Scharf, aber zu klein!?

  • Hi all,


    Ich habe eine Frage, die mir etwas peinlich ist, da ich das Gefühl habe, die Lösung müßte mir klar sein... ist sie aber (leider) nicht. Vielleicht weiß von Euch jemand Rat?


    Von einer Freundin habe ich vor vielen Jahren ein günstiges "Kaufhausteleskop" geschenkt bekommen (Tasco, 114/500... ich weiß, ich weiß [:p]). Nach den ersten paar ernüchternden Beobachtungen ist dieses Ding bald im Keller verschwunden. Kurz vor Neujahr hatte ich aber wieder mal Lust ihm noch eine Chance zu geben und habe es mitgenommen, als ich fünf Tage lang in der Einöde, weit entfernt von hellen Städten verbracht habe.


    Ich bin inzwischen einige Jahre älter und klüger geworden [;)], kann mit der parallaktischen Montierung umgehen und erwarte mir von einer billigen Optik keine Wunder. Ich suchte Saturn, steckte ein 4mm-Okular ein, richtete das Rohr aus...
    Und erstaunlicherweise (!) konnte mich die Optik positiv überraschen, denn ich sah ein ein hervorragendes Bild: scharf, kontrast- und detailreich. Bloß: Es war viel kleiner als ich es erwartet hatte!


    Wenn ich die Größe, die Saturn inklusive seiner Ringe in meinem Okular hatte, mit Photos auf mehreren Websites oder Beschreibungen in diversen Büchern vergleiche, dann scheint es, als hätte ich durch ein Teleskop mit (höchstens) 60-facher Vergrößerung geblickt: Planet und Ringe erschienen schön getrennt, aber (bspw.) die Cassiniteilung konnten meine Augen schon deshalb nicht ausmachen, weil alles so klein war.


    Tatsächlich sollte mein Teleskop aber 500/4 = 120-fache Vergrößerung bei 114mm Öffnung aufweisen, oder irre ich mich da? Das Bild könnte also wegen schlechter Optik unscharf, verzerrt, zu dunkel und was-weiß-ich-noch-alles sein, aber doch nicht zu klein!?


    An irgendwelche Galaxien war übrigens ebenfalls nicht zu denkel... die laut Karkoschka einfachsten und schönsten Objekte erschienen einfach als helle Punkte; auf Jupiter, der erst später in derselben Nacht aufgehen sollte, wollte ich dann nicht mehr warten.


    Hat dazu irgendjemand irgendwelche Ideen?
    TIA,
    Marcus

  • Moin Marcus,
    125fach ist für Planeten schon mal ganz gut. Aber auchn nicht gerade viel. Ob deine Optik mehr Vergrößerung zulässt, musst du mal probieren. Vielleicht mal eine 2fach Barlowlinse dazunehmen. Ich fürchte aber, das übersteigt die optischen Grenzen deines Teleskopes.
    Vermutlich ist ein sphärischer Spiegel eingebaut, bei dem von der Bauart schon Grenzen gesetzt sind.
    Gruß...Gerald.

  • Hallo Marcus,


    Saturn hat zur Zeit einen Durchmesser von etwa 21 Bogensekunden. Bei 125 facher Vergrößerung erscheint er Dir dann etwa 44 Bogenminuten groß.


    Das ist immerhin um die Hälfte größer als der Mond mit bloßem Auge. Aber laß Dich nicht täuschen:


    a) Den Mond erinnern wir größer, als er wirklich ist. Strecke einmal den Arm aus und betrachte Deine Daumenkuppe. Dann überlege Dir, wieweit der Mond darunter wohl hervorschauen würde. Und dann wiederhole das Experiment am echten Mond. Und Du hast den Saturn gerade 1,5 mal so groß gesehen, wie den echten Mond mit bloßem Auge.


    b) Lasse Dich nicht von den vielen schönen Bildern blenden. Da sind wesentlich mehr Einzelheiten drauf, als man mit bloßem Auge - jedenfalls als ungeübter Beobachter - erkennen kann. Das gilt für die meisten Himmelsobjekte, nicht nur die Planeten. Was man auf den Bildern sieht, läßt sich am Teleskop meist nur erahnen.


