Praxis des Beobachtens

  • Guten Tag zusammen,


    ich habe ein paar Fragen betreffs der Praxis des Beobachtens. Zur Übersichtlichkeit hebe ich Fragen farblich hervor.


    Man stelle sich den Fall vor, dass es in einer Winternacht zwar sternenklar ist, am Boden jedoch noch eine Menge Schnee oder auch Schneematsch liegt. Wenn man dann mit seinem ganzen Equipment unterwegs ist, stelle ich mir das ungefähr so vor:
    In der rechten Hand trägt man den Tubus eines 8- oder 10-Zoll-Dobson (an einer Schlaufe), in der linken Hand die Rockerbox (an einer Schlaufe), in einem Rucksack hat man einen zusammengefalteten Stuhl, Okularkoffer, Literatur, Rotlichtlampe sowie Stift und Zettel für Notizen. Mit alledem begibt man sich dann auf einen Feldweg oder sogar eine Wiese.


    <font color="yellow">Ist es nun ein Problem, das Teleskop in den Schnee oder Schneematsch zu stellen? Muss man es irgendwie schützen oder könnte es dadurch schneller verschleißen?</font id="yellow">


    Außerdem braucht man zuweilen beide Hände am Dobson und möchte wohl auch dann nicht seine Literatur, die Lampe und die Schreibutensilien in den Schnee(matsch) legen. <font color="yellow">Die Frage danach mag trivial klingen, aber mich würde interessieren, wie Ihr das mit dem ganzen Equipment praktisch handhabt?</font id="yellow">


    Außerdem habe ich noch eine Frage zu Beobachtungsberichten.
    Gibt es hier Jemanden, der außer Nebeln, Sternenhaufen und Galaxien auch einzelne Sterne dokumentiert, die man gesehen hat? Ich sehe zwei verschiedene Schreibweisen, zum Beispiel heißt µ Draconis = µ Dra = 21 Dra. Die Benennung mit den Zahlen umfasst scheinbar mehr Sterne. <font color="yellow">Welche Bezeichnung würdet Ihr verwenden bzw. welche ist verbreiteter?</font id="yellow">


    Im Karkoschka haben alle Sterne entweder eine Bezeichnung mit Nummer oder mit griechischem Buchstaben. <font color="yellow">Was ist mit schwächeren Sternen, die keine solche Bezeichnung haben? Wäre es als Hobbyastronom übertrieben, diese auch noch dokumentieren zu wollen?</font id="yellow"> Dafür bräuchte man eine dritte Bezeichnungsweise.


    Gruß,
    Peter

  • Das Teleskop in den Schnee zu stellen dürfte keine Probleme bereiten, die Rockerbox ist da ziemlich unempfindlich.
    Am besten nimmst du einen kleinen Klapptisch mit, darauf kannst du dein ganzes Zubehör legen. Alternativ wählst du den Beobachtungsort so das du etwas vor Ort als Ablage benutzen kannst, zum Beispiel einen Baumstupf etc.


    Sterne merke ich mir immer mit dem griechischen Vorzeichen, das prägt sich bei mir besser ein :)


    Gruss

  • Hallo Peter,


    willkommen auf Astrotreff.


    Hm, einen 8" oder gar 10" Tubus wirst du nicht in einer Hand tragen, dazu nutzt man beide Hände. Gilt auch für die Rockerbox.


    Zubehör ablegen- dafür kann man sich an die Rockerbox eine Ablage anbauen oder man nutzt einen Campinghocker/stuhl dafür.


    µ Darconis ist ein Doppelstern- die Bezeichnungen hängen mit ab in welche Liste man guckt.


    Schwächere Sterne haben allenfalls Nummern, nur die hellen sind mit Bezeichnungen/Namen in Katalogen erfasst. Was sollte ein Hobbyastronom an den schwächeren dokumentieren? Etwaige Bezeichnungen oder Nummern werden ausschließlich durch die Internationale Astronomische Union vergeben.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Peter,


    Willkommen im Astrotreff. [:)]


    Zu 1: Du solltest für das Teleskop ohnehin einen stabilen Untergrund wählen. Z.B. einen geteerten oder betonierten Feldweg. Dann schiebst Du den Schnee und Matsch mit den Füßen etwas beiseite und stellst das Teleskop auf.


