Unterschied Darkframes - Rauschreduzierung

  • Hallo Astrotreffler,


    wahrscheinlich ist das Thema schon diskutiert worden, habe aber bis jetzt keinen Hinweis gefunden.


    Was ist für die Nachbearbeitung der DeepSky-Fotografie besser: Darkframes, also Bilder mit aufgelegtem Objektivdeckel und inaktiver Rauschreduzierung, oder Bilder mit aktivierter "Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung" im Menü Individualfunktionen.


    Ich benutze eine EOS450Da, und FITS zur Bearbeitung.


    Vielen Dank für eine Antwort.


    'nen klaren Himmel


    Lothar

  • Der Darkframe-Abzug in der DSLR hat zur Folge, dass nach jeder Belichtung die gleiche Zeit für das Darkframe benötigt wird. Wenn Du 2min belichtest, dann dauert's weitere 2 min, bis die Kamera das Darkframe erzeugt hat. Händisch hat man da mehr Kontrolle, da macht man ein Darkframe mit der besagten Belichtung vor oder nach einer Aufnahmeserie von z.B. 8*2min. und zieht es erst zu Hause ab. (Im Grunde weiß die Kamera mit dem Dark, wann 'schwarz' auch 'schwarz' ist. Hot Pixels werden so eliminiert.)
    Rauschunterdrückung sind mathematisch statistische Verfahren der Bildbearbeitung um 'Rauschen' in einem Bild zu extrahieren (und dann abzuziehen). Simpel gesagt, man vergleicht die Bildpunkte untereinander und sucht nach Abweichungen, die nach Rauschen aussehen. Im Extremfall bündelt man Bildpunkte und mittelt deren Werte, was dann mit Auflösungsverlust verbunden ist.
    Statt Bildpunkte zu bündeln, kann man auch mehrere Aufnahmen 'stacken', da werden dann die Bildpunkte im Stack gebündelt.


    Rauschunterdrückung ersetzt keine Darkframes und den Abzug der Darks macht man/Kamera vor der Entrauschungsaktion.


    Was die Verarbeitung mit diversen Programmen anbelangt, da frag jemand anderes.


    Gruß

  • Hallo Lothar,


    Dunkelbildabzug und Rauschreduzierung sind zwei völlig verschiedene Schritte.
    "Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung" führt immer zum Verlust von Auflösung, wenn sie an einem Einzelbild durchgeführt wird.


    Einfacher Dunkelbildabzug in der Kamera erhöht das Rauschen zunächst leicht. Glaubst Du nicht? Ist aber definitiv so nach den Rechenregeln der Statistik, die man hier anwenden muss, weil Rauschen eine "zufällige Schwankung des Messwerts" darstellt, die von Bild zu Bild unvorhersagbar unterschiedliche Werte zur Folge hat.


    Um das Rauschen pro Bildsignal zu verringern, wird in der Astrofotografie der Mittelwert aus vielen Bildern gebildet.
    Mit Dunkelbildabzug in der Kamera verliert man aber 50% der möglichen Belichtungszeit. Deshalb macht man das meist separat am Computer. So kann man auch ein gemitteltes Dunkelbild für alle aufgenommenen Bilder hernehmen.


    Im "richtigen Leben" ist die Sache noch etwas komplexer, weil sowohl Dunkelbild als auch Dunkelrauschen stark von der Chiptemperatur abhängen. Für den Dunkelbildabzug sollte man daher nur Bilder nehmen, die bei gleicher Chiptemperatur aufgenommen wurden. Im Extremfall kann man 2°C Unterschied im Bildinhalt bereits sehen.


    Ergänzung: Pixel, die viel zu stark abweichen (immer dunkel, immer hell, oder stark abweichende Kennlinie), sollten gesondert eliminiert werden. Ihre Werte werden durch die Mittelwerte der Nachbarpixel ersetzt.


    Für beste Bildfehlerkorrektur mit CMOS-Sensoren sieht die Bearbeitung bei in der Regel so aus:


    1. Korrektur von toten Pixeln durch Mittelung mit Nachbarpixeln
    2. Dunkelbildabzug
    3. Flatfield-Korrektur


    Ich nehme typischerweise 10-100 Frames zum Mitteln auf, um das Rauschen optimal zu verringern.
    Mein normales "Einsatzgebiet" ist zwar nicht die Astrofotografie, sondern die Röntgentechnik. Aber die Grundlagen sind in beiden Fällen gleich.


