Kleines Rechenbeispiel zu 10" 11" und 12" Optiken

  • Vielleicht interessiert sich ja ein geneigter Leser für folgenden Vergleich der Lichtsammelleistung verschiedener Optiken.


    8" 1
    10" 1.61 1
    11" 1.96 1.22 1
    12" 2.33 1.44 1.19


    Die Zahlen sagen folgendes aus: Ein 10" sammelt 61% mehr Licht als ein 8", ein 11" sammelt 96% mehr Licht als ein 8". Im Vergleich zum 10" sammelt dieser 11" noch 22% mehr Photonen ein. Diese 22% sollte man sich merken.


    Noch interessanter wird nun der Vergleich, wenn man die Vergütungsunterschiede der gängigen Hersteller vergleicht. Hierbei ist zu beachten, dass das Coating immer wellenlängenabhängig ist, daher bitte Vorsicht vor Verallgemeinerungen!


    Im sichtbaren Bereich erreicht eine moderne Vergütung etwa 11 .. 21% mehr Durchlass in einem SCT System (max. 21% bei H-Alpha) im Vergleich zu einer Standardvergütung eines SCTs. Nun kann man diesen Faktor benutzen um eine Netto-Öffnung eines hochvergüteten SCTs zu rechnen.


    Ein 10" wird damit - je nach Wellenlänge - zu einen 10.54" .. 11.00" Teleskop. Wohlgemerkt, dies gilt für das Lichtsammelvermögen und nicht für die durchmesserabhängige Auflösung der Optik.


    Eine Überlegung, die man sich vor dem Kauf eines SCTs durch den Kopf gehen lassen sollte.


    Gruss,
    Michael

  • Hallo Michael,


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    Die Zahlen sagen folgendes aus: Ein 10" sammelt 61% mehr Licht als ein 8", ein 11" sammelt 96%
    mehr Licht als ein 8". Im Vergleich zum 10" sammelt dieser 11" noch 22% mehr Photonen ein.
    Diese 22% sollte man sich merken.


    [ ... ]


    Im sichtbaren Bereich erreicht eine moderne Vergütung etwa 11 .. 21% mehr Durchlass in einem
    SCT System (max. 21% bei H- Alpha) im Vergleich zu einer Standardvergütung eines SCTs. Nun
    kann man diesen Faktor benutzen um eine Netto-Öffnung eines hochvergüteten SCTs zu rechnen.
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    Ich nehme mal an, deine Bemerkung geht in Richtung:
    Ein 10" UHTC vergutetes Meade ist so gut wie ein 11" Celestron !?


    Nun ist mir die Markenschlacht Meade / Celestron eigentlich Wurst, aber darueberhinaus
    mag ich deinen Beitrag mal aufgreifen, diese famose UHTC Verguetungs-Geschichte, die mir
    schon frueher mal ins Auge gefallen ist, a bissel anzudiskutieren:


    Worum dreht es sich?


    Eine voellig unvergueteter Uebergang Luft/Glas oder Glas/Luft schluckt ~4% des Lichts. D.h. auch
    eine phaenomenal² verguetete Schmidtplatte bringt im Vergleich zu einer voellig unvergueteten
    Schmidtplatte gerade mal 8% mehr Licht.


    Aber auch mich hat die Werbeankuendigung, dass Meade jetzt bis 21% mehr Licht aus ihren Eimern quetscht
    ziemlich interessiert. Wie macht man denn das eigentlich?


    http://www.meade.com/catalog/uhtc/index.html


    Was entnehmen wir dieser Webseite?


    1) Meade hat seinen Vertrieb scheinbar verfeinert und bietet eine ueberholte MgF2 Verguetung fuer die Schmidtplatte
    + einen normalen Alu-Spiegel mit SiO Schutzschicht als Standartmodell an. Eher ein Rueckschritt also.


    2) Fuer die Oberklasse gibt's jetzt Mehrschichtverguetung fuer die Schmidtplatte (uralter Hut: gibt's bei
    Celestron und den russischen Maks (m.E.) und - ach nee - bei Meade in den alten Modellen, schon lange) und - da
    wird's dann interessant - ein Coating auf dem Hauptspiegel, dass die Reflektivitaet erhoehen soll (unter "Mirror
    Coatings" auf der entsprechenden Webseite).


