M31 - Zweites Deepsky-Foto

  • Hallo,


    Am Freitag Abend war ich mit einem Kumpel etwas rausgefahren, auf eine "dunklere" Anhöhe, fernab der Lichter unserer kleiner Hauptstadt Luxemburg. Ich wohne nahe der belgischen Grenze, bin also eh schon etwas "weiter" weg, auch wenn man die Lichtglocke noch sehr sehr deutlich wahrnehmen kann.


    Anfangs hatte ich vor den Mond mit der Webcam abzulichten, auch wenn dieser um 00.00Uhr noch sehr tief steht - die letzten Tage und Wochen waren einfach zu verregnet und wolkig als dass ich mir das hätte entgehen lassen können.


    Nach dem Mond blieb uns überraschenderweise noch ein recht klarer Himmel, entgegen allen Prognosen. So versuchte ich schnell noch ein paar Photonen von M31 einzusammeln, mit unterstehendem Ergebnis. Eine Familie Wildschweine unterbrach uns jedoch kurz, und nachdem wir diesen klar gemacht hatten dass wir heute dort ungestört beobachten wollten, waren leider Wolken aufgezogen und wir mussten abbauen.


    Erstmal ein kleiner Eindruck von unserem Beobachtungsort, die drei Rauchschwaden stammen vom AKW in Cattenom, Frankreich.




    Und nun hier M31, ich weiß, kein Pretty-Picture, aber mein zweites überhaupt, mit nur 13' Gesamtbelichtung und ohne Guiding. Leider keine Flags, die wären sehr hilfreich gewesen. Woher die komischen gezackten Striche kommen weiß ich leider nicht!? [:/] Wieviel mehr ist da angesichts von 6" Öffnung und sommerlich-hellem Himmel noch drin?



    Eine Frage hätte ich noch: inwiefern unterscheiden sich Bilder der 30"-Methode von jenen die mit Autoguiding und folglich längerer Einzelbelichtung geschossen wurden (bei gleich bleibender Gesamtbelichtung).
    Ich frage deswegen, weil ich mit meiner HEQ-5 ohne Guiding auf maximal 3min komme und mich deswegen die 30"-Methode interessiert (geht natürlich auch als 90"-Methode usw...)


    Grüße, Eric


    EDIT: hier M31 noch etwas größer: http://img42.imageshack.us/img42/9206/m31final.jpg

  • Hi.


    Diese "komischen" Striche sind sogenannte Hotpixel der Kamera, also Pixel die durch Rauschen des Kamerachips entstehen. Wenn man Darkframes macht (Dunkelbilder mit gleicher Belichtungszeit und Isowerten, lediglich Teleskopdeckel drauf) so hat man die Möglichkeit dass diese Hotpixel per Software rausgerechnet werden. Flatframes sind später auch sehr hilfreich.


    Ich komme übrigens mit meiner NEQ3 auch nicht über 3-4 Minuten maximal hinaus ohne Autoguiding. Viel mehr geht auch kaum. Die meisten hier halten 4 Minuten schon für utopisch, aber es geht sofern die Teleskopbrennweite noch moderat ausfällt wie bei mir mit 420mm bzw jetzt 600mm.


    Mit welchem Programm hast du das Bild bearbeitet? Ein gutes Astrobild erreicht man nur durch gutes und langwieriges Bearbeiten ^^ Hab ich selber auch noch nicht wirklich raus.


    Um mal einen Vergleich zu haben. Ich hab vor ein paar Tagen auch Andromeda abgelichtet. Belichtungszeit etwa 32 Minuten bei ISO1600 , durch einen 120/600mm Refraktor, also auch einen f/5



    Sicher auch kein Pretty Picture, aber man sieht ein wenig was man mit "guter[;)]" Bildbearbeitung noch an Details rausholen kann^^


    Die anderen Fragen müssen die Fachmänner beantworten,. Ich belichte immer nur zwischen 30 bzw jetzt bei obigem Bild jeweils 50 Sekunden. Je länger man belichtet (hab mal bis 6 minuten getestet) desto heller wird das Bild und ich fand es am Ende extrem schwierig zu bearbeiten durch die extreme Hintergrund Helligkeit. Das mag auch am Standort liegen, aber das sind so meine Erfahrungen bisher. Daher belichte ich nie länger als maximal 2 Minuten.
    Grüße,
    Martin

  • Hi Martin,


    Hotpixel, dermaßen regelmäß¡g dass sie diese Zickzack-Linien ergeben? [:O].


    Na dein Bild gefällt mir aber persönlich sehr! Da ist für mich also noch deutlich mehr drin, vor allem durch mehr Belichtungszeit und höhere ISO-Zeiten (dieses Mal nicht, da ich mir dachte ich krieg nicht genug Bilder zusammen um das Rauschen in den Griff zu kriegen, deshalb nur ISO400).
    Bearbeitet habe ich übrigens mit Deepsky Stacker und Gimp.


