<b>The Hatfield Lunar Atlas</b>
Digitally Re-Mastered Edition
Autor: Anthony Cook
Verlag: Springer Verlag
187 Seiten
Preis: € 50,85
ISBN: 1461454980
© Springer Verlag
Mit freundlicher Unterstützung
des Verlages
<b>Klappentext: </b>
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<b>The Hatfield Lunar Atlas</b> ist seit seiner ersten Veröffentlichung 1968 unter Amateuren zur Mondbeobachter-Bibel geworden.
Eine große Aktualisierung wurde 1998 unternommen, wobei die gleichen wundervollen Fotografien verwendet wurden, die Commander Henry Hatfield mit seinem speziell angefertigten 12-Zoll (300 mm) Teleskop gemacht hatte, wobei aber die Nomenklatur der Mondformationen auf den neuesten Stand gebracht wurde und die Einheiten vom Britischen System auf das metrische System umgestellt wurden.
Dennoch, mit modernen Teleskop-Optiken, digitaler Fotoausrüstung und Computerunterstützung können neue Fotos leicht alles übertreffen, was mit Henry Hatfield's 12-Zoll Teleskop und einer Filmkamera erreicht wurde. Dies schränkt den Wert des Originalatlas auf visuelle Beobachtung oder zum Fotografieren mit eher kleinen Amateurteleskopen ein.
In der neuen, digital überarbeiteten Ausgabe wurden die Deutlichkeit und die Auflösung der originalen Fotografien erheblich erhöht – weit über die Auflösungsgrenze der Körnung, welche in den früheren Ausgaben noch wahrzunehmen war – während das Layout und der Stil der Originalausgabe erhalten blieben. Dies wurde erreicht durch ein Verschmelzen von computervisualisierten erdbasierten Ansichten der Mondoberfläche, abgeleitet von Daten des NASA Lunar Reconnaissance Orbiters mit eingescannten Kopien von Commander Hatfield's Fotoplatten, unter Gebrauch einer speziellen, dem Autoren gehörenden Software.
Das Ergebnis ist ein <b>The Hatfield Lunar Atlas</b> für Amateurteleskope des 21. Jahrhunderts.
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<b>Rezension: </b>
Und schon wieder „neuer“ Mondatlas.
Dieser spezielle Mondatlas ist im englischen Sprachraum ebenso ein Standardwerk wie bei uns der „Rückl“. Im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet, war jetzt trotzdem eine grundlegende Renovierung notwendig geworden.
Die Originalausgabe des „The Hatfield Lunar Atlas“ wurde 1968 veröffentlicht und enthielt Zeichnungen und für die damalige Zeit herausragende Fotos.
Ausgehend von den alten Fotos ist es erstaunlich, was daraus gemacht wurde. Auch wenn heutige Aufnahmen von Amateurastronomen oftmals noch mehr zeigen, handelt es sich dann zum größten Teil um Einzelaufnahmen ausgewählter Formationen und decken nicht die gesamte uns zugewandte Mondoberfläche ab.
In dieser neuen Ausgabe von 2012 wurden alle alten Originalfotos eingescannt und digital überarbeitet, wodurch eine höhere Auflösung erreicht wurde. Des Weiteren wurden die gezeichneten Mondkarten dahingehend überarbeitet, dass hier bei allen benannten Formationen die aktuellen Bezeichnungen der IAU verwendet wurden.
Die ersten Kapitel dienen der Einführung, sie erzählen von den Veränderungen, denen dieser Atlas unterworfen wurde, wie die neuen Fotos entstanden sind und aus welchen Quellen die zusätzlichen Daten kommen.
Die ungewöhnliche Abfolge der einzelnen Karten und die weiteren Besonderheiten dieses Atlanten werden erklärt, damit sich der Leser gut zurecht finden kann.
Die unvermeitlichen Beoachtungstipps für Einsteiger fehlen natürlich nicht aber mehr Raum nehmen Ratschläge für etwas erfahrenere und fortgeschrittene Mondbeobachter ein, so werden zum Beispiel Projekte unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade vorgeschlagen.
Man fühlt sich zu den früheren Mondforschern versetzt, wenn man z.B. mit Hilfe von Berechnungen versucht, die Höhe der Mondberge zu bestimmen.
Oder was gibt es außer Kratern und Bergen sonst noch auf dem Mond zu sehen?
Impaktbecken, Maria, Dome, Rillen, Abbrüche.
Wie wäre es, sich mit der Geologie zu befassen? Wie kann man von hier auch die Geologie erforschen? Auch da gibt es Möglichkeiten, man muß nicht erst 384000 km Abstand überwinden.
Dann die weiteren Ereignisse wie Erdschein, Bedeckungen oder Impaktblitze. Wäre doch gelacht, wenn man das nicht einmal mit eigenen Augen sieht beziehungsweise die Impaktblitze mit einer eigenen Kamera erfassen kann.
Und die berüchtigten TLP's (oder auch LTP's: Transient Lunar Phenomena oder Lunar Transient Phenomena)?
Nicht danach suchen, aber wenn man so etwas sieht, sollte man wissen, wie man zu reagieren hat um das Maximum aus dieser Beobachtung heraus zu holen. So findet sich ein Ablaufdiagramm, anhand dessen man eingrenzen kann, was man gesehen hat, ob es eine optische Täuschung, eine Reflektion oder vielleicht doch ein TLP war.
