Fragen eines Neueinsteigers

  • Ein herzliches "Hallo" an alle!


    Da dies mein erster Beitrag nach der heutigen Registrierung hier ist, möchte ich mich gerne kurz vorstellen. Mein Name ist Marco, ich bin 29 Jahre alt und komme aus Rieder, welches im südwestlichen Sachsen-Anhalt liegt. Für die Astronomie und den Sternenhimmel begeistere ich mich seit ich denken kann.


    Vor ca. einem halben Jahr habe ich mir mein erstes Teleskop gekauft. Um nicht zu viel Geld in den Sand zu setzen falls das Gucken in die Sterne doch nichts für mich ist, wurde ein sehr günstiges No-Name-Gerät gekauft. Dieses Teleskop hat eine Öffnung von 60 mm und eine Brennweite von 700 mm. Anfangs lag mein Fokus auf dem Mond und ich bemerkte recht schnell, dass das Gucken durch ein Teleskop mir sehr zusagt. Vor einigen Tagen (endlich mal wieder klarer Himmel) wollte ich mal versuchen, ob man mit diesem Billig-Teleskop auch den Saturn sehen kann. Saturn kurz über Stellarium gesucht, sofort am Himmel ausfindig gemacht und gleich beim ersten Blick waren die Ringe sehr schön zu erkennen. Nun habe ich Geschmack auf mehr bekommen und ein größeres Teleskop muss her.


    Anfangs wollte ich mich für ein Seben Big Boss entscheiden, aber nachdem ich hier aus dem Forum herauslesen konnte, dass dieses Teleskop nicht den besten Ruf hat, wird es wohl doch ein anderes werden. Ein Kauf wird jedoch erst getätigt, nachdem ich mich mal mit anderen Hobby-Astronomen getroffen habe bzw. mal durch einige Teleskope geschaut habe. Vermutlich wird es auf einen 8" oder 10" Dobson hinauslaufen.


    Nun genug geschrieben und endlich zu den Fragen kommen!


    1)
    Gibt es in meiner Region Hobby-Astronomen, mit denen man sich mal Abends zum gemeinsamen Sternegucken treffen kann, also Harzkreis oder Salzlandkreis?


    2)
    Bei den Dobson-Teleskopen und bei anderen Teleskopen natürlich auch, gibt es unterschiedliche Brennweiten. Was für Vor- und Nachteile haben denn jeweils die kurze (z.B. 500 mm) und die lange (z.B. 1200 mm) Bauweise?


    3)
    Ich würde gerne Sternhaufen oder andere Deep-Sky-Objekte betrachten (mir ist bekannt, dass diese tollen Farben wie aus dem Fernseher bekannt, nicht zu sehen sind). Ist dies beispielsweise mit dem 8" Dobson möglich und wenn ja, wäre wie oben gefragt eine kleine oder eher eine große Brennweite sinnvoll?


    4)
    Obwohl ich mich schon viel belesen habe, sind mir Angaben wie f/4,5 - f/5 oder f/6 noch nicht verständlich. Was haben denn diese Angaben auf sich bzw. was sagen sie über das Teleskop aus wenn man das so fragen kann?


    Abschließend sein noch gesagt, dass es keine große Lichtverschmutzung bei uns gibt da ich in einem kleinen Dorf wohne. Auch einige Felder oder Berge lassen sich in unserer Region gut erreichen die weitab von anderen Ortschaften liegen.


    Ich danke euch jetzt schon mal für das Lesen des ganzen Textes und hoffe auf (hoffentlich) zahlreiche Antworten...

  • Hallo Marco,


    willkommen beim Astrotreff.


    Zu deinen Fragen:
    1) http://www.sternklar.de/gad/ http://www.astrotreff.de/astromap.asp?Koord.x=0&Koord.y=0 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=144496


    2) Eigentlich hast du bei Fernost-Dobson kaum unterschiedliche Brennweiten. Die 8-Zöller haben alle 1200 mm, bis auf das exotische ICS Galaxy mit 800 mm, die 10-Zöller haben alle 1200 bis 1250 mm usw.. Mehr dazu bei Punkt 4.


    3) Farben sind auch mit grossen Durchmesser eher selten. Bei Planeten sind Farben zu erkennen und auch einige planetarische Nebel sind bunt, aber viel mehr ist nicht drin.


