Fokussierung mit Schieblehre?

  • ...ja ich weiß, das heisst jetzt Messschieber - ich mag aber keine 3 "s" hintereinander...


    Hallöle,


    vorgestern - bei meiner letzten Fotosession - war der Himmel mal wieder weit von dem entfernt, was man sich so wünscht. Trotzdem waren die Ergebnisse... na ja, ganz OK.
    Ich habe mich nur wieder unheimlich geärgert, dass ich so lange zum Fokussieren gebraucht habe. Gerade bei schlechtem Seeing brauche ich manchmal Stunden dafür. Deshalb frage ich mich, ob das nicht einfacher geht.
    Zum Fokussieren mit der 300D habe ich bisher folgende Stategien:


    1. DSLRFocus
    Das benutze ich meistens. Man kann direkt am Objekt fokussieren, da sich immer (bei entsprechender Belichtungszeit) ein geeigneter Stern findet. Ich habe aber meistens den Effekt, dass die erste Belichtung schon den besten Wert darstellt, den ich mit aller Kurbelei nie wieder erreiche.


    2. FocusBody mit Messerschneide
    Ich habe eine alte EOS50 geschlachtet und in die Filmebene eine Messerklinge eingeklebt. Das funktioniert ganz gut, ich brauche aber immer einen sehr hellen Stern dafür.


    3. Okular mit Canon-Bajonett
    Ich habe von einem 2" Okular mit 30mm Brennweite die Einsteck-Hülse abgeschraubt und stattdessen ein Canon-Bajonett (von einem EOS-Distanzring) angebracht. Das ganze habe ich so justiert, dass es im Brennpunkt der Kamera entspricht. Der Vorteil ist - man hat auch ungefähr den gleichen Bildausschnitt. Damit fokussiere ich meistens vor und mache die Feinheiten dann mit DSLRFocus.


    Trotz allem - für eine anständige Fokussierung brauche ich immer ewig. Wenn ich sie überhaupt hinkriege...


    Deshalb meine Frage:


    Kann man - wenn man sich einmal richtig Mühe mit der Fokussierung gibt, die Position des OAZ nicht vermessen und ihm beim nächsten mal einfach wieder genauso einstellen? Vorausgesetzt, man hat einen shiftingfreien Auszug (Crayford) und eine zuverlässige, definierte Stelle zum Ansetzen der Schieblehre - dann müsste das doch zumindest im Zenith stimmen - oder?
    Sollte die Refraktion in Horizontnähe sich auch auf die Fokuslage auswirken (keine Ahnung..) kann man sich ja mithilfe eines Winkelmessers eine entsprechende Tabelle anlegen.


    Ich habe festgestellt, dass es im Bereich der Astronomie nichts gibt, was nicht schon jemand gemacht hat (Meistens sogar schon vor 200 Jahren[;)]). Deshalb bin ich mir sicher, dass hier auch schon jemand Erfahrungen in dieser Richtung gesammelt hat.


    Gruß
    Klaus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Refraktion in Horizontnähe sich auch auf die Fokuslage auswirken (keine Ahnung..) <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Die atmosphärische Refraktion wirkt sich höchstens als Farbfehler oder leichte Verschiebung der Sterne auf Fotos mit langen Brennweiten aus.
    Die Temperatur der optischen Komponenten dürfte da schon eher ein Thema sein.


    Theoretisch sind deine Überlegungen richtig. Einige Refraktoren haben z.B. einen "Helical Focuser" mit Nonius. Nur stelle ich mir das Gefummel mit einem Messchieber noch schlimmer vor als das Gefummel mit der Messerschneide - erst recht im Dunkeln.
    Sicher ist das eine Geschmacksache, aber irgendwie glaube ich, dass du dir damit keine Arbeit sparst - leider. Aber probier's doch einfach mal aus. Versuch macht kluch.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hallöle<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Tschüssle [;)]

  • Hallo Tschüssle[:D],


    mit der Temparatur wirst Du wohl recht haben. Gottseidank verläuft die Längenausdehnung ja linear - so dass man der auch mit einer Tabelle beikommt. Eine Einstellung für 10° und eine für -10°, alles andere sollte sich extrapolieren lassen. Dann muß man halt immer ein Thermometer mitnehmen. So what?


    Das Gewerkel mit der Schieblehre sollte sich in Grenzen halten - es gibt ja mittlerweile für kleines Geld digitale Ausführungen. Die sollten sich auch mit einer Rotlichtlampe noch gut ablesen lassen.


