Dreieckige Sterne an GSO-Fotonewton

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein Problem mit der Justage meines GSO 6 Zoll f/5 Fotonewtons. Vermutlich ist da irgendwo der Hauptspiegel verspannt, jedoch konnte ich das Problem noch nicht lösen. Für Hinweise wäre ich sehr dankbar. :) Ich fange mal chronologisch an.
    Nachdem ich das Teleskop vom Händler erhalten hatte und justiert hatte, sahen die ersten Fotos erschreckend aus mit nach drei Seiten spitz zulaufenden Sternabbildungen. Siehe Bild von h&chi Persei unten.



    Nach Rücksprache mit dem Händler lockerte ich die Klammern der Hauptspiegelhalterung. Sie waren vorher tatsächlich sehr fest angezogen. Die Spitz zulaufenden Pfeile in drei Richtungen an den Sternabbildungen verschwanden dadurch tatsächlich. Jedoch werden die Sterne bis heute dreieckig bzw. viereckig abgebildet, siehe Bild von M82 unten. Dabei justierte ich das Teleskop wahlweise mit Justierokular oder Justierlaser.



    Dann hatte ich die Idee, die Justage mit einem künstlichen Stern durchzuführen. Laut dem Buch „Star Testing Astronomical Telescopes“ von Harold Suiter, Tabelle 5.2., sollte bei diesem System der künstliche Stern mehr als 12 Meter entfernt stehen, was ich noch in der Wohnung einhalten konnte. Ergebnis der Justage mit künstlichem Stern waren bei 250-facher Vergrößerung wunderbar konzentrische Beugungsringe mit heller Airy-Scheibe in der Mitte.
    Als ich dann am Beobachtungsplatz angekommen einen erneuten Sterntest am Stern Regulus durchführte, waren die Sternabbildungen wieder dreieckig. Ich überprüfte die Justage im Justierokular, wo sie in Ordnung aussah. Anschließend stellte ich, immer noch am Beobachtungsplatz, den künstlichen Stern in einem ähnlichen Abstand auf wie in der Wohnung uns sah auch nur eine dreieckige Sternabbildung.
    Weiß jemand, woran das liegen kann? Kann es sein, dass ich die Hauptspiegelhalterung zu sehr gelockert hatte, so dass der Spiegel zu viel Spiel hat? Interessanterweise war draußen die Sternabbildung schlecht auf Horizonthöhe (künstlicher Stern) und auch schräg nach oben (Regulus). Da das Teleskop zu dem Zeitpunkt 90 Minuten lang draußen stand, würde ich eher nicht auf ein thermisches Problem tippen.
    Es würde mich sehr freuen, wenn ihr da Ratschläge geben könntet.


    Clear skies


    Robin

  • Hi Robin,


    ich wuerde zwei Dinge ueberpruefen:


    (i) Sitzt der Hauptspiegel wirklich locker in der Fassung, oder ist er immer noch verspannt ? Er sollte natuerlich nicht klappern, aber wenn die drei Fallschutzplaettchen nur etwas zu fest sitzen, zeigt sich das ziemlich schnell.


    (ii) Der Fangspiegel koennte ebenfalls verspannt sein.


    Allerdings wuerde ein gemeinsames Verspanntsein von Haupt- und Fangspiegel kein so eindeutiges Muster erzeugen, und bei einem verspannten Fangspiegel waere das Muster auch feldabhaengig, denn der Fangspiegel wird ja pro Feldpunkt nur partiell ausgeleuchtet. Eine solche Feldabhaengigkeit sehe ich nicht, so tippe ich mal auf den Hauptspiegel. Vielleicht einfach man den Spiegel komplett aus der Zelle nehmen und sachte wieder einsetzen.


    Es sollten auch keine Metallteile Direktkontakt mit dem Glas haben. Notfalls Gummi oder Kork auflegen.

  • Hallo Robin,


    Der Hauptspiegel muss komplett locker sein. Der muss klappern können!


