Der bislang leichteste abgebildete Exoplanet?

  • <b>Ein Astronomenteam mit Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg hat mit dem Very Large Telescope der ESO ein Bild eines lichtschwachen Objekts aufgenommen, das sich in der Nähe eines hellen Sterns bewegt. Mit einer geschätzten Masse von vier bis fünf Jupitermassen wäre es der masseärmste Planet, der bisher außerhalb unseres Sonnensystems beobachtet wurde. Diese Entdeckung ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen.</b>


    Obwohl mittlerweile fast eintausend extrasolare Planeten indirekt nachgewiesen werden konnten – meist unter Verwendung der Radialgeschwindigkeits- oder der Transitmethode [1] – und noch viele weitere Kandidaten darauf warten bestätigt zu werden, wurde bislang nur ein Dutzend Exoplaneten direkt beobachtet. Neun Jahre nachdem mit dem Very Large Telescope der ESO die erste Aufnahme eines Exoplaneten überhaupt gelungen ist, hat dasselbe Wissenschaftlerteam, das damals den planetaren Begleiter des Braunen Zwergs 2M1207 (eso0428) entdeckte, nun das vermutlich bislang leichteste dieser Objekte mit der Kamera eingefangen [2][3].


    „Die direkte Abbildung von extrasolaren Planeten ist eine besonders anspruchsvolle Methode, die die allerbesten Instrumente erfordert, entweder bodengebunden oder im Weltall”, erklärt Julien Rameau vom Institut de Planetologie et d'Astrophysique de Grenoble in Frankreich, der Erstautor des Fachartikels, in dem die Entdeckung bekanntgegeben wird. „Nur einige wenige Planeten wurden bislang direkt beobachtet, was jede einzelne Entdeckung zu einem wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Verständnis von Gasplaneten und ihrer Entstehung macht.”


    In den neuen Beobachtungen taucht der Planetenkandidat als lichtschwacher, aber deutlich sichtbarer Punkt nahe dem Stern HD 95086 auf. Anschließende Beobachtungen haben dann gezeigt, dass er sich zusammen mit dem Stern langsam über den Himmel bewegt. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass dieses Objekt, das die Bezeichnung HD 95086b erhalten hat, sich auf einer Umlaufbahn um den Stern befindet. Anhand seiner Helligkeit lässt sich seine Masse auf einen Wert von vier bis fünf Jupitermassen eingrenzen.



    VLT-Aufnahme des Exoplaneten HD 95086 b (der Stern selber ist ausgeblendet). Bild: ESO/J. Rameau


    Das Astronomenteam hat seine Beobachtungen mit NACO durchgeführt, einer Kamera mit adaptiver Optik, die an einem der 8,2-Meter Hauptteleskope des Very Large Telescope (VLT) der ESO montiert ist und die zu großen Teilen in Deutschland entwickelt und gebaut wurde. Dieses Instrument ermöglicht es, die durch Turbulenzen in der Erdatmosphäre verursachte Unschärfe der Bilder zu beseitigen. Die Beobachtungen wurden im Infrarotbereich unter Verwendung der sogenannten differentiellen Abbildung durchgeführt, wobei sich der Kontrast zwischen dem Planeten und dem blendend hellen Stern nochmal verbessert.


    Der neuentdeckte Planet umläuft den jungen Stern HD 95086 in einer Entfernung, die in etwa dem 56-fachen Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht, bzw. dem doppelten Abstand zwischen Sonne und Neptun. Der Stern selbst ist etwas massereicher als die Sonne und ist von einer Staubscheibe umgeben. Aufgrund dieser Eigenschaften kann man den Stern als idealen Kandidaten für das Beherbergen eines jungen, massereichen Planeten ausmachen. Das System ist etwa 300 Lichtjahre von uns entfernt.


    Das junge Alter des Sterns von nur etwa 10 bis 17 Millionen Jahren brachte die Astronomen zu der Erkenntnis, dass der neuentdeckte Planet wahrscheinlich innerhalb der Gas- und Staubscheibe, die den Stern umgibt, entstanden ist. „Seine derzeitige Position wirft Fragen über seine Entstehung auf. Entweder ist er auf seine derzeitige Größe gewachsen, indem er zuerst das Gestein angesammelt hat, das seinen festen Kern bildet, und anschließend langsam das Gas aus der Umgebung angezogen hat, das seine dichte Atmosphäre bildet, oder aber er ist aus einem Gasklumpen entstanden, der sich durch Gravitationsinstabilitäten in der Scheibe ausgebildet hat”, erläutert Anne-Marie Lagrange, ein weiteres Mitglied des Teams. „Wechselwirkungen zwischen dem Planeten und der Scheibe selbst oder mit einem anderen Planeten könnten ebenfalls dafür gesorgt haben, dass sich der Planet von seinem Geburtsort wegbewegt hat.” Die Modellierung dieser Entstehungszenarien des Planeten war die Aufgabe der Heidelberger Wissenschaftler Christoph Mordasini und Hubertus Klahr.


