Kometenschweif reisst über den Plejaden ab!

  • Dramatik! Just in den Stunden, als der Komet Machholz (C/2004 Q2) mit seinem Schweif über das Siebengestirn strich, riss der ursprünglich gut ausgeprägte und strukturierte Ionenschweif plötzlich ab. Übrig blieb ein hauchdünner, fadenartiger Schweif. Die Abbruchstelle ist im Bild gut zu sehen:



    Mehr Daten dazu gleich, nach einer Computerpause... [xx(]

  • Ja, Günter! [:)] Toll!


    Kannst Du die restlichen Aufnahmedaten nachreichen, bitte?


    Ich stelle sie für mein Bild auch gerade zusammen. Ist eine Wahnsinns-Show, dieser Komet! Als ich aufhörte zu photographieren war die Abriss-Stelle bereits über den Plejaden.


    Unglaublich, in welch´ kurzer Zeit sich diese Dinge verändern. Ich werde mal die Geschwindigkeit ausrechnen, mit der die Abriss-Stelle nach hinten schoss...


    Bis gleich
    Stefan


    http://www.astromeeting.de

  • Sorry, hab ich ganz vergessen. hier die Daten: MX716 und Objektiv 70mm, 10*30s mit Astroart (von 20:30 bis 20:40). Norden ist übrigens auf 1h30, ich konnte das nicht justieren wegen der provisorischen Kopplung der Kamera an das Objektiv. Wann war denn deine Aufnahme?


    ps:
    ich habe mir gerade das erste (um 20:30) und das letzte Bild meiner Aufnahmeserie von gestern angeschaut (Nr.32 um 21:20) und den Abriss vermessen: um 20:30 ca. 80' vom Kometen, um 21:20 ca. 85' vom Kometen entfernt, d.h. er bewegt sich mit 6'/h bzw. bei 52 Mio km Entfernung zur Erde mit 90 000 km/h (senkrecht zur Sichtlinie).
    Alle Werte ohne Gewähr (auch wegen der Messunsicherheit des Abstandes auf den Fotos)!
    Günter

  • Hallo Stefan,


    Wahnsinnsbild!
    Ist ja spannender als ein krimi. Ich komme gerade von draußen und konnte bei Windstärke 8 bis 9 und Grenzgröße ca. 5.5m Machholz im 16x70 Fujinon beobachten. Visuell sind aber nur die Ansätze der Schweife zu sehen. Keinesfalls konnte ich sie bis zu den Plejaden verfolgen.


    Viele Grüße, Jürgen

  • Hallo Stefan,


    wunderfeines Bild das du da hinbekommen hast ! echt spitze !


    Was denkt sich dieser Komet eigentlich ?! Lässt seinen schweif abreissen ohne das ich ihn überhaupt mal richtig gesehen hätte.. :(


    Gruß,
    Jens

  • Vielen Dank Günter Andre, Jürgen und Jens an dieser Stelle.


    Wie versprochen die Aufnahmedaten zu meinem Bild:


    Datum/Zeit: 7. Jan. 2005, 21:30 - 22:06 UT
    Ort: Oberjoch, Bayern
    Objektiv: Tamron Tele 300mm (==>) f/4-5.6
    Kamera: SBIG CCD
    Belichtungszeiten:
    - 16x 60 Sek. (2x2 Binning) für die Sterne
    - 6x 60 Sek. (2x2 Binning) für den Komet (Luminanz)
    - R(90), G(60), B(90) Sek. 2 Bilder für jede Farbe


    Größere Version hier.


    Der Ionenschweif konnte durch den Abriss trotz guter Durchsicht mit dem 10x56 Fernglas nicht mehr erkannt werden - ganz im Gegensatz zum 5.1.05! Auch der Staubschweif erschien schwächer. Die Helligkeit des Kopfes schätze ich nach wie vor auf ca. 4.5 mag.


    Beste Grüße
    Stefan


    http://www.astromeeting.de

  • Hallo Stefan,
    du schreibst, du hast Bilder der Abbruchstelle bis hinter die Plejaden. Welche Geschwindigkeit ergibt das nach deinen Aufnahmen? Ich würde nämlich gern wissen, wie weit ich mit meiner Schätzung daneben liege.
    Spannend, mal einen dynamischen Prozess auch quantitativ beobachten zu können (und das Ganze mit meinen bescheidenen Mitteln).
    Gruss
    Günter

  • Günter,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">du schreibst, du hast Bilder der Abbruchstelle bis hinter die Plejaden.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nein. Ich schrieb, die Abbruchstelle lag <b>über</b> den Plejaden, also quasi <b>IN</b> den Plejaden. Sorry, war missverständlich!


