Wintervorschau & Oku Test - M42 und Saturn

  • Hallo.
    Meine Beobachtungsberichte als Newbee schreibe ich in erster Linie für mich, um persönlich Erfahrenes für mich nachvollziehbar zu machen. Bald sind diese auf einer eigenen Homepage, die mein Beobachtungskollege mit mir erstellt, zusammen mit anderen Beiträgen und evtl. auch Photos zu sehen. Ich möchte nicht dieses Forum mit Unmengen an Beobachtungsberichten nerven. Ich will hier einfach nur mal einen aktuellen Bericht davon zum Besten geben, zum Erfahrungsaustausch und vieleicht auch zum Schmunzeln.
    Alle Schilderungen geben lediglich meinen persönlichen Eindruck wieder und erheben nicht den Anspruch auf absolute Wahrheit.


    Beobachtungs- und Erfahrungsbericht vom 18.09.2004


    Beobachtungsort: Brelingen, Feld , ca. 20 km nördl. von Hannover, Höhe ü.NN 50m
    Ankunft 3:00 Uhr
    Aufbau beendet 3:20
    Beobachtungsende 6:00
    Sichtbedingungen sehr mäßig: Schleierwolken, in der hohen Atmosphäre teilweise Dunst.
    Trotzdem Milchstrasse sichtbar vom Zenit bis ca. 20° über Horizont, max.ca.5 mag. Jedoch kein Tau.
    Ab 4:30 deutlich besser. Schwachwindig.


    Beobachtungsobjekte:
    Deep Sky: Orionnebel M42 , Krabbennnebel M1
    Planeten: Saturn, Venus


    Skywatcher 150/750 Newton auf EQ3 , 40 cm Tauschutzkappe, 9x50 Winkelsucher von
    Orion mit 9cm Tauschutzkappe, Nachführung der RA , nachgerüstet Motor an Dek. Achse, motorische Fokussierung.


    Trotz der schlechten Sichtbedingungen wollte ich los, es schien mir interessant auch einmal bei wechselhaften Sichtbedingungen zu beobachten, und daran die Unterschiede der Sichtverhältnisse besser kennenzulernen. Der Winter kommt sicher noch mit besseren Sichtverhältnissen, aber einen kleinen Vorgeschmack wollte ich mir mit dem Orionnebel schon mal holen, da ich meinen Skywatcher erst seit Mai habe. Außerdem bot sich mit der späten ( frühen ) Beobachtung auch die Gelegenheit Saturn schon mal in Augenschein zu nehmen.Dabei konnte ich auch gleich die nachgerüstete Motorisierung der Dek. Achse und des OAZ ( beides Eigenkonstrukte) am Planeten ausprobieren. Ein Test des vor einem Monat gekauften 3,6mm Kellner am Saturn bot sich so auch an.


