Wiedereinsteiger Teleskopberatung

  • Hallo Community,


    mich zieht es wieder zur Astronomie hin. Vor einigen Jahren war ich schon schon Besitzer eines "Lidl Scope".
    Leider war es mir vor allem aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich meinem Hobby nachzugehen.
    Nun möchte ich wieder einsteigen, habe auch schon gewisse Vorstellung wie meine Ausrüstung aussehen soll bzw. welche Ziele ich verfolge:
    Mich interessiert vor allem Deep Sky. Zunächst natürlich erstmal rein visuell, aber in naher Zukunft ist mir auch das Thema Fotografie wichtig.
    Schon mit dem LidlScope habe ich mittels Webcam und Nachbearbeitung einige gute Ergebnisse erzielt (Mond/Planeten), habe also einige wenige Vorkenntnisse.


    Mein Budget beträgt ca. 1.500-1.600 EUR (inkl. Zubehör)
    Ich möchte auch für die Zukunft gerüstet sein und daher ist mir eine ordentliche Montierung wichtig.
    Ich denke so in folgende Richtung:
    GSO 8" f/5 GoTo Newton Teleskop auf EQ6 SkyScan http://www.teleskop-express.de…ywatcher-EQ6-SkyScan.html


    Nun möchte ich euch gerne um eine Meinung bitten, was haltet ihr davon? Oder doch ein anderes Gerät?
    Welches Zubehör würdet ihr mir empfehlen, insbesondere auf dem Gebiet der Okulare bin ich mir noch ziemlich unsicher.
    Danke für Eure Unterstützung.


    Christian

  • Hallo Christian,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Der Newton wird von der EQ-6 gut getragen und es bleibt noch etwas Luft für Zubehör oder ein Leitrohr bei Fotografie.


    Aber- mit der Kombination fotografisch den Einstieg zu nehmen ist durchaus sportlich. Die Brennweite einerseits macht schon kleine Probleme, mit weniger wäre es einfacher. Dazu kommt- bei einem Newton mussman darauf achten das sich absolut nichts bewegen kann- also nicht der Spiegel in seiner Halterung oder auch nicht die Spiegelzelle selbst. Ebenso muss der Tubus steif genug sein damit sich der Okularauszug samt Kamera daran nicht bewegen kann (Tubusverbiegungen).


    Weiterer Punkt- nicht alle Newton sind für Fotografie ausgelegt- sprich der Fokusabstand liegt nicht weit genug außen und/oder der Fangspiegel ist zu klein dimmensioniert. Kann man beides umbauen, kostet aber zusätzlich.


    Weiter- ein f/5 Newton zeigt schon recht deutlich Koma, das ist so und man kann nichts dagegen tun. Außer einen guten Komakorrektor zu kaufen. Für visuell geht es noch ohne, Fotografie dagegen ohne zeigt zum Bildrand hin das Koma schon deutlich.


    Okulare für f/5- wenn es weitwinklige sein sollen für möglichst großes Gesichtsfeld dann sollten das auch gute sein. So gut wie alle günstigen Okulare zeigen deutliche Randunschärfe. Zusammen mit der Koma ergibt das dann mehr oder weniger unschöne aufgeblähte Sterne zum Bildfeldrand hin.


    Eine Lösung- fahr zweigleisig. Für visuell ist ein Newton parallaktisch montiert nicht die erste Wahl. Der Okularauszug steht je nach Stellung der Montierung immer anders und manchmal unmöglich. Man kann den Tubus jeweils in den Rohrschellen drehen, aber das ist auch umständlich. Für rein visuell würde ich einen Dobson vorziehen.


    Dazu dann ein kleineres Teleskop auf einer dann auch kleineren Montierung für Fotografie. Kostet zusammen auch nicht viel mehr als dein Budget hergibt, bringt schneller brauchbare Ergebnisse beim Fotografieren und während die Kamera läuft kannst du mit dem Dobson beobachten.


    Gruß
    Stefan

  • Vielen Dank für die Infos.
    Fotografie ist ja noch etwas in der Ferne, aber gut dass ich dann nicht komplett umsteigen muss.
    Bzgl. der Okulare hatte ich mir jetzt folgende Gedanken gemacht:


    AP zwischen 1mm und 7mm ist ok?! Hab ich zumindest hier gelesen...
    Dann könnte ich das doch eigentlich rechnerisch lösen, indem ich Objektivdurchmesser/Vergrößerung rechen. Vergrößerung = Brennweite Teleskop / Brennweite Okluar.
    Oder bin ich da auf dem Holzweg?