    Der Name "Halteklammern" ist irreführend: das ist nur ein Rausfallschutz, für den Fall, dass der Newton nach unten zeigt. Die Klammern dürfen den Spiegel auf keinem Fall berühren. Sie müssen mindestens 0,1mm über den Spiegel stehen, können aber ruhig 1 oder 2mm höher sein.


    Seitlich muss der Spiegel ca. 0,1 mm (aber nicht mehr!) sich frei bewegen können.


    Um ganz klar zu sein: Der Hauptspiegel muss in der Zelle klappern.


    Viele Grüße,
    Horia

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die Rückmeldungen. Gestern war endlich schönes Wetter, so dass ich eure Tips ausprobieren konnte. Leider konnte ich das Problem noch nicht lösen.
    Die Fallschutzplättchen habe ich nun etwa 2 mm über dem Spiegel positioniert. Ebenso die Metallklammer am Fangspiegel, die ihn im Auslieferungszustand berührte und sogar einen kleinen Abdruck (!) auf ihm hinterließ. Ich frage mich, ob das vielleicht Teil des Problems ist.


    Erste Versuchsaufnahmen am Stern Regulus zeigten keine Verbesserung des Bildes. Danach geschah etwas Seltsames... Ich schwenkte das Fernrohr von Regulus aus herüber zu M13. Die Testaufnahme danach zeigte hantelförmige Sterne, also jeweils "Doppelbilder" mit lichtschwächerem Bild dazwischen, siehe Bild:



    Deswegen habe ich die Vermutung, dass der Spiegel beim vorigen Schwenk verkippt sein könnte...? Die nachfolgenden Aufnahmen zeigten noch deutlicher dreieckige Sterne als zuvor:



    Daheim angekommen baute ich den Spiegel nochmals aus, stellte dabei aber fest, dass die Fallschutzplättchen immer noch 2 mm über dem Spiegel lagen, so wie ich sie vorher montiert hatte.
    Hat jemand irgendwelche weiteren Ideen? Im Moment überlege ich, das Fernrohr als Garantiefall wieder zum Händler zu schicken.


    Clear skies


    Robin

  • Hallo Robin,
    ich habe einen derart krassen Fall von Verspannung noch nicht gesehen.
    Ich würde aber weiterhin sagen, dass es genau so eine Verspannung des Haupt- vielleicht auch des Fangspiegels ist.
    Du solltest jemanden organisieren, der davon etwas versteht.
    Zur Not tatsächlich zurückschicken.
    Es sieht derart nach verspannten Spiegel aus, dass eigentlich keine andere Ursache infrage kommt.
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass leichtester Druck auf den Hauptspiegel solche "Dreiecke" erzeugt - wenn auch nicht sooo sehr wie in deinem Fall.
    Übrigens ist GSO für seine Verspannungen am Fangspiegel bekannt. Allerdings eher bei Kälte, und die haben wir zurzeit nicht.
    Wie gesagt, da muss jemand ran, der etwas davon versteht. Schließlich muss ja auch noch gewährleistet sein, dass die Justage stimmt.
    Aber bei diesen Dreiecken.....das muss Verspannung sein. Habe schon das Gefühl, mir verspannt sich das Genick wenn ich deine Aufnahmen sehe...[:)]
    Das wird schon, so oder so!

  • Hallo Robin


    Also ich sehe auf den Bildern jeweils drei gleichhelle schön runde Sterne die dreieckig angeordnet dicht zusammen liegen . Dabei sind alle Dreiecke in der gleichen Richtung orientiert . Wie ist denn das Bild bei visueller Beobachtung ?
    Wenn es auch dort mehrfache Sterne gibt würde ich den Hauptspiegel um 30° drehen , mit Spiel (seitlich 0,1mm) einbauen ,neu justieren und sehen ob die Dreieckanordnungen der Sterne mitdrehen .