    Dort dürfte die genaue Stelle schwer zu lokalisieren sein. Die Auswertung meiner Bilder wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.


    Zwischenzeitlich könnten wir uns überlegen, in welchem Winkel der Schweif zur Erde stand. Er müsste ziemlich schräg nach hinten ragen, daher sollten wir den perspektivischen Faktor auch noch berücksichtigen.


    Wer kann diesen Winkel ermitteln? [:p]


    Gruß
    Stefan


    http://www.astromeeting.de

  • Hi Stefan,


    mal wieder ein äußerst gelungener Schnappschuss von Dir, kennt man ja schon garnicht mehr anders - Gratulation.


    Bei mir ist jetzt aber der totale Frust ausgebrochen[:(!]. Hatte um 22.00Uhr den 8"er nach draußen gepackt, um den endlich mal wieder klaren Himmel (fst&gt; 5.7m, Machholz locker mit bloßem Auge) zu nutzen, und natürlich um Machholz zu beobachten. Dass das aufgrund des extremen Windes nicht ganz angenehm werden würde war klar. Also halbwegs geschützte Ecke gesucht und nach 'ner halbe Stunde mit der Beobachtung begonnen. Fazit der Session: Nach 5min nicht Milliliter Flüssigkeit durch den Wind aus den Augen getrieben, sondern gleich hektoliterweise Tränenflüssigkeit geheult. Gut, Teleskop nach 'ner halben Stunde dann völlig entnervt aus dem Wind gedreht und versucht, wenigstens Saturn bei Niedrigstvergrößerung zu beobachten. Wie erwartet nur Gezitter, das Rohr bot dem Sturm wohl doch etwas sehr viel Angriffsfläche. Kippe geraucht, einen ostwestfälischen Fluch gen Westen geschickt und abgebaut ----&gt; TIEFSTER FRUST[:(!][:(!]!!!!! Danach hatte ich noch nicht mal mehr Bock, dem Kometen mit dem Feldstecher auf den Zahn zu fühlen (wäre vielleicht von Anfang an besser gewesen[8]).


    Von daher, bitte mehr von diesen wunderbaren Bildern[:)][:)][:)].


    Gruss, windstille und wolkenlose Nächte,


    Mathias

  • Hallo Stefan,


    ich habe mal folgendes berechnet (alle Werte grosszügig gerundet):


    Abstand Komet-Erde = 52 Mio km
    Abstand Erde-Sonne = 150 Mio km
    Winkel Sonne-Erde-Komet = 130°
    (Daten von CdC)


    dann folgt nach dem Kosinussatz:
    Abstand Sonne-Komet = 188 Mio km
    und
    Winkel Sonne-Komet-Erde = 37°


    Der Winkel des immer sonnenabgewandten Ionenschweifs zur Sichtlinie beträgt damit auch 37°
    bzw. der Korrekturfaktor zur realen Geschindigkeit beträgt 1/0,6.


    Mein gemesser perspektivischer Wert von 90 000 km/h bedeutet also real 150 000 km/h.
    Mal sehen, was du rauskriegst.



    ps:
    habe mal im Lexikon der Astronomie nachgesehen. Da wird die Ionenschweifgeschwindigkeit
    mit über 100 km/s (=360 000 km/h)angegeben.
    Da habe ich mich also nur um den Faktor 2.4 verhauen.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Stefan,
    mir fehlen die Worte. Wie kann man so unverschämt gute Bilder machen ?


    Glückwunsch zum Schuß des Monats, wenn nicht sogar des Jahres.

  • Hi Stefan,
    auch von mir herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für das tolle Bild!
    Wenn man in einem wettermäßigen Krisengebiet wohnt, sind solche Aufnahmen Balsam für die Seele! [;)]


    Auch ich frage mich, wie der Schweif plötzlich abreissen kann? Könnte das an der Konsistenz des Kometen liegen, dass vielleicht gerade an seiner Oberfläche nicht viel ist, was ins Weltall geblasen werden kann?


    Viele Grüsse
    Peter

  • Mathias, Soenke, Donald, Stefan und Peter: Auch Euch herzlichen Dank für Eure Beiträge.