    Gruß,
    Martin

  • Deine Statistik versteht ich nicht

    Bei der Rauschreduzierung der DSLRs macht die Kamera nach jedem Bild ein Dark und zieht dieses von dem Bild ab. Das heisst: Es wird nicht jedes Mal das selbe Dark verwendet, sondern jedes Mal ein anderes.


    Wenn ich nach jedem Light (L) ein Dark (D) mache, sieht meine Rechnung so aus:
    L1-D1+L2-D2+L2-D2 ....+ Ln-Dn


    Wenn ich genau so viele Darks nachtraeglich mache, sieht die Rechnung so aus:
    (L1+L2+..Ln) - (D1+D2+..Dn)
    was mathematisch m.E. das selbe ist, oder?


    Im richtigen Leben hat man den Vorteil, dass die Temperatur der Darks immer sehr nahe an der der betreffenden Light liegt, so dass das ganze sehr sicher zu einem Resultat führt. Daher empfehle ich es auf jeden Fall dem DSLR-Einsteiger.


    Ärgerlich ist allerdings, dass man die Hälfte seiner Fernrohrzeit damit verballert, Darks zu machen. Das heisst, man hat nur halb so viele Lights. Und das führt dann wg. Wurzel n zu einem rauschigerem Bild.


    Also ist die theoretisch beste Methode, die Darks nachträglich bei gleicher Temperatur zu machen. Das muss man aber erst einmal mit einer ungekühlten Cam technisch hinkriegen. Bei den neueren Canons hat man im EXIF-File übrigens eine Angabe der Chiptemperatur, die hierbei sehr hilft. Aber +- 2 Grad sind schwer einzuhalten, zumal die innere Aufheizung der Cam und allerlei unbeeinflussbare Faktoren dazukommen. Geht man mal die Aufnahmen einer Serie durch, dann unterscheiden sich ja die Lights bereits oft ganz nett in der Temperatur!


    Nun ist das mit den +-2 Grad nicht gaaaanz so ernst zu nehmen, weil Deepsky Stacker und ein paar andere Programme itertiv das Dark mit einem Faktor multiplizieren können, um die Standardabweichung der Pixel zu minimieren. Heisst bei DSS "Dark-Optimierung", und bei Fitswork "Darkabzug mit Temperaturausgleich". Da kommt man nach meiner Erfahrung mit +- 5 Grad schon ganz gut hin. Darüber hinaus wird der Fehler so groß, dass man gleich ein internes Dark (Rauschreduzierung mit Langzeitbelichtung) machen kann.


    Irgendwie wäre das beste eine Kühlbox, in die man zum Darkaufnehmen die Cam packt und die nach dem Output in den Exif-File thermostatisiert wird. Vielleicht muss jemand mal sowas programmieren. Jedenfalls könnte man damit sehr genaue nachträgliche Darks machen.


    Fazit: man muss bei nachträglichen Darks genau wissen, was man tut.


    Hartwig

  • Hi Lothar,
    wie oben schon geschrieben - Darks macht man, um alles rauszurechnen, was auch auf einem total schwarzen Bild wäre (Chipfehler, Chipglühen durch Temperaturunterschiede etc). Die Darks haben allerdings auch ein Rauschen - das ist wichtig, denn wenn man von einem Rauschen ein anderes Rauschen abzieht, eliminiert man nicht das Rauschen, sondern schwächt es lediglich ab. Im dümmsten Fall ist auf dem Dark ein Pixel durch das Rauschen gerade so hell wie eine Struktur auf dem Light (weil sie eben so hell ist), dann eliminierst Du mit dem sofortigen Rauschabzug mal eben ein Detail.
    Daher sollte die Vorgehensweise sein: als erstes den Signal-Rauschabstand maximieren durch Stacken möglichst vieler Lights und Darks, bis beide quasi rauschfrei sind, dann diesen Darkframe vom Lightframe abziehen.
    Streng mathematisch gilt hier nämlich nicht Summe(Light-Dark) = Summe(Light)-Sume(Dark), weil der Wertebereich bei Light-Dark nach unten durch 0 begrenzt ist - beim Rauschabzug werden dadurch nämlich die hohen Ausschläge des Rauschens im Dark stärker abgeschnitten als im Light.
    DS, Holger

