Leoniden in Dänemark

  • Leo die letzte.


    Einschlägige Kreise haben behauptet, die Leoniden werden im Jahr 2002 das letzte Mal für längere Zeit einen Meteorregen verursachen. Mein Entschluss stand fest, wenn das Wetter im Norden eine Wolkenlücke zulassen sollte, fahre ich los. Am Wochenende habe ich mich locker mit Armin Quante am Aschberg, südlich von Schleswig, für Dienstagmorgen 3 Uhr verabredet.


    Um 1.20 Uhr klingelt der Wecker, ein Blick auf den Hamburger Himmel, nur kleine Wolken zusehen, träum ich. Die ersten Leoniden sehe ich schon beim Beladen. Kurz vor zwei fahre ich los. Auf der Fahrt zur A7 ist Bodennebel, aber der Mond ist zusehen. In Quickborn auf die A7 und nordwärts, auch hier Nebel. Ab Bad Bramstedt ist der Himmel zu, weiter fahren, umdrehen? Armin will ab halb 3 per Handy erreichbar sein, also weiter. Inzwischen nieselt es. Hinterm Bordesholmer Dreieck halte ich auf einem Parkplatz. Armins Nummer gewählt, eine nette Stimme behauptet, die Nummer gibt es nicht, 2. Versuch, Schietkram, ich Blödmann habe die Nummer nicht richtig abgeschrieben. Ich denke noch was nun, da kommt ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen „UN“ vorbei und hält. Der Fahrer hat eine Karte in der Hand, das Auto ist mit Klamotten voll. Etwa ein Leonidenfan? Ich klopfe an die Scheibe und frage, „Wollen Sie auch Leoniden beobachten?“ „Ja“ kommt zur Antwort, Joachim stellt sich vor und erzählt er will zum Aschberg, ist mit Armin verabredet. Wunderbar! Es ist 2.40 Uhr. Armin erklärt Joachim telefonisch auf, dass das dänische SAT-Bild die Wolkengrenze bei Kolding zeigt. Wir verabreden uns am Aschberg. Nach einigem Suchen treffen wir Armin und weitere Leofans. Ab nach Dänemark, an der Grenze leuchtet ein Zöllner rein und winkt uns gleich durch. Um 4.15 Uhr, Höhe Haderslev, sieht man die Wolkengrenze. Wenig später tauchen Leoniden am Nordhorizont auf.


    In Christiansfeld, 20 km südlich von Kolding, ist der Himmel frei. Um zwanzig vor fünf stehen wir mit 4 Fahrzeugen und acht Leuten auf einem Parkplatz. Die nächste gute Stunde ist für mich der Wahnsinn. Ständig tauchen Leoniden auf, egal in welche Himmelsrichtung man sieht. Na gut, im Westen leuchtet der Mond zu hell. Wir sehen viele helle Leoniden, einige hinterlassen einen kurzen Schweif. Ein Schweif bleibt ca. 30 Sekunden am Himmel sichtbar und wird vom Höhenwind zu einem „u“ gebogen. Im Anfang hört man noch „da“, „oh“ und so, später tritt Gewöhnung ein. Ich hole die Kamera und das Stativ aus dem Auto. Ein 1600er Film kommt rein. Blende 2 und 50 mm Brennweite kommen zum Einsatz. Ein Höhepunkt der Aktivität ist um kurz vor fünf, der Zweite ca. 10-15 Minuten später. Viele helle Leoniden bis –2mag sehen wir. Die Grenzgröße habe ich nicht vor Ort bestimmt, im nachhinein schätzte ich ca. 3mag. Ein Film wird von mir verschossen, die Anderen knipsen auch und eine Videokamera ist im Einsatz. Natürlich müssen die Batterien der Fotokamera gewechselt werden. Blöde Elektronik. Zum Mitzählen komme ich nicht, die erste Meteorbeobachtung ist zu spannend. Der Morgen graut, die Venus geht im Osten auf. Die Aktivität lässt nach, immer noch sind häufig Leuchtspuren zu sehen. Unser Standort an der Straße ist ungünstig, aber was soll’s. Bis um sechs beobachte ich weiter, dann geht’s ins Büro. Ich verabschiede mich und brettere nach Hamburg. Bis Flensburg sehe ich noch 3 Leoniden während der Fahrt, dann ist der Himmel zu. Kurz nach acht bin ich im Büro. Abends auf dem Weg nach Hause leuchtet der Vollmond, ich beantrage bei der NASA beim nächsten Mal eine Abdeckplane für den Burschen.


    Ich habe die Leoniden gesehen, das erste Mal richtig und das bei Vollmond, geil. Nette neue Leute kennen gelernt, 450 km gefahren, 50l Sprit durch den Auspuff gejagt und ich sag’s euch, Leoniden ohne Ende gesehen.


    Mit leonidischen Grüßen
    Wolfgang

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