Buchrezension "Die Spur des Abendsterns"

  • Die Spur des Abendsterns
    Die abenteuerliche Erforschung des Venustransits


    Autor: Gudrun Bucher
    Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
    215 Seiten
    Preis: 29.90 €
    ISBN: 978-3-534-23633-6


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    © Wissenschaftliche Buchgesellschaft Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages


    <b>Klappentext: </b>


    <i>Am 6. Juni 2012 findet ein astronomisches Ereignis statt, das kaum einer von uns ein weiteres Mal erleben wird: der sogenannte Venustransit. Die Bahn der Venus führt dabei genau zwischen Erde und Sonne hindurch. Einen wolkenfreien Himmel vorausgesetzt, ist die Venus dann – teilweise auch von Mitteleuropa aus – für mehrere Stunden als kleiner Punkt vor der Sonne zu sehen.


    In den letzten vier Jahrhunderten wurden weder Mühen noch Aufwand gescheut, um von weit auseinander liegenden Punkten der Erdkugel dieses Ereignis zu beobachten und zu messen, da man sich von den gewonnenen Daten Aufschluss über die Entfernung zwischen Sonne und Erde erhoffte. Berühmte Weltumseglungen wie z.B. die erste Reise von James Cook, aber auch zahlreiche weniger bekannte Expeditionen hatten die Beobachtung des Venustransits zum Ziel.


    Das Buch erzählt von diesen Expeditionen, berichtet von erfolgreichen Messungen und tragischen Schicksalen, und stellt sie in einen wissenschaftsgeschichtlichen Zusammenhang.


    Gudrun Bucher studierte Ethnologie, Vor- und Frühgeschichte und Geologie. Sie promovierte über den Geographen und Forschungsreisenden Gerhard Friedrich Müller, einen Teilnehmer an Berings zweiter Kamtschatka-Expedition (1733 – 1743), und forschte über Altgläubige in der Republik Burjatien (Russische Föderation). Sie begleitet Expeditionskreuzfahrten in die Arktis, Antarktis und Südsee und lebt als freie Autorin in Offenbach/M.
    </i>


    <b>Rezension: </b>


    Den Einstieg in das Thema bereitet die Autorin mit einem kleinen Ausflug in die Grundlagen des Sonnensystems. Kurz und bündig legt sie die wichtigsten Daten zur Venus und dem Sonnensystem dar. Danach kommt sie direkt auf das eigentliche Thema zu sprechen: Was sind Merkur- und Venustransite und warum sind sie so selten? Hier erklärt sie sehr detailliert und verständlich das Zusammenspiel der vielen Faktoren.
    Gleich im zweiten Kapitel dann kommt die wichtige Rolle des Weltbildwandels zur Sprache. Denn ohne den Wandel im Verständnis der Welt und die Entdeckung des Fernrohres, wären die Venustransite sicherlich noch lange Zeit unentdeckt geblieben.


    Der rote Faden – die Beobachtung der Venustransite – spannt sich in diesem Buch durch alle Jahrhunderte – beginnend im Jahre 1639 als der erste Venustransit von Harrocks und anderen Forschern beobachtet und dokumentiert wurde. Damals waren die daraus resultierenden Feststellungen zur Grösse der Venus vor der Sonne bahnbrechend und unerwartet. Und sie entfachten eine wahre „Sucht“ - die „Sucht“ es noch genauer zu wissen.


    Im vierten Kapitel geht es um diesen Forscherdrang – um den Drang zu wissen, wie gross das Sonnensystem wirklich ist. Die Autorin stellt die einzelnen Grundlagen und Begriffe vor, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden müssen. Es werden verschiedene Methoden aufgezeigt, die damals der absolute Stand der Technik waren, um die Distanzen im Sonnensystem mittels Venustransit zu messen.


    Der Drang und die Faszination waren so gross, dass ab 1761 viele Länder zu den Venustransiten Expeditionen planten und diese auch in weit entfernte und damit unbekanntes Land entsendeten. Die Expeditionen werden immer aus den Blickwinkeln verschiedener Forscher erzählt. Dabei erfährt man viel über die damalige Weltordnung, über herrschende Zustände und Pleiten, Pech und Pannen mit denen die Seefahrer kämpfen mussten.


    Ein grosses Problem war und blieb lange Zeit die exakte Bestimmung der geografischen Länge. Im Zeitalter von GPS kann man sich gar nicht mehr recht vorstellen, dass damals Methoden wie die „Monddistanzmethode“ oder die Bestimmung anhand der Jupitermonde das genauste war, was die Forschung benutzen konnte. Umso verständlicher, dass sogar ein Preis ausgesetzt war, für eine Technik, welche zur Bestimmung benutzt werden konnte. Leider waren auch die ersten Uhren für die Bestimmung des Längengrades noch immer zu ungenau und zu teuer.


