Von Kugelhaufen und Galaxienpaaren

  • Servus zusammen,


    diese Woche ergab sich ein kurzes Wolkenloch am Montag, das ich spontan nutzen konnte, um mal wieder visuell zu beobachten. Die letzten Gelegenheiten hatte ich ja fotografisch genutzt.


    Ort: Hocheck (890m üNN), 20.30 Uhr – 01.45 Uhr
    Wetter: sehr klar mit guter Horizontsicht, mäßiges Seeing, ab Mitternacht am Nordwest-Horizont Wolken, die sich ab 01.00 Uhr ausbreiteten und um 01.45 fast den ganzen Himmel bedeckten. Temperatur: 9°C, manchmal etwas auflebender Westwind, kaum Tau.


    fst: sicherlich jenseits 6.m7, Gegenschein ist sichtbar.
    Gerät: 14.5“ f/4.7 ISC Dobson
    Okulare: 24,5mm SWA (70x), 16mm Nagler (106x), 6mm Ethos (284x), 5mm Nagler (341x),


    Am Anfang wollte ich vor allem noch einige Kugelsternhaufen und Planetarische Nebel in der Nähe von M 19 im Ophiuchus beobachten – quasi als Saisonabschluß für die südliche Milchstraße – die ich bisher nur ein einziges Mal aufgesucht hatte, und noch nicht beschrieben hatte für mein Beobachtungsbuch:


    NGC 6293 Kugelhaufen, recht hell, aber recht klein, gut aufzulösen, mit sehr hellem kompakten Zentrum


    M 19 Heller Kugelhaufen, groß und gut aufgelöst, an seinem nördlichen Rand sind 2 Sterne 12m als hellste Haufenmitglieder erkennbar


    NGC 6284 recht heller, aber kleiner Kugelhaufen, mit stark komprimierten Zentrum


    NGC 6287 erscheint nur als recht schwacher, kleiner runder Fleck, nicht aufgelöst


    NGC 6313 besser aufgelöst als NGC 6287, aber gleich schwach und klein


    NGC 6325 ebenfalls nur ein diffuses Fleckchen, schwach und klein


    NGC 6369 recht kleiner und schwacher Planetarischer, kreisrund, mit leicht dunklerem Zentrum, sodass eine Ringstruktur zu erahnen ist; aber schwierig wegen der arg tiefen Lage über dem Horizont


    Dann schwenkte ich nach Osten zum Lagunennebel. Der war wie immer prächtig hell, stark strukturiert, und mit OIII-Filter kamen noch mehr Nebelpartien heraus.


    Ich war gerade „warmgespechtelt“, als auf meinem Sachgassen-Kiesweg plötzlich Autolichter auftauchten und auf mich zuhielten. Genau auf meiner Höhe hielten sie an (Gott sei Dank stand das Teleskop auf dem Rand der Wiese), und eine Stimme ertönte „Kamma heit wos sehn? Is heit wos bsonders?“. Aha, die gute Frau gehörte zum letzten Haus am Hocheck und war mir vor 2 Monaten schon mal begegnet. Um sie zu besänftigen (ich stand immerhin auf ihrer Zufahrtsstraße) kamen einige hellere Objekte ins Teleskop, an denen sie sich dann ergötzen durfte. Nebenbei erfuhr ich, dass die Straße auch im Winter geräumt ist – mein Winterplatz ist gefunden! Letzten Winter waren alle meine Plätze verschneit und praktisch nicht zugänglich…


    Nachdem die gute Frau aufgrund des doch recht frischen Windes sich in ihre Stube zurückgezogen hatte, konnte es weitergehen:


    Sternwolke nördlich M 8:
    Die ist in der Uranometria als NGC 6526 verzeichnet. Im Teleskop waren die beiden Hauptsterne in Nordwest-Südost-Ausrichtung erkennbar, und nördlich davon war eine recht scharfe, gut erkennbare Kante, die die helle Sternwolke nach Osten begrenzte. Aber Nebel war keiner zu sehen. Erst daheim recherchierte ich, dass NGC 6526 der Südteil des Lagunennebels ist -> Fehler der Uranometria.


    Dann graste ich über Trifidnebel (wow!) und einige sehr kleine Planetarische nahe M 24 zu 2 Sternhaufen, die nicht in der Uranometria verzeichnet sind:


    NGC 6554 Sternhaufen, schwach, recht groß und sternreich, mit vielen Sternketten, 45 Sterne ab 9m gezählt.


