Quasi-Barndoor

  • Liebe Kolleg/innen,


    seit dem Spätsommer sammle ich nun Erfahrungen mit einer Quasi-Barndoor, die ich auf besondere Nachfrage von Gottfried hier dokumentiere bzw. zur Diskussion stelle. Typischerweise mache ich 20-30 voll-manuelle Aufnahmen (10-20s) mit einem 2,8/180 mm-Mittelformatobjektiv (CZJ Sonnar), von denen dann 5-15 nutzbar sind. Aufnahme mit einer unmodifizierten Canon EOS 20D.



    Ds ist der Gesamtaufbau: Unten eine kannibalisierte Tasco 114/900-Montierung, auf der ich ein Multiplex-Holzbrett befestigt habe.
    Es ist eine Variante dieser http://barndoor-montierung.npage.de/ "Barndoor". Die Bezeichung ist "barndoor" natürlich irreführend, weil es nicht das typische Scharnier eines Scheunentores gibt. Ich verwende aber das typische Antriebsprinzip: eine M6-Schraube dreht mit 1 Umdrehung/min einen Hebel von 228 mm.



    Der Mittelpunkt der Hebelbewegung ist die Achse der alten Montierung. Die am unteren Brett befestigte M6-Schraube dreht gegen ein oberes Multiplex-Brett, das natürlich um die gleiche Achse dreht. Zwischen beiden Brettern habe ich drei Kugellager eingebaut. Eines der drei Kugellager ist etwa 1,5 mm zu tief eingebaut. Das gleiche ich mäßig professionell aber nicht unerfolgreich durch ein locker eingeschobenes Stück Eichenfunier aus.


    Das obere Brett trägt dann den Alt-Az-Fuß eines Tschibo-Torpedos. Auf einem weiteren Brett ist dort die Kamera fixiert/gelagert. Für den Andruck sorgt ein Gummiring. (Ich habe aber auch schon eine Weinflasche an einem Bindfaden herunterhängen lassen ...) Bei stark westlichen und östlichen Objekten bildet die Balance der Kamera mit dem sehr schweren Sonnar ein massives Drehmoment, das eine leichte Arretierung erschwert.



    Detail zu den Kugellagern im unteren Brett.


    Für die manuelle Nachführung stecke ich mir einen kleinen Wecker mit Sekundenzeiger in den Mantelkragen, um mich visuell auf das Drehen des Nachführades konzentrieren zu können. Ohne mit der Hand nachfassen zu müssen, schaffe ich maximal 20, eher 15 Sekunden gleichmäßig zu drehen. Einnorden erfolgt weiterhin mit einem Förster-Kompass, da von meinem Balkon aus weder Polaris noch der Äquator vernünftig sichtbar sind. (Für andere Sichtverhältnisse baue ich aber bald einen Polsucher an.)


    Ergebnisse bis jetzt:
    M57 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=140175
    M31 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=140239
    M27 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=140865
    M4 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=141645
    M71 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=142385
    M45 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=143131
    M6 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=143364


    Viele Grüße und immer eine handbreit Luft zwischen den Wolken!
    jan

  • Hallo Jan


    Interessante Konstruktion.
    Wie hast du das Mittelformatobjektiv mit der Canon verheiratet?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Das obere Brett trägt dann den Alt-Az-Fuß eines Tschibo-Torpedos. Auf einem weiteren Brett ist dort die Kamera fixiert/gelagert. Für den Andruck sorgt ein Gummiring. (Ich habe aber auch schon eine Weinflasche an einem Bindfaden herunterhängen lassen ...) Bei stark westlichen und östlichen Objekten bildet die Balance der Kamera mit dem sehr schweren Sonnar ein massives Drehmoment, das eine leichte Arretierung erschwert. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Vielleicht gehts besser, wenn du den Schwerpunkt der Kamera mit Objektiv
    zwischen die Vertikal-und Querachse der Tchibogabel verlegst.
    Ich wundere mich sowieso, wie du die Montierung so wackelfrei hingekriegt hast.
    Aber die Astrofotos, die du damit gemacht hast, sprechen für sich!