    Die Idee ist also, eine dielektrische Verspiegelung (wie z.B. bei den Maxbright Zenitspiegeln) vor der eigentlichen
    konventionellen Aluminium-Verspiegelung zu setzen und die Gesamtreflektivitaet zu erhoehen.
    Also so: Macht man z.B. eine mittelpraechtige dielektrische Verspiegelung (z.B. 50% Reflektivitaet
    in einer bestimmten Wellenlaenge) vor einem mittelpraechtigem Alu-Spiegel (80% Reflektivitaet breitbandig), dann
    erhaelt man insgesammt 90% Reflektivitaet (in der bestimmten Wellenlaenge, 80% ueberall sonst) aus der Kombination.
    Also eigentlich eine super Idee?
    Eigentlich schon, allerdings ist der Aufwand einen dieelektrischen Spiegel vor einen Alu-Spiegel zu setzen nicht
    unerheblich und hat auch seine Fallstricke.
    Beispiel:
    Bei Zenitspiegeln (fuer 2" = Durchmesser 7.2cm lange Achse...) war dem Vernehmen nach immer einer der Schwachpunkte, dass die
    Verguetungsschichten abseits des Zentrums schnell relativ hohe Fehler in ihrer Dicke aufweisen. Das macht in der Regel
    nix, weil diese Bereiche werden nur bei niedriger Vergroesserung genutzt werden. Der Schritt von der
    Reflex-Verguetung einer solch kleinen Oberflaechen zu der 0.3m² Oberflaeche eines 12"ers ist nun aber nicht trivial:


    Beispiel - schaetzen wir mal ganz grob den Oberflaechenfehler ab, den man sich so einhandeln wird:
    Jede Verguetungsschicht muss gerade Lambda/Viertel der entsprechenden Wellenlaenge sein. Bei einem MgF2
    Reflektivitaets-coating (n=1.38) fuer z.B. Lambda=632nm muss die aufgedampfte Schicht also 114.5nm dick sein.
    Um fuer einige Wellenlaengen/Einfallwinkel volle Reflektivitaet zu bieten, muessen schon etliche Schichten -
    ganz analog zur Mehrschichtverguetung - aufgedampft werden. In der Regel 8-12. Das heisst allerdings auch, dass
    der von Meade angegebene (relative optimistische) Fehler von 1% Schichtdicke sich je nach Beschaffenheit des Fehlers
    (10 * 1% fuer einen regelmaessigen Flaechenfehler, SQRT(10) * 1% fuer voellig zufaellige Oberflaechenfehler,
    ersteres durch die Methode der Bedampfung allerdings wahrscheinlicher), zu einem groesseren Fehler des "Sandwiches"
    aufsummiert (alerdings fuer jede Wellenlaenge verschieden).
    Schaetzen wir den Gesamtfehler also mal fuer ein worst case Szenario ab:
    Zehn Schichten von 1% Fehler bei ~ 100nm Dicke je Schicht (ist normalerweise komplizierter, aber lassen wir mal zur
    Vereinfachung aussen vor) sind dann 10 nm Gesamtfehler ~= Lambda/60 (RMS, zusaetlich
    zu dem Oberflaechenfehler des eigentlichen Spiegeltraegers).
    Bei realistischeren 5% Fehler pro Schicht sind's dann schon ~= Lambda/12 (RMS, zusaetlich zu dem Oberflaechenfehler des
    eigentlichen Spiegeltraegers). Das waere dann schon eher unschoen, sozusagen ;)

    Man sieht's also: Das "mehr Licht" wird zwangslaeufig mit einem Verlust der Oberflaechenguete des Spiegels
    erkauft werden muessen. Das kommt schon daher, dass so ein "Composite-Spiegel" einen wesentlich komplizierteres
    Gebilde darstellt, als ein konventioneller Spiegel.
    Ob die Vorteile der hoeheren Reflektivitaet die Nachteile der groesseren optischen Fehler ueberwiegen, haengt
    massgeblich von der Fertigungsqualitaet dieser Verguetungen und natuerlich des eigentlichen Spiegels ab und ist daher
    letztendlich eine Preissfrage. Und irgendwo da ist mein Stirnrunzeln anzusiedeln (ich zaehle mich nicht zu den
    Meade Hassern ...): Derart komplizierte Spiegeltechnik in dem Preissegment !?!? Wenn das mal gutgeht ...