    4) Die Zahl gibt öffnungsunabhängig das Verhältnis von Brennweite zu Öffnung an und entspricht der Blende bei einem Fotoobjektiv. Je kleiner die Zahl, um so grösser ist die Öffnung bezogen auf die Brennweite.
    Je kleiner die Öffnungszahl (das ist ein grösseres Öffnungsverhältnis!), um so kompakter ist das Teleskop, aber auch optisch problematischer. Bildfehler wie Farbsäume beim Refraktor und Koma beim Newton sind bei kleiner Öffnungszahl grösser und das stumpfe Strahlenbündel erfordert aufwendigere Okulare für eine scharfe Randabbildung. Dafür kann die Montierung aber kleiner ausfallen, weil der kürzere Hebel weniger Belastung erzeugt.
    Lange Brwnnweiten sind tendenziell für hohe Vergrösserungen besser, weil nicht ganz so kurze Okularbrennweiten erforderlich sind um auf die selbe Vergrösserung zu kommen. Dafür ist aber das maximale Gesichtsfeld (kleine Vergrösserung) geringer und kann auch nicht grösser gemacht werden, als es der Okulardurchmesser erlaubt.
    Grundsätzlich kann aber dei Vergrösserung über die Okularbrennweite variiert werden und die Bildhelligkeit ist bei gleicher Öffnung und Vergrösserung auch identisch (AP bzw. Austrittspupille = Öffnung/Vergrösserung bzw. Okularbrennweite/Öffnungszahl).


    Gruss Heinz

  • Also ganz simple ausgedrückt stehen die kleineren Zahlen für größeres Gesichtsfeld mit Einbußen der "Bildqualität" und die größeren Zahlen für geringeres Gesichtsfeld, dafür aber mehr Schärfe oder bin ich immer noch auf dem falschen Denkweg?

  • Hallo Marco,


    zu Frage 1. kann ich nichts sagen, da ich Hamburger bin. [;)]


    Frage 2. und 3. hängen indirekt mit Frage 4. zusammen. Also versuch ich mich mal daran.


    Das kleine „f“ mit der Zahl hintendran beschreibt das Öffnungsverhältnis. f/5 heißt dass das Gerät eine Brennweite von 5 mal dem Objektivdurchmesser besitzt. Also ein 200mm Spiegel mit f/5 hat eine Brennweite von 1000mm.
    Die Vergrößerung hingegen errechnet sich jetzt durch das teilen der Obektivbrennweite durch Okularbrennweite. In diesem Fall würde ein 10mm Okular eine Vergrößerung von 100 ergeben (1000/10=100).


    Für DS-Objekte ist natürlich Öffnung gefragt. Nicht zuletzt weil man dadurch auch höher vergrößern kann. Bei einem Newton sagt man 1,5 mal Objektivdurchmesser ergibt die höchste sinnvolle Vergrößerung. Ein 200mm Spiegel käme somit auf 350 fach. Da machen nicht nur Planeten mehr Spaß, sondern auch viele DS-Objetkte wie z.B. Kugelsternhaufen. Allerdings kommt man auch recht schnell an die Seeingrenze. Bei mir ist häufig bei 200 fach Schluss.
    Bei großflächigen Objekten ist eher weniger Vergrößerung gefragt. Da gilt es mit viel Öffnung lichtschwache Objekte sichtbar zu machen.
    Vielleicht soviel erstmal für den Anfang.


    Gruß und cs
    Kay

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Turbofahrer</i>
    <br />Also ganz simple ausgedrückt stehen die kleineren Zahlen für größeres Gesichtsfeld mit Einbußen der "Bildqualität" und die größeren Zahlen für geringeres Gesichtsfeld, dafür aber mehr Schärfe oder bin ich immer noch auf dem falschen Denkweg?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">JEIN. Parabolische Newtonspiegel bilden das Zentrum immer perfekt ab (wenn sie entsprechend präzise gefertigt sind). Erst mit grösserem Abstand von der Bildmitte werden Sterne etwas verzerrt abgebildet und zwar um so stärker, je kleiner die Öffnungszahl ist.
    Aber falls du dir einen Fernostdobson anschaffen willst, brauchst du dir um die Brennweite keine Gedanken zu machen, da die weitgehend gleich ist.

  • Hallo Marco,


    also herzlich Willkommen!


    Ist ein logischer und guter Schritt von Deinem eher "Spielzeug" zu einer guten Ausrüstung zu gehen.
    Meine Vorredner haben Dir ja schon die Fragen beantwortet.


    Ich rate Anfängern stets von dem Kauf solcher schwachen No-Name Kaufhaus-Teleskopen ab. Lieber das Geld in ein vernünftiges Fernglas (am besten mit Stativ) gesteckt, als so ein Teleskop zu kaufen.
    Du bestätigst hier ein wenig meine Ansicht.


    Prinzipiell ist ein 8-10 Zoll Dobson für die weitere visuelle Beobachtung ein gutes Instrument. Der nächste dann folgende Schritt wäre eine Spezialisierung Deiner Ausrüstung auf ein bestimmtes Beobachtungsgebiet.

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