    NGC 6561 Sternhaufen, recht hell, groß, sternreich, 4 Sterne 8m, 2 Sterne 10m, 30 Sterne 12m und schwächer


    Dann versuchte ich mich an Sgr dwarf. Das ist eine schwache, kleine Galaxie, die zur Lokalen Gruppe gehört. Aber obwohl die Durchsicht sehr gut war, und ich sicher an der richtigen Stelle mich befand, war absolut nichts zu sehen.


    Als nächstes ein Versuch an der Zwerggalaxie Dra dwarf, ein Freund neulich leider fotografisch verfehlt hatte. Der Ort ist aufgrund des 8m Sterns GM Dra schnell und sicher gefunden, aber das gleiche Spielchen wie vorher: ich hab mir bestimmt 10 min die Augen ausgestarrt, aber nichts zu sehen! Obwohl es bereits Sichtungen mit 12“ Teleskopen gibt, bleibt mir nur die Hoffnung auf eine vielleicht noch bessere Nacht, und einen höheren Himmelsstand. Denn die Galaxie war schon deutlich im Nordwesten, und da liegen die (leider gut sichtbaren) Lichter von München.


    Aber in der Gegend gab es viee Galaxien, bei denen ich noch vorbeigespechtelt bin, und nicht wenige waren als Paare anzutreffen. Alle Galaxien waren aber recht schwach bis sehr schwach und klein:


    NGC 6338/6345/6346: liegen alle auf einer Linie, 6345 und 6346 bilden ein Paar


    NGC 6285/6286: 6285 ist rund, 6286 eher länglich, dicht beieinander stehend


    NGC 6290/6291: beide mit hellerem Zentrum, dicht beieinander stehend


    Dann ein Objekt, an dem ich mir die Zähne ausgebissen habe, ohne genaue Position mithilfe einer Sternkarte war da nichts zu finden. NGC 6394 war als ziemlich schwache und kleine, längliche Galaxie nahe einem Stern 8m zu sehen. Die nur wenig südliche NGC 6393 war nicht zu sehen, sie war jedoch auch eine Größenklasse schwächer und noch kleiner. In der Uranometria sind die beiden Nummern übrigens vertauscht.


    Nach einigen Schwenkern in den Cepheus (Gasnebel um NGC 7129) ging ich dann in den Pegasus:
    NGC 7033/7034: beide ziemlich schwache und klein, rund, mit hellerem Zentrum, bilden ein dichtes Paar.


    NGC 48/49/51: eine Dreiergruppe in der Andromeda. NGC 51 ist noch einigermaßen hell, die beiden anderen ziemlich schwach, rund, diffus ohne Struktur.


    Nachdem die Wolken, die sich bereits seit einer guten halben Stunde angedroht hatten, nun den ganzen Himmel überdeckten, schwenkte ich noch schnell zur Silberdollar-Galaxie NGC 253. Sehr schön zu sehen, reicht strukturiert. Aber eine Woche vorher war sie im 12“ Dobson sogar noch besser zu sehen.


    Insgesamt liefen mir 60 DeepSky-Objekte vor meine Öffnung. Eine wirklich schöne Nacht meist abseits der bekannten Sommer-Objekte.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hey Stefan :)
    Schön dass es bei dir nochmal was gegangen ist. Hat der Mond noch keine Probleme gemacht? Oder vllt war's deswegen schon zu hell für Sgr dwarf?
    Freut mich dass die Anwohner keinen Stress machen auf "unserem" Platz. Dann brauchen wir also keine Bedenken zu haben :)


    Respekt, 60 Objekte... Ich fühle mich gerade etwas als Bremse :D hab so das Gefühl mit mir im Schlepptau wird's nicht mal die Hälfte...
    Hm...sorry ;)


    CDS

  • hey Manuel,


    die Mischung machts aus. Wenn ich fotografieren, bin ich dankbar, mal mit Deinem Dobson die hellen Objekte ausgiebig anzuschauen, da ich ansonsten mir eher die schwachen Dinger vorknöpfe. Und manchmal habe ich eben auch die Gelegenheit, mit meinem Gerät zu spechteln. Also: bloß keinen Kopf machen, auch Du wirst in die "Schwachen Sphären" vorrücken.[8D]
    Mond war übrigens kein Problem, der ging früh unter, und hat kein bisschen gestört.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Wenn ich in meinem 12er ansatzweise sehen würde was du siehst [:D]
    Aber das ist halt eine Frage der Geduld und Erfahrung...
    schwache Galaxien sind halt schon... zach [;)]

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