    Hoffentlich kriegt der Wolfgang bald so ein Ding in seine Folterkammer und laesst mal den Phasenkontrast drauf los ...
    Dann weiss man, was man hat,
    guten Abend.


    Mario

  • hmmm,


    ich denke, und da hilft mir statistisches Wissen, dass man die angegeben Fehler nicht so einfach aufaddieren sollte.


    dein worst case szenario ist etwas übertrieben - wenn man eine einfache fehlerfortplanzung rechnet, bleibt man mit den coating-fehlern mindestens eine grössenordung unter den spiegelfehlern.


    die aufnahmen, die ich bislang von untc optiken gesehen habe (und hier rede ich nicht von denen in den meade katalogen) zeigen, das diese optiken so gut (oder so schlecht) sind, wie die von non-uhtc-sct's entsprechender öffnung.


    sicherlich wäre es schön, mit einen rohr'schen test dieser uhtc geschichte näherzukommen, aber ebenso interessant ist es, und darum habe ich das thema gestartet, erfahrungen von uhtc besitzern zu hören.


    gruss,
    michael

  • Hi Michael,
    das raueme ich dir gerne ein:
    Wenn die Oberflaechenschwankungen vom Ort her voellig unkorreliert sind,
    dann addieren sich die Fehler nicht linear, sondern mit der Wurzel der Schichten.
    Aber bei Bedampfungsgeschichten ist das eher unwahrscheinlich:
    Da ist eher das Problem, das die Schichtdicke schoen gleichmaessig falsch wird.
    Z.B. in der Mitte wird's etwas dicker, auf dem halben Radius stimmts, aussen ist's
    dann etwas zu duenn, je nach dem, wie die Bedampfungsaperatur aufgebaut ist und wie
    gleichmaessig sie arbeitet, usw .
    Und dann wird der Fehler bei jeder Schicht aehnlich. Dann addieren sich diese Fehler linear.
    Sicher: Das kommt natuerlich voellig auf die Guete der Bedampfungsanlage an und
    gerade die Halbleitertechnik hat die Duennfilmtechniken schon billiger und besser gemacht,
    aber so ganz schwuppdiwupp geht das alles noch immer nicht. Zugegeben, ich weiss auch weder
    wieviele Schichten die da auftragen, noch deren Dicke (da muesste man z.B. jetzt mal den
    Brechungsindex SiO und TiO2 nachschauen und gleich dick sind die alle natuerlich schon lange nicht).
    Daher sind meine Zahlen da sicher ganz windige Nummern.
    Aber mir ging es eher darum abzuschaetzen, ob eine unsaubere Verarbeitung in Fehler resultieren
    kann, die optisch relevant werden.
    D.h. die Kernfrage ist, ist das ganze eine triviale Geschichte und es ist nur noch keiner ausser Meade
    drauf gekommen, oder ist das ganze eher was ziemlich Anspruchsvolles.
    Und es ist nach kurzem Nachdenken ganz klar (das war der Zweck der Uebung): Es ist bei weitem nicht ganz
    so trivial wie Meade das da erzaehlt.


    Nun stimme ich dir vollkommen zu, vom Ansatz her ist die ganze Idee gar nicht so uebel und ich will dir auch
    nicht das UHTC mit meinem akademischem Gesuelze kaputtreden, aber Du wirst mir sicher zustimmen, dass
    die Sache eine relativ komplexe Geschichte ist, wo man die Werbebroschuere mal besser beiseite
    legt und nachschaut, was wirklich dahintersteckt.
    Roland Christen soll mal auf die Frage, ob sich nicht dielektrische Hauptspiegel lohnen wuerden,
    gesagt haben, dass der Aufwand, naemlich sowas ordentlich hinzukriegen, in keinem Verhaeltnis
    zu dem Nutzen steht (d.h. kann man auch mit weniger 'Rumgemache das Ding einfach halbes Zoll groesser
    bauen; die Quelle des Zitats weiss ich aber nicht mehr, mea culpa). Aber vielleicht haben sich
    die Rahmenbedingungen inzwischen geaendert? Kann gut sein.


