Drei-Achsen Montierung

  • Liebe Sternfreunde,


    ich bin nach einer Pause von über 30 Jahren wieder in die Amateur-
    astronomie eingestiegen. Von Beruf bin ich Diplommathematiker, 55
    Jahre alt.


    Meinen 4" f/10 Lichtenknecker Newton habe ich schon vor vielen
    Jahren verkauft (leider). Jetzt habe ich einen 8" f/6 Skywatcher
    Newton gekauft. Mit der Optik (GSO?) bin ich zufrieden aber die
    Montierung, wenn man das überhaupt so nennen kann, ist Schrott.


    Ich habe dank vieler Hinweise/Anleitungen hier im Forum und auch
    sonst im Internet ein paar Verbesserungen angebracht aber ich möchte
    doch eine stabile Montierung, die ausdrücklich nicht transportabel
    sein muss/soll, bauen.


    Mit der reinen Alt/Az Konstruktion hat man ja das Problem der
    "Zenitkatastrophe" - die Rotationsgeschwindigkeit geht gegen unendlich
    bei Annäherung an die eine Rotationsachse (hier: senkrechte Achse).
    Diese Singularität lässt sich nicht beseitigen, aber verschieben.
    Mit drei Achsen kann man sich aussuchen, in welcher Richtung die
    Singularität liegt. Mit einer parallaktischen Montierung vermeidet
    man die Singularität auch nicht (hier: Polrichtung) aber es ist
    egal, man 'dreht einfach weiter' um die Stundenachse.


    Meine Frage deshalb: hat jemand von Euch eine 3-Achsen Monti gebaut?


    Ich muss dazu sagen, dass ich nur über normales Handwerkszeug verfüge,
    also keine Drehbank, Fräse, etc. Ausserdem verfüge ich nicht über
    so viel Geld, dass ich mir alles bauen lassen könnte oder 'von der
    Stange' kaufen könnte. Ich bastle aber gern, auch, seit kurzem wieder
    Elektronik, und möchte alles im Selbstbau schaffen.


    Danke im Voraus,
    -- Michael

  • Hallo Michael,


    erst mal herzlich willkommen hier auf Astrotreff. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit der reinen Alt/Az Konstruktion hat man ja das Problem der
    "Zenitkatastrophe" - die Rotationsgeschwindigkeit geht gegen unendlich
    bei Annäherung an die eine Rotationsachse (hier: senkrechte Achse).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das verstehe ich nun nicht ganz was du damit sagen willst. Ich nutze eine azimutale Montage- einen als Dobson montierten 12" Newton. Und egal wohin ich den ausrichte- eine "unendliche Rotationsgeschwindigkeit" hab ich nirgens. Auch bei annähernd zenitnaher Stellung laufen die Sterne gleichmäßig schnell (oder langsam- je nach Vergrößerung) durch das Blickfeld und nachführen per Hand ist kein Problem.


    Eine 3-achsige Montierung- was sollte die besser können als die üblichen parallaktischen? Ist die Polachse halbwegs eingenordet dann ist die Nachführgeschwinigkeit für die RA-Achse (Rektaszensionsachse) immer gleich groß, egal wohin das Teleskop gerade zeigt.


    Welche Montierung war denn zu dem 8" f/6 dabei? Falls es eine EQ-3 ist dann ist die schlichtweg zu schwach ausgelegt- es sollte wohl mindestens eine EQ-5 sein, besser HEQ-5, dann hättest du noch Reserven für zusätzliche Sachen.


    Skywatcher stammt von Syntha, ist also keine Optik von GSO.


    Gruß
    Stefan

  • Michael,
    meinst Du die Bildfeldrotation, die man bei Alt-Az hat?


    Oder meinst Du, dass man in bestimmten Situationen bei parallaktischer Montierung besser 'umschwenkt', damit man mit den Teilen (Untere Teleskophälfte, Gegengewichtsstange) am Stativ nicht anschlägt.


    Die Nachführung jedenfalls kennt keine 'Singularität'. Im Zenit muss doch nur die Alt-Achse weiterdrehen wie gewöhnlich. Die Az-Achse tut eigentlich nichts. Vorher steht die quer zur Tangentialrichtung des Sterns, dessen Großkreis im Zenit verläuft. Danach immer noch.


