Nachdem Reiner uns beim DSM nochmals die Wolf-Rayet-Nebel ans Herz gelegt hat, habe ich mir für die erste gute Beobachtungsnacht in diesem Jahr WR 6 (= Sh 2-308) vorgenommen.
Begonnen habe ich aber mit einem anderen WR Objekt, nämlich NGC 2359 (Thors Helm)- sozusagen zum Aufwärmen. Ohne Filter erscheint dieser Nebel sehr blaß, doch der OIII Filter bringt die Offenbarung: ein großer, heller und reich strukturierter Nebel. Außer dem Helm mit den Seitenklappen sieht man noch weitere Strukturen im Umfeld. Insgesamt ist dies ein sehr schönes Objekt.
Derart aufgewärmt habe ich WR 6 (Sh 2-308) eingestellt. Hier das DSS Bild:
Dieser Nebel ist weder im Argo Navis eingespeichert, noch in der Uranometria verzeichnet, die ich im Feld immer dabei habe. Über den hellen, roten Stern omikron 1 CMa läßt er sich aber leicht finden. Er steht tief im südlichen Bereich des Sternbilds Canis Major.
Ein erster Blick durch das Okular bei 150x zeigte zwar den hellen Stern und auch den WR Stern in der Mitte des Nebels, aber vom Nebel selbst keine Spur. Der OIII Filter bewirkte hier leider keine Offenbarung: immer noch keine Spur vom Nebel. Da ich so etwas befürchtet hatte, habe ich einen Ausdruck des obigen DSS Bildes mit ins Feld genommen. Darauf sieht man, daß der Nebel im Westen am hellsten leuchtet. Also habe ich dort begonnen, intensiv zu suchen, und nach einer Weile konnte ich die ersten schwachen Lichtbögen erfassen. Von dort habe ich mich abschnittsweise nach Norden vorgearbeitet - bis hinauf zur Nase, um die Nase herum und schließlich ein Stück weit nach Osten, wo sich die Kontur allmählich verlor. Dann habe ich wiederum im Westen beginnend den Weg nach Süden genommen, und dann knapp unter dem hellen Stern hindurch nach Osten. So konnte ich im Laufe der Zeit ca. 80% des Umrisses erkennen. Nur der Bereich direkt in Osten (Pfeil nach links) blieb spekulativ. Von den inneren Strukturen zeigte sich mir besonders das breite Band, das oberhalb des WR Sterns und unterhalb der Nase quer durch den Nebel verläuft (Pfeil nach oben). Die Gegenprobe mit dem UHC Filter brachte ungefähr das gleiche Ergebnis. An diesem Objekt habe ich ca. 1,5 Stunden gearbeitet.
Ingesamt handelt es sich hier um einen sehr interessanten, aber auch sehr schwierigen Nebel. In meiner persönlichen Schwierigkeitsskala für nebelhafte Objekte, die von 1-10 geht, würde ich ihn bei 9,5 einstufen. Allerdings waren meine Beobachtungsbedingung suboptimal. Weil auf der Alb noch zuviel Schnee lag, habe ich unten in der Tiefebene (500 m) beobachtet. Alle Ballsportvereine der umliegenden Dörfer hatten die Flutlichter eingeschaltet. Da WR 6 sehr tief steht und man ihn früh am Abend beobachten muß, um ihn überhaupt noch zu erwischen, befand er sich für mich am oberen Rand der Lichtdome. Vor einem wirklich dunklen Hintergrund ist er vermutlich leichter zu sehen.
Weiterhin hatte ich mir IC 443 vorgenommen. Dies ist kein WR Objekt, sondern ein Supernovarest in den Zwilligen, auch Quallennebel (jelly fish nebula) genannt. Er steht zur Zeit hoch am Himmel, sehr nah bei eta Geminorum. Hier das DSS Bild:
Bei ca. 90x mit UHC Filter war dieses Objekt spürbar leichter als WR 6. Nach einer ersten Orientierungssuche - der Nebel ist größer als das Gesichtsfeld - ließ sich die helle Front im Nordosten deutlich ausmachen. Ich konnte dann auch den gesamten Umriß des Nebels abfahren. An der hellen Nordostseite zeigten sich die kräftigsten der vielen inneren Filamente. Die Arbeit an diesem Nebel ist sehr lohnend. In meiner nächsten Beobachtungsnacht werde ich ihn wieder vornehmen und versuchen, noch mehr innere Strukturen herauszuarbeiten. Auf meiner Schwierigkeitsskala gebe ich diesem Nebel eine 8,5.
Viele Grüße
Johannes