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    die aufnahmen, die ich bislang von untc optiken gesehen habe (und hier rede ich nicht von denen in
    den meade katalogen) zeigen, das diese optiken so gut (oder so schlecht) sind, wie die von non-uhtc-sct's
    entsprechender öffnung.
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    Was meinst Du damit denn genau?
    Das Du Astrobilder von 10" UHTC Teleskopen gesehen hast, die in etwa denen eines 11" konventionell
    entsprachen?
    Da kann ich dich beruhigen: Ich koennte nicht mal Fotos Meade 10" konventionell SC von Celestron 11"
    konventionell SC unterscheiden (wenn die Optiken ordentlich waren und fuer die Fotografie reicht
    ja ein Strehl - so hoert man es jedenfalls immer - von 0.85 schon dicke).


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    [ ... ) aber ebenso interessant ist es, und darum habe ich das thema gestartet, erfahrungen von uhtc
    besitzern zu hören.
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    Noe, Du wolltest der Celestron Gemeinde einfach 'ne lange Nase drehen.
    Finde ich (als gelassener Celestron Besitzer) uebrigens auch vollkommen ok (grins) ...
    Beste Gruesse,
    Mario

  • Hallo,


    für gewöhnlich startete ich solche Zahlenspiele immer vor dem
    Kauf eines Teleskops. Nur war ich mit einer Steigerung von
    8 auf 10 auf 12 Zoll nicht zufrieden. Es sollte schon ein 6-Zoll
    ein 10-Zoll, ein 16-Zoll ein 20-Zoll sein. Da kann man dann
    auch noch die Auflösung in arcsec. rechnen bzw. den Durchmesser
    des Airy-Scheibchens, und was der theoretischen Werte mehr sind.


    Ha ! ! !


    Und dann hat die Praxis die Theorie schlicht zunichte gemacht.
    Also hab ich mir meinen bis auf 1 Micron bekannten Lichtspalt
    untersucht und konnte je nach optischem System, Qualität, Rauh-
    heit etc. die Unterschiede feststellen: Da kann dann ein 12-Zöller
    Newton bedeutend mehr als ein 16-Zöller, nur weil der eine von einem
    Amateur, der andere von einer Firma hergestellt wurde, und, und, und...


    Versucht also herauszufinden, welche Leistung jeweils in Euren opti-
    mierten Teleskopen steckt - und wenn ihr damit nicht zufrieden seid,
    dann kauft euch ein besseres, aber schaut ganz, ganz, ganz sorgfältig
    vorher hin.


    Nun prüf' ich doch Optiken und habe mittlerweile einen Blick dafür,
    und trotzdem tu i c h mir noch s c h w e r !


    Fröhliches Schwadronieren !


    Euer Wolfgang







    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • hallo mario,


    ich will hier ungern korrigierend einwirken, aber die unkorrelierten fehler der einzelnen schichten sind quadratisch in der ersten fehlerfortpflanzung zu berücksichtigen - und nicht linear.


    das fordert die angenommene normalverteilung der schichtfehler.


    um hier nicht zu langweilen, können wir diesen punkt gerne off-topic weitererörtern.


    gruss,
    michael



    ->
    dr. michael könig
    koenigmi@web.de

  • ach ja, eines noch,


    ich wollte übrigens nicht diese unsägliche meade-celestron diskussion lostreten, mich interessieren nur eure reaktionen zu den einfachsten kriterien einer solchen beurteilung. soweit es diese überhaupt gibt.


    ein paar mechanische gründe gibts ja auch noch ... z.bsp. die hauptspiegelfokussierung ...


    aber man sollte immer im hinterkopf behalten, dass jeder dieser hersteller auch seine geräte verkaufen will und mit allen mitteln des marketings arbeitet.


    gruss,
    michael

  • Hi Michael,
    jetzt hab' ich dich etwas durch den Kakao gezogen, da bin ich dir natuerlich
    eine Erklaerung schuldig, warum ich mir das erlaubt habe.