    Jetzetle
    Klaus

  • Hi Klaus,
    kennen wir doch alle, scharfstellen an einem hellen Stern und dann das lichtschwache Objekt nicht wieder finden.
    Ich habe bei meinem Newton die richtige Focuslage eingestellt und genau mit der "Schieblehre" vermessen. Mit dem Maß habe ich mir dann eine feste Lehre aus PVC hergestellt, die ich jetzt nur noch am OAZ anlegen muss und alles passt.
    Bei der Verwendung eines Filters verschiebt sic die Fokalebene allerdings, dafüf macht man dann eben eine weitere Lehre.
    Habe damit bisher beste Erfahrungen damit gemacht. Mit der Lehre ist der helle Stern unnötig.


    Gruss...Gerald.

  • Hallo Klaus,


    ein Punkt, der zwar nicht 100% auf Deine Frage passt, aber mir sehr geholfen hat, war die Anschaffung eines elektrischen Fokussierers. Ich habe den JMI mit Digitalauslesung genommen und bin recht zufrieden damit. Damit kann ich in kontrollierten Schritten den Weg zum besten Fokus finden. Und wenn ich sehe, dass ich ueber den besten Punkt hinweg bin, kann ich ebenso kontrolliert wieder zum besten Wert zurueck kommen. Ich benutze viel Webcam und eine CCD Camera, aber das ist im Prinzip das selbe wie Deine 300D. Ich meine damit nicht, dass ich den Fokus aus einer Beobachtungssession bis zur naechsten stabil halten kann. Dazu ist die Temperaturabhaengigkeit bei meinem F4 Newton zu kritisch und da wuerde ich auch keine Messung trauen. Aber zu jeder Aufnahme neu fokussieren dauert bei mir nur noch 5 Minuten. Ausserdem kann man die Motor-Fokussierer auch spaeter noch auf PC Steuerung aufruesten. Dann gibt es Autofokus.


    Clear Skies,


    Gert

  • So - jetzt bin ich mal gespannt:




    Die Befestigung besteht aus Pattex-Powerknete (mein Lieblingswerkstoff). Sieht zwar schrecklich aus, ist aber hart wie Stein. Jedenfalls kann ich die Schieblehre bei komplett eingezogenem OAZ "nullen" - einmal ganz heraus und wieder 'rein kurbeln - voila, sie steht wieder auf "0.00".


    Jetzt müssen aber langsam mal wieder Sterne her....


    Gruß
    Klaus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">So - jetzt bin ich mal gespannt:<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Bitte berichte uns von deinen Versuchen ...<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Jetzt müssen aber langsam mal wieder Sterne her....<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Allesdings! Ich habe auch so einiges zum testen. Zum Beispiel ein paar neue Objektive ...

  • Hallöle,


    so gestern Abend gab's mal wieder Sterne. Ich habe also meine erste Belichtungsreihe gemacht.
    - im Zenith grob fokussiert
    - danach íntrafokal unscharf gestellt, bis dass Ringe sichtbar waren
    - dann in 0,1mm Schritten richtung extrafokal (jedesmal ein Foto)
    - von allen Fotos einen vergrößerten Ausschnitt aus der Mitte verglichen
    - im Bereich der maximalen Schärfe dann noch mal in 0,02mm Schritten.


    Danach habe ich den Fokus komplett verstellt und nur anhand der Schieblehre wieder eingestellt. Im Zenith stimmte es perfekt - am Horizont auch. Die Refraktion scheint also keinen Einfluss zu haben.


    Mit der neu gefundenen Schärfe mußte dann natürlich gleich M42 dran glauben - was soll man bei (fast) Vollmond schon anderes machen:



    Gruß
    Klaus

  • Moin Klaus,
    trotz Vollmond, klasse. Das Rot ist ja fast wie beim E200. Auch die Strukturen kommen gut raus. War da noch ein Filter beteiligt? Und die Aufnahmeoptik, war das dein ED?
    Gruß...Gerald.

  • Hallo Klaus,


    Gratulation zur super tollen Aufnahme. Ich versuch z.Z. mich auch wieder mal an M42, finde aber den Fokus nicht richtig. Das mit der Schiebelehre ist ne tolle Sache. Muss ich auch mal ausprobieren.

    VG Frank

    _____________________________________________________________________________

    Ein Blick in die Tiefen des Weltalls, ist immer ein Blick in die Vergangenheit.

    meine Website

  • Hallo Klaus,


    vieleicht ne blöde Frage,
    aber geht die Schieblehre auch noch bei -10° Celsius. [:D]
    Nicht das sie durch Tau absäuft und bei minus Temperaturen gefriert.
    Schon im Kühlschrank(gefrierfach) getestet.


    Frostfreie Grüße
    Thomas

  • Tach Zusammen!


