Veränderliche als Anfänger beobachten - Wie?

  • Hallo liebe Variable Star Observer.



    Im Lindner Astroführer lese ich immer mal wieder die interessante Einführung in die Veränderlichen-Beobachtung. Bei Gelegenheit würde ich mal einen beobachten und eine visuelle Schätzung nach Argelander ausprobieren. Einfach mal um zu schauen, wie das so ist und ob das vielleicht etwas für mich werden könnte und natürlich ob mein Wert dann auch halbwegs stimmt.


    In diesem Buch wird zum Beispiel der Stern T Mon empfohlen und da gibt es auch eine Umgebungskarte, aber nur für das Fernglas. Gibt es auch eine für das Teleskop? Mit meinem Achromaten kann ich ca. 1,3 Grad überschauen, würde das reichen?



    Ich brauche doch immer einen helleren und einen dunkleren Vergleichsstern. Woher weiß ich, welchen aus der Karte ich nehmen soll? Das ist ja in jeder Umgebung eines Sterns immer anders. Lindner beschreibt eine Reduktion auf einen Vergleichsstern zum Beispiel a. Wenn ich die scheinbare Helligkeit von a kenne, dann weiß ich doch auch die von v. (?)



    Das ist schon kein leichtes Anfängerthema! [:)]



    Danke für Eure Hilfe!





    CS,
    Christian

  • Hallo Christian!
    Ich kenne zwar den Lindner Astroführer nicht, denke aber das ich trotzdem helfen kann. Mit T Mon hast Du Dir einen, wie ich finde, für Anfänger eher ungeeigneten Cepheiden herausgesucht.
    Zum Einstieg besser wäre m.M.n. entweder langperiodische, bei denen Du bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Helligkeit schätzt und die Einzelschätzungen an eine Organisation wie der AAVSO schickst.
    Die stellt dann aus vielen Einzelschätzungen vieler Beobachter eine Gesamtlichtkurve her.
    Oder aber Du suchst Dir einen kurzperiodischen Bedeckungsveränderlichen oder RR Lyr Stern, den schätzt Du über mehrere Stunden um die Zeit des Extremums und leitest aus den Schätzungen dann selber eine Lichtkurve ab. Dafür ist dann die BAV die geeignete Organisation.
    Hier gibts z.B. einige hilfreiche Blätter, u.a. eine Übung zur Argelandermethode:
    http://www.bav-astro.de/Materi…nnung=weiteres&sprache=de
    Hilft das erst mal weiter? Ansonsten kannst Du mich auch anschreiben, falls Du spezielle Fragen hast.
    Gruß und CS Christoph

  • Hallo Christian,


    beim visuellen Beobachten nimmst Du eine Reihe von Vergleichssternen, z.B. für T Mon einen mit 5,8 -- 6,0 -- 6,4 -- 7,0mag. Dann ordnest Du den Veränderlichen in diese Sequenz ein. Wenn der Veränderliche z.B. zwischen dem Vergleichsstern mit 6,0 und 6,4mag hell ist dann schätzt Du z.B. mit der Stufenschätzmethode 6,0mag 3 V 1 6,4mag ergibt für den Veränderlichen 6,3mag.


    Es geht natürlich auch mit unbekannten Vergleichssternhelligkeiten, Du musst aber trotzdem eine Vergleichssternreihe heraussuchen und benutzen. Die von Christoph erwähnte BAV Seite ist eine gute Beschreibung. Probier auch das AAVSO Visual Observing Manual: http://www.aavso.org/visual-observing-manual


    Den T Mon hab ich vor vielen Jahren übrigens in einer winterlichen Schönwetterperiode (ja das gibts) mit dem 7x50 Fernglas beobachtet: das war ziemlich spannend bei so einem langperiodischen Delta Cephei Stern mit Periode 27 Tage:


    Clear skies,
    Wolfgang

  • Hallo Christian,
    es stimmt, T Mon ist ein eher "unbequemer" Stern. Nicht nur, weil er im kalten Winter gut zu sehen ist, auch weil er mit einer Periode von 27 Tagen fast jeden Tag eine Beobachtung erfordert, und das über vier Wochen hinweg.
    Ein anderer Vorschlag für Deinen Achromaten: Im UMa gibt es drei schöne langperiodische Mira-Sterne: R, S und T UMa. Einer von denen geht immer Richtung Maximum und sie sind schnell angefahren. Damit kriegt man sozusagen drei Lichtkurven auf einmal. Außerdem stehen sie alle fast gleich hoch, was gerade jetzt im Frühling gut ist, da stehen sie nämlich besonders hoch.
    Aufsuchungskarten mit Vergleichssternhelligkeiten gibt es bei der AAVSO oder der BAV.
    Es fällt für den Anfang relativ leicht, die Helligkeit des Veränderlichen zwischen die Helligkeit zweier Vergleichssterne einzuordnen. Zwei sollten es aber sein.
    Die reine Argelandermethode mit unbekannten Vergleichssternhelligkeiten ist dann etwas für Fortgeschrittenere, aber auch nicht schwer.
    Mit einem Programm wie z.B. GUIDE kann man sich die Vergleichssterne und ihre Helligkeiten selbst heraussuchen. Den Veränderlichen hat man auch auch blitzschnell.
    Nicht zuletzt kann man mit der Bestimmung von Mira-Maxima auch etwas sinnvolles tun. Dies erfolgt in der internationalen Szene auch jetzt noch überwiegend visuell. Man ist also auch ohne Computer dabei. Aber mit Computer ist es einfacher und schöner.
    Grüße
    und Warten auf weitere Fragen
    Andreas

  • Der Halbregelmäßige Z UMa ist vielleicht auch nicht schlecht. Der verhält sich ähnlich wie ein Mirastern: Amplitude 3 mag und Zyklenlänge um 195 Tage. Der Stern ist leicht zu finden, zirkumpolar und die Vergleichsterne sind günstig. Die Mirasterne S UMa und T UMa liegen in unmittelbarer Nähe. S UMa ist noch im Anstieg. Die T UMa haben wir diesmal Pech. Der Stern hat einen schnellen Anstieg. Der wichtigste Teil lag in den letzten drei Sch***wetterwochen und ist somit verloren.

  • Hallo Christoph, Wolfgang, Andreas und Frank,


    herzlichen Dank für die vielen Informationen. Da gibt es ja doch eine ganze Menge davon. Ich bin gerade dabei, die BAV-Blätter durch zu schauen, da gibt es ja unter anderem das "Kleine Programm - Elf Umgebungskarten für Einsteiger". Ich muss dazu sagen, das von meinem Balkon aus der nördliche Sternhimmel nicht zu sehen ist. Da ich hier aber recht oft zum Beobachten komme, müsste ich Sterne nach Süden heraus nehmen. Das Einsteiger-Programm der BAV gibt folgende Sterne: Bedeckungsveränderliche: AI Dra, SW Lac, CD Tau, Z Vul, RR-Lyrae-Sterne: RR Lyr Mirasterne: R And, R Cyg, R Leo, R Ser Halbregelmäßige: AF Cyg, R Sct. Da würde ich spontan R Leo auswählen, erst mal einfach wegen der Sichtbarkeit und da gibt es bei der AAVSO auch eine Beschreibung des Potters.


    Ihr habt mir alle sehr weiter geholfen! Danke dafür.


    CS,
    Chris

  • R Leo lohnt sich in diesem Jahr nicht mehr, weil er gerade im Maximum oder kurz dahinter ist. R And ist schon im fortgeschrittenen Abstieg, R Cyg ist im Minimum und R Ser dürfte erst Ende August ein Maximum haben. Für den Anfang ist es günstig, einen Stern im Anstieg zu nehmen.
    Die Prognosen stehen im Heft 2 des BAV-Circulars. Auf den letzten beiden Seiten sind die Mirasterne:
    http://bav-astro.de/rb/circular/BAVC_2013_Heft_2.pdf
    Gute Startzeitpunkte liegen meist in der Mitte zwischen Minimum (m) und Maximum (M). Man möchte dem Stern mind. einen Monat Anstieg lassen. Helligkeitsangaben stehen im Heft 1.

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