    Aber eins nach dem anderen - zunaechst kurz zu der Frage der Fehlerfortpflanzung:
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    ich will hier ungern korrigierend einwirken, aber die unkorrelierten fehler der
    einzelnen schichten sind quadratisch in der ersten fehlerfortpflanzung zu
    berücksichtigen - und nicht linear,
    das fordert die angenommene normalverteilung der schichtfehler.
    ------------------------------------------------------------------------------------
    Das ist voellig richtig, aber da reden wir aneinander vorbei, wahrscheinlich habe ich
    mich da weiter oben nicht klar ausgedrueckt - wie sagte doch mein alter Herr in solchen Faellen:
    "Na Bub, dann mach' halte ma a Zeichnung..."


    <img src="/user/Mario_II/nummer_II.gif" border=0>


    Mir geht da eher so ein Szenario durch den Kopf, wo es nicht um normalverteilte Schichtschwankungen
    geht, sondern um eine Art progressiven Fehler durch den Bedampfungsprozess (wie ich da in
    meinem diletantischen Bild da versuche anzudeuten).
    Es is' klar, in dem Fall addieren sich die Schichtfehler einfach linear: Alle zehn immer an der
    selben Stelle 5nm zu dick = insgesammt an der Stelle 50nm zu dick. Wenn die Schwankungen normalverteilt
    sind, isses genau so wie Du sagst.


    Aber wenn wir schon zwei Meilen Off-topic sind, dann lass uns ruhig noch was schwadronieren,
    vielleicht interessiert's ja doch den ein oder anderen, was es mit Fehlern in Transmissions-
    und Relektionsverguetungen so auf sich hat (Es ist Sonntag, Himmel bedeckt, Familie auf Achse,
    mach ich doch einfach mal den Maerchenonkel...).


    Aeh - huestel - also Thema heute:
    <b></b>
    Vergleich der Auswirkung von Oberflaechenfehlern bei Transmission und Reflektion
    <u></u>
    Also, vielleicht trage ich ja da Eulen nach Athen, aber folgendes ging mir da so neulich
    durch den Kopf, als es um das Thema Mikrorauheit ging:
    Nun sagt man ja immer, bei Refraktoren muss die Oberflaechengenauigkeit der Linsen
    deshalb nicht so genau sein wie bei Reflektoren, weil bei letzteren durch die Reflektion
    der Unterschied doppelt eingeht.
    Alte Bauernregel sozusagen.
    Mit der Erklaerung bin ich viele Abende froh und gluecklich ins Bett gegangen, bis mir dann eines
    Abends daemmerte, ja sag' mal, das ist doch nur die halbe Miete, da unterschlaegt man
    ja glatt die Haelfte (und Wolfgang grinst sich eins ...)!
    Warum das denn nun?
    Machen wir uns also nochmal mit einer ungeschickten Zeichnung laecherlich:



    <img src="/user/Mario_II/nummer_I.gif" border=0>


    REFLEKTION:
    Also im unteren Fall der Reflektion ist der Wegunterschiedzwischen Strahl A, der auf eine Unebenheit
    der Dicke d trifft und Strahl B, der auf der Ideallinie des Spiegels reflektiert, natuerlich genau
    2*d. Somit ist der gesammte Phasenunterschied zwischen A und B dann:


    d_phi = 4*PI*d / Lambda


    Nix aufregendes passiert bis hierher.