    Zu 2: Meine Ablagefläche ist der Kofferraum meines Kombis, den ich mit Rotlicht beleuchtet habe. Wenn das nicht möglich ist, habe ich einen Falttisch dabei, auf dem Okularkoffer und Atlanten liegen. Den kann man sich in einer Tragetasche umhängen.
    Ich muss dazu aber auch deutlich sagen, dass ich mein Beobachtungsequipment nicht mit einem Mal tragen kann.


    Zu 3: Mir fällt kein Grund ein, warum man so schwache Sterne mit Nummern dokumentieren sollte. Aber wenn doch, habe alle mit Amateurequipment erreichbare Sterne Nummern. Dafür benötigst Du dann aber Software, z.B. Cartes du Ciel. Vielleicht gibt es auch Handyapps, die die Nummern gespeichert haben. Bedenke aber, dass das Hantieren mit beleuchteten Displays am Teleskop die Dunkeladaption beeinträchtigt. Gegebenenfalls machst Du eine Skizze und suchst die Nummer des Sterns zu Haus am PC raus.


    Eine Frage aber: wie weit willst Du Dein Teleskop denn tragen? Ich stelle mir das ganz schön anstrengend vor, bei einem 10"er halte ich das für etwas unrealistisch. Bist Du nicht mobil?


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Servus Peter.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Gibt es hier Jemanden, der außer Nebeln, Sternenhaufen und
    Galaxien auch einzelne Sterne dokumentiert, die man gesehen hat?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich beobachte auch immer wieder Doppelsterne und rote (Kohlenstoff-)
    Sterne.


    Ich dokumentiere sie so:


    Doppelsterne
    Rote Sterne


    Viele Grüße
    Gerd

  • Das waren schon mal ein paar nützliche Hinweise. Mit den Bezeichnungen werde ich mich wohl einfach an Stellarium orientieren, d.h. Sterne mit HIP-Nummer bezeichnen, es sei denn sie haben eine Bayer- bzw. Flamsteed-Bezeichnung oder sogar einen Namen. Für die anderen Objekte gibt es ja M, IC und NGC.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Mettling</i>
    Eine Frage aber: wie weit willst Du Dein Teleskop denn tragen? Ich stelle mir das ganz schön anstrengend vor, bei einem 10"er halte ich das für etwas unrealistisch. Bist Du nicht mobil?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich bin mobil, könnte mir aber vorstellen, dass es manchmal besser ist, noch 200-300 Meter zu laufen - zum Beispiel weil man ungern mit dem Auto über einen schmalen verschneiten Feldweg ohne Wendemöglichkeit fahren möchte. Ich habe übrigens kein Teleskop, sondern bin noch in der "Informationssammelphase". 8" oder 10" wären schön, nur einmal gehen beim Equipment tragen wäre auch schön. Bis 20 kg pro Hand kann ich schon tragen, wenn der Weg nicht zu weit und das Equipment gut zu greifen ist (Schlaufe oder ähnliches).


    Ihr hattet außerdem gefragt, warum man schwächere Sterne mit Nummern dokumentieren sollte. Ich dachte mir, das könnte ein interessantes Ziel für später sein, wenn man schon viel gesehen hat. So wie man als Beobachter alle Messier-Objekte sehen möchte, könnte man doch auch alle Sterne ab einer bestimmten Helligkeit in einem bestimmten Sternbild gesehen haben wollen - oder auch das ganze für mehrere Sternbilder.
    Obwohl es an solchen Sternen nichts in dem Sinne "zu beobachten gibt" (anders als bei rötlichen oder Doppelsternen), könnte man dokumentieren, dass man sie "bewusst" gesehen hat. Man hat also nicht nur irgendeinen Lichtpunkt gesehen, sondern erkannt, dass es µ Draconis war, F5-Stern in 88 Lichtjahren Entfernung. Man müsste ja nicht unbedingt gezielt nach solchen "langweiligen" Sternen suchen, aber könnte sie mit dokumentieren, wenn man ein interessantes Objekt sieht und sie nebenher identifizieren konnte.
    Wenn man zum Beispiel M105 sieht, könnte man aufschreiben, dass man nebenher auch HIP52683 sowie die dicht nebeneinander liegenden HIP52744 und HIP52746 erkennen konnte.


