36 Andromedae (Struve 73) mit 120 mm Refraktor

  • Hallo Allerseits,


    Kurzbericht von heute abend:


    Mond scheint, Seeing ist schlecht. Was also beobachten?


    Ich wollte mich beim 120 mm Refraktor (Startravel 120/600) schon immer mal ans Dawes-Limit begeben. Zu diesem Zweck suchte ich 36 And auf, ein Doppelstern, der recht einfach zu finden ist. Ausgehend von delta And schwenkt man mal über epsilon And zunächst Richtung zeta And und findet recht schnell leicht oberhalb (Richtung NW) von eta And dann den gesuchten 36 And. Der bildet mit eta And im Aufsuch-Okular ein nettes Paar.


    Dieser Doppelstern soll um 1" Distanz haben. Bei 150-facher Vergrößerung ist ein längliches Objekt zu sehen, etwa doppelt so lang wie breit.


    Bei 270-fach (ich bevorzuge bei etwas helleren Doppelsternen maßvolle Übervergrößerung) ist der Stern in NO etwas schwächer. Weiterhin ist zeitweise eine leichte Einschnürung und sogar eine Helligkeitseinsenkung zwischen den Airy-Disk zu erkennen. Da das Dawes-Limit für 120mm im Grünen bei 0.97" liegt, würde ich mal sagen, dass die Distanz doch deutlich über 1" liegen muss, geschätzt 1.1 " sonst wäre eine Helligkeitseinsenkung nicht erklärbar.


    Soweit zu diesem doch recht lohnenswerten Ziel für kleine Teleskope, eben ein echter Prüfstein. Dass das sogar bei diesem lausigen Seeing möglich war, hätte ich nicht gedacht, aber 120 mm sind eben noch nicht sooo anfällig für "Turbulenzen", es gibt immer mal wieder Phasen mit besseren Bedingungen. Sogar heute.


    besten Gruß
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    interessante Sache!
    Es gibt Genuss- bzw. Ergebnisorientierte Beobachter. Die einen brauchen unbedingt den allerbesten Apo, den sie dann aber nur zum Suchen optischer Fehler benutzen. Astronomische Beobactungen machen sie selten. Die anderen benutzen ihr Instrument zum Erzielen eines bestimmten astronomischen Ergebnisses. Wenn dazu einfachere Optik ausreicht, ist das Ergebnis positiv.
    Nun kann man sich streiten, wer der bessere Amateurastronom ist....
    aber bitte nicht jetzt und hier.
    Deine Ergebnisse zeigen, dass man nicht unbedingt den besten Apo braucht. Natürlich zeigt der den Doppelstern ästhetischer, aber aufgelöst ist er eben auch im kurzen Achromat (Ich vermeide bewußt den Ausdruck Fraunhofer, denn er ist keiner. Und auf das Niveau von "Farbwerfern", "Chinakrachern" usw. begebe ich mich nicht).
    Trotzdem bringt von zwei Refraktoren gleicher Öffnung der mit der längeren Brennweite die bessere Sternabbildung. Mein (guter) 120/600 hat neben dem 120/1000 meines Bekannten eine etwas matschigere Abbildung, zeigt abber (s.o.) das gleiche Detail.
    Das wird bestimmt noch eine interessante Diskussion!
    Grüße
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ich will eigentlich gar nichts groß diskutieren (also ob es Sinn macht dieses Gerät zu besitzen bzw. da hindurchzuschauen) sondern ich wollte eigentlich nur mal wissen, wo die Grenzen dieses Gerätes liegen und 36 And auch anderen zum anschauen empfehlen.


    Was die APO-Besitzer angeht tust Du wahrscheinlich vielen Unrecht, wenn Du sagst, der würde fast nie benutzt.
    Das kann ich nicht ganz glauben.


    Was mich noch interessiert: Wie kann man eigentlich den genauen aktuellen Abstand herausfinden ?


    besten Gruß
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    hier in diesem schönen Forum drängte sich bei mir zumindest bei einigen Leuten meine o.g. Meinung auf...
    Zu Deiner Frage:
    Mir ist keine Liste bekannt, die die aktuellen Daten (Pw, Dist.) von Doppelsternen gibt. Allerdings haben die meisten eine so große Umlaufzeit, dass sich da in Jahrzehnten nicht viel ändert.
    Bei schnelleren Systemen müsste man sich die beiden Daten aus den umfangreicheren Bahndaten selbst berechnen. Bring ich aber nicht.
    Außerdem hat (fast) jeder Berechner eine etwas andere Bahn. Da hilft vielleicht guhgeln nach dem Stern.
    Grüße
    Andreas

  • Guide gibt für die Distanz folgende Werte an:
    Jahr PW Distanz
    2010.0 323.4 1.06
    2020.0 334.6 1.19


    Interpoliert für 2015 käme man auf 1.12", was Deiner Schätzung sehr nahe kommt.


    Vielleicht schaue ich mir den Stern heute auch mal an :)


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Johannes, hallo Leute


    das Beungsbild eines engen Doppelsterns länglich zu sehen, ist keine wirkliche Leistung. Sobald eine Optik sowieso ein einigermaßen gutes Beugungsbild zeigt, und das ist recht leicht, schafft man das regelmäßig. Der Reiz dieses Leistungstest, der eigentlich gar kein echter Leistungstest ist, geht schnell verloren.


    Dann würde ich lieber Paare mit starker Helligkeitsdifferenz beobachten oder den farblichen Kontrast einiger Paare bestaunen.
    http://users.compaqnet.be/doublestars/



    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,


    ich stimme dir voll zu. Das ist kein Test um zu beweisen, dass es ein gutes Teleskop ist.


    Was ich wissen wollte war, ob der Rot-Halo (bei helleren Sternen gut sichtbar) irgendwie das Dawes-Limit beeinflusst.


    Das ist allerdings nicht der Fall. Das helle grüne Airy-Scheibchen setzt sich zumindest bei schwächeren Sternen voll und kontraststark durch.


    Die Abbildung war heute noch besser als gestern. Also wie im Lehrbuch und - wie du korrekt bemerkst - reproduzierbar.


    Das einzige was dieses Bild im Okular sagt ist demnach:
    "du hast durch 120 mm beobachtet und das Teleskop war nicht deutlich dejustiert und das Seeing war zeitweise deutlich unterhalb der Auflösungsgrenze"


    So isses und so bleibt es. Nichts dramatisches also.


    Und besten Dank für den Link!


    schöne schwarz-rot-goldene Grüße
    Johannes

  • Hallo Ullrich,


    besten Dank für die Info.


    Ja, das passt. Heute abend nochmal beobachtet. Sieht eindeutig nach Rayleigh-Trennung aus, Einschnürung und
    Helligkeitsabfall. Spricht deutlich für 1.1"


    besten Gruß
    Johannes

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