    Wie kommt es zu einem Schweifabriss? Ich kann da auch nur Vermutungen anstellen:


    1. Von der Sonne kommende Strahlung und Teilchen 'schlagen' aus dem Kometenkopf Teilchen heraus, die durch den 'Strahlungsdruck' von der Sonne weg beschleunigt werden. D.h. eine nachlassende Aktivität der Sonne könnte zu einer Schweifreduktion führen.


    2. Die Ausgasungen des Kometen erfolgt durch 'Löcher' (Krater) in der Kometenoberfläche, wie die europäische Raumsonde GIOTTO am Kometen Halley sehr schön zeigen konnte. Fast wie aus einem Düsentriebwerk schießen die Gase aus diesen Löchern ins All. Sogar Änderungen der Kometenbahn sind durch diese 'Düsentriebwerke' möglich! Wenn nun der Komet rotiert und eine Seite mit wenigen 'Löchern' der Sonne zugewandt ist, könnte das ebenfalls zu einer Verminderung der Schweifstärke führen. Denkbar wäre sogar eine Art 'Erschöpfung' - und sei es nur die Erschöpfung eines besonders großen und ergiebigen 'Kraters'.


    Wie gesagt: Das sind zunächst einmal Mutmaßungen. Vielleicht kann jemand etwas dazu posten, der 'sich damit auskennt'. [:D]


    Beste Grüße
    Stefan


    http://www.astromeeting.de

  • Hi!
    Wird zeit, dass ich auch mal wieder was schreibe [:D]
    Sehr schönes Bild, wirklich.
    Gestern Abend konnte ich machholz auch sehen, durch den 8x50 sucher des 10" dobsons :)
    Ich meine sogar beide schweife gesehen zu haben als ausgefranste stellen.
    Mach weiter so mit deinen Bildern! [:)]

  • Klasse Stefan, ich sach nur Klasse....


    Ich hab am 7. auch noch mal das Glück des freien Himmels gehabt, um 20 Uhr hats noch gestürmt und geregnet und ab 22 Uhr fast windstill und klar :)
    Na ja, bis der ganze Krempel aufgebaut war wars dann 23 Uhr und ich hab Bilder gemacht wie ein wilder [;)], aber da kann ich net mithalten...
    Vor allem hab ich den ganzen gestrigen Tag damit verbracht wie bekloppt nachzubearbeiten und hab ums verrecken keinen Schweif mehr draufgehabt, dachte zuerst das liegt an der Sinsheimer Hintergrundbeleuchtung. Hätt ich mir also sparen können, das dünne Überbleibsel krieg ich mit meinen Gerätschaften nich abgelichtet [xx(]

    (300D mit Sigma 70-300 APOII, 2x120Sek. bei ISO1600 Blende 4.5)
    Na gut, mit viel Wohlwollen und Vorstellungskraft sieht man bissi was...
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie kommt es denn dazu, dass der Schweif abreisst?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das würd mich auch mal interessieren...


    cu
    Uwe

  • Hallo Stefan,


    Deine Mutmaßungen über die Ursachen des Schweifabrisses sind schon absolut richtig. Ich vermute auch einen Zusammenhang mit dem Auftreten einer "Sonnenwindböe" am 7.1., die auch unser Erdmagnetfeld stark beeinflußt hat. Der K-Index stiegt kurzzeitig auf immerhin 7 an.
    Generell kommt noch dazu, daß wir den Kometen mit unter 0,4 aE ja praktisch vor der Haustür haben und damit solche Dinge noch viel genauer beobachten können. Die hohe Aktivität des Kometen kündigte sich auch schon im Dezember an, wo Beobachter bereits eine Jet-Aktivität in der Coma beobachten konnten. Zu der Zeit stand der Komet für uns ja noch sehr ungünstig.
    Ich denke, daß da noch einiges zu beobachten sein wird. Vielleicht dürfen wir hier in Norddeutschland ja auch demnächst mal mitmachen...


    Beste Grüße


    Andre

  • hi stefan !
    eine geniale aufnahme! echt klasse! ich sitze hier davor und komm aus dem staunen nicht mehr raus! leider kann ich deine größere version nicht als desktophintergrund verwenden:-(
    kannst du sie mir schicken?
    brenneketoni(==&gt;)aol.com
    weiter so!
    gruß,timo

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