Fernglaskauf

  • An alle ein frohes neues Jahr,


    ich bin Anfänger in der Astronomie (57) und möchte mir ein Fernglas kaufen. Bei TS fand ich drei Gläser die mich interessieren würden:
    1. TS 10x50 WP, 2. 10x60, 3. 15x70.


    Welchen Ratschlag können mir die alten Hasen geben.


    Vielen Dank für die Unterstützung
    Norbert

  • Moin Norbert,


    die Gläser, die Du Dir ausgesucht hast, kenne ich nicht, kann also zur Qualität usw. nichts sagen. Da ich aber annehme, dass Du mit der Zahl 57 Dein Alter angegeben hast, möchte ich Dir einen grundsätzlichen Hinweis geben.


    Mit zunehmendem Alter wird die maximale Öffnung der Augenpupillen kleiner. Das ist normal und hat in der Regel nichts mit Augenkrankheiten usw. zu tun. Das bedeutet, dass ein neues Fernglas eine bestimmte <b>Mindest</b>vergrößerung haben muss, damit die sogenannte "Austrittspupille" klein genung bleibt (damit man auch das ganze Fernglas ausnutzen kann).



    Ich würde an Deiner Stelle kein Fernglas kaufen, das eine größere Austrittspuplille als etwa 5 mm hat (würde ich mit meinen 41 Lenzen auch nicht tun ...).


    Wie kannst Du die Größe der Austrittspupille ermitteln? Ganz einfach: Frontlinsendurchmesser geteilt durch Vergrößerung. Das bedeutet für Deine Auswahl:


    1.: Austrittspupille 50mm/10 = 5,0 mm [|)] ? [:)] ?
    2.: Austrittspupille 60mm/10 = 6,0 mm [xx(]
    3.: Austrittspupille 70mm/15 = 4,7 mm [:)]


    Das heißt also, dass hinsichtlich der Austrittspupille die Nr. 3 optimal wäre. Allerdings wirst Du für 15x schon ein Stativ brauchen, sonst wackelt das Bild zu stark. In dieser Hinsicht ist Nr. 1 günstiger, 10x kann man noch gut freihändig halten. Allerdings sind 5 mm Austrittspupille vielleicht schon am Limit (hängt natürlich ganz konkret von Deinen Augen ab). Das musst Du vor dem Kauf berücksichtigen.


    Abraten würde ich Dir in Deinem Fall von Nr. 2, Du kannst es wahrscheinlich nicht voll ausnutzen. Hierzu ein Extrembeispiel: Ein Fernglas 7x50 hat eine Austrittspupille von 50 mm / 7 = 7,1 mm. Wenn jemand altersbedingt nur einen Augenpupillendurchmesser von 5 mm erreicht, dann nutzt er nur 5 mm x 7 = 35 mm. Also würde in diesem Fall ein 7 x 35 dieselben Dienste tun. In dieser Hinsicht ist es für mich unverständlich, weshalb die 7x50 bei älteren Jägern und Seglern so beliebt sind.


    Hoffentlich habe ich jetzt nicht zuviel Verwirrung gestiftet. Falls doch, bitte melden.


    Viele Grüße
    Karl


    PS: Schau vielleicht auch mal auf
    http://www.avgoe.de/astro/Teil02/Fernglas.html
    http://www.sternwarte-kreuznach.de/amateurteleskope2.htm

  • Hallo Norbert,


    der Karl hat ganz recht mit der Austrittspupille; darüberhinaus glaube ich, dass die wichtigste Entscheidung die folgende ist: willst Du auch freihändig (z.B. im Gebirge oder Vögel) beobachten oder nicht. Hierzu zwei Hinweise:


    - für Deep Sky d.h. eher grossflächige + LEUCHTschwache Objekte am Himmel
    (Andromedagalaxie; Orionnnebel; Nordamerikanebel + Spazierenschauen in der
    Milchstrasse - bei letzterem ist freihändig besonders wichtig, ich enke aber 15 x geht gerade noch so wenn das Glas nicht zu schwer ist (vergleiche mal die Gewichte von ähnlichen Ferngläseren) sind Ferngläser die idealen Geräte.


