Hallo Selbstbauer und andere interessierte,
vielleicht findet ja der eine oder andere gefallen an meiner kleinen Selbsbau Odysee, aber lest selbst.
Der Wunsch nach einem Gerät mit großer Öffnung bestand bei mir schon länger, genauer lässt sich das auf ein ITV in den frühen 90ern datieren. Dort hatte mich eine Beobachtungsnacht mit dem 25" von Raffael Benner nachhaltig beeindruckt, leider hatte mich aber auch das Gewicht und die Abmessungen abgeschreckt. Ein check kommerzieller Angebote förderte auch wenig erbauliches zu Tage: im besten Fall klobig, irrsinnig schwer (manche Angebote gar mit Ballast aus Stahlgewichten...) und teuer, im schlechtesten Fall qualitativ fragwürdig und auch noch hässlich. Daher wurde die Idee erstmal wieder ad acta gelegt.
Den Stein endgültig ins Rollen brachte dann der 24" von Stathis Kafalis, 60kg bei moderaten Abmessungen - sowas mußte her!
Einziges Problem: gabs (und gibts wohl auch heute) nicht zu kaufen. Also Selbstbau? Der Gedanke hat für jemanden der keinerlei Erfahrung mit Holzbearbeitung und Werkzeugen hat schon etwas abschreckendes aber letztendlich setzte sich der 'haben wollen' Trieb unbarmehrzig durch und schließlich gabs ja inzwischen genügend Webseiten die den Selbstbau detaliert beschrieben.
Nach diversen Gesprächen mit amerikanischen ATMlern entschied ich mich einen 1.6" dicken 24" f/4 bei Steve Swayze zu bestellen - mit moderaten ~25kg Gewicht das Herzstück des Leichtbau Dob.
Der Bau stellte sich dann doch als weit weniger kompliziert heraus als ich mir das Anfangs vorgestellt hatte. Nach einigen Stunden Beschäftigung mit einem CAD Programm wurden die ersten Pläne entworfen und dann ging es an den dreckigen Teil der Arbeit. Und dreckig wirds für wahr wenn man eine Oberfräse anwirft und sich durch 30mm Multiplex Platten frisst! Glücklicherweise hatte ich ein gebrauchtes Gerät mit reichlich Power erworben und so ging das ganze recht problemlos voran.
Um das ganze ein wenig abzukürzen, die gefrästen, gebohrten, geschweissten, geschliffenen, lackierten und laminierten Teile (unser örtlicher Baumarkt hat inzischen erweitert) sehen heute so aus:
Man beachte den professionell mit Isolierband befestigten Telrad Auch einige andere kleinere Arbeiten sind noch zu verrichten (davon am wichtigsten die Blenden am Gut) aber als sich gestern abzeichnete das die Nacht klar werden würde mußte das Gerät einfach schnell einsatztbereit gemacht werden...
Beim first light stellte sich heraus das alles so arbeitet wie ich es mir vorgestellt hatte, die Nachführung läuft dank virgin Teflon (Weihnachtsaktion von Dirk Mohlitz, wirklich klasse!) auf Ebony Star, den grossen Höhenrädern sowie des großen Basisrings absolut butterweich. Der Hut wird einfach auf 4 Bolzen aufgesteckt und muß nicht während des Festschraubens in der Luft einhändig balanciert werden. Mit 3kg ist der Hut etwas leichter als geplant geworden und hält nur mit dickem Nagler seine Position, da ist noch Platz für eine FS Heizung, Sucher, Paracorr etc.
Auf- und Abbau sind dank eines Gesamtgewichts von etwas über 48kg wirklich problemlos. Spiegel, Spiegelbox (oder was davon übrig geblieben ist) und Höhenräder wiegen zusammen 37 kg und lassen sich mit zwei Griffen als Einheit bequem senkrecht vorm Körper tragen. Wenns eng wird oder für den Transport kann man natürlich auch noch die Höhenräder abnehmen.
Die Einblickhöhe von 2,26m im Zenit erfordert je nach Körperlänge nur die ersten 2-3 Sprossen der Leiter, auch das gefällt mir sehr gut.
Gleich in der ersten Beobachtungsnacht hab ich auch Bekanntschaft mit Murphy's Law für visuelle Beobachter mit größeren Öffnungen gemacht: die Sprossenhöhe ist immer falsch, etweder brauch ich 10cm mehr oder weniger... gibts eigentlich Leitern mit engeren Sprossenabständen oder ist da wieder Selbstbau angesagt? Ein profaner Leiterselbstbau kann mich inzwischen natürlich nicht mehr Schrecken
Die sehr gute Transparenz gestern wurde zwar vom Mondlicht arg gestört und das Seeing war auch mies, trotzdem haben die ersten Beobachtungen riesig Spaß gemacht. Völlig überrascht war ich davon das selbst unter diesen Bedingungen Farben in M42 sichtbar waren, rötliche und grünliche Farbtöne wurden auch von einem zweiten Beobachter unabhängig bestätigt.
Auch etwas schwächere Dinger wie z.b. Arp 316 gingen trotz Mondlicht - sehr beeindruckend, das macht Appetit auf Beobachtung unter dunklem Himmel!
Zum Abschluß noch einige Detailbilder:
lateral support via Rollen:
flex Rockerbox, gehts noch leichter?
leichte Höhenräder müssen nicht dünn sein:
Der Einsatz von Carbon ermöglicht eine sehr steife Hutkonstruktion mit nur 3kg Gewicht trotz 4.5" FS
Und auch sonst ist Carbon-Sandwich gefragt wo es richtig leicht werden soll:
Die Stangen sind mit 32mm Außendurchmesser überdimensioniert und hätte man ruhig dünner wählen können.
Der Spiegelrahmen aus Aluprofil:
Und die Komponenten der 27-Punkt Spiegelzelle:
Vielleicht ist ja für den ein oder anderen auch eine Anregung dabei.
Grüße,
Cord