Wie am besten Mondmosaik aus "raw"-Dateien?

  • Moin,


    erst einmal wünsche ich euch allen viel Glück im neuen Jahr!


    Gestern am frühen Silvesterabend, bevor die große Ballerei losging, konnte ich noch ein paar Mondaufnahmen machen. Die Gesamt-Brennweite betrug etwa 2500 mm, sodass der Mond nicht mehr auf die Einzelaufnahmen der Canon EOS650D raufpasste. Das sollte wegen der besseren Auflösung auch so sein.


    Ich habe jetzt einige brauchbare raw-Dateien, die ich als Einzelaufnahmen (d.h. ungestackt, da es nur sehr wenige Bilder sind, von denen ich die schärftsten ausgewählt habe) gerne zu einem Mosaik zusammenfügen möchte. Wie würdet ihr dabei vorgehen? Alle Bilder wurden mit den gleichen Kameraeinstellungen (Belichtungszeit, ISO) kurz nacheinander gemacht. Zur Verfügung habe ich das Standardprogramm DPP von Canon, das die Daten z.B. in TIF umwandeln kann sowie Fitswork und GIMP. Brauche ich noch weitere Software?


    Viele Grüße und schon mal besten Dank für jeden Tipp!
    Karl

  • Hallo Karl,


    Ich würde das in Fitswork machen. Oben in der Leiste den kleinen Sterne/Oberflächenbutton auf Oberfläche stellen (sieht passenderweise ja schon wie ein Stück Mondoberfläche aus) und dann auf den Bildern je zwei passende Oberflächendetails markieren. Und dann einfach "Mosaik machen".
    Ob das mit RAW direkt geht weiß ich nicht, im Zweifelsfalle debayerst Du die RAWs und fügst sie als FITS oder TIFF zusammen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Karl,


    GIMP ist ja eine Photoshop alternative.
    Ich hatte einmal ein Mosaik aus 4 Bildern des Mondes erstellt. Damals hatte ich die Bilder nebeneinander in Photoshop geöffnet, Belichtung etc. angepasst und dann in einem neuen Dokument eingefügt.
    Allfällige Ränder und Überschneidungen radierte ich aus und besserte sie mit dem Kopierstempel aus.
    Das ging so recht gut. Es gibt aber sicher andere Varianten.


    Gruss
    Raphael

  • Hallo ihr Beiden,


    vielen Dank für die Tipps!


    Ich habe erst einmal folgenden Weg probiert:
    1. Wandeln der raw-Dateien in TIFF mit Canon DPP
    2. Dann Öffnen der (in diesem Fall zwei) TIFF-Dateien in Fitswork
    3. Umschalten auf "Oberflächenmodus" (falls nötig), Setzen der Markierungen (je 1x "gelber" und "blauer" Bereich pro Bild)
    4. Funktion "Mosaik machen"


    Das ging erstaunlich gut und schnell, allerdings hatte ich beim ersten Versuch etwas merkwürdige Artefakte im Bild (doppelte Kraterränder komischerweise in einem Bereich, der nicht doppelt vorhanden war). Beim zweiten Versuch sah es gut aus, bis auf einen ganz leicht unsauberen Mondrand. Ich vermute, dass es an meiner Wahl der Bereiche liegt. Diese sind nicht genau gleich groß und ganz sicher auch etwas gegeneinader verschoben.


    Wie wählt man denn die Markierungen in Fitswork am geschicktesten? Und kann man so eine Markierung, die man in einem Bild gesetzt hat, in derselben Größe auf das andere Bild kopieren? Wie genau muss man den Bereich treffen?


    Viele Grüße
    Karl

  • Hallo Karl,


    Ich habe immer markante Strukturen mit möglichst hohen Kontrasten genommen. Kraterränder zum Beispiel. Dann müssen die markierten Felder auch nicht genau gleich groß sein, ungefähr reicht. Nun hatte ich aber auch immer Detailbilder und keine Übersichtsaufnahmen. Und auch so hatte ich immer mal unsaubere Überlappungen. Dann muss man halt ein paar Versuche machen.
    Problematisch kann es werden wenn Du Verzerrungen im Gesichtsfeld hast. Visuell und auf dem Einzelbild fallen die nicht auf, beim Mosaik machen dagegen schon. Fitswork kann die überlappenden Bilder nicht in Form morphen. Wenn das der Fall sein sollte, lieber mehr Felder aufnehmen, größere Überlappungen anstreben und dann vor dem Mosaike machen die nicht benötigten Ränder weg schneiden.


    Egal was man macht, Astrofotografie ist immer schwierig.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    OK, dann muss ich mal ein bisschen rumprobieren. Kleine Verzerrungen könnten es natürlich schon sein. 2 Bilder für den ganzen Mond sind ja nicht wirklich viel.


    Wenn es nicht ab und zu schwierig wäre, würde es ja auch keinen Spaß machen. ;)


    Viele Grüße
    Karl

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stiekelstack</i>
    <br />
    Ich habe jetzt einige brauchbare raw-Dateien, die ich als Einzelaufnahmen (d.h. ungestackt, da es nur sehr wenige Bilder sind, von denen ich die schärftsten ausgewählt habe) gerne zu einem Mosaik zusammenfügen möchte.