  • Hallo Ihr Vier,


    vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich glaube Euch das ja alles, was Ihr sagt (obwohl ich so einiges nicht verstehe); Ihr müsst mir auch keinen mathem. Beweis antreten.
    Ich habe jetzt verstanden, dass Darkframe und Rauschreduzierung zwei verschiedene Sachen sind und deshalb nicht als "besser" oder "schlechter" bewertet werden können. Deshalb formuliere ich meine Frage anders:


    Wie sieht ein optimales/richtiges Prozedere fürs Fotografieren aus?


    Zur Zeit nehme ich den Objektivdeckel ab und belichte 10-30 mal ca. 2-3 min Lightframes
    Nach jedem Lightframe wird eine genauso lange Rauschreduzierung aufgenommen.
    Gehe ich recht in der Annahme, vor dem ersten Lightframe, zwischendurch und nach dem letzten Lightframe einige (ca. 5-10) Darkframes aufzunehmen? Die werden dann im FITSwork zum Masterdark verarbeitet.


    Wan kommen die Flatframes und Offsetframes dazu?


    Die lange Zeit während der Belichtungsreihe macht mir nichts aus; habe an der Rockerbox meines 8"-Dobsons einen Bierflaschenhalter.


    Vielen Dank für eine Antwort


    Lothar

  • Lothar,
    wenn nach jedem Bild die Kamera die gleiche Zeit zur 'Rauschunterdrückung' pausiert, dann ist das keine 'Rauschunterdrückung' sondern der kamerainterne Darkframe-Abzug, der stattfindet.
    Ich bin keiner der Astrofotografen. Mein Verständnis von Darkframes beschränkt sich darauf:
    Entweder macht das die Kamera vor Ort (wie gerade beschrieben) oder man macht es händisch, vor und nach der Fotosession (mit gleichen Belichtungsparametern und (hoffentlich) gleichen Temperaturbedingungen um die Darks dann getrennt im Bildspeicher zu haben. Letztere füttert man dann beim Stacken 'als Darks' einfach mit ins Stackprogramm und lässt die Software dann werkeln.


    Flats arbeiten ähnlich wie Darks, nur dass man kein Dunkelbild will, sondern ein 'Flat', ein gleichmäßig mittelbelichtetes Bild, mit dem die Software dann diese Helligkeit kallibrieren kann. Die Pixel arbeiten jeder für sich nicht genau linear von dunkel nach hell. Flats ermöglichen damit die Bildung einer Kennlinie für jedes Pixel, mit der die Software die Helligkeit des Nutzbildes korrigiert.


    Das ist ähnlich wie die Vorwiderstände am Transistor, mit dem man den Arbeitspunkt des Transistors in Verstärkerschaltungen einstellt.


    Kompliziert, aber durch die Software gelöst, ist halt, dass jedes Dark, jedes Flat oder andere Testbild selbst Rauschen enthält. Je mehr Bilder man hat, desto mehr Rauschen lässt sich aber teilweise rausrechnen.


    Zum Rauschen (Signal-Rauschabstand):
    Allgemein gilt, dass sich Rauschen gemäß 1/Wurzel(Anzahl Bilder) verringert. z.B. Rauschen (1 Bild) = 100%, Rauschen (2 Bilder) = 71%, Rauschen(4 Bilder) = 50% etc.
    Alle Bilder, ob Nutzbild, Dark oder Flats, haben erst mal das gleiche Kamerarauschen intus, wenn sie gleich lang und bei gleicher Temperatur erzeugt wurden. Wenn die Kamera intern Darkabzüge macht halbierst du die Bildanzahl für die Software zum Rauschabzug, denn die Darks werden ja nicht extra gespeichert. Dafür sind sie aber zeitnah. Wenn man sie händisch macht, ist die Zahl der Bilder größer, aber man verliert u.U. die zeitnahen (temperaturgleichen Bedingungen).