    Vielen Dank für die Tipps [;)].


    Gruß, Eric

  • Hallo Eric,


    es sind definitiv Hotpixel und die gezackte Linie entsteht beim Stacken. Da Du nicht
    autoguidest, ist eine kleine Verschiebung in jedem Bild. Beim Überlagern wird das Bild
    wieder zurechtgerückt um die Sterne und Objekte genau zu überlagern. Dummerweise ist das Hotpixel
    aber dann auch jedesmal an einem anderen Punkt und voila - ein häßlicher Artefakt ist entstanden.
    Darkbilder lösen dieses Problem. Alternativ kannst Du bei genügender Bilderzahl das Stackingprogram
    auch im Sigmamodus rechnen lassen - "adaptiv sigma weighted" glaub ich heißt es in
    Deepskystacker - da werden Satellitenspuren und auch Hotpixel rausgerechnet. Funktioniert aber
    nur bei höherer Einzelbildzahl.
    Da Dir Darkframes auch noch das Rauschen vermindern, ist es auf alle Fälle gut, nicht
    darauf zu verzichten.
    Ich finde Dein Bild aber trotzdem nicht so schlecht - meine ersten M31 zeigten da viel weniger.

  • Hi Eric.


    Ich würde dir Fitswork vorschlagen. Das Programm ist Freeware und arbeitet Hand in Hand mit Deep Sky Stacker. Einfach von Deep Sky Stacker in .fts exportieren und schon kann man in Fitswork sehr sehr viel aus dem Bild rausholen. Für die Programme gibts auch genügend Tutorials im Netz. Ich stacke meine Bilder auch in DSS und bearbeite dann weiter in Fitswork. Da ich mit Gimp überhaupt nicht klarkomme bearbeite ich am Ende mit Lightroom oder mit Digital Photo Professional. Aber in der Regel mach ich alles in Fitswork. Schön dass dir mein Bild doch gefällt. Ich hab da viel dran zu mackeln ^^ Wichtig für alle Astrofotos ist aber "Photonen Sammeln", und das so lange es geht. Je mehr Bilder und Information man sammelt, desto mehr Details offenbaren sich und desto einfacher wird das Bearbeiten der Bilder. Selbst wenn man nur jeweils 30 Sekunden Häppchen sammelt, in jedem Bild steckt etwas mehr Information die man nutzen kann.
    Meine 35 Minuten sind auch nicht so gewollt, aber durch das Mist Wetter im Moment schafft man leider meist nicht mehr weil wieder Wolken aufziehen oder wie vor ein paar Tagen der olle Mond n Stückchen weiter am himmel aufgeht und alles aufhellt und naja diese Sommer "Dunkelheit" machts auch nicht grade einfacher.
    Ich bin mal auf den Herbst und Winterhimmel gespannt wenns richtig dunkel wird. Da hab ich noch gar keine Referenz da ich auch erst vor ein paar Monaten angefangen hab. [:)]


    Grüße,
    Martin

  • Hi


    Christian, ich wusste gar nicht dass Hotpixel so "statisch" sind, dachte immer die tauchen "mal hier mal da" auf. Aber man lernt ja nie aus, vor allem nicht mit 18 Jahren [;)].
    Vielen Dank für die Infos, ich werde mir das alles zu Herzen nehmen.


    Martin, dein Bild find ich sogar spitze, klar gibt es bessere, aber man vergesse nicht mit welchem Materialaufwand diese Pretty-Pictures meist (bis auf wenige Ausnahmen) verbunden sind.


    Gruß, Eric

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Valkyrie</i>
    Eine Frage hätte ich noch: inwiefern unterscheiden sich Bilder der 30"-Methode von jenen die mit Autoguiding und folglich längerer Einzelbelichtung geschossen wurden (bei gleich bleibender Gesamtbelichtung).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Eric,


    wie schon von Martin geantwortet, kann man mit jeder Sekunde, die man länger belichtet, mehr Photonen auf dem Chip erfassen. Dadurch lassen sich auch schwächere Sterne/Objekte oder die Randbereiche von M31 oder anderen Galaxien erkennen und herausarbeiten.


    Nachteile allerdings: (wie auch von Martin schon geschrieben) die Aufhellung des Himmels schlägt sich dann im hellen Hintergrund nieder. Andererseits muß man z.B. bei M31 auch vorsichtig sein, denn der Kontrastumfang der Galaxie ist gewaltig. Das heißt, bei längerer Belichtung kann es passieren, dass der Kern ausbrennt. Wenn man sich dessen bewußt ist, sind hier viele Aufnahmen mit kürzerer Bel.-Zeit besser, da sich beim Stacken das Problem vermeiden läßt. Idealerweise belichtet man so, dass der Kontrast zw. Hintergrund und Objekt am größten ist, aber nur bis kurz vor das Ausbrennen der hellen Bereiche. Bei leuchtschwächeren Objekten kann längeres Belichten aber notwendig sein.


