Einstellungen PHD-Guiding bei CGEM

  • Hallo liebe Astro-Freunde,


    ich bin vor kurzem in die Deep-Sky-Fotografie mit einer Canon 1000 d eingestiegen. Ich nutze dabei ein C 11 auf einer CGEM. Leider bereitet mir PHD etwas Kopfzerbrechen, da mir insbesondere die Dekl. mal nach unten und mal nach oben ausbricht - auch mit veränderten Werten....


    Hat jemand für die CGEM Referenzeinstellungen, die er hier einmal posten mag?


    Bsp.: Habe heute auf M 42 nachgeführt. PHD arbeitet bei den Grundeinstellungen RAAgr. 80, RA Hy 10 Max. Dec 100, Calib. 300 gut - keine Probleme - saubere Kurven. Im Anschluss Testweise M 35 angefahren. Dekl.-Kurve driftet nach oben ab. Auch eine Veränderung der Werte in der Monti (schrittweise red. bis runter auf 10 % bei Dekl. hilft nicht - ebensowenig dec slope weight runter auf 1.00). Weiß jemand Rat oder hat jemand Erfahrung hiermit? Letzte Woche war es auch bei einer genauen Polausrichtung anders herum (Drift nach unten).


    P.S. die Anleitung unter "funnytakes" habe ich.....


    Beste Grüße

  • Hallo Jonny,


    schalte doch mal die nicht benötigte Korrekturrichtung in DEC ab, denn das hört sich nach Rühren im Getriebespiel an.


    ps:
    die erforderliche Geduld, bis die Guidingpulse nach Objektwechsel wieder greifen ist dir geläufig (bei ungünstiger DEC-Anfahrrichtung zum Objekt)?
    Das können viele viele Sekunden sein, abhängig vom Getriebespiel und der Guidinggeschwindigkeit.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Günter, Danke für den Beitrag - ist gut möglich, denn hin und wieder meldet mir das Programm, dass aufgrund geringer Drift die Dekl.-Nachführung deaktiviert wird.


    Welche Gründe hat dies: Polausrichtung zu genau? -i. d. R. richte ich per Polsucher aus. Auf Dauer ergibt sich über mehrere Minuten aber schon eine Abweichung in Dekl.. Oder sollten die Achsen mehr einseitig belastet werden (Ausgleich Getriebespiel?)

  • Hallo Jonny,


    Wenn die Kalibrierung bei PHD nicht immer klappt, liegt das am Schneckenspiel in DEC.
    Das Schneckenspiel in RA ist völlig egal, da diese Schnecke nie rückwärts läuft.
    Du kannst dann erst mal die Calibration steps erhöhen (z.B. verdoppeln) oder du schaust mal nach deiner DEC-Schnecke, vielleicht kannst du das Spiel etwas verringern.


    Aber wie schon geschrieben, auch das Spiel in DEC ist beim Guiden kein Problem, wenn du die nicht benötigte Guidingrichtung abschaltest, also im Graph nicht Auto, sondern North oder South wählst (abhängig von der aktuellen Polausrichtung).
    Probier doch das mal aus, bevor wir weiter theoretisieren.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Jonny,
    hallo Günter,


    ich kämpfe auch schon seit einiger zeit mit der Drift in DEC. Ein Heilmittel habe ich noch nicht gefunden. Änderungen der Parameter in PHD haben mir bis jetzt nicht groß geholfen.


    Milderung habe ich bisher nur erfahren, in dem ich die Anti-Backlash-Werte für Dec drastisch erhöht habe. Die Drift kam dann auch aber nicht kurz nach Start des Guidings.


    Dann habe ich auch festgestellt, dass das Phänomen sich temperaturabhängig stärker oder schwächer bemerkbar macht. Damit will ich sagen, dass ich bei höheren Temperaturen mit niedrigeren Anti-Backlash-Werten besser zurechtgekommen bin.


    (==>)Tommy
    versuche in PHD das manuelle Guiding. Hier kannst Du auch bei Tag feststellen wie schnell die Montierung auf Tastenbetätigungen der Handsteuerung reagiert. Das geht am besten in dem Du ein entferntes Objekt anvisierst, zur Kontrolle eignet sich dann ein Fadenkreuz Okular oder eine Webcam/Guiding-Cam.


    Bin Gespannt wie es weitergeht?


    Gruß, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    was meinst du mit "Anti-Backlash-Werte für Dec" ? Welcher Parameter ist das?
    Ich verstehe nicht, warum du in DEC überhaupt Getriebespielprobleme bekommst.
    Wenn du NUR die erforderliche Korrekturrichtung freigibst, gibt es kein Getriebespielproblem.