    Gruß

  • Hallo Namensvetter,


    zunächst denke ich, in der Theorie ist es eigentlich noch etwas schlimmer:
    In der Umsetzung sind die beiden Drehachsen nur annähernd orthogonal,
    folglich ist ein Winkelbereich um die Pole herum gar nicht erreichbar.
    Weiterhin hat die Deutschen Montierung eine Unstetigkeit der Abbildung von Himmels- auf Montierungskoordinaten, da der Meridian nicht durchfahren werden kann (dh. die Montierung muss "umschlagen".)


    Praktisch gesehen verspüre ich als Dobson-Schubser trotzdem nur ein geringes Bedürfnis, das Problem zu lösen:
    Beim Aufsuchen mit Alt/Az-Konstruktion habe ich am Zenit zwar tatsächlich Probleme. Da ich aber nicht vom Nord- oder Südpol aus beobachte, gelangt ein jedes Objekt nach hinreichender Wartezeit in einen gewissen Zenitabstand.


    Anders formuliert: Durch abwarten der richtigen Uhrzeit kann man bei einer Alt-Az-Konstruktion die Himmelsachse als dritte Drehachse mitbenutzen.


    Spontan kann ich mir zudem keine 3-achsige Konstruktion vorstellen, die in jeder Lage zumindest annähernd im statischen Gleichgewicht ist.


    Grüße,
    Michael

  • Lieber Stefan,


    danke für die Begrüßung und für deinen Kommentar.


    Zunächst, meine Monti ist leider das Spanplatten-Ding - Rockerbox
    light - im wahrsten Sinne des Wortes. Schwingt wie eine Stimmgabel,
    ist aber transportabel. CS nutzt nix, da man nicht 'mal am Okular
    scharf stellen kann ohne dass das Ding wackelt...


    Mit der Zenitkatastrophe meine ich, dass bei automatischer Nachführung,
    also nicht von Hand, die Motoren eine unendliche Geschwindigkeit
    erreichen müssten, da das Fernrohr eigentlich um 180 Grad 'umgeschlagen'
    werden muss. Das kann man von Hand natürlich ganz leicht machen, mit
    Software auch, aber die Drehgeschwindigkeit (Azimut) in Zenitnähe wird
    eben zu gross - ich rede hier von der Maschinenmechanik, nicht von
    dem was Du oder Ich 'mal locker aus dem Handgelenk machen können.


    Die Drei-Achsen Konstruktion für eine stationäre Monti hat es mir
    deshalb angetan, weil sie die Stabilität, insbes. wenig Schwingungen,
    der 'normalen' Alt/Az (zwei Achsen) mit der Freiheit der Verlagerung
    der Singularitäten verbindet.


    Vielleicht bin ich ja da zu sehr Mathematiker - die Singularität
    besteht darin, dass bei Alt/AZ der Zenit überhaupt keinen wohl-
    definierten Azimut hat - oder jeden beliebigen, wie man's nimmt.
    Dasselbe gilt bei parallaktischer Aufstellung: der Himmelpol hat
    eine wohldefinierte Breite aber kein w.d. Länge: am Nordpol der
    Erde hast Du eine geogr. Breite aber keine geogr. Länge - Singularität-
    oder kritischer Punkt. Gilt natürlich gleichermassen für den anti-
    podischen Punkt.


    Ich hoffe, dass meine Gedanken zum Thema Monti hierdurch etwas
    deutlicher werden.


    Danke Stefan,
    -- Michael

  • Hallo Michael, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit der Zenitkatastrophe meine ich, dass bei automatischer Nachführung,
    also nicht von Hand, die Motoren eine unendliche Geschwindigkeit
    erreichen müssten, da das Fernrohr eigentlich um 180 Grad 'umgeschlagen'
    werden muss<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ah- jetzt verstehen tue. [:)]


    Es gibt Montierungen bei denen man auch über diesen Punkt hinaus noch nachgeführt weiter beobachten oder Fotografieren kann. Für visuell ist das ja kein Problem, entweder man schlägt per Hand um oder man lässt es die Steuerung machen- vorausgesetzt das diese es auch kann.