    Gruß
    Pit

  • Lieber Pit,


    es gibt in der Bucht einigermaßen günstige Pentacon Six-Canon-Adapter. An eine Tieferlegung und Rückverlegung des Schwerpunkts habe ich auch schon gedacht. Die einfachste Lösung wäre es, (a) das Unterlagebrett für Kamera/Objektiv weiter vorn zu lagern und (b) die Kamera in einer Art Kasten abzusenken. Beides führt aber dazu, dass zenitnahe Objekte nicht mehr erreicht werden, da das hintere Ende des Bretts auf der Unterseite der Gabel aufschlägt. Das Problem der schweren Arretierung ist vermutlich etwas einfacher durch einen massiveren Kopf der Arretierungsschraube zu lösen. Beim Tchibo-Torpedo war da ja nichts weiter zu halten; entsprechend unterdimensioniert ist der Schraubenkopf. Vielleicht werde ich auch noch mit einem Gegengewicht experimentieren.


    Wackeln ist bisher kein nennenswertes Problem - wahrscheinlich durch das Eigengewicht des Glasbausteins namens Sonnar ;-). Da die drei Kugellager ein recht großes Dreieck aufspannen, ist vor allem die eigentliche Führung der Drehebene recht stabil. Außerdem hat das untere Brett 20mm, das obere 15 mm Dicke; beide aus schweren Multiplex (-resten). Eigentlich würde mensch das obere Ende der Drehachse, das praktischerweise ein Gewinde hat, mit zwei gekonterten Muttern sichern. Aber es wackelt auch so in der Tat nichts.


    Viele Güße, jan

  • Servus Jan,


    das ist fürwahr eine merkwürdige Konstruktion, die Du in die Welt gesetzt hast. Erstaunlich, dass sie mittels Gummiringerl und Schwerkraft (sowie wahrscheinlich auch einer Portion Zen)so gut funktioniert, dass Du damit scharfe Bilder aufnehmen kannst.


    Es grüßt Dich mit allerhöchsten Respekt,

  • Lieber Kollegen,


    ein kleines Design-Detail habe ich vergessen zu erwähnen: Der Schwerpunkt des drehbaren Aufbaus (d.h. oberes Brett, Alt-Az-Fuß, Kamera & Objektiv) absichtlich nah am Ansatzpunkt der Drehachse gewählt. Zumindest für die südlichen Objekte klappt das ja auch sehr gut.


    (==&gt;)Gottfried: Kannst Dir ja noch einmal überlegen, ob Du dem Kollegen bei Euch aus dem Klub gerade meine Lösung zeigst :-).


    Viele Grüße, jan

  • Liebe Kolleg/innen,


    die Kamera ist übrigens nicht allein mit ihrem Tragegurt auf den Brett befestigt, sondern zusätzlich über acht doppelte Klett-Klebepunkte. Einer davon ist unter dem Stativansatz des Sonnar. Auf der glatten aber unbehandelten Oberfläche des Holzes halten die Klebepunkte sehr gut. Der Gurt ist lediglich eine zusätzliche Sicherung. ... das war noch wichtig, falls sich irgendjemensch sich an so eine verwegene Konstruktion traut.


    Viele Grüße, jan

  • Servus Jan,
    der Vereinskollege, der über Barndoor-Bau nachgedacht hat, besitzt auch einen 12" Lightbridge. Jetzt überlegt er, vielleicht erst mal eine EQ-Plattform zu bauen. Sagte ihm, dass wir auf meine EQ-Platte auch schon mal ein Dreibein mit H-Alpha-Teleskop gestellt haben, die Sonne geraume Zeit im Feld blieb. Jetzt ist die Überlegung, EQ-Platte für den Dobson, und bei Bedarf wird Stativ mit Kamera draufgestellt, um Astrofotos mit Normal- und Teleobjektiven zu gewinnen. Wenn auch richtig Langbelichtete Aufnahmen nicht gehen werden, 30-60 sec mit einem 135mm Objektiv wären schon mal ein schöner Einstieg in die Sternfeld-Fotografie. Werde Dich gerne über die Experimente auf dem laufenden halten.


    Viele Grüße,

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