    Mit den Transit-Expeditionen sind viele Schicksale und Rückschläge, aber auch grosse Erfolge verbunden. Viele Forscher haben enorme Risiken in Kauf genommen und manche haben dafür mit dem Leben bezahlt. Einige hatten enormes Glück, andere waren vom Pech verfolgt. All dies zeigt, wie wichtig die Transite waren, welche enormen Erkenntnisse man sich aus den Ergebnissen erhoffte.
    Selbst als es schon genauere Methoden zur Bestimmung der Grössenverhältnisse im Sonnensystem gab, als Venustransite, wurden noch Expeditionen losgeschickt. Ausgerüstet mit modernster Fototechnik wurde der Venustransit 1882 zum letzten Aufgebot der Länder. Doch auch bei dieser letzten, eher nostalgischen Expedition, schafften es die Länder nicht, ein genaues Ergebnis zu erzielen – auch wenn die Ergebnisse über die Jahrhunderte hinweg mit jeder Mission immer genauer wurden.


    Was jedoch beispiellos war, war die Zusammenarbeit der Länder: noch nie zuvor hatten so viele Länder in einer internationalen Allianz auf die Erreichung eines gemeinsamen Zieles hingearbeitet. Darüber hinaus waren die Expeditionen natürlich nie nur astronomischen Zwecken gewidmet, was einen riesigen Wissenszuwachs ergab.


    Auch wenn man heute nicht mehr mittels Venus-Transiten forscht, haben diese seltenen Schauspiele nichts von ihrer Faszination verloren. Im Gegenteil: die Begeisterung der Menschen nimmt eher zu. So gibt es, wie die Autorin erzählt, nicht nur künstlerische Darstellungen wie Musik und Theaterstücke, auch viele Romane haben den Venustransit mit aufgenommen.
    Zum Schluss geht die Autorin auf den kommenden Venustransit, am 5./6. Juni 2012 ein. Dieser wird für viele Menschen der einzige und letzte sein – denn der nächste folgt erst wieder im Jahre 2117. Sichtbar ist der Transit von einem Grossteil der Erde aus – in Europa sieht man zwar Austritt und Eintritt nicht, dafür aber den kompletten Durchgang der Sonne.


    Das Buch ist sehr einfach und sachlich geschrieben. Der rote Faden der Venustransite wird nie aus den Augen verloren und bildet einen festen Bestandteil aller Kapitel. Das Buch geht bei den allgemeinen Informationen nicht zu sehr in die Tiefe, zum Verständnis des Buches sind die Angaben aber vollkommen ausreichend. Eine tiefere Ausführung dieser Themen würde auch den Rahmen des Buches sprengen und das eigentliche Thema ausgrenzen.


    Zu Beginn des Buches gibt es sehr viele Verweise auf andere Bücher, z.B. Hinweise auf Gedichte eines Forschers zur Thematik, welches er auf einer Expedition verfasst hat. Allerdings bleibt es vielerorts nur bei diesem Verweis – es gibt keine Zitate oder Abbildungen. Gegen Ende des Buches wird dies besser, dann gibt es auch Zitate. Dennoch wäre es an einigen Textpassagen durchaus interessant gewesen, dort auch die verwiesenen Textstellen zu lesen.


    Alle Grafiken und Bilder sind in schwarz-weiss gehalten, die Bildunterschriften sind kurz und prägnant. Auch bei den Abbildungen sind die Beschriftungen auf das nötigste beschränkt, was der Übersichtlichkeit sehr zugute kommt. Die Auswahl und Quantität der Bilder ist sorgfältig gewählt. Insgesamt gibt es mehr klein- mittelformatige Bilder, diese sind aber trotzdem aussagekräftig und gut erkennbar.


    <b>Fazit: </b>
    Auch heutzutage sind Venustransite faszinierende Spektakel – wer mehr über die historische Bedeutung und die Expeditionen erfahren möchte, sollte sich dieses Werk auf jeden Fall zulegen. Es gibt viel Informatives rund um die Geschichte, die Praxis und den Wandel der Zeit.

  • Fazit:
    Auch heutzutage sind Venustransite faszinierende Spektakel – wer mehr über die historische Bedeutung und die Expeditionen erfahren möchte, sollte sich dieses Werk auf jeden Fall zulegen. Es gibt viel Informatives rund um die Geschichte, die Praxis und den Wandel der Zeit.


    Dazu sei anzumerken, daß zum gegebenen Zeitpunkt des ersten Transits die Zeitschrift S&W darüber auch einen recht großen und auch historisch belegten Artikel verfasst hat.
    - Nur als Ergänzung.


    WB

  • Hallo,


    habe mir das Buch gestern gekauft und die ersten ca. 20 Seiten gelesen. Es ist in einem leicht verständlichem Stil geschrieben. Also ein Buch für Jedermann und Jederfrau!


    Ich werde noch eine Rezension schrieben, sobald ich es durch habe.

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