    Fotografisch ist es ein Ärgernis für jene die lange Belichtungen machen und durch das Umschlagen gezwungen werden die Serie zu unterbrechen.


    Aber insgesamt ist das doch keine große Sache.


    Zu deinem Spanplatten-Ding - Rockerbox: Alle Schrauben richtig angezogen damit die Platten fest miteinander verbunden sind? Die Höhenlager sind doch einstellbar hinsichtlich Verschiebekraft- schon mal etwas fester angezogen? Azimutal kenne ich Skywatcher nicht- aber da könnte eine zentrale Schraube sein die man auch ein klein wenig anziehen kann um ein zu leichtes Verstellen zu vermeiden.


    Ansonst- wenn die Rockerbox in sich labil ist dann helfen handwerkliche Geschicke um diese z.B. über Eck zu versteifen.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Die Nachführung jedenfalls kennt keine 'Singularität'. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Doch, die gibt es. Bei einem zenitnahen Durchgang wächst die Azimutgeschwindikeit immer weiter an. Ab einer bestimmten Grenze kommt der Azimutmotor nicht mehr mit. Das 1,20 m Monet Teleskop mit schnellen Direktantrieben hatte einen "Toten Winkel" von wenigen Bogenminuten um den Zenit herum. Wir mussten uns schon arg anstrengen, einen Stern zu finden, der so nahe am Zenit durchläuft, dass die Nachführung nicht mehr mitkam.


    Im Amateurbereich kann mich sicher auch mit einem toten Winkel von 1° und mehr sehr gut leben - wartet man hat 5 Minuten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">meine Monti ist leider das Spanplatten-Ding - Rockerbox
    light - im wahrsten Sinne des Wortes. Schwingt wie eine Stimmgabel,
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Bei aller Liebe zur Mathematik, baue große Höhenräder dran und eine richtig konstruierte und ausreichend dimensionierte Rockerbox aus Sperrholz (Multiplex) mit Lagern aus Teflon gegen Ebony Star. Anregungen siehe Bei Herbert http://www.zellix.de/selbstbau oder die ICS ATD Volltubus Dobsons. Das ist bei weitem stabiler als die üblichen Paralaktischen Montierungen unter 2.000 Euro. Falls du eine Nachführung möchtest, kannst du deine Mathe Kenntnisse wieder nutzen und eine Äquatorialplattform unter die Rockerbox bauen.


    Im Gegensatz dazu ist eine klassische Montierung mit Wellen, Kugellagern und Zahnrädern ohne Drehbank, Fräse und gute Kenntnisse in Mechanik nicht machbar.

  • Liebe Sternfreunde,


    Kalle, Michael, ich habe mich wohl schlecht ausgedrückt. Kalle,
    Bildfeldrotation meinte ich nicht - diese wird im Zenit bei Alt/Az
    auch unendlich. Michael (Namensvetter), die Konstruktion sieht aus,
    wie eine normale Alt/Az aber mit einer Drehachse mehr - also eine
    Art kippbare Dobson Konstruktion aber mit horizontaler geschlossenen
    Gabel (muss wohl eine Zeichnung machen -Idee ist natürlich nicht
    neu und nicht von mir).


    Die Singularität ist sehr einfach zu veranschaulichen: nimm einen
    Globus und drehe ihn. An den beiden Durchstosspunkten der Drehachse
    gibt es nur eine wohldefinierte Koordinate (z.Bsp. geogr. Breite) -
    du hast aber zwei Drehachsen an der Monti - der Zustand (d.h. Dreh-
    winkel) der einen ist also dann undefiniert, wenn das Teleskop
    genau in Richtung der Achse 'schaut'. Bei EQ Aufbau ist das deshalb
    egal, da ohnehin, bei optimaler Aufstellung, nur eine Achse gedreht
    werden muss, um die Erdrotation auszugleichen - man lässt das Ding
    dann einfach über die Sing. hinweg weiterlaufen.


    Ahh - zu lang geworden - mein eigentliches Anliegen ist ja, Stern-
    freunde zu finden, die mit einfachsten Mitteln eine 3-Achs Monti-
    oder ähnliches gebaut haben. 3-Achs klingt nach zu viel Komplikationen
    aber ich habe das Gefühl (mehr nicht), dass das mit wenig Mitteln
    und handwerklichem Geschick stabiler hinzukriegen ist als andere
    Montis, zumal das Ding ausdrücklich stationär verwendet werden soll.