    Es stellt sich mir nur die Frage, welche Okulare, ich brauche ja nicht wirklich jede erdenktliche Brennweite.
    Gruß


    Christian

  • Hallo Christian!
    Rechenweg ist o.k., aber für 7mm AP brauchst Du schon einen verdammt guten Himmel.
    Faustregel maximale AP gleich der visuellen Grenzgröße. Mit ~6mm liegst Du in der Regel besser.
    Als Abstufung würde ich von der max. Brennweite jeweils halbierend weitergehen. Nach unten hin (kurze Brennweiten) gerne auch noch feiner abstufen.
    Als unterste Grenze würde ich bis ~0.7mm gehen.
    Gruß und CS Christoph

  • Hi Christian,


    das Rechnen kannst du auch jemand anderem überlassen. [:)]


    Televue Okularrechner- der macht das für dich. Eingetragen hab ich den 200/1200, sortiert nach Vergrößerung, geht auch nach Gesichtsfeld.


    Die AP bekommst du auch, wenn du die Okularbrennweite durch das Öffnungsverhältnis teilst.


    Austrittspupille so zwischen 0,8 bis 6mm. Wobei die AP für niedrige Vergrößerung so in etwa der Himmelshelligkeit deines Standortes entsprechen sollte, die bekommst du über die Grenzgröße.


    Auf der Seite findest du eine Hilfe zur Grenzgröße


    Für f/5 nutze ich das 26mm Nagler- das bietet ein schönes großes Feld und mit knapp über 5mm ist die AP noch nicht zu groß.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Christian,
    Mit der EQ6 liegst Du ziemlich gut, die hat genug Kapazität für viele Einsatzzwecke - gerade im Hinblick auf einen fotografischen Ausbau.
    Schwieriger ist es mit dem Teleskop - da ist 8"-F/5 ein vielleicht fauler Kompromiss zwischen visueller Beobachtung und fotografischen Ambitionen. Die beiden "Nachbarteleskope" sind da eindeutiger: 8"-F/6 wäre ein 'visuelles Gerät', denn mit F/6 hast Du geringere (auch preisliche) Anforderungen an die Okulare und die E!6 kann das Gerät auch noch sehr gut für visuelle Zwecke tragen (http://www.deepsky-brothers.de/SinnvKombiTEL_Monti.htm), 6"-F/5 wäre ein 'fotografisches Gerät' - geringere Anforderungen an die Montierung durch kürzeren Hebel, weniger Gewicht und Brennweite sowie die höhere Lichtstärke, die einen Faktor ~1,5 bei den Belichtungszeiten ausmacht.
    Mit 8"-F/5 hast Du die Vor- und Nachteile von beiden. Für die visuelle Beobachtung eben das Problem, dass Du die (wg. 1000mm vs. 1200mm) größeren Gesichtsfelder nur mit teureren Okularen nutzen kannst, oder Dir einen visuellen Komakorrektor (mit zusätzlicher Brennweitenverlängerung) kaufen musst. Dafür hast Du bei der Fotografie die erhöhten Anforderungen an die Montierung und Nachführgenauigkeit eines schwereren 8-Zöllers mit längerer Brennweite.
    Mit deutlichen fotografischen Abmbitionen würde ich eher den 6"-F/5 Newton (Fotoversion mit 2"-OAZ) wählen und den visuellen Nachteil geringerer Öffnung in Kauf nehmen (Galileo und Kepler wären sowas von froh gewesen, 6" zu haben!) und für visuelle Ambitionen mir erst mal die EQ6 sparen und das Rohr als Dobson montieren - und dann auch lieber als F/6 (der Standarddobson).
    DS, Holger

  • Hallo,


    ich habe mich jetzt tatsächlich für das 8-Zoll-f/5-GSO-Newton entschieden und bestellt. Lieferung leider erst im Januar :(
    Ich werde mir mit der Fotografie erstmal etwas Zeit lassen (auch aus Kostengründen). Da kommt ja einiges zusammen.
    Tja, hätte ich nur ein Haus mit Garten auf dem Land, da wird es im Zentrum Kiels schon etwas schwerer.
    Naja, aber scheint ja auch einigermaßen transportabel zu sein.
    Gruß
    Christian