    Übrigens,
    Kameras altern auchmit der Zeit, so dass es zwar hilft, sich eine Darkbibliothek aufzubauen. (Darks für alle möglichen Temperaturen und Belichtungszeiten), aber nicht über Jahre. Wenn mich jetzt nichts täuscht sind das dann die sog. Masterdarks. Soweit mir bekannt hilft da nur 'Ausprobieren', ob das Bild dadurch besser wird.


    Wenn man sich mit den mathematischen Rechenregeln vertraut macht (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Exponentialrechnung und Klammerregeln sowie mit Varianz/Standardabweichung), dann kann man auch abschätzen, wie das Rauschen sich entwickelt, wenn man Darks Bild für Bild abzieht oder erst summiert und mittelt und dann abzieht.


    Auf jeden Fall gilt: Darks und Entrauschen arbeiten pixelbasiert, benötigen also pixelgenaue Bilder. Die dürfen daher nicht verlustbehaftet komprimiert sein, nachgeschärft werden oder sonstwie manipuliert sein. Ausnahme, das reproduzierbare Zusammenlegen von Pixeln. Quasi als ob man mehrere Bilder ineinander liegend hätte. Dann wird aber einem auch klar, dass man durchs Zusammenlegen von z.B. 2x2-Pixeln wichtige Infos zur Rauschunterdrückung einerseits verliert, aber per Mittelung schon verringert hat. Sowas kann aber die Rechenzeit in der Nachbearbeitung massiv beeinflussen (was heutzutage aber an Relevanz verliert).


    Gruß


    PS:
    Wie erwähnt gehöre ich nicht zu den Astrofotografen, die mit viel Fingerspitzengefühl ihre Bilder nachbearbeiten. Leute, wenn ich da was falsch verstanden habe, korrigiert mich. Ich versuch's nur nicht zu kompliziert zu machen. Klar kann man Rauschen jetzt noch nach Ursache und Spektrum unterscheiden und gibt es noch weitere Methoden zur Bildinformationsgewinnung. Die Sache ist eh schon kompliziert genug.


    PPS: Inwieweit jemand zusätzlich 'Masken' nutzt, mit dem man fehlerhafte Kamerapixel maskiert, entzieht sich meiner Kenntnis. Grundsätzlich stecken die Infos dazu in den Darks (Hotpixel) und Flats (Coldpixel)

  • Hi Lothar,
    ohje, jetzt wird's aber spannend - einen kompletten Workflow zu beschreiben - hoffentlich mache ich da keine Fehler:


    Die kamerainternee Rauschreduzierung (das Bild gleich nach dem Lightframe) ist nur sinnvoll, wenn Du dieses Darkframe isolieren kannst und in Fitswork/DSS als Darkframe einlesen kannst. Der ideale Workflow sieht meines Erachtens so aus:


    Als erstes machst Du ein paar Bias-Frames wie Darks mit möglichst kurzer Belichtungszeit. Ist nicht unbedingt notwendig, weil das Bias ja auch in jedem Dark enthalten ist. Wird aber wichtiger, wenn Du unterschiedlich lange Aufnahmen kombinierst, weil das Bias in den Darks sonst ja mit skaliert würde und somit nicht komplett eliminiert.


    Du nimmst dann - sooft Du willst - immer abwechselnd ein Lightframe und ein Darkframe auf. Achte dabei darauf, dass Du immer den gleichen Abstand zwischen den Aufnahmen hast, weil das Rauschen von der Chiptemperatur abhängt und die wiederum von der Auskühlzeit zwischen den Aufnahmen. Die ersten Aufnahmenpaare verwirfst Du weil der Chip sich hier während der Langzeitbelichtungen erst noch aufheizt und seine Temperatur noch nicht konstant ist, in der Folge also die Darks noch nicht wirklich zu den Lights passen.


    Am Ende machst Du noch ein paar wenige Flatframes, ohne an der Fokussierung des Teleskops was zu ändern. Einfach beim Abbauu ein T-Shirt über die Öffnung spannen und mit dem Autoscheinwerfer ggf. indirekt drauf leuchten. Dabei solange belichten, dass das Bild nicht gesättigt ist und am Rand auch noch nicht auf 0 abgesunken.