    Lieben Gruss und Danke an Kalle und Michael - ich habe
    schon Sternfreunde in euch gefunden (wenn auch 2D...)


    -- Michael

  • Liebe Sternfreunde,


    lieber Stathis,


    danke für die Singularität - ja, die gibt es und ja, mit etwas
    Geduld kann man die überwinden - einfach abwarten. Aber, also
    nochmal:


    Ich möchte eine stationäre Monti mit geringem finanziellen Aufwand
    auf dem Balkon aufbauen - kein besonderes handwerkliches Geschick,
    jede Art von Berechnungen sind kein Problem. Astrophotografie möchte
    ich nicht machen, aber ich mag es nicht, dass alles wackelt und
    ich nachschubsen muss - mit entsprechendem extra wackeln... Es macht
    dann einfach keine Freude.


    Verbesserungen, lieber Stathis, habe ich schon vorgenommen - Teflon/
    Ebony bringt hier nix (schau' Dir 'mal an, was Skywatcher verkauft).
    Die Zentralschraube zwischen den Scheiben ist eine M12 Schraube, das
    Bohrloch ist 14mm - wackel, wackel.. Ich habe das korrigiert aber es
    gibt immer noch eine seitliche Verschiebung - klar, das Ding hat kein
    richtiges Lager. Deshalb möchte ich eine einfache Monti, nicht
    parallaktisch, für meinen Balkon, stationär, selbst bauen. Für mich
    ist es wichtig, dass das Ding nicht schwingt (tut's natürlich, aber
    nicht so schlimm wie jetzt).


    Danke für eure Kommentare,
    -- Michael

  • Stathis,
    ok, NAHE am Zenit und nicht genau durch den Zenit. Denn Da könnte man die Achse ja einfach stehen lassen und das Teil sich einfach überschlagen lassen (bis es in der Rockerbox festläuft). Lästiger ist da sowieso, dass man dem Teleskop im Kreis hinterherläuft, wenn man am Okular mit dem Auge klebt. Zu schnell dürfte der Motor also nicht laufen, sonst wird man schwindlig. [:D]


    Etwas windschief (Nordsüdachse) hinstellen wäre eine Alternative, wenn man unbedingt den Zenitdurchgang erwischen will. Damit sollten moderne Steuerungen beim Anfahren der Referenzsterne/Ausrichten zurechtkommen. Notfalls trickst man sie mit einer Falschangabe bei der 'geo. Breite' aus. [:D]


    Ich weiß gar nicht, wie die Software das eigentlich handhabt. Verliert sie die Nachführung dann oder baut sie diese anschließend neu auf (wenn sie die Az-Achse dann beigedreht hat)?


    Und ist das visuell eigentlich ein Problem? Akademisch vielleicht, aber praktisch?


    Gruß

  • Hallo Michael,


    ich kenne Dreiachsmontierungen eigentlich nur von Instrumenten zur Satellitenbahnbestimmung. Hier kann eine Achse auf den Pol der Satellitenbahn gestellt werden und tote Punkte werden vermieden.


    In der Praxis kann der tote Punkt in Zenitnaehe bei Azimutalmontierungen einen Beobachtungsausfall bedeuten, der signifikant sein kann. Am 6m-Teleskop in Selentschuk musste ich meine M31-Beobachtungen damals fuer ca. eine Stunde aussetzen, weil Zenitdurchgang anstand. Alles eine Frage, bis zu welcher Geschwindigkeit die Motoren noch sauber nachfuehren koennen.


    Im Falle einer parallaktischen Montierung spielt der tote Punkt am Pol keine Rolle. Allein Aufstellungs- und Konusfehler koennen hier Schwierigkeiten machen.


    Wenn Dir etwas an einer interessanten Montierung liegt, an der Du reichlich Koordinatentransformationen vornehmen kannst - wie waere es mit einer Hexapodmontierung ?


