Sternpatenschaft plus Teleskop

  • Hallo zusammen,


    bin da zufällig darüber gestolpert. Sternpatenschaft plus Teleskop, angeboten von der Sternwarte Bochum.


    Auf den ersten Blick kann man eigentlich nicht zusehr meckern. Die Patenschaften für Sterne kommen der Warte zu Gute, es steht auch zu lesen, das man keinen Stern wirklich taufen kann, das Ganza also eher symbolischen Charakter hat.


    Dann rollten sich mir aber doch noch die Nackenhaare auf, unter Sternpatenschaft plus Teleskop findet sich der "berühmte" Bresser Pollux, Katastrophendiopter mit Kugelspiegel- und das Ding wird auch noch "Luxus pur" mit einer tollen Beschreibung beworben. [:0][:(!][V]


    Muss das sein? Können die nicht ein vernüfntiges Teil in Kombination mit ihrer Patenschaft anbieten? Ich versteh das ehrlich gesagt nicht, die Leute sollten doch wissen was sie da anbieten.


    http://www.deine-sterntaufe.de/m.php?shop=2


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    auch die Sternwarte Bochum unterliegt den Gesetzen der Marktwirtschaft. Mit anderen Worten: Wer´s käuft ist selber schuld. Die angebotenen Geräte findet man dann wenige Monate später in der Bucht oder im Sperrmüll. Und diese Sternpatenschaften gehören verboten, auch wenn sie in diesem Fall der Sternwarte zugute kommen.
    Bislang dachte ich, eine Sternwarte sei ein Ort der Wissenschaft. Aber das war wohl mal, bevor der Geiz geil wurde und das Filet noch Bauchfleisch hieß.[:(!]

  • Habe mich mal durch die Seiten geklickt - von der Ausrichtung her ist visuelle Astronomie eh nicht deren Kernkompetenz. Sternwarte stimmt also schon nicht ganz. Gleichwohl werden Astroworkshops mit Bresser-Geräten durchgeführt, wobei die Beobachtung ausdrücklich nicht im Vordergrund steht...Da wäre ich gern mal Mäuschen, was einem da für 27Euronen über die Hightechgerätschaft erzählt wird...So jetzt wird nicht weiter gemutmaßt, kenne weder Einrichtung noch Betreiber, werde aber auch keine Reise deswegen unternehmen ;)


    Viele Grüße
    Bernd

  • Die Sternwarte wird betrieben vom 'Institut für Umwelt und Zukunftsforschung e.V', dessen Kontaktanschrift lautet Thilo Elsner und der ist immerhin im Rat der Stadt Bochum und gelernter Jurist. Die scheinen noch einen Haufen anderer 'Bildungsaktivitäten' vor allem für Kinder zu machen - was man eben so unter 'wissenschaftlichem Arbeiten' versteht: "Kuck mal hier durch Mikroskop nud leuchte mit der Lampe mal da durch"...
    Das ist jedenfalls mein erster Eindruck, den ich ausschließlich aus dem Internetauftritt gewonnen habe. Kann gut sein, dass die auch richtig gute Arbeit machen.
    DS, Holger

  • Hi,


    ja, unter dem Internetauftritt einer Sternwarte versteht man sonst auch etwas anderes.


    Was ich eben schlimm finde ist dieses Kaufangebot zu dieser unsäglichen Teleskopkombination- weder dieses Polluxdngens noch die Montierung darunter sind tauglich und wird bei den stolzen Käufern sehr schnell zu Frust und Enttäuschung führen.


    Besucher der Seite oder von Veranstaltungen der Sternwarte werden hier durch den offiziellen Auftritt getäuscht- die Sternwarte empfielt das, also muss es doch gut sein- ist doch mit "Delux pur" bewertet. Schlimm.


    Die beiden kleineren Kombinationen sind auch nicht gerade der Brenner, aber sind gerade noch so akzteptabel.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>


    Muss das sein? Können die nicht ein vernüfntiges Teil in Kombination mit ihrer Patenschaft anbieten? Ich versteh das ehrlich gesagt nicht, die Leute sollten doch wissen was sie da anbieten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Was sagt denn der Anbieter/Betreiber dazu?

  • Hi René,


    was sagt der Betreiber dazu? Keine Ahnung, weiß ich (noch) nicht.


    Ich habe den Betreiber bzw. die Sternwarte gestern Abend über die Kontaktadresse angeschrieben und auf diese unsägliche Kombination hingewiesen, verbunden mit der Bitte diese aus dem Angebot zu nehmen und gegebenenfalls durch ein brauchbares Teleskop zu ersetzen.


    Antwort hab ich noch keiner erhalten.
    Vielleicht würde es ja helfen wenn viele Sternfreude per Mail meckern. [:D]


    Stefan

  • Na das ist doch die Sternwarte, deren Leiter vor Jahrzehnten mal dieser Herr Professor Kaminski war. Der hatte schon so seine ganz eigenen Ansichten und wurde zu einem krassen Aussenseiter, der von den Fachkollegen geschnitten wurde. Er hatte sich zwar etliche Verdienste um den Aufbau der Bochumer Sternwarte erworben. Als ihm die Zuschüsse gestrichen wurden, gründete er dieses obskure Institut als Träger der Sternwarte. Man kann einiges nachlesen unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41558714.html Kann sich jeder selbst ein Bild machen.


