Hallo Freude der Nacht,
nachdem man so viel im Einsteigerforum über die bescheidenen Leistungen von modernen katadioptrischen (Billig-)Reflektoren liest (insbesondere von 150x1400ern von Seben), von deren Anschaffung den Anfängern regelmässig abgeraten wird, hier mal etwas über einen exzellenten 153x1310er katadioptrischen Reflektor von Tasco (Bez.: Model No 16T):
Ich habe das Gerät vor etwa einem Jahr gebraucht von einem Sternenfreund aus Bad Kreuznach erworben (genauer: Er hatte das Ding als Nachlass für eine benachbarte Witwe ina Netz gesetzt.) Das ganze war fast komplett mit Transportkisten für lediglich 200 Euro zu haben, Fast komplett, da der original 40mm Sucher fehlte. Das Teil ist für seine Größe ein Schwergewicht, kaum leichter als ein russisches Tal 2. Die Original-Okus bestanden aus 5x 24,5mm Orthos zwischen 40mm und 5 mm. Mittlerweile setzt am Oku-Auszug ein Adapter von 36,4 auf 1,23". Einen 50mm Sucher wurde dem Instrument seither auch gegönnt. Auffällig ist, das ausser den Handgriffen für die Dekl.- und Rekt.-Wellen, dem kleinen Deckel für die Mond- (Sonnen-)Blende und die Drehknöpfe an den Klemmschrauben der drei (!!!) Gegengewichte kein weiteres Plastik an dem Teil verarbeitet wurde. Alles ist gut aus Glas, Metall und massivem Holz (Stativbeine) verarbeitet. Die mir namentlich nicht bekannte Montierung ist mindestens mit einer GP vergleichbar und ist durch den geringen Hebel des Geräts eigentlich ziemlich unterfordert.
Nun zum Einsatz:
Die erste Überraschung war, dass sich der OAZ. mit drei Madenschrauben lösen lässt und dann ein offener Ring am Tubus von gut 2" Öffnung klafft. Meine Idee war, ob man mit dem so gewonnenen infrafokalen Weg nach entfernen der vor dem Fangspiegel befindlichen Barlow-Linse noch mit Okus in den Fokus kommt. Resultat: Ich setzte ein 17er Nagler ein, hielt es von Hand in das gut 2" große Loch und kam tatsächlich (wohlgemerkt mit entfernter Barlow!!!) in den Fokus. Habe dann die drei Madenschrauben, die sonst den refraktormässig gebauten OAZ halten, angezogen und konnte das Ding als "schnellen" Newton benutzen.
Zweite Überraschung: Als katadioptrisches Gerät zurückgebaut, kann das Teil auch etliches am Planeten: Saturn durch ein 7er Ortho (187x) war sauscharf. Cassiniteilung natürlich null Problemo und auch auch auf dem Planeten waren Wolkenstreifen auszumachen (das ist bei Saturn ja nicht so selbstverständlich, wie am Jupiter). Der Kontrast des Instruments reicht dafür also auch aus. Dann ein 5mm eudiaskopisches Oku eingesetzt (262x): Da wurde es dann etwas schwammiger, aber dennoch sehr wohl vertretbar. Aber was will man von Reflektoren mehr als das 1,5fache der Öffnung (hier knapp 230fach) erwarten. Ich habe persönlch von dem Ding mittlerweile einen noch besseren Eindruck am Planeten gewonnen, als von dem langen Tal2, dass ich einige Zeit besessen hatte. Wenn ich ein 6mm Oku gehabt hätte, hätte ich die Idealvergrößerung für das Tasco noch genauer beurteilen können. Aber die gezeigten Bilder durch 5mm und 7mm Okus berechtigen zu der Aussage, dass ein 6mm Oku wohl das ideale für die Planetenbeobachtung mit diesem Katadioptrischen ist.
Wenn also jemand bei der Suche nach einem kompakten 6"er ist (kompakt nicht im Sinne des Transportgewichts, doch im Sinne der Kofferraum-Tauglichkeit), und dabei auf diese alten "Möhrchen" stösst, empfehle ich unbedingt wohlwollende Inaugenscheinnahme (und nicht Fortlaufen, wie man es vor Seben-Katadioptrischen empfiehlt).
Baugleich gab es diese katadioptrischen Reflektoren auch von Bresser (Bez.: Bresser blue line/ Art.-Nr.: 47-2000) um 1980 (so alt dürfte das vorgestellte Tasco auch sein). Als ich ne, alte Liste von Foto Hamer aus Bochum aus meinen Unterlagen zog, stand da noch der handschriftliche Preis von Wilhelm Hamer drauf, denn das baugleiche Bresser um 1982 kosten sollte (Hatte mir das Bresser vor Jahrzehnten auch mal näher angesehen): 2880 DM, dabei wissen viele Sternfreunde, dass Hamer in Bochum damals immer einer der günstigsten (ein früher Preisdumper) war. Nun ja, verglichen mit den Seben-Preisen von heute war das der siebenfache Preis. Da muss man sich über die Hohe Qualität nicht wundern.
Glücklich, wer heute an solch einen Katadioptrischen günstig kommen könnte
Hubertus
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