    Anhand aller Notizen würde man später sehen, wieviele Sterne man insgesamt schon "erkannt" hat. Bei meiner mangelnden Erfahrung denke ich mir, dass es so noch mehr zu "entdecken" gäbe. Was meinen die erfahrenen Beobachter? Ist die Idee zu verrückt? [;)]

  • Hallo Peter,


    willkommen beim Astrotreff.


    Sterne beobachten finde ich nicht besonders spannend, die Dinger unterscheiden sich ja nur in Helligkeit und Farbe. Wobei Letzteres eher etwas für die Spektroskopie ist.
    Es gibt aber durchaus ein Gebiet, welches hier sogar ein extra Board hat: Veränderliche.


    Bei Schnee könntest du die Rockerbox einfach auf eine Folie stellen. Ansonsten ist ein Klapptisch ein wichtiges Utensil bei der Beobachtung, irgendwo muss man ja Kartenmaterial und Okularkoffer lassen.
    Ein Bekannter von mir hat beim Beobachten immer mindestens zwei Tische dabei. Wenn der anreist, denkt man, ein Astrohändler wäre Unterwegs [:D].


    Gruss Heinz

  • Hallo,


    toll, dass du dir vorab schon so viele Gedanken machst [:)]


    Was den Matsch angeht: Sofern wir von kaltem Schnee (keine braune Schneepampe) oder auch nassen Rasen sprechen - da kenn ich nix und stelle alle meine Geräte einfach so rein und da hat sich auch noch nie ein negativer Effekt gezeigt, am Gitterrohr ohnehin nicht weil der von mir mit vielen Schichten Schutzlack überzogen ist aber selbst die Pressspankonstruktion von GSO hat da auch nach fast 10 Jahren noch keine Auflösungserscheinungen.


    Zum Equipment, früher hatte ich meinen Koffer immer auf dem Boden liegen, das ist nicht nur schlecht fürs Zeug sondern auch wahnsinnig unergonomisch [:P] Ich habe mir dann so einen Campingtisch zugelegt, nicht vom Preis täuschen lassen, der begleitet mich nun schon seit vielen Jahren, ist trotz 10Kilo die da dauerhaft deponiert sind noch nie zusammengebrochen und ist zusammengepackt nicht größer als ein verpacktes Fotostativ! Im Moment habe ich einen Kistenkoffer im Einsatz, der ist natürlich wesentlich höher als ein Baumarkt- oder Fotokoffer und dient entweder als Sitzgelegenheit oder auch für die Literaturablage.


    Ideal - hab es aber selber NOCH nicht umgesetzt - scheinen die Konzertnotenständer zu sein (nicht die klapprigen aus Blech sondern die mit den gelochten dicken Platten), für Kartenwerk dürfte das wirklich ideal sein, weil man sie nah bei sich auf Augenhöhe stellen kann. Letzthin habe ich in Sachen Karten nur noch A3 Größe und da werde ich um so etwas gar nicht herumkommen [;)]


    Viele Grüße Benny

  • Ich bin begeistert, das hier ist scheinbar ein sehr aktives Forum.


    Jedenfalls sind meine Fragen beantwortet, es hat offenbar fast jeder in irgendeiner Form einen (kompakten) Stuhl sowie Tisch dabei - und vor Schneewetter brauche ich nicht zurückschrecken.


    Ich werde mich hier nochmals melden, falls es mal wieder um die Beobachtungspraxis geht.


    Gruß,
    Peter

  • Ich hatte schon nach Beobachtung/Notation einzelner Sterne gefragt. Da diese aber wenig für uns sichtbare Eigenschaften aufweisen, habe ich noch eine Frage zu den anderen Objekten.