  • Hi Christian,
    okay, das Teleskop hast Du. Am F/5-Teleskop kannst Du Okulare zwischen 35 und 3,5mm Brennweite verwenden - das übersetzt sich in Austrittspupillen(AP) zwischen 7 und 0,7 mm (so dick ist das Lichtbündel, das aus dem Teleskop austritt, sie bestimmt die Bildhelligkeit). Die dazugehörigen Vergrößerungen sind 30- bis 300-fach, mehr geht bei typischen deutschen Seeingverhältnissen sowieso nur selten.


    Du benötigst auf jeden Fall ein Übersichtsokular zum Aufsuchen mit einer möglichst großen Feldblende, damit Du einen großen Ausschnitt am Himmel überblicken kannst. Ich verwende hier (auch an F/5) ein 33mm Williams SWAN, das eigentlich mit 6.6mm AP schon zu hell für meinen Himmel (Grenzgröße rd. 5.5mag) ist. Mir ists egal, dass der Himmelshintergrund schon ziemlich hellgrau rüberkommt, zum Aufsuchen stört das nicht, aber zum Beobachten ist es keine Augenweide.
    Hinzu kommt, dass das SWAN Okular nicht mehr randscharf ist, also nur rd. 70% des Feldes wirklich scharf abgebildet sind - zum Starhopping reicht es. In diesem Brennweitenbereich gibt es nur wenige Okulare, die diesen Nachteil nicht haben - z.B. das Nagler 31mm, das in der Preisklasse über 500€ spielt, aber WIRKLICH eine Augenweide ist.
    Eine Alternative in diesem Brennweitenbereich wäre ein 32mm Plössl in 1.25". Das hat ungefähr die gleiche AP, aber ein deutlich engeres Gesichtsfeld - deshalb passt es ja auch in 1.25". Dessen Gesichtsfeld entspricht ungefähr dem wirklich scharfen Gesichtsfeld des SWAN - wäre mir zum Aufsuchen aber zu wenig.


    Zum Beobachten wird es (unter meinem Himmel) unter 25mm Brennweite schön (also nicht hellgrau auf dunkelgrau). Da habe ich zuerst mal ein Panoptik 24mm (ca. 300€) - das hat (genau wie das 32mm Plössl) das maximale Gesichtsfeld eines 1.25"-Okulars aber eben nur noch 4.8mm AP - knackscharf bis zum Rand, ist eine wahre Augenweide bei offenen Sternhaufen.


    Am unteren Rand habe ich dann ein Hyperion 3,5mm - mit dem bin ich nicht sehr zufrieden, da es (mit 214x am 750mm Teleskop meist schon mehr vergrößert als es das Seeing zulässt. Außerdem neigt es zum Kideny-Beaning (schwarze Flecken im Gesichtsfeld) und reagiert extrem empfindlich auf Fehljustage. Bei Deinen 1000mm Brennweite würde ich da eher im Bereich 5mm anfangen. Wenn Du es bekommen kannst, wäre ein Antares Speer-Waler-Zoom 5-8mm hier erste Wahl. Das wird zwar nicht mehr hergestellt, ist aber jeden einzelnen Cent seines Preises wert - du kannst es mit den Verlängerungshülsen sogar noch etwas kürzer machen, falls es das Seeing zulässt.


    Dazwischen willst Du ein Okular um 9-10mm haben (falls es nicht das Zoom ist) und entweder eines bei rd. 15mm oder zwei um 12-13/17-20mm herum. Ich habe da 5-8/13/17/24 aber auch eine Kombination 5/9/15/25 wäre denkbar. Bei den kurzen Brennweiten achte besonders auf den Augenabstand, manche Designs neigen da zu sehr knappen Werten, so dass das Auge fast auf der Frontlinse festfriert. Hier muss es auch nicht das teuerste sein, denn Randschärfe und Komatoleranz sind bei den kleinen (wahren) Gesichtsfeldern nicht mehr so sehr ein Problem, eher schon Vergütung, Transmission etc. Auch hier lohnt es daher Okulare im mittleren Presissegment zu kaufen.


    DS, Holger

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