    Brauche ich noch weitere Software?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gut, du umgehts das Stacking indem du handverlesene Einzelbilder zusammenfügen möchtest. Das dann verbleibende Problem bei größeren Feldern ist die geometrische Verzerrung und die Vignettierung hin zu den Bildrändern, die Mosaik-Programme (Suchbegriff "Stiching") mal gut, mal weniger gut ausgleichen können. Abhängig vom Bildmaterial liefert mal die eine Software mal die andere brauchbare Ergebnisse.
    Ich hab daher alle drei auf dem Rechner.



    http://www.heise.de/download/autostitch.html
    http://research.microsoft.com/…m/redmond/groups/ivm/ICE/
    http://hugin.sourceforge.net/



    Gruß,
    Jo

  • Hallo Jo, danke für die Links!


    Das mit den "handverlesenen Einzelbildern" ist mehr oder weniger ein vorläufiger Notbehelf und kommt daher, dass ich nicht viel Zeit hatte am Silvesterabend. Irgendwann sollten es schon gestackte Ergebnisse möglichst vieler Aufnahmen sein. Aber am Verfahren der Mosaik-Erstellung sollte es nichts ändern. Webcam-/Panetencam-Aufnahmen sind ja auch eine gute Möglichkeit, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass 8 Bit Dynamik für den Mond doch ein bisschen wenig sind. Mit den raw-Dateien einer DSLR-Kamera (12 Bit?) habe ich bislang bessere Erfahrungen gemacht. Die Bilder sehen mit der DSLR deutlich besser aus und das Verfahren bis zu einem brauchbaren Bild ist auch längst nicht so mühsam wie mit meiner Planeten-Kamera (640x480 Pixel²). Natürlich ist dadurch die Anzahl der Einzelbilder für das "Lucky Imaging" nicht so hoch. Welcher Weg sich als der für mich bessere herausstellt, ist völlig offen. Da gibt es sowohl bei der Planetencam als auch bei der DSLR noch Verbesserungspotenzial auf vielen Teilbaustellen. Es wird also wohl so schnell nicht langweilig werden.


    Wie schätzt ihr das Thema 8 Bit (Planetencam o.ä.) oder 12 Bit (DSLR raw) für Mondaufnahmen ein?


    Viele Grüße
    Karl

  • Zwischen 8bit und 12bit liegt erstmal ein Faktor von theoretisch 16 darstellbaren Kontraststufen in der Ausgabe, d.h. die Auflösung des Dynamikbereichs. Über den Dynamikbereich der Kamera sagt das nichts. Der Dynamikumfang ist das Verhältnis aus hellsten und dunkelsten Kontrastwert, die vom Rauschen unterscheidbar sind. Aber auch da sind die 12 bit oder 14 bit DSLR den 8bit Videokameras überlegen, zumindet den diversen Webcams die ich hatte.


    Die Unzulänglichkeit des Dynamikumfangs bei den mir zur verfügbaren Webcams, die alle 8bit Kameras waren, merke ich ganz deutlich am Mondterminator wo die Schatten pechschwarz und die Flanken der Kraterhänge komplett übersteuert sind. Das Manko relativiert sich bei der Bildaddition, bei der die Dynamikauflösung nur noch theoretisch über das bei der Bildbearbeitung verwendete Datenformat begrenzt wird. Bei genügend Bildadditionen zeigen sich dann im Stapel Kontrastübergänge, die eigentlich ausserhalb des Dynamikbereichs lagen.


    D.h. die Bildaddition erweitert die 8bit auf einen Bereich, der die Diskrepanz zur DSLR im Einzelbild ausgleicht.



    Zu deinem verlinkten Bild: Sehr gute Details in den Mitten der zwei zusammengesetzten Segmente, zu den Rändern natürlich unscharf. Evtl. den Mond mit 4 Sektoren fotografieren und kleinere Bilder zusammensetzen?
    Mir fällt auch noch der Farbfehler der Barlowlinse auf. Den könntest Du vor dem Zusammensetzen in Fitswork ausgleichen (Auswahlrechteck mit der Maus ziehen, /Bearbeiten/Farblayer zurechtrücken klicken).


    Gruß,
    Jo

  • Hallo Jo,


    Danke für Deine Kommentare!


    Mir fehlt da noch etwas der Blick: Woran erkennst Du den Farbfehler (wie macht er sich bemerkbar)? Ist die Barlowlinse so ein üblicher "Verdächtiger" oder könnte es auch die Atmosphäre gewesen sein? Der Mond stand so etwa 30 Grad über dem Horizont.


    Grüße
    Karl

  • Atmosphärische Refraktion ist eher der übliche Verdächtige. Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes. Bei der Überlagerung sieht man dann am unteren Rand einen roten und am oberen Rand einen blauen Saum. Bei deinem Bild ist dieses Schema aber nicht einheitlich, sondern noch von einer anderen Störung überlagert. Unten passt das Schema, aber im linken oder oberen Hemisphäre passt es nicht mehr.

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