Prüfung eines 12" f/4,8 Spiegels

  • <b>1. Vorgeschichte</b>
    Vor ca. 10 Jahren hatte ich ihn bereits in seinen „Arbeitsgehäuse“ (schwerstmöglicher Pappröhren- Tubus) auf dem Prüfstand. Damals hatte ich noch kein Interferometer und auch keine Ahnung wie die Produzenten eine „beschuss- und wurffeste“ Spiegellagerung realisiert haben. Da das Prüfergebnis damals gut ausgefallen war bestand keine zwingende Notwendigkeit das Teleskop zu zerlegen. Bei seinem derzeitigen Besitzer tut er Dienst in einer Hütte, montiert auf eine kräftigen parallaktischen Monti. Gewicht spielt hier keine nennenswerte Rolle.

    Jetzt wollte aber der Besitzer wissen ob der Spiegel gut genug für eine professionell maßgeschneiderte Gitterohrkonstruktion auf massiver Monti geeignet ist. Wir beschlossen also den Spiegel als erstes in seinem Originaltubus meinem Prüfbunker vors Bath- Interferometer zu stellen und wie gewohnt in ROC zu prüfen.


    <b>2. Daten zum Prüfling</b>
    Hersteller : Fernost
    Alter: 15 Jahre
    nutzbarer Durchmesser: 316 mm
    äußerer Durchmesser:
    Brennweite: 1523 mm
    Öffnungsverhältnis: 4,82
    Randdicke: 43 mm
    Substrat: wahrscheinlich Borsilikat
    Belag: wahrscheinlich Standard Alu mit Schutzschicht
    Zustand des Belages: makellos
    Verschmutzungsgrad: sehr gering


    <b>3. Prüfergebnis nach ca. 3 Stunden Temperaturanpassung</b>
    (Die Abbildung von I-Grammen möchte ich mir im Folgenden sparen)
    Weil es besonders „schön“ ist in 3D- Darstellung

    <b>Bild 1</b>


    Da braucht man nicht weiter zu messen. Mit ca. 2,5 lambda Wellenfrontfehler in Form von Asti hätte der Spiegel nur noch Rohlingswert. Eine zweite Messung zur Absicherung brachte auch nichts besseres.

    Verständlich dass der Besitzer erst einmal schockiert war. Überzeugend trösten konnte ich ihn auch nicht, so z. B. mit folgendem: Es ist recht ungewöhnlich das ein relativ dicker Spiegel bei fast 45 mm Randdicke derart intolerablen Asti zeigt. Aber mit relativ wenig Kraftaufwand und/oder thermische Verspannung schafft man das schon. Es blieb nichts anderes übrig auf das Prüfergebnis nach ausreichendem Temperaturausgleich abzuwarten.


    <b>4. Prüfung am nachfolgenden Vormittag</b>
    Am Testaufbau wurde absolut nichts verändert. Die RT hatte sich über Nacht von 16°C auf ca. 14,°C verändert. Die Oberflächentemperatur am Tubus lag in Bereich 14,5 bis 14°C. Das ist nach meiner Erfahrung für Orientierungsmessungen noch tolerabel.

    <b>Bild 2</b>


    Der Asti war über Nacht auf ca. ½ lambda Wellenfront geschrumpft. Ansonsten schien mir die Lage mit Strehl = 0,48 incl. Asti ernst aber nicht hoffnungslos.

    <b>5. Befreiung des Spiegels</b>
    Natürlich hatte ich schon vorher vom Besitzer erfahren wie denn der Spiegel gelagert ist. Zur genaueren Vermessung musste der Spiegel auf jeden Fall befreit werden.


    <b>Bild 3</b>


    Mithilfe der abgebildeten Werkzeuge gelang das problemlos innerhalb eine ¼ Stunde.


    <b>Bild 4</b>


    <b>6. Endgültige Prüfung</b>
    Dazu wurde der Spiegel auf einen separaten Halter hochkant mit ca. 5° Rückwärtsneigung gestellt. Dabei wird er an 2 Punkten annähernd in der Schwerebene lateral gelagert. Wg. der Dicke des Spiegels hab ich auf die sonst übliche Rollenlagerung verzichtet. Das Ganze wurde in einem Tunnel aus Alu-kaschierter Iso- Tapete eingehaust und auch die Rückseite mit einer Styroporplatte + Alufolie thermisch isoliert.