    Gruß Rainer

  • Hallo Robin,


    alle deine Bilder taugen überhaupt nicht als Dokumentation deines Problems, da keines kurzbelichtet ist.
    Ich sehe da bei allen Bildern krasse Nachführfehler, eventuell unterlagerte optische Fehler lassen sich deshalb nicht erkennen.
    Mach doch mal sehr kurz belichtete, nicht übersteuerte Einzelbilder eines hellen Sterns, die wären aussagefähiger.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Robin,
    ich bin der Meinung, dass dein Spiegel, wenn überhaupt, nicht das Hauptproblem ist! Du sagst, es ist ein Fotonewton, da ist noch eine Montierung und vieles andere. Hast du ein weiteres Teleskop, dass du alternativ auf die Montierung setzen kannst? Damit könntest du den Unterbau testen. Ich hatte ein ähnliches Problem, da waren es Lagerschäden an den Schnecken der Montierung.


    Edit: Ich habe gerade bei deinen persönlichen Angaben im Forum gesehen, dass du als Beruf "Entwicklungsingenieur Optikdesign" angibst. Mit dem Hintergrund verwirrt mich deine Frage etwas!?

  • Hallo Herr Hegenbarth,


    vielen Dank für den Link zu dem Thread, ich lasse Ihnen parallel gleich ein Mail zukommen, selbstverständlich schauen wir und das Teleskop auf unserer optischen Bank an.


    Bitte senden Sie auch den Koma Korrektor mit.


    Wir werden 100% die Ursache, so es eine der beiden optischen Elemente ist, finden. Wir werden auch den Sitz von Hauptspiegel und Fangspiegel überprüfen.


    Bei sehr gleichmäßigen dreieckigen Sternen ist es in der Regel der Hauptspiegel, der die Probleme macht, ein verspannter Fangspiegel schaut in der Aufnahme anders aus aber wir werden alles ausschließen.


    Bei Ihrem Test darf ich Ihnen noch einen Tipp geben:


    Richten Sie Ihr Teleskop zum Testen auf den Polarstern. Lösen Sie die Kamera aus aber halten sie einen Karton vor das Fernrohr. Dann, nachdem alles ausgewackelt hat (ein paar Sekunden) entfernen Sie den Karton und belichten 1 Minute. Dann wieder Karton vor die Öffnung (auch ohne das Fernrohr zu berühren) und erst dann die Aufnahme stoppen.


    Aber erstmal schaun wir und den Kandidaten an.


    herzliche Grüße


    Wolfi Ransburg

  • Hallo Robin und auch wolfi,


    verratet Ihr uns mal, was d'raus geworden ist bzw. wo wirklich der Fehler lag ?


    Wenn die Frage nicht zu indiskret ist !! Ist zwar eigentlich jetzt nur noch eine Sache zwischen Kunde und Händler, aber interessant wäre des Rätsels Lösung schon. Wie gesagt, natürlich nur wenn wir Außenstehende das erfahren dürfen !


    Liebe Grüße, Micha

  • Hallo zusammen,


    der Fehler war auch visuell bei Vergrößerungen > 100-fach sichtbar. Von daher würde ich ein Nchführproblem ausschließen.
    Ich habe das Gerät eingeschickt, werde mich wieder melden, wenn ich genaueres weiß.


    Clear skies


    Robin

  • Hallo zusammen,


    sorry für die sehr verspätete Rückmeldung. Ich konnte aus Zeitgründen das Fernrohr erst vor ein paar Tagen testen.
    An dieser Stelle vielen Dank an Teleskop Service für die schnelle Reparatur!
    Die dreieckigen Sternabbildungen wurden durch eine zu enge Hauptspiegelfassung verursacht, die am Spiegel von der Seite her drückte. Da hatte wohl GSO die mechanischen Toleranzen nicht ganz eingehalten.
    Testbilder zeigen nun tatsächlich runde Sternabbildungen.


    Clear skies


    Robin

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