    - es gibt aber Objekte da braucht man grössere Vergrösserungen (vorallem Planeten, aber uch planetarische Nebel, wie der Ringnebel in der Leier). Ich habe ein 16 x 70 Fujinon (sehr schwer) und kann Dir aus Erfahrung sagen, dass amn den Saturnring z.B. gerade nicht mehr sieht, während man ihn mit einem 20 (x 80) sehen können soll. Aber dann brauchst Du definitiv ein Stativ. Ganz wenige Ferngläser haben auch Zoom-Okulare (habe keine Erfahrung) oder erlauben einen Wechsel der Okulare ( Zeiss und Miauchi) und damit der Vegrösserung.


    Zum Schluss noch eine Alternative: hast Du mal unter dem Stichwort Spektive gesucht ? Einäugig hat aber nicht den Stereo-Effekt des räumlichen Sehens.


    Klaren Himmel

  • Hallo Norbert,


    ich habe mich selbst lange Zeit nach einem Fernglas umgesehen - ich suchte eines mit dem ich auch ohne Brille (-8) noch fokussieren kann. Ich hatte es schon aufgegeben, bis ich TS direkt besuchte. In keinem herkömmlichen Laden findest du eine derartige Auswahl und kannst alle Modelle selbst ausprobieren, wie bei einem Astrohändler (wie TS). Ich habe deshalb ein ganz anderes Ferglas gekauft, als ich mir ursprünglich ausgesuct hatte - und ich bin höchst zufrieden damit.


    München ist eine herrliche Stadt - mach mal ne Städtetour nach München - so schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe. (und hast möglicherweise auch die Möglichkeit ein Schnäppchen zu erwerben).

  • Moin,


    zwei Anmerkungen hätte ich noch:


    1. bilde ich mir ein gelesen zu haben, daß die maximale Öffnung der Augenpupillen *nicht* automatisch geringer wird, sondern *lediglich* "erhebliche individuelle Abweichungen" auftreten. D.h. es könnte u.U. Sinn machen, die eigene max. Öffnung der Augenpupillen mal zu ermitteln - warum sollte man sich ohne Not einschränken? (Ich weiß jetzt allerdings nicht, wie man das am besten macht - es gab mal Tipps mit Biltzlichtfotos am dunkeladaptierten Auge ohne Vorblitz, wenn man ein Lineal unters Auge hält - aber ob das so gut klappt? Habs nie selbst ausprobiert.)


    2. denke ich, daß eher der praktische Einsatzzweck sowie natürlich die Qualität die Wahl des Feldstechers beeinflussen sollten. Wegen des ersten Punktes würde ich generell unterscheiden, ob es eher zum Aufsuchen und für kurze Übersichtsbeobachtungen oder z.B. für lange Milchstraßen-Streifzüge eingesetzt werden soll (dann wäre ein 20x80 mit Stativ! klar von Vorteil). Hier habe ich mich für ein 10x50 entschieden, da bei uns meist die Himmelsqualität nicht soo gut ist, daß sich eine AP von 7mm lohnt - bei 5mm ist der Himmelshintergrund bei weitem nicht so grau. Außerdem ist das Bild bei Tagbeobachtung zwar bereits ziemlich hell, es zeigen sich aber noch keine störenden Blausäume, die bei 7x50 schon recht störend sein können. Hinsichtlich der Qualität sollte man auch beim Feldstecher nicht zu billig kaufen - ich hatte mal kurz ein Teil der 50Euro-Klasse von Bresser, welches an hellen Objekten *wunderschöhne* Mehrfachreflexe zeigte (Mond - auch knapp außerhalb des Gesichtsfeldes), das ging gleich am nächste Tag zu Karstadt zurück - auch hier sollte man auf eine ordentliche Multivergütung auf allen Glas-Luft-Flächen achten.


    Ich habe mich damals für ein Minolta Activa 10x50 WP FP entschieden, mit dem ich sehr zufrieden bin - neben der für meine Begriffe recht guten optischen Qualität (die Zeiss 10x50 von Sternfreunden, mit denen ich verglichen habe zeigten ein minimal helleres Bild, welches etwas kühler wirkte - hängt m.W. mit der Vergütung zusammen[?] - einen kl. Vorteil hatten die Zeiss beim Gesichtsfeld, welches etwas größer ist) finde ich besonders 2 Dinge besonders gut - die Stickstofffüllung, die ein Beschlagen verhindert (wir hatten schon so feuchte Nächte, daß die o.g. Zeissgläser beschlagen waren, meines jedoch nicht) sowie die ausziebaren und rastbaren Augenmuscheln (finde ich persönlich sehr angenehm).