    Gruß, mike

  • Vielen Dank für die Antworten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Saturn hat zur Zeit einen Durchmesser von etwa 21 Bogensekunden. Bei 125facher Vergrößerung erscheint er Dir dann etwa 44 Bogenminuten groß. Das ist immerhin um die Hälfte größer als der Mond mit bloßem Auge.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hmm... interessant zu wissen. Eine ähnliche Größe hätte ich auch anhand der Bilder im Web erwartet. Besser gesagt: ich hätte sie mir gewünscht - wofür sollte ich sonst durch ein Teleskop blicken!? [8)]
    Tatsächlich erschien mir Saturn im Okular aber bestenfalls halb so groß wie der Mond bei freiem Auge. Die von Dir erwähnte psychologische Täuschung könnte da auch einen Einfluß gehabt haben, aber doch nicht einen sooo gewaltigen!?


    Übrigens war der Mond selbst durch das Okular betrachtet nur etwas größer als das Gesichtsfeld - also gerade mal so groß, daß ich minimal hin- und herschwenken mußte, um alles zu sehen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ob deine Optik mehr Vergrößerung zulässt, musst du mal probieren. Vielleicht mal eine 2fach Barlowlinse dazunehmen. Ich fürchte aber, das übersteigt die optischen Grenzen deines Teleskopes.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das fürchte ich auch, war ja ein eher billiges Ding. Außerdem hat die beigepackte Barlowlinse eine gar grauenhafte Optik: Stell Dir eine kleine vor Deinem Okular befestigte Lupe vor, deren Linse Du mit etwas Butter eingerieben hast. Nun richte Dein Teleskop auf eine Straßenlaterne, laß drei Deiner Freunde Zigarettenrauch vor das Objektiv blasen und sieh ins Okular... Du siehst nun etwa das, was ich sehe, wenn ich durch meine Barlow den Mond betrachte.

  • Hallo Marcus,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Übrigens war der Mond selbst durch das Okular betrachtet nur etwas größer als das Gesichtsfeld - also gerade mal so groß, daß ich minimal hin- und herschwenken mußte, um alles zu sehen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das macht es deutlich: Der Mond hat 30 Bogenminuten Durchmesser. Das ist 87 mal so groß, wie Saturn mit seinen lumpigen 21 Bogensekunden. Und wenn der Mond etwas größer ist als das Bildfeld, dann ist Saturn eben nur etwas größer als 1/87 Bildfeld [:(]


    Gruß, mike

  • Hallo Mike,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Das macht es deutlich: Der Mond hat 30 Bogenminuten Durchmesser. Das ist 87 mal so groß, wie Saturn mit seinen lumpigen 21 Bogensekunden. Und wenn der Mond etwas größer ist als das Bildfeld, dann ist Saturn eben nur etwas größer als 1/87 Bildfeld
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hmm, das ist mir klar, soweit kann ich Dir folgen.
    Was mir noch unklar ist: Sollten nicht sowohl der Mond als auch Saturn im Gesichtsfeld größer erscheinen? Der Mond war mit freiem Auge doch noch wesentlich größer als der Saturn durch das Teleskop. Und er selbst war durch das Teleskop gerade mal minimal größer als das Gesichtsfeld. Entsprechen diese Verhältnisse tatsächlich 120facher Vergrößerung?


    gruß,
    marcus

  • Hallo Marcus,
    welches Okular hast du genau verwendet? Die aufgedruckte Angabe muß nicht unbedingt exakt stimmen.
    Das angeblich 4mm Kellner-Okular vom Lidl-Scope hat z.B. tatsächlich knapp 7 mm Brennweite.


    Ca. 100fache Vergrößerung ist am Planeten noch nicht sehr viel. Mit kleinen bis mittleren Teleskopen geht man meist auf 150x bis 300x, je nach Optik und Seeing.
    Bei deiner kurzen Brennweite von 500 mm wäre ein 9 mm oder 7 mm Plössl mit 3x Barlow-Linse zu empfehlen, damit erreicht man 170x bzw. 215x Vergrößerung.


    Das gibt so ein Teleskop aber nur her, wenn der Spiegel ordentlich parabolisiert ist.


    Ein 114/500 mm Teleskop kann man prima als Richfield-Gerät verwenden. Mit einem 32 mm Okular hast du 15,6fache Vergrößerung, 7,2 mm Austrittspupille und über 3° Gesichtsfeld am Himmel.
    Damit ist es gut geeignet für große, lichtschwache Objekte <i>bei wirklich dunklem Himmel</i>. Das solltest du wirklich mal ausprobieren!


    Zum Beobachten in lichtverschmutzten Gegenden würde ich allerdings ein anderes Teleskop wählen.