    TRANSMISSION:
    Interessanter wird's bei der Transmission:
    Da lassen wir den Strahl A mal ueber eine unebene Linsenoberflaeche rumpeln, B geht ueber die Ideallinse:
    da ist der Phasenunterschied auf dem blauen Wegstueck:
    phi_B = 2*PI*d*n_1 / Lambda (mit n_1 dem Brechungsindex des Glases)


    und dem Phasenunterschied auf dem roten Wegstueck:
    phi_A = 2*PI*d*n_2 / Lambda (mit n_2 dem Brechungsindex von (in diesem Fall) einfach Luft)


    Also hier der Phasenunterschied zwischen A und B dann insgesammt:


    d_phi = 2*PI*d*(n_1 - n_2) / Lambda


    setzen wir mal richtige Werte ein, z.B. fuer Kronglas n=1.5 und Luft n=1 dann erhaelt man
    d_phi = PI*d / Lambda


    Das heisst der Phasenfehler in einer Wellenfront ist bei gleicher Groesse der Unebenheit bei
    einer Reflektoroptik <b> VIERMAL </b> so gross wie bei einer Refraktoroptik. Und nicht zweimal!
    (Sag ich als Reflektorfan, wo soll das nur enden...)


    Irgendwie habe ich den Luftweg neben der Unebenheit im Fall der Linse immer voellig fallenlassen,
    weiss der Geier warum (Na ja, eben weil eben die Bauernregel ihn fallenlaesst).


    Aber so geht mir das immer mit den Bauernregeln: Eine gehoert, gleich geglaubt, gleich weitererzaehlt.
    Und dann stehste irgenwann da und hast den "Aha!" Klassiker.


    Und der Faktor Vier hat es ziemlich in sich:
    Wenn also z.B. jemand ein Frauenhoferobjektiv vollverguetet (d.h. mehrere Lambda/4 Schichten fuer
    eine Transmissionsverguetung oder Anti-Reflexverguetung aufbringt), dann wird er das natuerlich mit
    gewissen Fertigungstoleranzen machen.


    Will man eine Oberflaeche zum Spiegel machen, d.h. relexvergueten (d.h. mehrere Lambda/2 Schichten aufbringen,
    um maximale Reflektion zu erreichen) dann muss er, wenn der Fehler in der Wellenfront genauso gross wie bei der
    Transmissionsverguetung werden soll, nach obigen Ueberlegungen viermal genauer arbeiten. Nimmt er nicht nur die
    Klassiker wie MgF2 mit n=1.38 sondern sandwiched die mit hochbrechenden Materialien wie Zinksulfid n=2.32, dann
    wird's sogar noch mehr.


    Haha, denkste: Wenn sein Aufbringfehler z.B. relative 5% Schichtdicke ist (und nicht etwa z.B. absolute 5nm oder so),
    dann muss er jetzt zusaetlich noch mal doppelt so gut aufpassen, weil alle Schichten der Reflexverguetung genau
    doppelt so dick sind, wie bei der Transmissionsverguetung und dies dann in einem doppelt so grossen absoluten
    Phasenfehler in der Wellenfront resultieren wuerde.


    Noch mal fuer alle, die den Faden inzwischen endgueltig verloren haben: <b> Bei einer Reflexverguetung muessen
    die relativen Fertigungstoleranzen der Schichten m.E. ACHT mal genauer sein, als bei einer Transmissionsverguetung
    gleicher optischer Guete (d.h. gleicher Wellenfrontabweichung)! </b>


    Man berichtige mich, wenn ich da Kappes erzaehle (... waer ja nich' das erste mal...)


    So Michael, und mit diesem Gedanken im Hinterkopf bin ich dann irgendwann mal, ganz unabhaengig von deinem
    Posting, ueber eine dicke Meade UHTC Reklame gestolpert und dachte mir - ach so: Ihr macht mir mal fix
    eine Vollverguetung auf die Schmidtplatte und den Hauptspiegel verguetet ihr mir mit derselben Methode
    auch gleich noch als Reflexverguetung mit?
    Und an der Oberflaechgenqualitaet aendert sich da nix?
    Aja ...
    Ich denke es ist jetzt klar Michael, warum ich auf der optischen Bank entschieden wissen will, ob
    UHTC ein Werbegag ist, oder wirklich eine gute Idee. Und das hat jetzt nix mit Fundamentalkritik an Meade zu tun.