    Aber wie immer ist der eigene Eindruck natürlich subjektiv - Du bist also gut beraten, verschiedene Gläser selbst auszuprobieren und zu vergleichen und Dich für das zu entscheiden, welches Dir persönl. am besten gefällt.


    CS,
    René

  • Hallo,


    die einfachste Methode zur Ermittlung der Pupillenöffnung dürfte noch immer die "Bohrermethode" sein. Am Beobachtungsort mit dunkeladaptierten Augen beobachtet man mit einem abgedeckten Auge einen Stern, und hält dann den Schaft eines Bohrers vor das offene Auge. Wenn man mit dem Bohrer das Licht des Sternes beim Durchschwenken völlig auslöschen kann, ist der Schaft dicker als die Pupille. Wird der Stern aber lediglich dunkler, verschwindet aber nicht vollständig, dann ist die Pupille noch größer als der gewählte Bohrer. Durch die quasi parallel eintreffenden "Lichtstrahlen" ist der Abstand vor dem Auge dabei nicht relevant. So lässt sich einfach, schnell und ausreichend genau der Durchmesser der Pupille am gewünschten Beobachtungsort ermitteln, denn was nützt es, wenn sich die Pupille zwar auf 7mm öffnen könnte, dies aber am hauptsächlichen Beobachtungsplatz aufgrund der Bedingungen niemals tun wird?


    Auch würde ich unbedingt selbst testen, ob die oft angegebene zehnfache Vergrößerung für einen persönlich wirklich noch nutzbringend freihändig haltbar ist. Ich selbst kann ein 10x50 Glas bei konzentriertem Ruhighalten gerade noch "bändigen". Richtig glücklich wurde ich aber erst mit dem Erwerb eines schönen schweren 8x50-Porroglases. Dieses bringt nun freihändig immer ein brauchbares Bild, und in den konzentrierten Momenten, die bei 10x50 erst eine zufrieden stellende Abbildung ermöglichen, steht dann das Bild wirklich wie "angenagelt". Bei geplanter Verwendung mit Stativ oder der Wahl eines bildstabilisierten Glases gilt oben gesagtes nicht, ich würde dann nicht an Vergrößerung sparen, trotz kleinerer Austrittspupille bringt mehr Vergrößerung auch am Sternenhimmel deutlich mehr Wahrnehmung.


    Wie bei Okularen gilt aber wohl der Grundsatz - selbst testen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Zur Auswahl: mein 8x50 ist ein gummiarmiertes Docter Nobilem, das 10x50 ein Jenoptem von Carl Zeiss Jena. Diese Jenaer Gläser werden häufig gebraucht angeboten, und bieten meiner Ansich nach ein einwandfreies Preis/Leistungsverhältnis für den Alltagsgebrauch ebenso wie am Sternenhimmel. Eine Gummiarmierung ist zwar im Winter eine sehr angenehme Sache - während ein Metallgehäuse mit Belederung, so elegant es auch immer aussehen mag, bei tiefwinterlichen Bedingungen beinahe an den Händen festfriert, fühlt sich ein gummiarmiertes Glas immer noch relativ angenehm an - aber man kann ja Handschuhe anziehen. Ein all zu kleines scheinbares Gesichtsfeld verdirbt allen Spaß an der Sache, unter 60° sollte man hier meiner Ansicht nach nicht gehen. Bitte einen großen Bogen um die gelegentlich angebotenen, und von den Daten her möglicherweise verlockend klingendem 8-24x50 Zoom-Ferngläser machen. Kürzlich hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, durch solch ein Exemplar von Hofer (=Aldi) zu schauen. Es war ein eindrucksvolles Seherlebnis, das ich nicht missen möchte, aber dieses Gerät war in der Tat ganz erschreckend übel: nicht enden wollende Falschfarbe und Verzeichnung, Unschärfe selbst in der Mitte des mickrigen Gesichtsfeldes, Unmöglichkeit die Bilder beider Fernglashälften in Schärfe und Positionierung zur Deckung zu bringen. Die qualitative Streuung bei Ferngläsern, vor allem im Billigbereich, ist enorm. Vom erschwinglichen Schnäppchen über Gläser mit erträglicher Abbildung bis hin zu unbrauchbarem Schrott ist alles erhältlich.