    Aber Achtung: Beim Guidingstart kann es u.U. lange dauern, bis die Korrektur greift.
    Bei den (korrekt eingestellten) kurzen Korrekturimpulsen kann lange dauern, bis die Schnecke zum ersten mal greift.
    Das Guiding scheint dann solange nicht zu funktionieren. Bei mir kann das Minuten dauern.
    Ich helfe da immer mit kurzen Handsteuerboximpulsen nach, bis ich sehe, dass die Schnecke greift.


    Leute mit hochwertigen Montierungen werden sich jetzt vielleicht wundern, aber meine nachträglich mit Motoren ausgestattete kleine NP hat nun mal mechanische Unzulänglichkeien.
    Ich habe damit aber keine Probleme, ich weiss ja, wie ich deren Zicken umgehen kann.
    Die (quasi-)stationäre EQ6 ist da schon viel besser, da brauche ich solche Tricks nicht.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Günter,


    ich bin da halt noch Anfänger und weiß jetzt nicht so recht wie ich dir antworten soll. Ich habe das Gefühl, dass Korrekturimpulse für DEC bei mir ins leere laufen. Mit der zeit schauckelt es sich immer weiter hoch.


    So wie ich Dich verstehe sollte ich in PHD die Korrektur für DEC ganz abschalten?!


    Gruß, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    nein, nicht ganz abschalten, sondern nur die nicht benötigte Korrekturrichtung deaktivieren.
    Das machst du im Guidung Setup unter 'DEC guide mode' = 'North' oder 'South' und nicht 'Auto' oder besser
    während dem Guiding im Graph (->tools ->enable graph, Lasche unten rechts auf 'North' oder 'South')


    Wenn die Kalibrierung bei PHD Schwierigkeiten macht, dann gibst du die Parameter eben selbst vor und verzichtest auf die Kalibrierung.
    Dazu musst du zuerst die Guidingkamera so drehen, dass Ost-/Westkorrekturen der Handbox im Bild waagrecht und Nord-/Südkorrekturen senkrecht laufen.


    Dann gibst du unter "->tools ->enter calibration data" folgendes ein:


    RA rate: z.B. 0.005 (entspricht Korrekturwert in RA=0,005 Pixel Abweichung pro Millisekunde Korrekturimpuls in RA)
    DEC rate: z.B. 0.005 (entspricht Korrekturwert in DEC=0,005 Pixel Abweichung pro Millisekunde Korrekturimpuls in DEC)
    RA angle: 0.0 oder 3.142 (entspricht Kameraorientierung in RA=0° oder 180°)
    DEC angle: 1.571 oder -1.571 (entspricht Kameraorientierung in DEC=+90° oder -90°)


    Wenn die Korrekturrichtung falsch herum ist, das Objekt langfristig also wegläuft, dann tauscht du die Kameraorientierungswinkel 0.0/3,142 in RA oder 1.571/-1.571 in DEC.



    Die Wirkrichtung des Guiding und auch die Grösse des Backlash in DEC lässt sich übrigens gut auch bei Schlechtwetter und/oder bei Tag in der Wohnung testen:
    Du musst nur die Nachführung abschalten (siderisch->terrestrisch), dann bei PHD die Kalibrierwerte manuell eingeben (siehe oben).
    Dann stellst du die Guidingkamera auf irgendeine Strassenlampe oder einen Reflex im Zimmer scharf.
    Wenn du das Guiding dann startest und das zentrierte Objekt mit der Handbox um 1-3 Pixel verschiebst (im Graph beobachten, Objekt wandert um 1-3 Linien nach oben oder unten), dann siehst du, wie das Guiding das Objekt wieder zentriert, wenn deine Kamerawinkelparameter korrekt eingegeben wurden.
    Ausserdem siehst du, wie lange es dauert, bis das Guiding das Getriebespiel überwunden hat (waagrechte Linie im Graph, wie schon beschrieben ist das aber beim realen Guiding egal).


    In DEC ist diese Simulation realistisch, in RA stimmt sie nicht mit dem realen Guiden überein, da du jetzt das RA-Getriebespiel siehst, was beim realen Guiden nicht auftritt, da der RA-Motor dann ja immer in dieselbe Richtung läuft.



    Gruss
    Günter

  • Hallo Günter,


    du scheinst ja ein Meister zu sein. das hört sich alles genial an, Du scheinst die Innereien einer Montierung genau zu kennen, Hut ab!
    Ich danke Dir recht herzlich für Deine Ausführungen!