    Nach ca. eintägiger Temperaturanpassung wunden 4 I-Gramme aufgenommen (Pos. 0°). Nach Drehung des Spiegels um 90 ° und weiterer 6- stündiger Temperaturanpassung wurden weitere 4 I-gramme aufgenommen, diese mittels Bildbearbeitung um 90°zurückgedreht, mit „openFringe“ im Zernike-Modus ausgewertet und über alle Zernike- Datensätze gemittelt.

    <b>Bild 5</b>


    Danach sieht man nur noch. PtV ca. 1/6 lambda Wellenfront an Asti. Die Stehlzahl mit S= 0,86 ist ganz klar im grünen Bereich. Rein rechnerisch würde sie bei Ausschaltung von Asti auf S= 0,90 ansteigen. Mehr Information liefern die entsprechenden MTF-Kurven.

    <b>Bild 6</b>


    Der Haupt- „Kontrastkiller“ist aber nicht Asti sondern die unvermeidbare Obstruktion. Das gilt genau genommenr nur für den mittleren Auflösungsbereich. Aber da war doch noch etwas, nämlich


    <b>7. Rauheit oder Welligkeit</b>
    Dieser Fehler kann mit der Zernike- Auswertung von relativ streifenarmen I-Grammen nicht erfasst werden. Man könnte dies auch mit Amateurmitteln zumindest näherungsweise, aber mit erheblichem Aufwand. Hier bietet sich der Einsatz der Lyot-Messung an, die Dank der Idee von Horia Costache und den neuen Phasenplättchen von Michael Koch mit wenig Aufwand möglich geworden ist. Hier möchte ich mich aus sehr praktischen Gründen auf eine Stichprobenmessung beschränken.


    Zunächst ein Lyot- Bild zur Übersicht mit den wichtigsten Daten


    <b>Bild 7</b>


    Man darf näherungsweise annehmen dass der als besonders „rau“ erscheinende Bereich als der schlimmste Fall für den gesamten Prüfling angenommen werden kann. Ob es wirklich schlimm ist zeigt die Auswertung.


    <b>Bild 8</b>


    Zur Erinnerung:
    TIS heißt Total Integrated Scatter oder Gesamt- Streulicht. Es ist natürlich nur das Streulicht gemeint welches von der erfassten Rauheit/Welligkeit verursacht wird. In unserem Fall sind das weniger als 1 Promille der gesamten reflektierten Lichtes. Das durch die unvermeidbare Beugung sowie der unter 6. erfassten Fehler verursachte Streulicht beträgt hier ca. als 30 % des Gesamtlichtes. 30% Streulicht ist aber 300 x mehr als 1 Promille. Da wird es schon aussichtslos diesen 1 Promille eine dominant störende Rolle bei der praktischen Nutzung des Prüflings zuzuordnen. Das gilt auch für den Fall dass ich mich hier mit der Stichprobenmessung um den Faktor 2 bis ? vertan haben sollte. Das ist auch der Grund dafür dass man in den allermeisten Fällen mit einer sauberen Zernike- Auswertung auf Basiss einfacher Interferometer wie z. B. die nach Bath, Twyman- Green oder dem PDI sehr gut zurechtkommt.


    Es ist dennoch möglich quantitativ zu analysieren ob und in welchen Fällen diese 1 Promille Streulicht wegen Rauheit unter Berücksichtigung seiner besonderen Verteilung stören könnten. Dazu wird sicher noch etwas von mir kommen, aber dann in dem Thread Lyotbild – Auswertung.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    wie immer sauber dokumentiert!
    So eine Zwangsjacke hat dieser überraschend gute Spiegel einfach nicht verdient!
    Gott sei Dank ist er jetzt auf freiem Fuß [:)]

    Wie waren denn die Erfahrungen des Besitzers?
    Gab es da hin und wieder sichtbare Probleme?


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: fraxinus</i>
    <br />Hallo Kurt,


    wie immer sauber dokumentiert!
    So eine Zwangsjacke hat dieser überraschend gute Spiegel einfach nicht verdient!
    Gott sei Dank ist er jetzt auf freiem Fuß [:)]

    Wie waren denn die Erfahrungen des Besitzers?
    Gab es da hin und wieder sichtbare Probleme?