    (==&gt;)Gerald:
    Die Aufnahmeoptik war der Orion 80ED. Filter waren beteiligt: Der Canon-Filter eben nicht (den habe ich nämlich herausgerissen) und stattdessen ein IDAS-LPS....


    (==&gt;)Thomas:
    Den Kühlschrank-Test habe ich noch nicht gemacht, aber einfrieren wird das Teil sicher nicht. Ich habe allerdings schon festgestellt, dass das Display bei +2°C wesentlich träger wird. Ich bin auch mal gespannt, was das Teil bei tieferen Temperaturen macht...


    (==&gt;)Martin:
    Klar - warum soll eine Messuhr nicht funktionieren? Das ist vermutlich noch platzsparender. Die Messuhr muß nur den kompletten Hub des OAZ mitmachen. Sonst hast Du nämlich keinen definierten Nullpunkt und nach einem Transport ist wohlmöglich alles hin. Obwohl - da könnte man sich ja auch einen Zwischenanschlag bauen...


    Gruß
    Klaus

  • Moin Franz-Josef,


    an der Idee gefällt mir überhaupt nicht, dass man nicht die tatsächliche Position des OAZ misst, sondern nur die Position des Verstellrädchens. Bei einem OAZ mit Zahntrieb mußt Du dann immer von einer Seite anfahren, um das Spiel zu eliminieren (und auch das ist ungenau) - bei einem durchrutschenden Crayford (wie meinem) kannst Du's völlig vergessen.


    Grüße nach Essen (weil's sich reimt[:D])
    Klaus

  • Moin Franzjo,


    ...sach Du nochmal "Pöt" zu mir [:D][:D][:D]...


    Ich hab es gerade mit Barlow-Linse versucht. Dafür gelten natürlich andere Werte. Das sollte aber ein Konstanter Wert sein, den man zum Grundwert für die Temperatur dazu addiert....


    Es scheint heut Nacht ein wenig kälter zu werden. Vielleicht reicht es schon für einen zweiten Meßpunkt, um Formel zu überprüfen.


    Gruß
    Klaus

  • Das Bild sieht wirklich toll aus. Gratulation!


    Das die tieferen Temperaturen eventuell das Display vereisen wäre mich auch erstmal egal. Mich würde eher interessieren:


    - Ist der Orion ED über eine größere Temperaturdifferenz fokusstabil?
    - Misst die Schieblehre über eine größere Temperaturdifferenz zuverlässige Werte?


    Bitte halte uns mit deinen Erfahrungen weiter auf dem Laufenden was diese Fragen betrifft. Falls das nämlich keine Rolle spielt, wäre dein "Fokussiersystem" auch bei Kälte wärmstens zu empfehlen...


    Gruß,


    notoxp

  • Hallo Notoxp,


    ich stelle mir das mit der Temperatur-Stabilität so vor:


    Ich habe die Tubuslänge des 80ED grob vermessen. Wenn ich das als wirksame Länge ansetze, kann ich die Längenausdehnung mithilfe des Temperaturausdehnungskoeffizienten für Aluminium ganz gut berechnen.
    Auf Grund dessen habe ich mir eine Tabelle angelegt, in der - ausgehend von einem Grundmesswert - die zu erwartenden Fokuspunkte für die unterschiedlichsten Temperaturen abzulesen sind.
    In diese Tabelle trage ich nun die tatsächlichen Werte ein und rechne damit auf eine "wirksame" Tubuslänge zurück. Schließlich gibt es noch andere Einflüsse, z.B. die Temperaturausdehnung der Schieblehre. Gottseidank sind alle diese Einflüsse linear - so das ich sie mit einer empirisch ermittelten "wirksamen" (oder von mir aus "virtuellen") Tubuslänge erschlagen kann......


    Dabei kann eigentlich nichts schiefgehen - ausser, die Schieblehre zeigt bei -10°C nichts mehr an. Dann wäre ich wirklich gelackmeiert[:D]


    Gruß
    Klaus

  • Hallo,


    ich mach die Fokussierung (allerdings an einem C8) mit einem Fokussiermotor, der über einen alten Fischertechniktrafo gesteuert wird: vor - zurück bis es passt. Allerdings ist das nicht reproduzierbar und die Genauigkeit ist auch abhängig von der Untersetzung (oder heißt das Übersetzung??[;)]).
    Von JMI gibt es ja Okularauszüge bzw. Nachrüstsätze für Okularauszüge mit digitalem Zählwerk. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis ob es die auch für Refraktoren gibt.
    Und bei Conrad gibt es auch Einstellknöpfe mit digitalem Zählewerk, die man vielleicht auch an den Okularauszug adaptieren könnte.


    So- das wars an Gedanken und Ideen.


    CS Stefan

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!