    Nachtrag:
    Vielleicht noch eine Anmerkung. Ich nutze eine ALCCD5 für das Guiding und musste feststellen, dass das Guiding über den ST4-Port oft nicht so gut läuft. Stelle ich eine Verbindung über die Handsteuerung über Ascom her gibt es keine Probleme. Reagiert die Montierung über den ST4-Port noch feinfühliger?



    Mal schauen ob ich damit zu recht komme, ich muss mir das erstmal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen!?


    Melde mich dann wieder!


    Gruß, Wolfgang

  • HI,


    also ich hatte bei meiner CGEM auch immer mal wieder einen hälftigen Ausbruch auf DEC war aber nicht nachvollziehbar mal ist es super gelaufen am nächsten Objekt hats wieder Stress gemacht.


    Deshalb habe ich die letzte Regenperiode genutzt die DEC-Achse zu zerlegen und mir die Lager anzuschauen. Dabei hab ich festgestellt das hintere Kegelrollenlager auf DEC läuft extrem ruckelig.


    Inzwischen hab ich da ich halt dabei die Montierung komplett zerlegt und alle Lager getauscht. Das schlechteste Lager war aber das Kegelrollenlager an DEC. Wenn du mit den Einstellungen in PHD nicht weiterkommst kannst du das ja bei deiner CGEM auch mal prüfen.


    Gruß
    Carsten


    PS: ST4-Port hatte ich auch mal versucht war aber auch nix über Ascom läufts halt einfach ;)

  • Hallo Carsten,


    vielen Dank für Deinen Hinweis.
    Ich bin nicht so der Hobby-Handwerker. Ein wenig ist schon muss. Die Montierung zerlegen weiß ich nicht, aber Dein Tipp ist erstmal Gold wert.


    (==>)all
    Gestern hat sich nach einem Schwenk von M42 auf NGC2244 die Drift von unten nach oben verlagert!
    War ein ganz ganz sachter Sinkflug, Das Guiding für meine Aufnahmen a 300s funktionierte. Dieser Sachte Sinkflug in der PHD-Kurve hatte keinen großen Einfluss auf die Aufnahmen?!


    Gruß, Wolfgang

  • Hallo,


    komme gerade wieder vom "Testguiden" rein-Himmel ist leider wieder dicht.


    Mit dem Guiden klappt es leider immer noch nicht so recht, obwohl ich vorhin mit M 45 zunächst gut klargekommen bin.


    Ich habe zwischenzeitlich alles probiert, unterschiedliche Werte im Programm und in der Monti. Leider kann ich ebenfalls keine Veränderung beobachten, was die Theorie des Getriebespiels bestätigt.


    Nur: vorhin lief das Guiding gut - Geräte kalibriert, Stern wandert aus, wird wieder in beiden Achsen sauber zentriert - schöne Amplituden. Dabei musste ich auch nicht lange warten, bis die Dekl.-Achse griff.... Beim nächsten Objekt funktionierte dann wieder gar nichts mehr.


    Ich werde den einen oder anderen Tipp noch einmal aufgreifen - nur die CGEM wollte ich erst noch nicht zerlegen..... :)


    - mehr Geduld aufbringen, wenn die Kurve wieder abdriftet
    - etwas mehr Ungleichgewicht auf die Achsen bringen
    - über die Tasten direkt die Dekl.-Achse ansteuern, bis sie anspringt
    - einheitliche Kameralage


    Habt Ihr sonst noch einen Tipp?

  • Hallo Jonny,


    "unterschiedliche Werte im Programm und in der Monti"


    welche Werte meinst du denn? Normalerweise machst du bei PHD die Kalibrierung und legst los. Ich schalte dann nur noch die nötige DEC-Richtung frei, das wars.
    Welche Werte verstellst du z.B. an der Monti?
    Am besten, du zeigst uns mal den PHD-Graph der ersten 500 Frames nach dem Guidestart.
    Dann sind noch die Guidecam- und Guidescopedaten wichtig.
    Interessant sind auch noch die bei der PHD-Kalibrierung ermittelten Guide-Parameter. Diese 4 Werte (RA rate, DEC rate, RA angle, DEC angle) kannst du bei ->Tools ->Enter calibration data auslesen (immer nur mit ->ok bestätigen).


    Gruss
    Günter

  • hi,


    also beste Ergebnisse hatte ich mit RA=85 DEC=450
    Am Anfang hatte ich auf DEC immer Werte so zwischen 50-150 versucht bist mir der Kragen geplatzt ist habst dann halt mal hochgeknallt ;)
    So ist eigentlich recht gut gelaufen bis auf gelegentliche aber dann hälftige Abweichungen.