    Hoffe dich nicht zu lange gelangweilt zu haben und sorry fuer die Rechenkacke ....jetzt aber raus hier ...
    Beste Gruesse,
    Mario


    -------------------------------------------------------------------------------------------------------
    PS: Noch der Vollstaendigkeit halber - In einem Posting weiter oben hab' ich irgendwo geschrieben eine
    Reflexverguetung besteht aus Lambda/4 Schichten, det is natuerlich Kaese, muss Lambda/2 sein und die
    Fehlerabschaetzung wuerde sich in dem Fall sogar verdoppeln...

  • Hallo,


    eine Zusatzfrage bitte


    wie groß wäre dann der Helligkeitsgewinn des
    11er gegenüber dem 10er.


    Und bekanntlich ist ein SC nicht völlig frei
    von fehlerhaften Eigenschaften. Wie groß ist der durchschnittliche Überalleslichtverlust
    auf dem Weg bis zur Bildebene.


    U.Hennecke

  • hallo


    Ulrich: der helligkeitsgewinn 10..11 liegt bei 22%


    Mario: der thread wird ja immer besser. erst einmal danke für deine klärenden überlegungen. ich will nicht nerven, aber deine fehler-parabeln sind statistisch nur so zu lesen, dass die vergütungsfehler nicht unkorreliert normalverteilt eingehen, sondern - wenn dein aufsummationsbild stimmt - eine abhängigkeit der schichtfehler gegeben ist, die von ort auf dem spiegel abhängt. dies könnte - wohlgemerkt könnte :) - der fall sein, wenn das bedampfungsverfahren eine ortabhänfig fälschlicherweise miteinbringt.
    in der fehlerfortpflanzung treten dann mischterme auf - mathematisch gesehen wird aber der lineare Fall auch dann nicht als worst case erreicht, der fehler bleibt immer unter der "linearen asymptote" (zentraler grenzwertsatz für interessierte.


    während des studiums habe ich einige semester bei der angewandet physik im bereich der dünnen schichten gearbeitet. daher weiss ich, was bzgl schichtdicke und fehlertoleranzen machbar ist. wohlgemerkt, zwischen dem, was wir mit balzer aufdampkessel und schwingquarzen alles gemacht haben unddem, was bei meade in der industriellen serienfertigung heute möglich ist, mag noch ein unterschied liegen. Ich wurde nur nachdenklich (zugunsten der uhtc qualität) als ich auf einem meade katalog photo all die feinen geräte erkannte, die wir auch damals für die steuerung des vergütungsprozesses benutzt haben. also machbar wäre es, nur ist die frage, ob ein techniker hier wirklich einige stunden davorsitzt und wie wir moleküllage für moleküllage aufbringt.


    und bzgl meiner urfrage 10 oder 11 bin ich nicht wirklich weitergekommen, da theorie ein praxistest kaum ersetzt. bei dem von mir avisierten c11 wird sich bald wolfgang rohr zu wort melden und einen uhtc besitzer, der sein gerät auch testen lässt, habe ich noch nicht aufgetan. zumal ich mich frage, ob die beschichtung überhaupt von wolfgang rohr getestet werden kann, da hier nicht die optik , sondern das wellenlängen abhängige trans- und reklexionsvermögen zu quantifizieren ist.


    gruss,
    michael

  • eine (persönliche) anmerkung sei mir gestattet ...


    ich kann mich immer wieder aufregen , wenn ich daran denke, wie viele hochplane lambda/4 testplättchen wir weggeworfen haben. im laufe der zeit sind dabei dutzende 2..3nm fwhm h-alpha filter entsorgt worden. die waren einfach zu fertigen und einfach zu testen.


    wie schön gesagt, ich könnte mich immer wieder aufregen ...

