Jupiterbeobachtungsbericht/-zeichnung vom 3.1.2013

  • Hallo


    Gestern hatte ich meine bisher stressigste Jupiterbeobachtung. Ich wollte nämlich umbedingt den doppelten Schattenwurf beobachten. Das ging fast in die Hose, aber zum Glück war das Wetter doch für ein paar Minuten gnädig.
    Hier die Chronologie des Abends:


    17.35 Uhr: Kontrollblick am Stern -> Teleskop leidet noch unter Tubusseeing, also stehen lassen


    18.35 Uhr: Kein Tubusseeing mehr, aber dafür atmosphärisches Seeing der übleren Sorte - nicht gut


    19.40 Uhr: Himmel komplett bewölkt - Vollschas


    20.40 Uhr: Große Wolkenlücke legte Jupiter frei, also flugs ans Teleskop. Seeing noch immer durchwachsen (III nach Antoniadi), aber der doppelte Schattenwurf war noch voll im Gange. Unter Zeitdruck (die nächste Wolkendecke näherte sich bereits) habe ich dann geschwind so viele Details wie möglich aufgesaugt und zu Papier gebracht.



    Die beiden unterschiedlich großen Schatten waren nicht zu übersehen. Io war für den kleinen Schatten im SEB und Ganymed für den großen Schatten in der SPR zuständig. Io war zudem kurz davor, seinen Durchlauf zu beenden und konnte im SEB als kleine Aufhellung ausgemacht werden - farblich zeigte er sich ähnlich der hellsten Planetenfarbe, nur einen Hauch dunkler. Der gräuliche Ganymed marschierte voran.
    Sehr interessant zu beobachten waren auch die unterschiedlichen Geschwindikeiten, mit denen sich die Mondschatten über Jupiter bewegten - bedingt durch die unterschiedlichen Umlaufzeiten der Monde.
    Jupiter selber zeigte, aufgrund des Seeings, leider nicht allzu viele Details. Einige hellere Stellen in NEB und SEB und eine deutliche (bläuliche) D-BAR mit dazu gehörender (?) D-FEST. Dafür sah ich endlich den WOS-BA, der sich (oberhalb der SPR) langsam "ins Bild schob".


    LG Michael

  • Hallo Michael,


    nicht schlecht! Man merkt, dass du genau hingesehen hast und über viel Beobachtungserfahrung verfügst. Allein, wenn sich jemand mit dieser Nomenklatur ("D-Bar", "D-Fest" usw.) auskennt, finde ich das schon sehr bemerkenswert. Viel zu selten kommt das eigentliche Beobachten von Planeten bei dem ganzen Wirbel um "Stacken", "f-Zahl", "Pixelgröße", "Wavelets" usw. noch zum Zuge. Wenn ich nach einer Fotosession mein Gerödel wieder abbaue, frage ich mich oft, weshalb ich mir nicht auch die Zeit genommen habe, mal wieder selber zu schauen.


    Dein Bericht ist eine gelungene und schöne Anregegung, mal wieder nicht nur auf den Bildschirm und auf Kamerasoftware zu schauen, sondern mal wieder die eigene Netzhaut mitsamt "Auswerteapparat" zu bemühen!


    Grüße
    Karl


    PS: Bei uns kam die Wolkenlücke um 22 Uhr, also 10 Minuten nach den Schattenwürfen ...

  • Hallo


    Dankeschön und besonders freut es mich, dass ich dich motivieren konnte, bei der nächsten Jupiterbeobachtung die körpereigene "Webcam" samt dazugehörigem "Auswerteapparat" anzuwerfen :) . Wobei ich ja auch sehr froh bin über die vielen guten Jupiterfotos. Schließlich sind sie für mich eine tolle Möglichkeit gesehene und gezeichnete Details anschließend zu verifizieren.
    Die Nomenklatur finde ich eine sehr praktische Sache, weil sie (wenn man sie mal Intus hat) viele Dinge erleichtert. Wo ich früher unter die Zeichnung geschrieben habe "dunkle, langgezogene Beule, angehängt am oberen Band, Richtung unten weisend" schreibe ich jetzt einfach "D-BAR beim NEB ragt in EZ" - spart Zeit und Stift *gg* .


    LG Michael

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