    Gruß Franz


    <font color="limegreen">Link repariert von Caro</font id="limegreen">

  • Hi Franz, der Link geht nicht. Offenbar erzeugt Spiegel die Links für jede Suche neu. Ich habe jedenfalls mit den Suchbegriffen 'Kaminski Sternwarte Bochum' einen Artikel aus 1975 gefunden, der das Drama beschreibt.
    DS, Holger

  • Hmmh,


    der Professor Kaminski war seinerzeit sehr populär. Ich wusste gar nicht, dass der eine so krasse Außenseiterposition eingenommen hatte.


    Schöne Grüße,
    Kurt

  • und wenn man durchklickt, steht da:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die bekannte Astrologin Maria Schlicker gibt Tipps, wie Sie Ihren Wunschpartner kennenlernen können<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Da ist jeder Amateur- und Profiastronom sofort "begeistert".
    Die kriegen zu ihrer Finanzierung doch nicht etwa noch Steuergelder?

  • Hi Stathis,


    ist jetzt 5 Tage her seitdem ich die Mail an den Betreiber abgeschickt habe- bis heute keine Antwort darauf erhalten- ist so gesehen auch eine Antwort. [:(!]


    Schon traurig wenn jungen neugierigen Sternfreunden zum Einstieg solche Gurken angedreht werden und dann kommt noch eine Beratung durch eine Astrologin dazu *würg*


    Stefan

  • Ich frage mich, wie sich ein solches Verhalten mit dem Bildungsanspruch einer Sternwarte bzw. eines Planetariums vereinbaren laesst.


    Vor einigen Jahren bot ein anderes Planetarium einmal ein Programm mit Volksmusik und astrologischen Begleitinhalten an. Auf meine kritische Email erhielt ich ebenfalls keine Antwort - die Entscheidung muss wohl von Leuten gemacht werden, die vor "Professinalitaet" kaum laufen koennen.


    Bitter wird es dann, wenn Fachfremde die Leitung von Observatorien oder Planetarien uebernehmen, die einen rein betriebswirtschaftlichen Ansatz waehlen und dabei den Bildungsauftrag verwaessern. Ich weiss aus eigener Erfahrung (als Freiwilliger an einer Volkssternwarte und an einem Planetarium), dass es nicht einfach ist, den Betrieb ohne oeffentliche Hilfen am Laufen zu halten. Aber eine Verwaesserung des Bildungsauftrages kaeme bei mir nicht in die Tuete. Man kann in einem Planetarium zur Einkommensverbesserung ja durchaus nichtastronomische Inhalte anbieten (Lasershows, Musik unterm Sternenhimmel, Vortraege ueber andere Wissenschaftszweige etc), ohne dem Bildungsauftrag zu widersprechen.


    Aber mithilfe der Astrologie Geld zu machen, um eine Bildungseinrichtung aufrechtzuerhalten, der es doch eigentlich um die Vermittelung eines modernen, wissenschaftlich orientierten Weltbildes geht, erscheint mir als kompletter Antagonismus. Das finde ich uebrigens schlimmer als die Qualitaet der angebotenen Teleskope.


    Wie ichs umkrempeln wuerde:


    - Sternpatenschaft okay, aber nur mit Hinweis auf den Symbolcharakter.


    - Teleskop: Hier koennte ein kleines, aber funktionsfaehiges Instrument angeboten werden. Ein Tischdobson der 100-130mm-Klasse waere doch was. Alternativ ein Astroset mit einem 10x50-Fernglas und drehbarer Sternkarte.


    - Astrologie: Weg damit ! Daran aendert auch das Keplerzitat mit dem "naerrischen Toechterlein" nichts.

  • Moin,
    das Ganze trifft halt den Zeitgeist. Aus verkaufstechnischer Sicht ist einer der wichtigsten Schritte eine Analyse der Zielgruppe. Wem will ich was verkaufen?
    Das sind sicherlich nicht Amamteurastronomen oder anderweitig (natur-)wissenchaftlich Vorbelastete. Die wollen Schrott kaufen, der schon im Einkauf teuer ist[:D].
    Deswegen werden auch Anfragen dieser Art ignoriert. Was sollen die auch sagen?


    Nein, es geht um eine breite Bevölkerung, die man als wissenschaftliche funktionale Analphabeten beschreiben könnte. Und das sind durchaus Leute, die ein Stück Papier haben, auf dem steht, dass sie gebildet seien.


    Die Astrologie schafft dabei einen geistigen Spagat, der schon bemerkenswert ist: Zum einen wird damit der "früher war alles besser" Reflex bedient, indem das ""Wissen der Alten" eingesetzt würde, dass noch nicht "durch die moderne Zivilisation korrumpiert" sei. Zum anderen macht das hier ja eine "echte" Sternwarte, was dem ganzen einen falschen wissenschaftlichen Anstrich gibt, denn Spötenkieker sind immer nur die anderen. Das ist auch wichtig, denn niemand will naiv oder gar dumm erscheinen.
    Zum Verkaufen muss man also möglichst das bessere Gestern mit "wissenschaftlichen Methoden" beschwören.


    Weiterhin kommt noch ein Trotzreflex dazu: Mein "alternatives" Weltbild ist genauso richtig wie deins, du Eierkopf!

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