  • Hi Leuts,


    kurz zu Ullrich:


    Mal abgesehen, dass der Tom seine Linsentransmission etwas zu pessimistisch
    ansetzt (Tom, schau dir das noch mal an), ist das eigentlich kein schlechter
    Ueberblick:


    http://www.licha.de/AstroWeb/articles_fullsize.php3?iHowTo=8


    Was dann an Streulichtproblemen durch die Spiegeloberflaechen zusaetzlich da noch dazu kommt,
    dass kann man so pauschal nicht sagen.



    kurz zu Michael:


    ---------------------------------------------------------------------------------------
    dies könnte - wohlgemerkt könnte :) - der fall sein, wenn das bedampfungsverfahren eine
    ortabhänfig fälschlicherweise miteinbringt.
    in der fehlerfortpflanzung treten dann mischterme auf - mathematisch gesehen wird aber
    der lineare Fall auch dann nicht als worst case erreicht, der fehler bleibt immer unter
    der "linearen asymptote" (zentraler grenzwertsatz für interessierte.
    ---------------------------------------------------------------------------------------


    Das hoert sich plausibel an (muesst' ich aber jetzt wirklich mal ein Buch bemuehen, das geht so
    spontan ueber meinen Horizont), also sagen wir einfach mal, da hab' ich Kappes erzaehlt.


    ---------------------------------------------------------------------------------------
    Ich wurde nur nachdenklich (zugunsten der uhtc qualität) als ich auf einem meade katalog
    photo all die feinen geräte erkannte, die wir auch damals für die steuerung des vergütungsprozesses
    benutzt haben. also machbar wäre es, nur ist die frage, ob ein techniker hier wirklich
    einige stunden davorsitzt und wie wir moleküllage für moleküllage aufbringt.
    ---------------------------------------------------------------------------------------


    Genau das ist der Knackpunkt:
    Anti-Relfex Verguetungen gibt's seit 1936, Mehrschicht-Verguetungen wohl so seit dem Krieg,
    aber immernoch druecken sich die Leut' ueberall wo es geht (Siehe z.B. Meade Standart Version,
    oder auch bei vielen billigeren Okularen) drumherum, weil's einfach viel billiger ist, eine
    Einfachverguetung draufzubraten, als eine Mehrschichtverguetung.
    Das Reflexverguetungen funktionieren, dass weiss man seit dem Tag an dem die Mehrschicht-Antireflex
    Verguetungen von Zeiss gemacht worden sind, also seit fast sechzig Jahren. Trotzdem hat es dann noch mal
    30-40 Jahre laenger gedauert, bis die ersten Spiegel im industriellen Umfang mit der Methode hergestellt
    worden sind (Gaslaserverspiegelungen, meines Wissens). Daher (und nach obigen Ueberlegungen) hat mich
    Meade mit dem Einsatz der Methode auf wirklich riesen Flaechen wie bei einem 12"er
    in der "Teleskop-Mittelklasse" eben ziemlich ueberrascht.


    ---------------------------------------------------------------------------------------
    [...] zumal ich mich frage, ob die beschichtung überhaupt von wolfgang rohr getestet werden kann,
    da hier nicht die optik , sondern das wellenlängen abhängige trans- und reklexionsvermögen zu
    quantifizieren ist.
    ---------------------------------------------------------------------------------------


    Naja, nun weiss man ja, das falsche Werbeversprechen in den USA strafbar sind (U.a. darum
    hat ja auch die Tabakindustrie da z.Z nix zu grinsen ...).
    Wenn wir das mal einsinken lassen, dann ist auch klar, dass Meade auf ihrer Homepage nichts
    erzaehlen wird, was schlicht und ergreifend einfach gelogen ist.
    D.h. deren Transmissions/Reflexionskurven da werden schon stimmen (Mal abgesehen davon, dass man
    mit der Wellenlaengenabhaengigkeit der ganzen Gechichte ja auch noch mal schoen 'rumtricksen kann
    und was denn die "Standard Coatings" fuer den Vergleich waren, is' ja auch so 'ne Sache
    (etwa MgF2 einfach verguetet?)...).
    Was daher viel interessanter ist, ist das was auf deren Webseiten vermutlich mal ganz nonchalant
    nicht erwaehnt wird. Und das ist meiner Meinung nach ein Tradeoff in optischer Guete durch
    neue Oberflaechenfehler. Aber da kann man - und da haste voellig Recht - nur mutmassen.
    Aber fuer genau solche Fragen ist der Phasenkontrast vom Wolfgang genau DAS Verfahren.


    Mein Gott, nun ist der Thread aber echt ein Epos geworden...
    Nun lass' ich's aber wirklich gut sein ...
    Bis denne,
    Mario

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