem ist schlicht, dass nicht alles, was alt ist, auch besser war. Neben der Alterung und den damit einhergehenden Wertverlust kommen auch technische Änderungen hinzu (konkret wenn es um Steuerungen gehen dürfte oder wenn man nach Ersatzteilen sucht).
    Der Wettbewerb und der langfristig festzustellende Preisverfall im Bereich der aktuellen Produkte tut ein übriges.


    Sammlerwert haben nur die wenigsten Teile. Es hat sich bislang kein Liebhabermarkt für Teleskope gebildet, der mit dem für Briefmarken oder Oldtimer vergleichbar wäre. Selbst alten Kiregsorden geht es da besser. Aber vielleicht sieht das in 50 Jahren ja mal anders aus, wer weiß [;)].

  • Ich denke, es kommen im Astrobereich verschiedene Faktoren zum Tragen:


    -Alterung: Was aelter ist, ist generell weniger wert, solange es sich nicht um extrem seltene Sammlerstuecke handelt. Eigentlich ein trivialer Punkt, sei er aber der Vollstaendigkeit halber erwaehnt.


    -Technologie: Eine Montierung ohne Polsucher und mit 235V-Synchronmotor ist heute schwer zu vermitteln. Frueher haben wir da die halbe Nacht mit "Scheinern" verbracht, heute will man sofort loslegen. Aehnliches im Okularsektor, wo sich in den letzten 25 Jahren verdammt viel getan hat. Ich habe neulich einen alten Mizar 153/1300er Catadiopt (auch vermarktet als Tasco 16T, das Stueck auf der Titelselte des braunen Katalogs aus den 1970ern) aus der Bucht gezogen. Um erstaunt festzustellen, dass die mit dem damals sauteuren Stueck mitgelieferten Okulare genauso schlecht waren wie die "Wellensittichaugen" meines 50/600ers.


    -Elektronik: Das groesste Problem, da nach Jahrzehnten keine Ersatzkomponenten erhaeltlich sind.


    -Preisverfall von Neugeraeten: Neugeraete sind heute so billig, dass sich der potentielle Kaeufer eines Gebrauchtinstruments dreimal ueberlegt, ob er nicht gleich was Neues anschafft.


    Beipiel:


    FRUEHER Bresser Blue line 153/1300: Fuer den ambitionierten Amateur und Sternwarten sowie Profiastronomen, das Flaggschiff der Bresserteleskope, 4600 Mark.


    HEUTE Skywatcher Explorer 150P, im Prinzip das Gleiche. Nur Parabolspiegel statt Katadiopt, dafuer ein paar Teile mehr aus Plastik als aus Metall. Ploessl-aehnliche Okulare, 2"-Okularauszug. Das ganze Teil fuer um 400 Euro, also 800 Mark. Und das ist nicht mehr das "Profiteleskop", sondern wird eher Einsteigern empfohlen. Wobei es dann schon wieder heisst, man kann besser gleich 8 Zoll nehmen und eine bessere Montierung.


    Die ganze Wertschaetzung hat sich geaendert. Heute will man gleich viel groesser einsteigen, und man nimmt dafuer auch ein paar Kompromisse in Kauf. Da ist es schwer zu vermitteln, fuer ein wertig verarbeitetes Altgeraet ohne GoTo, Polsucher etc noch viel hinzublaettern.


    In anderen Bereichen ist das uebrigens weitgehend normal. Ob in der Elektronik, bei Computern oder zum Beispiel beim Fahrrad - neu sehr teuer, gebraucht fuer den sprichwoertlichen "Appel und Ei" zu bekommen.


    Schade fuer den, der damals viel Geld hingelegt hat (siehe Beispiel oben mit Opa's Fotoausruestung), aber fuer Neueinsteiger eine gute Entwicklung, da sie fuer brauchbare Hardware deutlich weniger hinlegen muessen.

  • "....aber fuer Neueinsteiger eine gute Entwicklung, da sie fuer brauchbare Hardware deutlich weniger hinlegen muessen."


    Diesen Satz möchte ich unterstreichen. Wäre das Hobby nicht auch für die schmalere Geldbörse erschwinglich geworden, hätte ich mir vor ca. 20 Jahren als junger Familienvater einer fünfköpfigen Familie es nicht leisten können, zwischendurch mal entspannte Augenblicke am Teleskop zu erleben. Ich finde aber auch, dass so manches teurer geworden ist (zum Beispiel das PST).


    Viele Grüße
    Jürgen

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