    Hier meine erste M31-Aufnahme von vorigem Jahr ohne Teleskop (nur mit Kamera und Objektiv, damals hatte ich die Sterngucktechnik noch nicht.) Hier sind einige kurzbelichtete (glaube um die 10 Sek.) Aufnahmen gestackt. Will es heuer nochmal mit dem Astroequipment versuchen. Sollte sich der Himmel mal wieder fotofreundlich zeigen ...



    Viele Grüße,


    Ursus

  • Hi,


    Vielen Dank für die Tipps!


    Das heißt also, wenn ich mit 30 Sekunden pro Foto oder 10 Minuten pro Foto nachher auf eine gemeinsame Gesamtbelichtungszeit komme, dann sollte das Ergebnis qualitativ vergleichbar oder sogar ähnlich sein?¨


    Gruß, Eric

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Valkyrie</i>
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    Das heißt also, wenn ich mit 30 Sekunden pro Foto oder 10 Minuten pro Foto nachher auf eine gemeinsame Gesamtbelichtungszeit komme, dann sollte das Ergebnis qualitativ vergleichbar oder sogar ähnlich sein?¨
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Eric,


    Du meinst also, dass eine 10-Min-Aufnahme mit 20 30-Sek.-Aufnahmen vergleichbart sein soll? In der Theorie: Ja.


    Soll heißen, die Anzahl der Photonen, die auf dem Sensor landen, ist in 10 Min. gleich derer, die in 20 x 30 Sek. da eintreffen.


    Aber Theorie ist das, was in der Praxis nicht funktioniert. [:D]


    Wo sind die Unterschiede:


    - In 10 Min. kommen evtl. so viele Photonen auf dem Sensor an, die er nicht verarbeiten kann (Überlaufen der Pixel, Ausbrennen der hellen Stellen). Bei 30 Sek. passiert das noch nicht, hier können die Photonen dann sozusagen im Rechner zu viel höheren Werten aufaddiert werden, ohne das limitierende Element des Sensors zu haben.


    - Es sollte das Ziel sein, den Signal-Rausch-Abstand so groß wie möglich zu haben. Der gängigen Theorie nach nimmt beim Belichten das Sensorrauschen nicht so schnell zu, wie das Signal von den Photonen (sonst wäre ja nie was auf dem Bild). Das heißt, die beiden Pegel entfernen sich mit zunehmender Belichtungszeit (ISO-Einstellung, Sensor- bzw. Verstärker-Eigenschaften, Temperatur usw. hier mal nicht betrachtet). Das heißt, dass bei kurzer Bel.-Zeit der Signal-Rausch-Abstand gering ist, bei längerer Bel.-Zeit ist er hoch. Und wozu das Ganze? Um das Signal bei der Bildbearbeitung vom Rauschen besser trennen zu können, sollte der Abstand eben möglichst groß sein.


    - Als weiterer Fakt kommt in unseren Breiten die künstliche Himmelsaufhellung durch die städtische Beleuchtung dazu. Die nimmt natürlich auch mit zunehmender Belichtungszeit zu. Die ist aber nun mal Bestandteil des Signals (Signal = Photonen vom abzulichtenden Objekt + Photonen der Himmelsaufhellung), kann also durch die Bel.-Zeiten nicht verändert werden. Man kann aber den Abstand hier durch Filter vergrößern. Also wieder das Ziel: Abstand zwischen Objektsignal und Aufhellungssignal groß gestalten.


    - Dazu kommt auch noch, dass Kamera-Sensoren in dunklen Bereichen mehr rauschen als in hellen (ist sicher im ersten Faktor begründet, kann allerdings auch sein, dass unsere Augen das Rauschen in dunklen Bereichen stärker wahrnehmen, als ein Rauschen in hellen Bereichen).


    - Ach ja: Das Thema Nachführung. Wenn ab 40 Sek. die Sterne zu Eiern werden, braucht man keine 10 Min. zu belichten. Schlecht eingenordet sind manchmal schon 10 Sek. zu viel, mit entsprechend geringem Signal und kleinem Signal-Rausch-Abstand.


    Mit dem Wissen um diese Faktoren muß man je nach gegebener Situation die besten Einstellungen hinsichtlich ISO und Bel.-Zeit wählen.


    Ist sicher nicht ganz einfach ... Erfahrung muß man sammeln.


    Viele Grüße,


    Ursus

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