    Als erstes mittelst Du dann die Biasframes zu einem Masterbias.
    Dann subtrahierst Du das Masterbias von allen anderen Aufnahmen.
    Dann mittelst Du alle verwendbaren Lights zum Masterlight - bei unterschiedlichen Belichtungszeiten nicht vergessen, sie zuerst auf die gleiche Belichtungszeit zu skalieren!
    Dann mittelst Du alle dazugehörigen Darks zum Masterdark - bei unterschiedlichen Belichtungszeiten nicht vergessen, sie zuerst auf die gleiche Belichtungszeit zu skalieren!
    Dann ziehst Du das Masterdark vom Masterlight ab.
    Dann mittelst Du die Flatframes und 'glättest' sie mit einem moderaten Gaußfilter von ein paar Pixel Halbwertsbreite - das Flat brauchst Du ja nur für die Helligkeitsschwankungen auf mittleren Skalen.
    Dann dividierst Du das Differenzbild aus Masterlight und Masterdark durch das Masterflat.
    Das entstandene Bild bearbeitest Du nach: Schwarz-/weisswert setzen, Gradationskurve, Farbkorrektur, Rauschfilter, Schärfen etc.
    DS, Holger

  • Hi Holger,


    das hast Du ziemlich griffig beschrieben.


    Nimmt man die einschlägigen Tutorials aus dem Web zu Rate würde ich das so ansetzen:


    Mittele für Bias, Dark und Flat immer 25 Aufnahmen unter exakt identischen Bedigungen, hintereinander weg fotografiert, zu Master-Bias, Master-Dark und Master-Flat.


    An diesen sind keine (!) Manipulationen auszuführen wie schärfen, glätten etc., die verletzten die Faltungsregeln. Denn streng mathematisch betrachtet ist die Bildkalibrierung eine Faltung, d.h. ein reversibler mathematischer Prozess bei dem Ausgangsdaten und Erzeugtes kalibriertes Rohbild ineinander überführt werden können.


    Dann der Aufnahmeprozess der Lights. Je Belichtungszeit, wenn Du die variierst, ein Masterlight gleicher Lights.


    Dann:


    ((Masterligh(s) - Masterbias) - (Masterdark(s) - Masterbias)/ Masterflat) = kalibriertes Rohbild


    Letzteres kann dann weiterbearbeitet werden.


    Bei der Erstellung von der Masterlight's, -dark's, -bias's und -flat's kann auch verdrizzelt werden, das verfeinert das Pixelraster und erhöht bei dem technisch immer gegebenen geringen Bildversatz die Präzision der Bildüberlagerung. Zudem eliminiert es nochmals Pixeleffekte. Allerdings um den Preis exponenziell wachsender Datenfluten ... Da hierbei nur das Motiv versetzt wird (... der Lights) verfeinert sich praktisch das Abtastraster. Es müssen nur alle Bilder wieder zueinanderpassen, damit das Verrechnen der Bilder geht. Manche Programme bieten dafür automatisierte Workflow's an (z.B. DSS), so dass man sich mit dem bearbeiten nicht manuell rumschlagen muss.


    Jörg

  • Hallo Beisammen,


    Kleine Temperaturunterschiede zwischen Dark und Science-Frames kann man ausgleichen indem man die Temperaturabhaengigkeit des Dunkelstroms in Silizium modelliert so dass das Dark besser 'passt'. Bei gaengigen CCD Bildverarbeitungsprogrammen wird sowas automatisch gemacht. (z.B. CCDStack)


    Vielleicht kann einer der DSLR Experten erklaeren, ob diese Moeglichkeit auch fuer DSLR Aufnahmen genutzt wird. Wenn bei den RAWs die Chiptemperatur mit abgespeichert ist sollte das gehen. Oder der Skalierungsalgorithmus schaut einfach nach wann das Dark am besten auf ein Science-Frame 'passt'.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Holger!
    Wann wird denn in Deinem Workflow registriert?
    Wahrscheinlich habe ich Deinen Workflow völlig
    missverstanden.


    Besonders unklar ist mir "das Mitteln der Lights" ohne
    vorher registriert zu haben? Ich dachte immer
    die Lights müssen zuerst kalibriert, registriert und dann erst
    gemittelt werden. Oder ist Dein Workflow nur für Strichspuraufnahmen
    gedacht?


    Hast Du irgendwo ein Bild dass Du mit diesem interessanten Workflow bearbeitet hast?