    Viele Grüße
    Kai


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    vielen Dank für dein Lob.[:)]


    Der Besitzer ist ein erfahrener Beobachter. Er berichtete dass er an diesem Teleskop des Öfteren nicht erklärbaren Asti wahrgenommen hatte. Man kann mithilfe der Zernike- Analyse auch sehr schön erkennen was die Fesselung bei dem 12“ sonst noch angestellt hat.


    <b>Bild 9</b>


    Aus eigener Erfahrung mit einem 8" f/6 GSO weiß ich dass bereits ein mäßiger Andruck der Sicherungspuffer (Schaumgummi) ausreicht um den Spiegel hoffnungslos zu deformieren. Zu Glück ist dieser Fehler sofort verschwunden sobald man den Kontakt der Puffer mit der Spiegeloberfläche beseitigt.

    Zum allgemeinen Verständnis noch zwei Anmerkungen zu der Rauheitsmessung an dem 12".


    1.Da wird des Öfteren behauptet dass Rauheit den Kontrast bei Planetenbeobachtung merklich reduziert. Hier in diesem Falle kann man die Kontrastminderung in Form der MTF messtechnisch gestützt angeben. Die MTF-Kurve „mit Obstruktion ohne Abzüge“ in Bild 6 müsste mit dem Abminderungsfaktor (1-TIS) = 0,9991 multipliziert werden. Wer glaubt man könne diesen Unterschied zur perfekt glatten Oberfläche erkennen, der möge weiter daran glauben.


    2. Mir scheint die hier demonstrierte Lyot- Messung gut geeignet um sich ein belastbaren Bild von der Rauheit mit lateraler Ausdehnung Bereich ca. 5 mm bis 1 mm zu machen. Gröbere Strukturen kann man sehr gut mit Foucault identifizieren, sofern überhaupt vorhanden. Deren interferometrische Messung wäre dann z. B. mit "openFringe" - FFT möglich.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    "1.Da wird des Öfteren behauptet dass Rauheit den Kontrast bei Planetenbeobachtung merklich reduziert. Hier in diesem Falle kann man die Kontrastminderung in Form der MTF messtechnisch gestützt angeben. Die MTF-Kurve „mit Obstruktion ohne Abzüge“ in Bild 6 müsste mit dem Abminderungsfaktor (1-TIS) = 0,9991 multipliziert werden. Wer glaubt man könne diesen Unterschied zur perfekt glatten Oberfläche erkennen, der möge weiter daran glauben."


    Schön formuliert.
    Ich habe mich mit dem Thema "Mikrorauheit" noch nicht beschäftigt.
    Ich denke aber wie du, das die Mikrorauheit nicht so eine große Rolle spielt.
    Meine Meinung zu dem ganzen ist die, was ich im Foucault nicht als Störung sehe, ist auch keine.
    Die Parabel ist das wichtigere.
    Außerdem kann ich beim parabolisieren mit Poliermittel nicht verhindern dass das Glas eine gewisse Mikrorauheit bekommt.
    Wie sollte sonst Material abgetragen werden?
    Ganz glatt geht wohl eh nicht. Vielleicht geht es immer noch einen Tick feiner, aber sehen werde ich das wohl genau so wenig wie den Unterschied zwischen Strehl 0,99 und 0,97.
    Da gibt es wohl anderes, was mehr Störungen beim System Newton verursacht.
    Bei der Luftqualität angefangen, bis zu den Okularen mit ihren möglicherweise rauen Linsen.



    Na ja, wie auch immer.
    Ein schöner Bericht jedenfalls von dir.
    Mach weiter so.