    Zwei teleskopierbare Stangen laufen am Tubus zusammen. Dies passiert drei mal im 120-Grad-Winkel, also sechs Beine. Damit kannst Du das Teleskop in jede Richtung bewegen und auch drehen. Allerdings wird die Sache in Horizontnaehe schwierig, sofern Du das Teleskop nicht am Bodenende aufnimmst (--&gt; Balanceproblem).


    Hier gibt es eine nette Animation zu dem Thema:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Montierung


    Allerdings sind keine Hydraulikzylinder im Einsatz (wie im Text erwaehnt), sondern kugelgelagerte Spindeln.

  • Ich würde auf jeden Fall parallaktisch bauen damit Du mit einfachen Mitteln eine Nachführung realisieren kannst! Das ist schon ne feine Sache, gerade für Fotos.


    Ich baue gerade einen Unterbau aus Stahl für die Montierung meines recht schweren 10"ers sowie eine Handheld-Ansteuerung für die 2 Stellmotoren.

  • Hallo Michael (Lucy),


    jetzt habe ich mir Alles mehrmals durchlesen müssen und komme zu folgendem Ergebnis:


    Wenn Du mit einem 8"/F6 Teleskop weiterhin arbeiten möchtest, halten sich die finanuiellen Aufwendungen in Grenzen. Die billigste und einfachste Lösung ist der Kauf einer Montierung aus der 15 Kg Klasse von der Stange oder auf dem Gebrauchtmarkt.


    Es besteht keine Notwendigkeit, eine ausgefallene Drei-Achsen-Montierung zu bauen, wenn es fertige Zwei-Achsen-Lösungen gibt.


    Ferner wirst Du über kurz oder lang vernünftige Maschinen zum Bau einer vernünftigen Montierung benötigen und da ist bereits mehr Geld ausgegeben worden, als für ein fertiges und funktionierendes Produkt.


    Irgendwie werde ich aber das Gefühl nicht los, Dir geht es primär nicht um Astronomiebeobachtung, sondern um den Gang neuer Wege und dabei soll "der Weg das Ziel" sein.


    So etwas Ähnliches gab es hier schon einmal (Namen lasse ich jetzt weg): Da fragte ein Forenteilnehmer zunächst nach einem stabilen Stativ (es sollte quasi "das stabile Stativ schlechthin" sein). Diverse Stative wurden aufegzählt, ging stundenlang hin- und her, der Mann konnte nicht für ein spezielles Stativ "begeistert" werden.


    Später entpuppte sich auch der Grund dafür:


    Er wollte ein neues Stativ konstruieren und eigentlich von den Mitlesern wissen, welche Anforderungen gewünscht werden.


    Anschließend wurde sogar schon ein fertiges Produkt gezeigt.....


    Ich hoffe jetzt nicht, dass Deine "3-Achsen-Montierung" schon fertig im Keller liegt?


    Sollte ich jetzt völlig daneben liegen, bitte ich um Entschuldigung und rate Dir nach wie vor zum Kauf einer mittleren paraktischen Montierung.


    Gruß und cs,


    René

  • Hallo Michel,


    Im Grunde ist jede moderne parallaktische Montierung sogar eine 4-Achsen-Montierung.
    Und zwar hast Du die beiden Achsen im Fuß zur Einstellung von Elevation und Azimut der Polachse und darüber die "eigentlichen" Achsen zur Bewegung in Rektasention und Deklination.
    Mir ist deshalb nicht ganz klar, welche Anforderungen Du an Deine 3-Achsen-Monti stellst. Klar, Du willst die "Zenitkatastrophe" (schöne Wortschöpfung übrigens) umgehen. Aber wie genau stellst Du Dir das vor?


    Jede Montierung mit zwei Bewegungs<i>achsen</i> hat zwangsläufig einen Punkt an dem man Bewegungsprobleme bekommt. Bei einer azimutalen ist das der Zenit, bei einer parallaktischen ist das die Polachse (wo auch immer sie gerade hin zeigt). Wenn Du diese Einschränkung mit einer dritten Bewegungsfreiheit umgehen willst, stellt sich die Frage, wie diese Bewegung aussehen soll.
    Sollen allgemein drei vollbewegliche Achsen vorhanden sein?
    Soll nur in Zenitnähe eine zusätzliche Bewegungsfreiheit geschaffen werden?
    Sollen irgendwelche festgelegten Bewegungsrichtungen vorhanden bleiben (Elevation/Azimut bzw. RA/DE) oder soll das Teleskop in seiner Beweglichkeit komplett frei sein?