    Der Aufbau ging mit 20 min. incl. Justage und Ausrichtung auf den Polarstern recht flott. Da leichte Bewölkung aufzog, gab ich meinen Plan auf, zuerst den Orionnebel zu beobachten und schwenkte trotz der geringen Auskühlung erstmal auf Saturn. Ich war recht erstaunt, trotz allem schien er recht scharf. Einen Vergleich habe ich nur zu dem TS- Megastar, mit dem ich persönlich nicht zufrieden war und ihn daher gegen den Skywatcher umgetauscht hatte ( Spitzen-Service von TS übrigens ). Dieser Anblick überzeugte mich im Gegensatz zum Megastar auf Anhieb. Das Bild wirkte sehr plastisch, da war nicht nur ein Fleck mit Ring, das war wirklich als Planetenkugel zu sehen.
    Die Bewölkung nahm zu und Saturn, Venus wie auch Orion verschwanden. Ich nutzte die Zeit und schaute mir die freien Sternengebiete an und wartete auf eine bessere Dunkeladaption, beobachten selbst ging nicht, dazu war da oben zuviel Wolkenbewegung. Zuerst wurde Orion freigegeben. Noch eine dünne Schleierwolke hing davor, das Schwertgehänge war aber mit freiem Auge erkennbar. Also den Orionnebel mal ausprobieren. Das war frustrierend, da war nicht viel zu sehen außer einem leichten Nebelschein. Das erinnerte mich an den Anblick durch ein 60mm Kaufhausrefraktor, mit dem ich als Teenager mal beobachtete. Also wartete ich noch ein wenig, bis sich auch die Schleierwolken verzogen hatten. Dann bot sich mir ein überwältigender Anblick, den wohl viele kennen: Die typische Form mit Bucht war sehr gut sichtbar, das Stern-Trapez hell leuchtend, Ansätze von Filamenten im Zentrum erkennbar, M43 war andeutungsweise zu erkennen. Watn Nebel !!! Und das bei recht ungünstigen Bedingungen, Orion stand auch schon gefährlich nahe am Lichtkegel von Hannover, der sich bis etwa 10° über Horizont im Süden abzeichnete und noch weiter bis 30° über Horizont abstrahlte. Was sieht man dann erst in einer klaren Winternacht an einem geeigneterem Beobachtungsort??? Beste Okularwahl war dabei mein 9mm Plössl, schön aber auch mit einem 20mm Kellner im Überblick, jedoch weniger Kontrast, Trapez damit nicht so gut sichtbar. Es blieb noch ein wenig Zeit, also wollte ich mir mal die "Krabbe" M1 reinziehen. Schwierigkeiten hatte ich nur beim Anpeilen von Zeta Tauri, dann hatte ich recht flott M1 im Oku. Hier bot mein 20mm Kellner mehr, der Nebel war gut sichtbar, keine Details aber die typische Form erkennbar.
    Mit dem Beginn der astr. Dämmerung gegen ca. 5 Uhr wechselte ich wieder zu Saturn. Die Sicht war jetzt deutlich besser und gleichbleibend. Mit einem 6mm Plössl und Polarisationsfilter wirkte Saturn noch ziemlich klein, aber sehr schön. Ohne Polfilter gab es zu viel Lichtreflektionen. Das 3,6 mm Kellner überraschte mich sehr. Das Einblickverhalten war deutlich angenehmer als beim 6mm Plössl. Das Kellner bot einen ein scharfen, plastischen Anblick, vieleicht ein Tick weniger Kontrast als beim Plössl. Der Polfilter brachte beim Kellner nichts. Die Cassini-Teilung war leider nicht erkennbar, dafür aber ein Atmosphärenband. Ein toller Anblick, den ich sehr genoss. Das Seeing war erträglich, selten huschte eine Unschärfe über das Bild. Tubusseeing war kein Problem, aber dafür der leichte Wind.
    Dann wollte ich mal sehen, wie der Skywatcher auf höhere Vergrößerungen anspricht. Mit dem 6mm Superplössl und 2 fach TS-Barlow war ich nicht so zufrieden. Das Bild wurde merklich unschärfer. Umso überraschter war ich, als ich das 3,6mm Kellner mit derselben TS-Barlow, aber nur als 1,5 fach direkt vorm Oku, anwendete. Das war nicht so gut wie mit dem 3,6 alleine, aber immer noch scharf, an einem Rand zeichnete sich jetzt sogar die Cassini- Teilung ab. Da war ich platt. Das Atmosphärenband war noch etwas deutlicher. Für einen China- Newton mit 33% Obstruktion in Kombination mit dem recht günstigen Kellner fand ich das nicht schlecht und überaus zufriedenstellend. Etwas länger genoss ich diesen schönen Ringplaneten so. Eine höhere Vergrößerungen brachte dann natürlich gar nichts mehr.
    Ich versuchte dann noch die Venus, aber entgegen früheren Beobachtungen, wo sich der Polarisationsfilter übrigens als unumgänglich für eine vernünftige Venusbeobachtung erwies, kriegte ich sie irgendwie nicht richtig scharf und starke Farbfehler störten. Ich konnte mal grade so erkennen, daß die Phase zwischen halb und 2/3 lag. Waren da irgendwelche Wolkenschlieren oder atmosphärische Störungen, die ich so nicht sehen konnte, oder war ich total übermüdet ? Genau kann ich das leider nicht sagen, aber auffällig war ein kleiner Lichthof um die Venus, was auf Ersteres schließen lässt.
    Vieleicht waren es auch beide Faktoren.


    Auch in dieser Nacht habe ich wieder einiges gelernt.
    In erster Linie natürlich wieder Auffinden ( M1) und geduldiges Beobachten.
    Das 3,6 mm Kellner hat mich für seinen günstigen Preis überzeugt. Ein wenig enttäuscht bin ich von der TS-Barlow, die bei mir nur im Einsatz als 1,5 fach direkt vorm Okular ein gutes Bild abgab. Insofern war für mich die Anschaffung des 3,6mm Kellner als ein günstiges Okular für Max.- Vergrößerungen sehr sinnvoll.
    Für Planetenbeobachtung hat sich die Motorisierung der Dek. Achse und des OAZ als überaus praktisch erwiesen. Kein lästiges Geruckel durch Berührung des Scopes oder einer Welle. Die Untersetzung, die ich hinbekommen habe, reichte für feinfühliges Einstellen völlig aus. Die Fokussierung ließ sich dermaßen sauber vornehmen, daß es eine wahre Freude ist scharfzustellen.
    Überaus erwärmend erwies sich auch schon bei diesen recht moderaten Temperaturen ( 5-10° ) meine Mütze. Die Theorie, daß man am Kopf am schnellsten auskühlt stimmt m.E. völlig. Ich habe die ganze Zeit nicht ein bischen gefroren, vor einem Monat in einer recht kühlen ( 10° ) Sommernacht ohne Mütze habe ich schon ganz schön gebibbert. Das mag aber auch individuell verschieden sein.
    Die EQ3 stellte sich hierbei erneut als absolute Minimal- Montierung für das Scope mit Tauschutzkappe heraus. Leichtester Wind brachte bei höheren Vergrößerungen schon erheblich Unruhe ins Bild. Schwache Böen stören auch bei Deep-Sky. Das Gerät auf einer Astro 3 stelle ich mir persönlich lieber nicht vor.


    Gegen 6 Uhr zog die erste Morgenröte auf. Ich genoss noch einmal mit freiem Auge den Anblick der hellen Venus und des Saturn vor einem grandiosen Morgenhimmel, dann merkte ich erst wie müde ich war. Diese Nacht hat richtig Spass gemacht, ich freue mich schon auf den Winter.[:)]


    Mario

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