    Gaël Chauvin, ein weiteres Mitglied der Gruppe, folgert: „Die Helligkeit des Sterns verleiht HD 95086b eine geschätzte Temperatur von etwa 700 Grad Celsius. Das ist kühl genug für die Existenz von Wasserdampf oder vielleicht sogar Methan in der Atmosphäre. Er wird ein großartiges Objekt für Untersuchungen mit dem in Kürze bereitstehenden SPHERE-Instrument am VLT [4] sein. Vielleicht kann man damit sogar weitere Planeten im Inneren des Systems sichtbar machen – wenn es sie denn gibt.”


    Fußnoten


    [1] Astronomen konnten mittlerweile die Existenz von fast eintausend Planeten um andere Sterne als die Sonne bestätigen. Fast alle wurden mit Hilfe von indirekten Methoden entdeckt, die Auswirkungen des Planeten auf seinen Mutterstern detektieren, zum Beispiel durch Einbrüche in der Helligkeit des Sterns, wenn Planeten von der Erde aus gesehen vor ihm vorbeilaufen (Transitmethode) oder durch das Wackeln des Sterns, das durch die Anziehungskraft der Planeten in der Umlaufbahn auf den Stern ausgeübt wird. Bislang konnte nur gut ein Dutzend Exoplaneten direkt beobachtet werden.


    [2] Fomalhaut b könnte eine geringere Masse haben, jedoch scheint seine Helligkeit durch das reflektierte Licht vom umliegenden Staub verunreinigt zu sein. Dies bringt Unsicherheiten in die genaue Bestimmung seiner Masse.


    [3] Dieselbe Arbeitsgruppe hat auch den Exoplaneten um den Stern Beta Pictoris (eso1024) und einige andere Exoplaneten beobachtet.


    [4] SPHERE ist ein Instrument für adaptive Optik der zweiten Generation, das Ende 2013 am VLT angebracht werden soll.


    Mehr Bilder, Infos und eine Aufsuchkarte auf den deutschen Seiten des ESO Science Outreach Network (ESON) unter: http://www.eso.org/public/germany/news/eso1324

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    Der neuentdeckte Planet umläuft den jungen Stern HD 95086 in einer Entfernung, die in etwa dem 56-fachen Abstand zwischen Erde und Sonne entspricht ....


    Der Stern selbst ist etwas massereicher als die ....


    Gaël Chauvin, ein weiteres Mitglied der Gruppe, folgert: „Die Helligkeit des Sterns verleiht HD 95086b eine geschätzte Temperatur von etwa 700 Grad Celsius. ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Caro.


    Dieser Zusammenhang haute mir gestern Abend die Socken weck.
    Ein A8III Stern soll einen Planeten in 56AE auf 700°C aufheizen? [:0] WOW



    Kommen die 700°C wirklich vom Stern selbst oder doch ehr zu 99,...% von der Eigenwärme des jungen Gasriesen?
    Für mich als "Astro-Tourist" ist das fast unvorstellbar, welche Energie dieser Stern ausstrahlen müsste, im vergleich zu Sonne.



    Grüße Thomas

  • Hallo Thomas,


    du hast Recht, das ist schlecht schlecht formuliert. Gemeint war eigentlich nur, daß man aus der Helligkeit des Planeten im Vergleich zum Stern in den verschiedenen Infrarotbändern schlußfolgern kann, daß er so heiß sein muß (da sind wohlgemerkt Fehlerbalken von mehreren 100 Kelvin dran...). Tatsächlich sind Stern und Planet so jung, daß der absolut überwiegende Teil der Absrtahlung des Planeten einfach nur ein Auskühlen aus der Entstehungsphase ist.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hi Caro, was sind eigentlich Gasklumpen?Ist das Gas dort nicht wirklich gasförmig in Analogie zu den gefrorenen Gasen in Kometen?Es ist ja immer schwer vorstellbar,daß sich eine dünne Gaswolke,die ja immer das Bestreben hat,sich weiter auszubreiten,sich plötzlich verdichtet um dann Planeten zu bilden. Gruß Armin

  • Hallo Armin,


    gefrorene Gase wären keine Gase mehr, sondern Festkörper [;)] Genau das ist bei einem Kometen der Fall. Ein Gas besteht aus einzelnen, frei beweglichen Atomen oder Molekülen, und genauos muß man sich eine solche Gasansammlung um einen jungen Stern vorstellen. Wenn sich darin Klumpen bilden, dann sind das erstmal nur Verdichtungen, in denen die einzelnen Atome oder Moleküle immernoch nicht aneinander haften. Solche Verdickungen wirken auf großen Skalen durch ihre Schwerkraft auf ihre Umgebung und ziehen weitere Teilchen an. Wenn dagegen Atome und Moleküle aneinander "kleben" bleiben um Staubpartikel zu bilden, wirken in erster Linie elektrostatische Kräfte.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    auf dem Foto ist diese kreisrunde schwarze Fläche. Wurde dort der Stern bloß wegretuschiert, um den Betrachter nicht zu verwirren, oder befindet sich im Instrument tatsächlich eine Blende, um das Licht des Sterns abzuschatten, wie bei einem Coronagraphen?


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,


    ja, NACO wird zum Abbilden von solchen Objekten mit einem Koronographen betrieben. Dennoch bliebe an der Stelle im Bild eigentlich ein Rest-Speckle-Muster zurück, so scharf kann keine Blende arbeiten. Das Muster hat man hier tatsächlich einfach digital abgedeckt.


    Viele Grüße
    Caro

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