Rohrschellen oder Prismenschiene verschrauben?

  • Hallo miteinander,


    ich mache mir zur Zeit Gedanken wie ich mein 8" f/7,9 "Halb-Volltubus" Newton (dazu bald mehr) auf einer Montierung (welche auch immer) befestigen soll.
    Überall sehe ich Newtons in Rohrschellen und die Rohrschellen auf einer Prismenschiene.
    Was sprich dagegen den Tubus direkt fest mit einer Prismenschiene zu verschrauben?
    Letztendlich geht dadurch die Drehbarkeit des Tubus verloren, würde mich nicht stören denn die Kamera dreht sich ja mit im OAZ :D
    Ich kann mir außerdem vorstellen, dass Rohrschellen eine bessere Kraftverteilung mit sich bringen und vielleicht Schwingungsdämpfender sind als die reine Prisemnschiene verschraubt mit dem HP-Tubus.
    Das kann ein Planetennewton mit sehr kurzen Belichtungszeiten vermutlich verkraften !?


    Die genaue Schwerpunkteinstellung (Deklinationsachse durch Schwerpunkt des Tubus) kann man ja auch durch verschieben der Prismenschiene in der Klemmung erreichen, oder?


    mfg, Alex

  • Moin Alex,
    wie du schreibst, geht es um die Fotografie.
    In diesem Zusammenhang muss jede Befestigung besonders stabil erfolgen.
    Und im Prinzip spricht auch nichts gegen eine Befestigung der Prismenschiene direkt am Tubus.
    Diese muss nun natürlich ebenso stabil erfolgen. Es kommt also darauf an, was für eine Schiene das wird.
    Sollte sich dennoch etwas verschieben, so würde das Guiding über einen OAG dieses ausgleichen.
    Ein Problem könnte die Windempfindlichkeit werden. Nur, wenn die Befestigung über eine genügend große Auflagefläche erfolgt,
    bemommt man die norwendige Stabilität.
    Bei deinem f/7,9 Newton dürfte die Windempfindlichkeit schon einen Faktor darstellen, der Probleme bereiten könnte.
    Alles hängt schließlich vom Gesamtsytem ab.
    Ich selber hatte mal genau so eine Befestigung an meinem 14er. Habe diese aber sehr schnell wieder geändert.
    Jetzt sind es sehr stabile und dennoch leichte Schellen aus GFK mit eingelassenen 12mm starken Bodenplatten aus Alu.

  • Hallo Alex,


    ich baue gerade aus 2 Borg 125 ED ein Doppelteleskop und werde dabei die Prismenschienen direkt auf die Tuben schrauben.
    Das Gleichgewicht erreicht man dann wie von Dir beschrieben durch Verschieben der Prismenschienen in den Klemmen.


    Allerdings sind die Borgs mit gerade mal 2 Kilo pro Tubus auch extrem leichtgewichtig, selbst mit EMS und Ethos 17 Okular werde ich nicht über 3,5 Kilo kommen.
    Ausserdem treibe ich zur Befestigung schon einen gewissen Aufwand, ich habe mir extra Teile gefräst, welche den Innenradius des Tubus haben und die Kraft der Schraube so gleichmässig auf eine grössere Tubusfläche verteilen und auch direkt als Wiederlager zu den Berührungsflächen der Schienen dienen.
    Dadurch wird das Tubusmaterial nicht auf Biegung beansprucht.
    Hier mal 2 Bilder wie das bei mir aussehen wird:




    Nimmt man an dieser Stelle nur Unterlegscheiben, ist die Punktuelle Belastung des Tubus schon recht hoch vor allem wenn man die Schrauben auch richtig festziehen möchte.
    Ich verwende auf 10 Zentimeter Schienenlänge 3 Schrauben M8 und gehe davon aus, dass die Stabilität ausreichend sein wird.
    Immerhin muss beim Doppeletelskop auch die dauerhafte Parallelität der Tuben sichergestellt sein...


    Grüsse Jochen

  • Hallo Jochen


    Ein super Beispiel wie man es richtig gut macht !


    Verrate uns doch bitte , wie Du den Radius an die Klötze gemacht hast . Rundmaterial oder Klötze aufgespannt , Drehbank oder Fräse ?


    Was die Stabilität angeht : 3,5 kg bei den Hebelverhältnissern und zusätzlich zum Gewicht noch mal 1 g Beschleunigung ergibt eine erforderliche Vorspannkraft von 252 N . Eine einzige Schraube M4 darf bereits bis 2500 N vorgespannt werden . Aber wie sagt man : Maschinenbau beginnt bei M5 .


    Gruß Rainer

  • Hallo Rainer,


    die Klötze habe ich folgendermassen hergestellt:
    Aus Alu Rundmaterial habe ich Ringe Ring gedreht, deren Aussendurchmesser gleich dem Innendurchmesser des Tubus war.
    Den Innendurchmesser habe ich so gewählt, dass genügend Tiefe für die Köpfe der M8 Senkschrauben zur Verfügung stand.
    Diese Ringe habe ich dann in Stücke geschnitten.
    Danach habe ich diese Ringabschnitte plangefräst, gebohrt und gesenkt.
    Ich habe sogar noch ein paar Bilder vom Produktionsprozess :)






    Um also auf Deine Ausgangsfrage zurückzukommen ob Drehbank oder Fräse - Beides :)


    Für M8 habe ich mich entschieden, weil die in den Prismenschienen vorhandenen Bohrungen kein kleineres Gewinde mehr zugelassen haben, aber ich fühle mich mit dieser Grösse auch wohl :)


    Im Moment überlege ich noch, ob ich die aktuell halbrund konvexen Auflageflächen der Prismenschienen noch konkav an den Aussenradius der Tuben anpassen soll, dadurch würde sich die Auflagefläche erhöhen.


    Grüsse Jochen

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