    Aloha
    Gerald

  • Hallo Gerald,


    kanst du mir sagen, welche Aktion sich hinter den Begriffen 'registriert' und 'kalibriert' verbirgt?
    Diese Begriffe sind mir in dem Zusammenahang im Gegensatz zu den von Holger verwendeten nicht bekannt.
    Mit welcher Software arbeitest du?


    Gruss
    Günter

  • Hallo Günther!
    Wenn ich Registrieren schreibe dann meine ich
    jedes einzelne Light extra aufgrund der Sterne und anhand eines
    Referenzbildes zu verschieben, verdrehen und eventuell geometrisch zu skalieren
    bis alle Sterne auf jedem Bild deckungsgleich sind.
    Üblicherweise veraendert sich die Sternposition von einem
    Light zum Anderen da die Montierung entweder nicht 100% genau nachgeführt werden kann, oder man absichtlich die Aufnahmeposition minimal verschiebt.


    Wenn ich Kalibrieren schreiben, dann versteh ich darunter die
    Arbeitsschritte Biasabzug, Darkabzug und Flatfieldivision.


    Als Bildbearbeitungssoftware verwende ich PixInsight.


    Aloha
    Gerald

  • Ja, aber....
    D.h. also Holger registriert(verschiebt) erst die Rohbilder/Lights,
    mittelt sie dann und zieht dann die Darks ab??
    Macht er das wirklich auf den Rohbildern?
    Ich kenn mich nicht mehr aus - irgendwas ist an diesem
    Workflow für mich nicht stimmig oder ich verstehs noch immer nicht.
    Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters ist das leicht erklärbar - aber verstehen möcht ichs trotzdem. Danke für Eure Hilfe.
    Wie gesagt, ein fertiges Bild mit diesem Workflow würde
    einem alten Menschen sicher helfen zu verstehen.


    Aloha
    Gerald

  • Hallo


    man muß höllisch aufpassen was man wo abzieht,
    es ist ein Fehler vom Light das Bias und das Dark abzuziehen, das Bias ist schließlich im Dark mit enthalten, und doppelt abziehen führt wieder zu fehlern.
    man erstellt ein Maserbias, das zieht man wenn man Darks hat nur von den Flats ab, manche Programme nennen das auch Flatdark. Das spricht eigentlich dafür die Flatdarks mit der selben Zeit zu erstellen wie die Flats.
    Von den Lights zieht man nur die Darks ab, man kann dann noch wenn nötig eine Hotpixelkorrektur drüber laufen lassen, und dann werden die gemittelten Flats von denen man die Flatdarks abgezogen hat dividiert.
    Klingt kompliziert ist es aber eigentlich nicht.


    Gut ist wenn man beim aufnehmen der Lights dithert


    bei der 450D müsste man mit DarkLibrary die Temperatur und andere Aufnahmeparameter auslesen können,
    das hilft Darks mit passender Temperatur und Iso Einstellung zu finden, die B3elichtungszeit kann man man durch multiplizieren der Pixelwerte anpassen, gut ist dabei wenn auf den belichteten Darks keine völlig gesättigten Hotpixel sind.
    Das ist aber nur eine Hilfe wenn die Zeit mal nicht für Darks reicht, weil im Prinzip bekommt man dabei Probleme mit dem im Dark vorhandenem Bias. Ob es in dem Fall Sinn macht Bias vorher von Dark und Light abztuziehen kann ich nicht sagen, dafür müsste das Bias auch relativ konstant sein.


    Das muß alles auf den nicht debayerisierten Rohbildern erfolgen, erst danach kann in Farbe ungewandelt und gestackt werden.


    Probiere das am Besten mit Einzelbildern in Fitswork, dann wirst du sehen wie es wirkt. Dazu einfach ein Light ein Dark ein Flat und ein Flatdark öffnen, ist das dann schon Farbig stellst du in den Einstellungen zu öffnen erst mal das automatische in Farbe umwandeln ab.
    Man erreicht daselbst mit den ungemittelten Einzelbildern schon erstaunliche Ergebnisse die klarmachen wie es funktioniert.


    Viele Programme bieten auch ein normalisieren des Flats an, sollte man besser auch benutzen.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank!
    Was Du schreibst ist völlig klar und verständlich.


