Atlas für Himmelsbeobachter neue (4.) Auflage

  • Hallo Forumgemeinde,


    da ich seit einigen Tagen Besitzer der neuen Auflage des "Atlas für Himmelsbeobachter" von <i>Erich Karkoschka</i> bin, dachte ich, eine kleine Rezension könnte Euch - besonders im Vergleich mit der alten Auflage von '97 - interessieren. Leider lief die Leihfrist für die alte Ausgabe aus der Bibliothek vor einer Woche ab, sodass ich die Auflagen nicht direkt nebeneinander legen konnte. Dennoch glaube ich, einen halbwegs passablen Vergleich liefern zu können.


    Zunächst mal Entwarnung: Ich hatte befürchtet der Kosmos Verlag hätte im Zuge seiner neuen Marketingstrategie den alt bewährten "Karkoschka" verschandelt. Die Schlagzeilen auf dem neuen, richtig bunten Cover, 250 Objekte: "Jetzt mit <b>Fotos aller Objekte</b>" machte mir doch etwas Angst. Glücklicherweise ist die Neuauflage erstaunlich nah an der alten geblieben.


    Als aller erstes fällt die neue Gestaltung des Covers auf, dessen Hintergrund eine farbenprächtige Aufnahme des Lagunennebels M8 bildet. Neben dem altbekannten Titel zieren werbewirksame Schlagzeilen (s.o) und kleine Aufnahmen von M13, M51 und M27, den Paradeobjekten im Deepsky-Bereich. Die Gestaltung der Umschlaginnenseiten ist dagegen gleich geblieben: Vorne die bekannte Aufnahme des Orionnebels, nachwievor etwas blass, hinten die Übersichtskarte des Nachthimmels mit Verweis auf die Sternkarten im Katalog.
    Die meines Erachtens nach geniale Einleitung des Buches wurde komplett aus der alten Auflage übernommen, wobei lediglich einige Fehler überarbeitet wurden. Daher bietet der neue Karkoschka sowohl Einteigern als auch Fortgeschrittenen eine kompakte, aber umfangreiche Einführung in die astronomische Begriffswelt, sodass man nach der Lektüre des ersten Teils über "Grenzgrößenbestimmung", "absolute Helligkeit" und "Adaption" ausreichend informiert ist.
    Der Aufbau des Katalogteils ist ebenfalls identisch geblieben. Das bewährte Format wurde beibehalten: links die tabellarische Auflistung der Objekte, die knappe - oft zu positive - Beschreibung ihres Anblicks im Amateurteleskop und die Lister von Sternen und Doppelsternen; rechts die schwarzweiß Karte der Himmelsregion mit Übersichtskarten, die man auch bei Nacht im Rotlicht bequem lesen kann. Die Angaben zu Veränderlichen sind zwar aktualisiert worden, fallen aber weiterhin sehr knapp aus. Dies ist aber kein Manko, weil man auf diesem Gebiet er Periodika anstelle eines Atlanten bzw. Katalogs konsultieren sollte. Positionen und Entfernungen der Sterne sind dort, wo nenenswerte Veränderungen auftraten (Abstands- und Winkeländerungen bei Doppelsternen, Eigenbewegung [v.a. Barnards Stern], etc.) auf den neusten Stand gebracht. Außerdem wurde der Katalogteil durch einige interassante aber knappe Anmerkungen (z.B. zum Messier-Marathon) ergänzt; diese stellen jedoch keinen wirklichen Gewinn dar.
    Im Gegensatz zur alten Auflage folgt auf den Karten-/Katalogteil in der neuen Auflage nicht der Verzeichnisteil sondern eine Zusammenstellung von Photographien der 250 vorgestellten Deepsky-Objekte. Das Bildmaterial stammt aus dem Digital Sky Survey, sodass die helleren Nebel völlig überbelichtet sind. Überhaupt vermitteln die Aufnahmen nur einen ziemlich schlechten Eindruck der Objekte, selbst Amateure können bedeutend bessere Aufnahmen selbst anfertigen. Man denke nur an die Aufnahmen von nafpie und DanielM, wenn die beiden auch wohl kaum mehr als Amateure durchgehen... [;)]
    Außerdem sind die Bilder im neuen Karkoschka ziemlich klein (acht pro Seite), sodass sie nur ein vagen Eindruck der Objekte selbst vermitteln können. Visuell zeigen viele Objekte in kleinen Teleskopen, wie dem meinigen, aber immernoch weniger als auf diesen Aufnahmen...
    Der neue Karkoschka endet wie gewohnt mit einem Verzeichnis aller Katalogeinträge, dem man dank der Extratabellen auch entnehmen kann, wer die Rekordhalter unter des Objekten in Punkto Helligkeit, Größe, Entfernung, etc. sind. Das Verzeichnis periodischer Meteorströme ist - da es sich hier um einen Katalog handelt - ziemlich dürftig und nicht wirklich zu gebrauchen. Auch hier sei auf entsprechende Periodika und Jahrbücher verwiesen. Ähnlich knapp gehalten ist das Kalendarium von 2004 bis 2022, das bei Merkur nach wie vor keine Kunjunktionen und Transite auflistet, aber zur einfachen Berechnung des julianischen Datums geeignet ist.


    Fazit: Der Karkoschka bleibt was er ist: Ein guter Einstieg in die Deep-Sky Beobachtung. Wer bereits im Besitz der alten Auflage ist, und nicht auf die Korrekturen der Doppelsterndaten und einiger Sternpositionen angewiesen ist, kann getrost seinen Atlas für Himmelsbeobachter behalten und den neuen im Laden liegen lassen. Denen, die einen Atlas und Katalog für den DeepSky Einstieg suchen, kann auch der neue Karkoschka uneingeschränkt empfohlen werden. Schließlich muss man für den überflüssigen Phototeil nichts bezahlen, da der Preis weiterhin bei 17,50 Euro leigt.


    Clear skies,
    Patrick

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