Vergleich M 81 damals und jetzt

  • servus zusammen,


    da möchte man ausrufen: o tempora o mores...


    In der Nacht vom 23. auf den 24.12.14 war ich bei exzellentem Himmel, aber starkem und böigen Wind nochmals auf dem Schwarzenberg (1100m), bevor die "Wintersperre" eine Zufahrt nun für Wochen unmöglich macht.
    Ab 2 Uhr hab ich dann M 81 und M 82 mit 8x15min aufgenommen. Optik war meine FFC 4.0/760mm, Kamera die Canon EOS 1000D bei 800 ASA. Trotz der Tatache, dass nicht allzuviele Rotanteile zu sehen sind (Kamera ist nicht modifiziert), und die Sterne aufgrund des Windes nicht ganz punktförmig sind, ist die Aufnahme doch recht gut geworden. Vor allem die Begleitgalaxie von M 81, H IX, sowie die vielen kleinen Galaxien bei M 82 sind richtig gut zu sehen.


    Spannend fand ich dann den Vergleich mit einer Aufnahme aus meinem Archiv. Wenn ich drüber nachdenke, wieviel Arbeit und Mühe diese damals gemacht hat, und wie furchtbar wenig Details im Vergleich zu heute zu sehen sind, dann ist das wirklich ärgerlich.
    Damals (1989) hatte ich M 81 mit einem 52 cm Newton (f/3.7) 30 Minuten lang auf den guten alten TP 2415 hyp belichtet (für die Jüngeren unter uns: das ist ein "Nassfilm", der damals sensationelle Aufnahmen ermöglichte). Im Vergleich dazu mit 19 cm Öffnung, viel kleinerer Brennweite, jedoch den Möglichkeiten der EBV.



    Natürlich will keiner den Weg mehr zurück gehen (wäre ja auch nicht sinnvoll). Und natürlich freue ich mich über die Möglichkeiten, die jeder Fotograf heutzutage mit seinem Equipment hat - schließlich hab ich auch keinen 52cm Newton im Hof stehen zum fotografieren. Aber etwas Seelenschmerz sei erlaubt.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    wirklich schöne Bilder! Ich finde auch das alter Bild hat durchaus seinen Reiz... beide sind schön anzuschauen. Zusammen mit dem deiner Beschreibung der Aufnahmetechniken ist der Vergleich umso spannender. Ich finde es toll, dass du damals wie heute die Zeit für die Fotos investiert hast.


    Gruß,


    Alf

  • Die Aufnahme aus den 80er ist doch verdammt Detail- und Kontrastreich. Wurde dafür schon ein Filter gegen Lichtverschmutzung eingesetzt, bzw. am Aufnahmeort nötig? Wo stand der riesen Newton? Von Hand nachgeführt? Krass.


    Gruß,
    Jo

  • Hallo Stefan,


    der Vergleich ist sehr interessant. War der 52 cm Newton parallaktisch montiert, oder gab es damals auch schon so große Dobsons mit Nachführplattformen? Letzteres kann ich mir nicht vorstellen. Auch würden mich weitere Infos zu dem 52 cm Rohr interessieren (Optikhersteller, Gewicht, Okularauszug, Montierung).


    Gruß
    Jan

  • servus zusammen,


    danke für die warmen Worte und das Interesse.


    (==>)Jo: Filter wurde damals nicht verwendet, war aufgrund der exzellenten Bedingungen auch nicht nötig. Aufnahmeort war Puimichel in Südfrankreich (findet man als Amateursternwarte im Netz, größtes selbstgebautes Teleskop: 1.06m Durchmesser). In der Weihnachtswoche 1989, in der die Aufnahme damals entstand, hatten wir jede Nacht fst jenseits der 6m, odt besser als 6.m5. Die Nachführ-Kontrolle erfolgt tatsächlich per Hand, wobei das damals noch viel abenteuerlicher war, als man sich gemeinhin vorstellte. Die Deklinations-Kontrolle war eine mechanisch zu bedienende Schraube. Der Nachführstern lag ausserhalb des Koma-Korrektors, und hatte bei f/3.7 wirklich ein Kometen-Aussehen. Nachgeführt wurde auf den "Kometenkopf".


    (==>)Jan: Der Newton war parallaktisch montiert in einer Gabelmontierung. Hersteller war Dany Cardoen. Er hat auch den Spiegel geschliffen, die adaptive Optik dazu konstruiert (der Spiegel war wirklich hauchdünn), den Okularauszug gebaut - einfach alles. Leider lässt sich über dieses Teleskop anscheinend nix im Netz finden. Es war ein feines Gerät, das wir damals mehrfach in den Fingern hatten.
    Aber: heutzutage kann ich mehr aus meiner FFC rausholen. Ich wage gar nicht dran zu denken, was man da mit einer modernen Kamera hätte anstellen können...
    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • (==>)Stefan:


    Wenn man 30 Minuten mit der Hand dreht UND sich durchgehend konzentriert, ist man doch fix und fertig, oder? Für mich ist das übermenschlich. Ich hab selbst nicht RA manuell nachgedreht, nur Knöpfchen der Motorsteuerung gedrückt mit vis. Kontrolle des Leitsterns. Ich weiß nur, dass ab 10 Minuten Leidensfähigkeit gefragt ist, sich permanent zur Konzentration zwingen zu müssen und auf einen Punkt zu starren und dabei nicht in Trance zu fallen oder zu vergessen was dabei zu tun ist.


    Wegen des Filter: In den späten 80ern als ich anfing zu knipsen wurde leider an meinem Heimatort Neubaugebiete mit vielen Straßenlaternen realisiert. Die Möglichkeit weiter zu fahren hatte ich als Teenager damals nicht und ich kam schnell an die Grenzen. Nach 5 Minuten war der 400 ASA Film bei Blende 4 ziemlich dicht, und das Ende der 80er. Woanders war das sicherlich noch nicht so.


    Gruß,
    Jo

  • (==>) Jo: naja in RA lief natürlich ein Motor, den man über eine Handsteuerbox kontrollierte. Dekl-Korrektur lief über besagte Gewindekurbel. Die Konzentration war alles Übungssache, am Anfang kamen da natürlich keine allzu guten Ergebnisse raus. Aber mit der Zeit gewöhnt sich der Mensch ja an vieles...mein persönlicher Rekord liegt bei 10 Einzelaufnahmen in einer Nacht.


    (==>)Jens: falls Du da mal hinkommst: hier ist die Homepage der Sternwarte Puimichel:
    http://puimichel.obs.free.fr/index.php
    Leider nicht mehr aktuell gepflegt, ich weiß also nicht, was dort derzeit gemacht wird. Das 52cm Teleskop von damals ist leider nicht mehr vor Ort, wohin es ging, weiß ich nicht.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

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