    Leitrohr 9x50 Sucher mit Webcam S/w ccd 0.2 Sek


    Neue Werte nach der Überholung konnte ich noch nicht ermitteln (Wetter)


    Gruß
    Carsten

  • Hallo Carsten,


    diese beiden Werte sind wenig aussagekräftig.


    RA agr ist nur ein Faktor, mit dem der eigentliche RA-Guide-Parameter (RA rate) nachträglich feinjustiert werden kann. Ohne gleichzeitige Angabe dieser RA rate ist der Wert also nichtssagend.
    PHD ermittelt die RA rate beim Kalbrieren, zusammen mit der DEC rate und den Richtungsvektoren RA angle und DEC angle.
    Und MX dec ist nur die maximal zulässige Korrekturzeit in DEC. Das Guiding in DEC definiert aber der Parameter DEC rate. Ich stelle MX dec immer deutlich grösser als der längste DEC-Puls beim normalen Guiden ein, also brauche ich MX dec beim Guiden überhaupt nicht.


    Gruss
    Günter

  • Hallo liebe Astofreunde,


    habe mir die letzten kalten Nächte-mal wieder-mit dem Guiding beschäftigt. Nach anfänglichen Erfolgen stellten sich wieder ein paar Misserfolge ein. Die Resultate seht ihr unten. Ich bin wie folgt vorgegangen: Leichtes Ungleichgewicht in die Achsen gebracht, Guidingstern ausgewählt und Drift beoabachtet (mit Bullseye). Im Anschluss daran habe ich dann die Dekl.-Achse auf "Vorspannung" gesetzt, in dem ich über die Handbox das Getriebespiel möglichst ausgeglichen habe, damit dann sofort das Guinding anschlägt. Die ersten Ergebnisse waren soweit in Ordnung. Lasst Euch aber nicht von den Kurven irritieren - zeitweise haben wir hier im hohen Norden starken Ostwind, der das ganze System an die Grenze des Möglichen bringt.....


    M45 zu Beginn, Guiding läuft, Stern bleibt zentriert:



    M 35 im Anschluss, Guiding läuft, Stern bleibt zentriert:



    M 35 zwei Stunden später, andere Seite des Meridians:



    und nochmals das gleiche Spiel bei M 45, nunmehr auch auf der Westseite....


  • Hallo Schinski,


    der Graph sieht ja furchtbar aus. Bei üblichen Guidingbrennweiten darf der Auschschlag nicht so hoch sein.
    Wenn die Ursache für das Zittern der Wind ist, dann vergiss das Guiding, das Fotografieren macht dann eh' keinen Sinn.


    Zu deinem Graph hätte ich ein paar Fragen:
    Welche Guidecam nutzt du ?
    Mit welchen Guidingparametern RA rate, DEC rate, RA angle und DEC angle arbeitet PHD (=Ergebnis der Kalibrierung)?


    Erst mit diesen Werten kann man den Graph beurteilen.


    Gruss
    Günter

  • ups, das ist aber so nicht gut.
    Ich hatte gestern meine ziemlich schlampig aufgestellt um einige tests zu machen und hatte höchsten Ausschläge von einem halben Kasten nach oben und unten.


    Guidecam und Leitrohr wäre mal interessant oder benutzt du ein OAG?


    Nehme mal an du hast das C11 drauf gehabt hast du es mal mit dem C8 versucht? Nur mal so interessehalber.


    Gruß
    Carsten

  • Hallo zusammen,


    versteht Ihr mich jetzt? Ich könnte schon manchmal verzweifeln... Nein, ich hätte natürlich bei den Bedingungen nicht fotografiert - keine Frage. Nur nutze ich derzeit jeden freien Himmel, um mich mehr und mehr mit den Komponenten auseiander zu setzen. Genutzt habe ich das C 11. Die einzelnen Werte habe ich jetzt leider nicht mehr drauf. Komisch ist ja allerdings, dass es einmal funktioniert und dann wieder nicht. Die CGEM hat als solches in beiden Achsen kaum Spiel. Heute habe ich noch kurz auf Jupiter gehalten (also ohne Guiding) - und bei 5600 mm Brennweite ist er mit Webcam kaum ausgewandert, so dass es an der Monti bzw. der Einnordnung kaum liegen kann. Sollte ich vielleicht auf eine anderen Software umsteigen (auch wenn diese wahrscheinlich die Parameter nicht ändern würde....)


    P.S. Guiding Cam war die Meade DSI II im OAG


    Beste Grüße

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