    Gruß,
    Otto

  • Hallo Otto,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Schön formuliert.
    Ich habe mich mit dem Thema "Mikrorauheit" noch nicht beschäftigt.
    Ich denke aber wie du, das die Mikrorauheit nicht so eine große Rolle spielt...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Vielen Dank für die Blumen.
    Mikrorauheit im engeren Sinne so wie Alois es mit seinen Normasky- Bildern dargestellt hat ist eigentlich kein Problem bei unseren Selbstbau- Optiken wenn man denn nach den Regeln der Technik poliert. Nur der Begriff als solcher ist international nicht scharf definiert. Die englische Übersetzung "microripple" sowie der französische Begriff "micromamelonnage" beschreibt Oberflächenstrukturen die man auch bei extrem geringen Höhendifferenzen mittels Lyot-Test sehr gut sichtbar machen und mit der Lyot-Messung quantifizieren kann. Meine Bilder 7 und 8 sind ein typisches Beispiel dafür.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Meine Meinung zu dem ganzen ist die, was ich im Foucault nicht als Störung sehe, ist auch keine.
    Die Parabel ist das wichtigere...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    So sehe ich das schon länger, nämlich seitdem ich mich vor mehreren Jahren intensiver mit dem Lyot-Test sowie der Messung von Streulicht mithilfe einer Lyotblende und anderen Optionen zur Streulichtmessung befasst habe. Da nun Dank der Aktivitäten von Horia, "Rainer-1", "Fraxinus" und "mkoch" eine wenig aufwändige Messung auf Basis von Lyot möglich geworden ist kann man das nach meinen bisherigen Versuchen als zusätzlichen Test sehr gut nutzen. Das gilt nicht nur für unsere Teleskopspiegel. Man kann damit auch gebrauchsfertige Teleskope quantitativ auf "Rauheit" prüfen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Vielleicht geht es immer noch einen Tick feiner, aber sehen werde ich das wohl genau so wenig wie den Unterschied zwischen Strehl 0,99 und 0,97...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Niemand der ein wenig opt. Sachverstand hat würde hier von praktisch erkennbaren Unterschieden sprechen. Man kann das übrigens ganz trivial in TIS umrechnen:


    (1- Strehlzahl) = TIS


    (1-0,99) = 0,01 oder 1% Total Integrated Scatter
    (1-0,97) = 0,03 oder 3% Total Integrated Scatter


    Bei der Rauheit mit z.B. weniger als 0,1% TIS soll es aber gaaanz anders sein. Aber bisher hat noch niemand einen praktischen Fall belastbar dokumentiert, bei dem man den Unterschied zu denkbaren 0,01% wahrnehmen kann.


    Zu Okularen: Streulichtmessungen sind mir hie nicht bekannt. Das wäre sicher lohnenswert. Mich ärgern hier aber immer wieder die nachträglichen Verunreinigungen der Oberflächen.


    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe mich mit dem Thema "Mikrorauheit" noch nicht beschäftigt.
    Ich denke aber wie du, das die Mikrorauheit nicht so eine große Rolle spielt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Otto,
    dass Du Dich nicht damit beschäftigt hast, hält Dich offensichtlich nicht davon ab, Dir ein Urteil über den Einfluss der Mikrorauheit zu fällen. Solltest Du da vielleicht einer gängigen Meinung aufgesessen sein?
    Falls Du Dich dennoch damit beschäftigen möchtest, so gibt es mittlerweile seit Ende November 2013 dazu beiliegend einen ununterbrochen geführten Meinungsaustausch zwischen französischen und deutschen Amateuren.
    http://forum.astronomie.de/php…r_Hersteller_#Post1050680
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=159361
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=159676
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=161098
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=161057
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=161567
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=161007
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=163014
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=163526


    Und hier alles zusammen auf der frz. Seite:
    http://www.astrosurf.com/ubb/Forum2/HTML/039889.html


    Gruß Rolf

  • <b>9. Nachtrag: Vermessung des Fangspiegels</b>


    eff. kl. Achse 54 mm,Dicke: 16.3 mm. Masse: 183g


    Substrat: Borsilikat (nach Dichtebestimmung aus Masse und Volumen 2,3 g/cm³)


    Alter: vermutlich 15 Jahre wie der HS


    Zustand des Belages nach Sichtprüfung: einige kurze kleine Kratzer, sonst makellos


    Montage: rückseitig auf einen massiven 45°abgeschrägten Aluzylinder aufgeklebt.


    Messaufbau: nach Ritchey - Common mit Referenzsphäre D= 90, R = 1070 mm


    Messgerät: Bath Interferometer


    <b>9.2 Messergebnis</b>


    <b>Bild 10</b>


    Der Anschaulichkeit wegen wurde wieder die 3 D-Darstellung der Wellenfront gewählt. Das Ergebnis als Mittel aus 3 Einzelmessungen zeigt untragbar hohen Asti mit fast PtV = 0,9 lambda Wellenfront. Die Einzelwerte sehen sehr ähnlich aus.