    Nachtrag:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">An irgendwelche Galaxien war übrigens ebenfalls nicht zu denken... die laut Karkoschka einfachsten und schönsten Objekte erschienen einfach als helle Punkte<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Immerhin solltest du die Galaxien als helle Flecken gesehen haben. Um Galaxien mit deutlicher Struktur zu sehen, ist meiner Meinung nach mindestens 200 mm Öffnung erforderlich (relativ günstige Angebote gibt's als GSO/Galaxy/Skywatcher 8" f/6). Wenn du dann mal durch noch größere Teleskope geschaut hast, könntest du dich allerdings leicht mit Öffnungsfieber infizieren[:D].
    Allerdings gilt auch hier: Wenn der Himmel nicht <i>wirklich dunkel</i> ist (Grenzgröße visuell besser als 5,5 mag), dann siehst du höchstens die hellen Galaxienkerne, egal wie gut oder wie groß dein Teleskop ist. Mir scheint, viele Anfänger unterschätzen diesen Punkt völlig.


    Gruß,
    Martin

  • Hi Martin,


    ich pflichte bei, dass kann man wirklich nicht genügend betonen! Auch mit meinem 15"er (38cm um genau zu sein) habe ich in München keine guten Karten, ich muß raus mit dem Teil wenn es sich richtig lohnen soll. Der Spruch 'Ein dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen!' ist nur zu wahr!


    Grüße,


    Jörg

  • <font color="orange"><b>&gt;Scharf, aber zu klein!?</b></font id="orange">
    <font color="orange">&gt;
    &gt;Ich habe eine Frage, die mir etwas peinlich ist, da ich das Gefühl
    &gt;habe, die Lösung müßte mir klar sein... ist sie aber (leider) nicht.
    &gt;Vielleicht weiß von Euch jemand Rat?
    &gt;
    &gt;Von einer Freundin habe ich vor vielen Jahren ...</font id="orange">



    <b>Ist Zwar off-topic, aber bei dem Titel und dem Anfang mußte ich irgendwie lachen [:)]</b>

  • Hallo Marcus,


    als ich vor zwei Jahren das allererste Mal auf der Sternwarte Stuttgart den Saturn gesehen habe, war ich zwar von dessen visuellem Eindruck hellauf begeistert, aber die Größe der Abbildung im Okular hat mich doch eher enttäuscht. Wohlgemerkt war dies ein 7" Zeiss-Refraktor mit über 2,5m Brennweite
    und einer eingestellten Vergrößerung um die 250 fach. Ich dachte, dass der Saturn im Okular doch irgendwie größer sein müsste. Ich will damit ausdrücken, dass man sich trotz Einsatzes eines Teleskops keine allzu großen Illusionen machen sollte, was Planeten visuell so hergeben. Selbst um die Cassini-Teilung überhaupt permanent und umlaufend zu sehen, braucht man schon ein recht gutes Teleskop und vor allem ein Top Seeing.
    Ich habe übrigens als kleines Reiseteleskop auch ein 114/500 Newton. Diese Bauart ist einfach nicht für Planeten und hohe Vegrößerungen ausgelegt. Ich habe mir schon überlegt, den mit Sicherheit sphärischen Spiegel gegen einen parabolisch geschliffenen auszutauschen. Für hellere Deep-Sky Objekte bei dunklem Himmel funktioniert das Newton aber ganz ordentlich. Hierbei kommt es auch nicht auf die absolut exakte Fokussierung an.
    Versuche zu Anfang doch mal den Kometen Machholz (momentan ca. rechts vom Stier --&gt; Tendenz Richtung Perseus), M31(Andromeda Galaxie), M42(Orion Nebel), h/x im Perseus, M81/M82(großer Wagen) oder NGC2264 (Weihnachtsbaumhaufen Monoceros).
    Eventuell noch M35, 36, 37 (Gemini bzw. Auriga)
    Das sind sozusagen DIE Winter Standard-Objekte (kleine Auswahl), die eigentlich mit jedem Instrument und wenig Vergrößerung auch bei nicht optimalem Himmel gehen müssten.


    Da gilt wie immer der Spruch: Jedes Teleskop hat seinen Himmel.


    Mein persönlicher Tipp: Vergiss Mond und die Planeten mit Deinem relativ lichtstarken Instrument, da dies eher für großausgedehnte Objekte konstruiert wurde(Jupiter wird auch nicht größer aussehen, da er in etwa auch nur so groß erscheint wie Saturn mit Ringen). Falls Dir Mond und Planeten aber wichtig sind, wirst Du um ein längerbrennweitigeres Gerät kaum herumkommen. Ich denke da z.B an ein kleines Planeten-Mak (Maksutov Cassegrain, z.B. 90/1250 für um die EUR 200 oder natürlich größer)


    Grüße
    Rolf

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