    Ciao,
    Roland

  • Hallo Norbert
    Ic empfehle dir ein 10x 50 Glas.Damit kann mann schon einen ganze Menge am Himmel erkennen.Und wenn die Lust auf mehr besteht, ´sollte die Nachrüstung kein Problem sein. Auch bei einem 10x 50 sollte man nicht unbedingt auf einem Stativ verzichten. Ich selbst besitze ein 16x 70 von Fujinon auf einem Manfrotto Stativ (2.12m).Mit Stativ Saturnringe,M57,Nordamerikanebel,Cirrusnebel,Doppelsterne bis 15",
    Trapez im Orion sind die Objekte alle kein Problem. Ganz wichtig,Lektüre,wo finde ich was am Himmel.
    Gruß Heinz

  • Hallo Heinz,


    also wie Du das machst, die Saturnringe mit dem 16 x 70 zu sehen, das würde mich echt mal interessieren [:p]. Ich glaube, dass ich sehr gute Augen habe, aber das ist mir noch nicht gelungen (trotz Stativ --habe übrigens auch ein Manfrotto).


    Gruss

  • Hallo Rudi
    Also,den Saturn sehe ich als Stecknadelkopf inmitten seinen Ringen.Ich schaffe es auch, den Doppelstern Mizar in Ursa Major mit 14.4" zu trennen.Der Saturn muß natürlich eine gewisse Zenithöhe erreicht haben.Ich hoffe,daß heute abend noch mal die eine oder andere Wolkenlücke sich auftut,im Moment ist hier absolutes Schauerwetter.Das Glas steht jedenfalls bereit.
    Gruß Heinz

  • Hallo zusammen,
    schon 10x50 auf das Stativ bringt ganz viel. Schönes Buch Patrick Moore, Touring the Universe through binoculars. Gibt es bei Astro-shop.
    Klaren Himmel
    Peter

  • Ich darf mich da mal einklinken:


    Das mit der Austrittspupille ist im Prinzip völlig richtig.


    Aber, wie ich inzwischen von fachkundiger Seite (Augenoptiker, der eine Sternwarte sein eigen nennt) erfahren habe, ist das mit der "Alterspupille" wirklich sehr individuell. Es gibt wohl durchaus Leute, bei denen diese Verengung nur sehr schwach auftritt.


    Daher kann es auf keinen Fall schaden, die Messung alle paar Jahre mal durchzuführen.


    Andreas

  • Hallo Norbert,


    ich bin 56 Jahre und meine Augenpupille geht bei Dunkelheit noch auf fast 7 mm auf, vom Optiker vermessen, es gibt also tatsächlich große individuelle Unterschiede. Meiner Meinung nach ist ein 10 x 50 Fernglas eine sehr gute Wahl für einen Neueinsteiger, man kann es auch noch freihändig benutzen, aber auch auf ein Fotostativ setzen, man sieht dann natürlich noch besser. Ein 10 x 50 mit 5 mm Austrittspupille ist auch deswegen eine gute Wahl, weil es den Himmelhintergrund nicht zu sehr aufhellt wie ein 7 x 50 Glas oder ein 10 x 70 Glas, dadurch wird der Kontrast zu den Himmelobjekten größer. Ein FG mit 7 mm AP ist eigentlich nur sinnvoll bei einem sehr guten und sehr dunklen Himmel ohne Lichtverschmutzung (z.B. einsamer Alpenhimmel bei Neumond).


    In Deinem (und meinem Alter) ist man ja meist schon beruflich ganz gut situiert, daher könnte es ja sein, dass Du nicht zu sehr aufs Geld schauen musst: eine sicher etwas teuere Alternative wäre nämlich ein Fujinon 10 x 50 FMT SX 2, das ist so mit das allerbeste (Lichttransmission, Schärfe, Randschärfe; Vergütung, Reflexfreiheit), was es für Sternenbeobachter (natürlich auch für Natur und Urlaub zu gebrauchen) an Ferngläsern gibt, kostet allerdings auch 648.- Euro, zu sehen hier:
    http://www.intercon-spacetec.de/fernglas/
    oder unten beim meinem Link als "Penelope von IthakA"


    mit schönen Grüßen

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