    Es bestand die Chance dass auch dieser Spiegel durch die Aufklebung auf den Alu- Halter verspannt sein könnte. Deshalb wurde die Messung nach Ablösung des Spiegels von dem Aluteil wiederholt. Leider hat sich dabei das ungünstige Ergebnis bestätigt. Dieser Fs für ein hochwertiges Newton Teleskop nicht geeignet.


    Damit wäre die Prüfung eigentlich abgeschlossen. Da aber der Fs in der Messtrecke einjustiert und das Interferometer schnell gegen die Lyot- Testanordnung auszutauschen folgt noch die


    <b>9.3. Lyot- Messung</b>


    <b>Bild 11</b>


    Wenn man auch nur einen Spiegel unter Kontrolle mittels Lyot- Test hergestellt hat erkennt man sofort, dass hier etwas faul ist. Die Spiegel sind vor dem Test nicht gründlich genug gereinigt worden.
    Gründlich reinigen ging dann so:


    1. Spiegel mit dest. Wasser absprühen.
    2. Hände unter fließend warmen Wasser mit Seife und Bürste weichwaschen.
    3. Hände mit dest. Wasser absprühen.
    4. Einen kl. Tropfen Spülmittel auf die Spiegelfläche geben und mit dest. Wasser verdünnen.
    5. Mit den Fingerkuppen unter ganz sanften Druck die Spiegelfläche durch kreisemde Bewegung behandeln. Dabei ständig dest, Wasser nachsprühen.
    6. Mit reinem Isopropanol (Apothekenware) trockenspülen.


    <b> Bild 12</b>


    Der Erfolg dieser Reinigungsprozedur ist offensichtlich. Ebenso ist offensichtlich dass sich die Kratzer des Referenzspiegels etwas abgeschwächt auf dem Gesamtbild mit dem Prüfling widerspiegeln. Insgesamt wirkt der Prüfling etwas rauer. Man bedenke aber dass der Prüfling hier in RC- Aufbau zweimal angestrahlt wird und sich dadurch dessen Fehler scheinbar verdoppeln. Wenn man dies bei der Abschätzung der Rauheit berücksichtigt und auch den Fehler der Referenzsphäre entsprechend abzieht kommt man mithilfe der Horia Formel auf


    <b>X(rms) &lt; 0,5 nm</b>


    Nach Horia gilt seine Formel nur für Streifenfilter. Wie groß der Fehler im X(rms) Streifenfilter vs. Kantenfilter ist muss noch geklärt werden. Zum reproduzierbaren Vergleich besser/schlechter scheint mir aber die hier praktizierte Methode mit den Kantenfilter durchaus geeignet zu sein. Danach ist der untersuchte HS deutlich rauer/welliger als sein Fs.

    Gruß Kurt

    Edit: Tippfehler

  • Hallo Kurt,


    ich habe eine Frage zu Deiner Methode den Spiegel zu reinigen. Gestern erst habe ich versucht meinen 12"-Hauptspiegel zu reinigen, was nur mäßig erfolgreich war. Die Prozedur sah so aus:
    1. Abbrausen mit lauwarmen (Leitungs-)Wasser
    2. Nachspülen mit destilliertem Wasser
    3. Trockentupfen
    4. Einsprühen mit optical wonder mit kurzem einwirken lassen
    5. Wiederholung der Punkte 1. und 2.
    6. an der Luft trocknen lassen


    Darf ich wirklich mit der Fingerkuppe über die Beschichtung, wie Du das geschrieben hast [?]
    Das würde bei mir definitiv den letzten angesetzten Staub runter holen.