    Im Karkoschka findet man 250 solche Objekte. Sind dies die einzigen Objekte die man sinnvoll beobachten kann, wenn man mit 8" oder 10" unterwegs ist? (Ich weiß, für einen Einsteiger ist das mehr als genug, ich frage aus reiner Neugier)


    Wieviele und welche Objekte kann man also Eurer Meinung nach darüber hinaus beobachten? Und noch eine Frage.. ist es nachher öfter die mangelnde Helligkeit der Objekte oder öfter die mangelnde mögliche Vergrößerung, die die Sichtung erschwert?

  • Hallo Peter,
    einen Stuhl baucht man auf jeden Fall, im stehen zu beobachten ist äußerst unbequem (Rücken) und hinderlich. Es sei denn dein Teleskop ist so groß, dass du schon eine Leiter brauchst ;)
    Ein Tisch ebenfalls, aber da kommt es dann drauf an wie du beobachten willst. Ich für meinen Teil habe keine Lust auch noch einen Campingtisch mitzuschleppen, ich lege immer alles auf Gummimatten (Autohandel) auf den Boden. Ich bereite die neuen Objekte für mich immer schon zuhause vor und drucke sie dann auf A4 aus.
    Ein Hosengummi am Tubus hält dann die Zettel direkt im Blickfeld!
    Den Karkoschka hab ich nicht, aber ich plane pro Session 3 -4 neue Objekte und den Rest auf Bekanntes.
    Die mangelnde Vergrößerung gibt es schon auch, aber meistens bestimmt die Helligkeit eines Objekts über sehen oder nicht sehen.
    Im Zweifel wird einfach probiert obs geht oder nicht, kommt ja auch auf die Dunkelheit des Himmels an. Bei Andromeda zB sieht man aus der Stadt heraus gerade noch das helle Zentrum, bei dunklem Landhimmel die Staubbänder und größere Sternwolken innerhalb.

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Im Karkoschka findet man 250 solche Objekte. Sind dies die einzigen Objekte die man sinnvoll beobachten kann, wenn man mit 8" oder 10" unterwegs ist? (Ich weiß, für einen Einsteiger ist das mehr als genug, ich frage aus reiner Neugier)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auch ich habe mit dem Karkoschka angefangen bin aber mittlerweile alles andere begeistert von den Karten, da gibt es selbst im selben Preis- und Umfangsbereich weitaus bessere Alternativen! Natürlich geht wesentlich mehr mit 8-10"!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wieviele und welche Objekte kann man also Eurer Meinung nach darüber hinaus beobachten? Und noch eine Frage.. ist es nachher öfter die mangelnde Helligkeit der Objekte oder öfter die mangelnde mögliche Vergrößerung, die die Sichtung erschwert?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mit 8" sind es bereits einige Tausend Objekte die unter guten Bedingungen sichtbar sind, die wenigsten Kartenwerke haben eine solche Vielzahl aber es gibt sie doch, vor allem im Bereich kostenloser Karten, die man sich ausdrucken und binden (lassen) kann. Die Schwierigkeit besteht hier a.) im Auffinden, dazu braucht es sehr gute, tiefe Karten b.) Der Helligkeit der Objekte, im Laufe der Zeit lernt man Einschätzen was geht und was nicht, und TROTZDEM sollte man vieles einfach mal ausprobieren, Kataloge stecken voller Fehler und bei der Unmenge an Objekten gibt es auch abseits der allseits bekannten 400-500 Objekten immer noch echte Schätzchen, die gar nicht mal dunkel sein müssen. c.) Die Vergrößerungsfähigkeit ist bei den Objekten die im Rahmen der Öffnung zu machen sind nicht unwichtig. Die wenigsten brauchen geringe Vergrößerungen, viele gerade schwächere brauchen mindestens mittlere Vergrößerungen und viele schwache Objekte profitieren unheimlich stark von hoher Vergrößerung und kleiner AP - ja das Bild wird dunkler - deshalb glauben manche immer noch, dass mittlere Vergrößerungen für kleine Galaxien oder verallgemeinernd für Galaxien insgesamt besser ist - aber oft lässt sich nur über die kleine AP der nötige Kontrast herstellen um die "Fizzelchen" zu beobachten.


    Viele Grüße Benny

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