    Was mich irritiert hat waren die von Jörg und Holger
    verwendeten Bezeichnungen "Masterlight".[?]
    Ich weiss noch immer nicht was das ist. Was ist der Unterschied zwischen einem Masterlight und einem Light?
    Weiters differiert Dein meiner Meinung nach richtiger Workflow ja
    wesentlich zu Holgers Workflow wie ich ihn verstanden habe.
    ER registriert die Lights vor dem Mitteln(oder auch nicht), mittelt sie dann
    zu einem Masterlight und und zieht dann MasterDarks ab bzw. dividiert mit
    den Masterflats. Diese Technik ist neu für mich und ich möchte sie so wie Deine auch verstehen.


    Aloha
    Gerald

  • Hallo


    manchmal merke ich es auch nicht, aber die Abzüge müssen Pixelgenau gemacht werden, das ist im Summenbild nicht mehr gegeben, schlimmer noch, bevor man ein Summenbild erstellt müsste man die Bayerbilder in Farbe umwandeln, dann ist schon kein Pixelgenauer abzug mehr möglich.
    Masterlight ist mir nicht geläufig, eigentlich nur Summenbild oder manchmal auch Referenzbild was man angibt um die restlichen darauf auszurichten.
    wie gesagt in Fitswork mit Einzelbildern das Prozedere testen, man sieht ja dann ob und wie es wirkt, die Schrittfolge bleibt vom mitteln der Bias Darks und Flats dann gleich. die Korrekturbilder erstellt Fitswork aber auch automatisch in einem Menü auswählbar, lediglisch das Öffnen und normalisieren des Flats sollte man noch machen.


    noch einfacher geht es in Regim, DSS sollte es auch können, hat aber bei mir manchmal geschwächelt. Aber egal man muß das mal von Hand gemacht haben um es zu verstehen und abschätzen zu können ob automatische Programme mit dem Material zurechtkommen, oft genug geht Handarbeit besser.


    Gruß Frank

  • >Vielleicht kann einer der DSLR Experten erklaeren, ob diese Moeglichkeit auch fuer DSLR Aufnahmen genutzt wird. Wenn bei den RAWs die Chiptemperatur mit abgespeichert ist sollte das gehen. Oder der Skalierungsalgorithmus schaut einfach nach wann das Dark am besten auf ein Science-Frame 'passt'.<


    Letzteres macht DSS, und man sollte das so machen, wenn man externe Darks verwendet. Dann müssen die Temperauren nicht 100% genau passen. Wenn aber der Temperaturunterschied ZU groß wird (mehr als 5-7 Grad), merkt man, dass es nicht mehr ordentlich funktioniert.


    Und ja: Man macht ein Masterdark und zieht dieses von jedem Einzelbild ab.



    Hartwig

  • Hallo


    bei den Darks sollte die Iso Einstellung und die Chiptemperatur stimmen, so +-3° kann man noch gut benutzen.
    Die Belichtungszeit lässt sich im Gegensatz zu allem Anderen besser scalieren. Ich mache oft Belichtungen von 15-20min, da hat man selten Lust und Zeit noch wenigstens 5 Darks mit dieser Belichtungszeit zu machen.


    Gruß Frank

  • Hallo zusammen,


    man darf nicht vergessen, dass jedes (Master-)Bild beim Kalibrierungsvorgang (Bias, Dark, Flat) immer Rauschen hinzufügt. Desshalb gilt hier - genau wie für Lights - je mehr, desto besser (mit bekannter Wurzel(2)-Regel). Bei Darks ist das wg. des Zeitaufwandes ärgerlich, desshalb ist es einen Versuch wert ganz auf Darks zu verzichten, da zB Kappa-Sigma-Clipping in Verbindung mit leicht gegeneinander verschobenen (geditherten) Aufnahmen fehlerhafte Pixel/Zeilen/Spalten schön rausrechnet.



    Es gibt einen wunderbaren Artikel von Harald Tomsik auf den VdS-Seiten, wo der allgemeine Kalibriervorgang sehr verständlich zusammengefasst ist:


    http://astrofotografie.fg-vds.de/artikel/pdf/Kalib_1-2.pdf


    Einen schönen Samstagnachmittag wünscht
    Mario

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