  • Hallo Daniel,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: D_SPITZER</i>
    <br />Hallo Kurt,


    ich habe eine Frage zu Deiner Methode den Spiegel zu reinigen. Gestern erst habe ich versucht meinen 12"-Hauptspiegel zu reinigen, was nur mäßig erfolgreich war. Die Prozedur sah so aus:
    1. Abbrausen mit lauwarmen (Leitungs-)Wasser
    2. Nachspülen mit destilliertem Wasser
    3. Trockentupfen
    4. Einsprühen mit optical wonder mit kurzem einwirken lassen
    5. Wiederholung der Punkte 1. und 2.
    6. an der Luft trocknen lassen


    Darf ich wirklich mit der Fingerkuppe über die Beschichtung, wie Du das geschrieben hast [?]
    Das würde bei mir definitiv den letzten angesetzten Staub runter holen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    die von dir beschriebene Methode hab ich ganz ähnlich auch schon praktiziert, allerdings nur bei einem wenige Monate altem 12" Hs. Der wurde damit auch schlierenfrei sauber. Es scheint aber Probleme zu geben wenn der Spiegel über Jahre hinweg irgendwelche Partikel angesammelt hat. Dann braucht nach der Vorspülung man wohl einen kräftigen Schuss an Spülmittel. Die Prozedur mit den "weichgespülten" Fingerkuppen hab ich irgendwo aufgeschnappt und hier erstmals an dem wg. Asti schrottigen Fs angewendet. Bei einem HS hätte ich ehrlich gesagt ebenfalls Skrupel. Da würde ich versuchsweise erst die Prozedur nach deinem Rezept durchführen und danach einen zusätzlichen Waschgang nach meinem. Den Fingereingriff würde ich sicherheitshalber erst mal auf den Bereich des FS- Schattens beschränken. Aber lt. Aussage eines Experten könnte dadurch die Quarzschutzschicht Risse bekommen und dadurch ihre Schutzwirkung beeinträchtigt werden.
    Spaßeshalber hab ich im folgenden Bild die Wirkung der Reinigungsprozedur quantifiziert.


    <b>Bild 13</b>


    Die Absolutwerte X(rms) 1,3 bzw. 0,5 nm sind zwar wg. der eingeschränkten Gültigkeit der Horia- Formel mit Vorsicht zu genießen, aber die Relation dürfte stimmen. Die gründliche Reinigung bringt demnach rein rechnerisch einen signifikanten Gewinn. Ich frag mich nur wie man denn Spiegelflächen in unserer staubigen Atmosphäre dauerhaft klinisch rein halten kann. Sicher scheint mir dass die Lyotmessung bei allen von mir untersuchten nicht gereinigten Spiegelflächen erheblich mehr Streulicht (als TIS- Wert) zeigt als nach gründlicher Reinigung.

    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    vielen Dank für Deine detaillierte Beschreibung. Ich plane das Teleskop an einen Vereinskollegen zu verkaufen; Es ist wie mit Autos: Wenn es auch von Innen sauber ist, bekommt man mehr dafür [:p]
    Bevor ich irgendwo über die Fläche reibe, ist für den Spiegel erstmal Badetag angesagt, dann sehe ich weiter.

  • Hallo Kurt,


    die alte Regel 'lieber nicht putzen und wenig Staub und Schmutz akzeptieren, bevor man den Spiegel verputzt' gilt doch immer noch oder etwa nicht? Ich sehe hier die Gefahr, dass sich Leute durch deine Messung verleitet fühlen, ihre Spiegel 'über alle Maßen' zu putzen in dem Glauben, dies würde sich in der Beobachtungspraxis sichtbar und deutlich bemerkbar machen, da es ja nun gemessen wurde.



    Viele Grüße und CS,
    Christian

  • Hallo Christian,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Christian_P</i>
    <br />Hallo Kurt,


    die alte Regel 'lieber nicht putzen und wenig Staub und Schmutz akzeptieren, bevor man den Spiegel verputzt' gilt doch immer noch oder etwa nicht? Ich sehe hier die Gefahr, dass sich Leute durch deine Messung verleitet fühlen, ihre Spiegel 'über alle Maßen' zu putzen in dem Glauben, dies würde sich in der Beobachtungspraxis sichtbar und deutlich bemerkbar machen, da es ja nun gemessen wurde.



