Hallo,
...nachdem ich dazu auserkoren wurde, während des Mütterleins Urlaub auf ihre Katzen aufzupassen, bin ich nun für eine Woche wieder ins alte Heim an den Stadtrand von Bochum gezogen.
Passenderweise wurde es heute recht spät klar und so hab ich fix den 12" GSO auf die Terasse gestellt und mich vom typischen Vorstadthimmel (vielleicht 4.5mag im Zenith) nicht abhalten lassen ein bißchen Deep-Sky zu versuchen. Ohne allzuviele ernste Ambitionen, aber nach Wochen schlechtem Wetters mußte ein bißchen den Dobson durch die Gegend schubsen einfach sein.
Die Ausbeute der Nacht:
Zum Aufwärmen gab's M33 - erstaunlicherweise war sie sogar im 8x50 Sucher indirekt zu erahnen... und somit schnell gefunden. Der Anblick war im Gegensatz zu einem ordentlichen Landhimmel natürlich ernüchternd. Aber, im 12er Nagler war dann doch etwas mehr als nur der Zentralbereich zu sehen. NGC 604 war direkt einfach zu sehen, mit etwas Geduld schälte sich auch der Spiralarm hin zu NGC 604 aus der Lichtsuppe. Etwas schwieriger war der Ansatz auf der gegenüberliegenden Seite, mit etwas Geduld jedoch auch ein kurzes Stück weit indirekt sicher zu sehen. Hier und da war mit Tubuswackeln noch mehr recht undefinierte Struktur zu erahnen. Trotzallem war ich überrascht - ich hätte nicht gedacht, dass unter den Bedingungen überhaupt etwas von der Spiralstruktur sichtbar ist. Mit deutlich mehr Geduld, besserer Dunkeladaption und mehr verschiedenen Vergrößerung wäre bestimmt auch noch ein bißchen mehr herauszuholen gewesen.
Weiter ging's zu NGC 891. Hui, was eine düstere Spindel unter den Bedingungen. Auf den ersten Blick nur recht groß, dabei schmal und sehr lang - halt wie eine edge-on Galaxie aussehen sollte. Allerdings war die Aufhellung im Zentralbereich nicht wirklich offensichtlich und erst nach ein paar Minuten indirekt deutlich. Überrascht hat mich die Ausdehnung der Galaxie hier - es war nicht nur der Zentralbereich sichtbar, sondern (gemessen am recht hellen Vordergrundstern nahe des Zentrums) deutlich mehr an Länge. Das Staubband blitze hier und da indirekt durch, aber erst nach einigen Minuten war ich mir im Zentralbereich sicher, dass ich es auch tatsächlich sehe und mir nicht nur einbilde. Blickweise schien es auch über die gesamte Länge sichtbar zu sein, das war allerdings nicht sicher zu halten und somit mehr unter "erahnen" zu sortieren.
Da ich gerade in der Nähe war ging es weiter zu Abell 347 direkt daneben. Mit dem 12er Nagler wurde das Feld abgesucht, eine Galaxie war sofort nicht allzuschwer indirekt zu sehen, zwei weiter deutlich schwieriger. Ich habe mir allerdings nicht die Mühe gemacht, dort allzulange zu verweilen, insofern habe ich auch keine Zeichung gemacht oder mir das Feld genügend eingeprägt um das Gesehene später zu identifizieren. Ich habe mir gerade ein POSS-Bild der Gegend angeschaut und bin mir recht sicher, die gesehenen Galaxien dort samt helleren Feldsternen wiederzuerkennen. Ich muß mir nachher dann noch die Mühe machen und die richtigen NGC-Nummern dem Bild zuordnen.
Als nächstes stand Hinds variabler Nebel (NGC 1554/ 55) auf dem Programm. Doch zu sehen war... nichts, rein gar kein Hauch von Nebel; was mich auch nicht wundert, nachdem ich andere Beobachtungsberichte dazu ergoogelt habe.
Natürlich durfte im Stier M1, der Krebsnebel nicht fehlen. Im 12er Nagler ohne Filter war er ordentlich hell, direkt erschien er oval mit leichter Aufhellung zur Mitte, indirekt schien dem Oval eine schwaches aber dafür sehr zackiges S oder eher Z überlagert zu sein. Mit etwas Geduld waren auch im Nebel Helligkeitsunterschiede zu sehen. Der OIII-Filter verstärkte den Eindruck noch ein wenig, auch bekam der Nebel eine unaufgelöste klumpige Helligkeitsverteilung (im englischen nennt man das dann mottled oder grainy texture). Ein Teil des "S" erschien nun deutlich kontrastreicher als der Rest.
Von Westen ziehen nun immer schneller Wolken auf, da wird dann noch schnell M42 eingestellt. Und, wie erwartet, ein schöner Abschluß. Was soll ich sagen? Schon ohne Filter ein Genuss, mit OIII-Filter eine Wucht. Selbst unter den mäßigen Bedingungen hier macht es keinen Sinn, all das gesehene Detail beschreiben zu wollen. Das Seeing war nicht das allerschlimmste und es war gleichermaßen genial bei fast 400x im Zentrum rumzukurven wie bei 125x ein tolles und äußerst detailreiches (fast-)Gesamtbild zu sehen.
Das Fazit: zwiegespalten. Einerseits merkt man den Verlust an Dunkelheit enorm. Andererseits haben mich gerade Objekte wie M33 und NGC 891 schwer überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dort (vorallem innerhalb der kurzen Zeit die ich nur bei den Objekten verbracht habe) wirklich Struktur vorzufinden.
Also, laßt euch nix einreden Leute, man kann auch aus der Stadt heraus Deep-Sky machen. Das mußte ich früher notgedrungen fast immer tun, und heute stelle ich fest, dass es zwar kein Vergleich zu einem besseren Himmel ist, aber trotzdem viel Spaß macht.
Cheers
Andreas