Was können nun Amateurastronomen heute noch zur Mondforschung beitragen? Dazu fällt dem Autoren natürlich auch etwas ein. Allein die Hilfe der Klassifizierung von Formationen der Oberfläche kann helfen. Was auch durch MoonZoo (https://www.zooniverse.org/project/moonzoo) für jedermann möglich ist.
Wie wäre es z.B. wenn man versucht, seinen eigenen Katalog der Krater, Maria, Dome zu erstellen? Man bekommt Hilfe wie man für sich eine Katalog-Tabelle erstellt, welche Formationen unter welchen Lichtbedingungen am Besten zu sehen sind. Das sind Fragen, die sich ein erfahrener Beobachter stellen kann und was dem ganzen noch ein wenig Würze gibt.
Zur Mondfotografie wird auch einiges geschrieben, von ganz einfachen Fotos durch das Okular bis zu gestackten Videos. Die Angaben zu Formaten werden nicht nur in den U.S.-Normen sondern auch in den, in Europa üblichen Standards beschrieben.
Schließlich kommen wir zu den Karten.
Alle Hauptfotos sind so gedruckt, dass der Mond, würde er komplett ausgedruckt werden, einen Durchmesser von etwa 60 cm hätte (genaue Angaben bei jedem Foto).
Die Ansicht des Mondes auf den Karten entspricht der Ansicht im Teleskop – Norden ist unten, Süden oben, Westen rechts und Osten links.
Es gibt auch eine Ausgabe „The Hatfield SCT Lunar Atlas“ in der die Fotos so orientiert sind, wie sie im SCT erscheinen. Die letzte Ausgabe erschien 2010.
Die Aufteilung der Karten ist etwas gewöhnungsbedürftig: die von uns sichtbare Oberfläche des Mondes ist in 4 Quadranten aufgeteilt, welche nochmals in 4 Teile unterteilt sind – macht nach Adam Riese 16 einzelne Sektoren. Diese werden vom Zentrum des sichtbaren Bereichs aus nacheinander durchgegangen, jeweils mit Angabe der Libration.
Am Beginn jedes Sektors ist eine gezeichnete Karte mit den ganzen Formationen und deren Bezeichnung, diese Karte ist noch weiter in Planquadrate aufgeteilt, die senkrecht mit 1 bis 8 und waagerecht mit a bis h bezeichnet sind. Der Karte folgen jeweils mindestens 4 Fotografien des selben Bereiches aber - und das ist das Besondere an diesem Mondatlas – in mindestens 4-facher Ausführung zu unterschiedlichen Sonnenständen. Anschließend kommen noch die Fotos einiger ausgewählter Objekte hinzu. Alle Fotos sind ausführlich beschriftet mit Datum und Zeit (UT) der Aufnahme, Mondalter, Colongitude und Angaben zur Libration.
Weiter ist unter jedem Bild eine Übersicht der Sektoren skizziert, um die Orientierung zu vereinfachen.
Durch diese Art der Darstellung erhält man natürlich zu den 16 gezeichneten Karten nicht nur 16 Fotos sondern 87! Und da viele Strukturen nur unter einem bestimmten Lichteinfall zu sehen sind, kann man sicher sein, alles auch wirklich zu entdecken.
Damit noch nicht genug, anschließend folgen noch computergenerierte Bilder von ausgesuchten Formationen der Mondoberfläche jeweils bei Sonnenauf- und Untergang, zwar nur in wesentlich kleinerem Format aber dafür zu jeweils 8 unterschiedlich hohen Sonnenständen auf gegenüberliegenden Seiten.
Ein Buch für die Praxis, in dem für jeden etwas interessantes zu finden ist und in dem schöne alte Aufnahmen mit Hilfe moderner Technik in neuem Glanz erscheinen.
Der Text ist gut verständlich und nicht zu umständlich geschrieben. Die Hauptkarten und -Fotos nehmen drei Viertel einer Seite ein, so dass die Formationen gut erkennbar sind.
Für die Rezension stand mir die Online-Ausgabe zur Verfügung und ich hoffe, dass der Druck so gut ist, wie es diese Ausgabe vermuten lässt.
<b>Fazit: </b>
Dies ist ein Mondatlas, der ein völlig anderes Konzept als die meisten anderen Mond-Atlanten aufweist. Durch die Aufnahmen bei unterschiedlichen Sonnenständen werden Strukturen sichtbar, die nicht auf allen Fotos zu finden sind.
Durch die Aufteilung in Sektoren und weiter in Planquadrate können Positionsangaben recht genau gegeben werden, wie auch im Virtual Moon Atlas (VMA) auf Formationen diesen Atlas hingewiesen wird.
Noch etwas persönliches ...
Mein erstes englisches Astronomiebuch war ebenfalls ein Buch zur Mondbeobachtung ("The Moon and How to Observe it") in dem ebenfalls auf den hier besprochenen Atlas hingewiesen wurde. Damals gab es kaum ausführlichere Literatur zu dem Thema auf deutsch, was sich glücklicherweise inzwischen geändert hat. Trotzdem möchte ich allen Interessierten Mut machen, sich einfach mal an einem englischen Buch zu versuchen.