    Viele Grüße und CS,
    Christian
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Vielen Dank für deinen Einwand . Mein Beitrag könnte sonst tatsächlich missverstanden werden.
    Ohne diese spezielle Putzung des Fs hätte ich seine wahre Rauheit/Welligkeit nach Lyot- Test völlig falsch wiedergegeben. Wer glaubt man könne den Unterschied von „...gereinigt“ zu "<b><u>...gründlich</u></b> gereinigt“ bei der praktischen Beobachtung am Himmel sehen der ist selber Schuld und muss halt vor jeder Beobachtung gründlich reinigen und zwar beim Newton beide Spiegel. Wie man das ohne Verputzungsrisiko schaffen will weiß ich nicht. Deshalb bleibe ich auch lieber bei der von dir zitierten alten Regel[8D]


    Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch mal daran erinnern was man anstellen muss um das Streulicht wg. Verschmutzung experimentell nachzuweisen. Siehe dazu insbesondere die Bilder 12, 13 und 14 in


    <b>Streulichtmessungen mit Hilfe einer Lyotblende</b>
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=61210


    Nachweis für die Notwendigkeit von besonderer Reinigung der Prüflinge beim Lyot-Test siehe auch die Bilder 21,22 und 35 in
    http://www.astrotreff.de/topic…OPIC_ID=32994&whichpage=1



    Gruß Kurt


    Edit: Ergänzung Bildzitate

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es scheint aber Probleme zu geben wenn der Spiegel über Jahre hinweg irgendwelche Partikel angesammelt hat. Dann braucht nach der Vorspülung man wohl einen kräftigen Schuss an Spülmittel.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die alte Regel 'lieber nicht putzen und wenig Staub und Schmutz akzeptieren, bevor man den Spiegel verputzt' gilt doch immer noch oder etwa nicht?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die goldene alte Regel kann den Spiegel aber auch zerstören, MAßVOLL heisst das Zauberwort, aber durchaus regelmässig!


    Hier ein nach obigen Regeln mehrfach (!) gereinigter 12" Spiegel:



    Nach dem Ablaugen des Belags ergab die Sichtung sogar, dass der hartnäckige Schmutz nicht nur unter die Verspiegelung gekrochen war, sonder sogar das Glas angegriffen hat (ich tippe auf festgebrannte Pollen, die nie entfernt wurden, aber sicher werde ich es nie erfahren).


    Einen Tod muss der Spiegel sterben [:o)]


    Viele Grüße Benny

  • Hallo Benny,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Nach dem Ablaugen des Belags ergab die Sichtung sogar, dass der hartnäckige Schmutz nicht nur unter die Verspiegelung gekrochen war, sonder sogar das Glas angegriffen hat (ich tippe auf festgebrannte Pollen, die nie entfernt wurden, aber sicher werde ich es nie erfahren)...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    da tippe ich eher auf Flugasche aus Heizungsanlagen und Zigarettenrauch. [}:)] Das Zeugs würde man wahrscheinlich durch häufigere, reibungsfreie Wäsche mit dest. Wasser loswerden, bevor es Schaden anrichten kann.


    Gruß Kurt

  • Mittlerweile ist ein neuer Fangspiegel eingetroffen. Ich hatte zu 70 mm kl. Achse geraten. Das macht bei 316 mm HS – Durchmesser 22% Obstruktion. Bei ausschließlicher Nutzung für Hochvergrößerung käme man auch mit einem deutlich kleineren Fs aus. Die leichte Überdimensionierung hat aber neben der guten Gesichtsfeldausleuchtung bei niedrigeren Vergrößerungen den Vorteil dass die bevorzugt im Randbereich vorhandenen Randfehler des FS bei Hochvergr. nicht wirksam werden können.


    Das folgende Wellenfrontbild gilt für die volle Fs- Fläche.

    <b>Bild 14</b>


    Der Randfehler ist hier offensichtlich sehr gering. Wenn man diesen eben bei Hochvergr. automatisch auskoppelt kommt man für den Fs auf
    S=0,99.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    vermutlich den gleichen Hauptspiegel habe ich voriges Jahr in meinen Newton verbaut.
    Es ist eine amerikanische Produktion (Meade?), Substrat Pyrex.
    Die Materialfärbung auf Deinem Bild deutet glücklicherweise auf dasselbe hin.


    Die Unterscheidung ist sehr einfach: Dieser Spiegel aus Pyrex wiegt ca. 7200 Gramm, beim Borosilikat wären es ca. 8100 Gramm.


    Herzliche Grüße
    Tim

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