    Diese Fragen solltest Du Dir beantworten und hier Deine Anforderungen etwas spezifizieren. Ein Montierungstyp der die letzte Forderung erfüllt und der mir spontan einfällt ist ein Kugeldobson:
    http://www.zellix.de/selbstbau/kugeldobs.htm


    Viel Erfolg bei der Konstruktion:
    Marcus



    EDIT:
    Noch ein schöner Thread mit einem tollen Kugeldobs:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=76460

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Michael!


    Du kennst dich mit Mathematik aus! Dann rechne mal aus, wenn wir von einem toten Winkel von 1° ausgehen, bei wieviel Prozent des Himmels du keine Beobachtung durchführen kannst. Oder rechne mal aus, wieviel Objekte es am Himmel gibt, die man stattdessen beobachten könnte. Nach einer Stunde kannst du dann ja das "unerreichbare Objekt" wieder sehen. Für solche Zwecke eine Drei Achsen Montierung zu bauen ist wirtschaftlicher Wahnsinn. [:)]


    Wenn der Weg das Ziel ist, ist das was anderes. Dann würde ich mir vielleicht überlegen Kontakt mit einem Werkzeugmacher/Feinwerkmechaniker aufzunehmen. Die Möglichkeiten Sachen zu fertigen sind da enorm. Dann musst du deine Montierung ncoh etwas präzisieren. Das könnte tasächlich interessant werden!


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    also ich besitze sowohl eine azimutale als auch eine parallaktische Montierung und ich konnte bisher jedes Objekt beobachten was ich wollte. Ich mache allerdings keine Astrophotographie, keine Ahnung ob das Durchschwenken da sehr stört. Wenn es dir also ums praktische Beobachten geht, würde ich dir auch empfehlen eine fertige, für dein Gerät geeignete Montierung zu kaufen. Das ist der einfachere Weg. Wenn du, ich nenne es mal akademisches Intresse, an der Sache hast kann ich das als "Physiker in Ausbildung" gut verstehen. Das ist ein sehr intressantes Feld. Damit mal etwas rumzuexperimentieren ist sicherlich sehr spannend und lehrreich.


    Grüße

  • Liebe Astrofreunde,


    danke für die vielen hilfreichen Anregungen (insbesondere an Stathis
    und Juergen). Ich habe nicht die Absicht, eine unbrauchbare Wackel-
    montierung gegen eine für mich nicht baubare/bezahlbare zu tauschen, aus naheliegenden Gründen. Ich habe auch keine 3-Achsen Montierung
    fertig im Keller liegen und mein Interesse ist keineswegs rein
    akademisch sondern ganz und gar praktisch.


    Ich werde mir wohl eine neue Rockerbox bauen.


    -- Michael

  • Hallo Michael,


    das hab ich für meinen 12" auch mal gemacht- vielleicht hilft dir ein Foto



    Es fehlt im Bild noch die untere Platte auf der die Box dreht, verwendet hab ich 24mm Birkenmultiplex, bei deiner Größe dürften aber 18mm auch genügen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Leute,
    da diskudiert Ihr hier lang und breit über eine 3-Achsen Montierung für Dobsons, dabei gibts das doch schon lange zu kaufen, und auch Selbstbauten wurden schon vielfach vorgestellt.


    Ich meine natürlich die EQ-Plattformen. Eine Äquatorialplattform macht nichts anderes als eine zusätzliche Drehachse mit Ausrichtung zum Himmelspol bereitzustellen, die motorisch bewegt wird.
    Während der Nachführung wandert die "Zenitkatastrophe" einige Grad von Ost nach West, und man kann natürlich die Position auch manuell verschieben. Das habe ich bei zenitnaher Beobachtung schon mehrmals gemacht.


    Für einen 8" f/6 finde ich das jetzt noch nicht so problematisch, aber mit einem richtig großen Teleskop kann das einen merklichen Komfortgewinn bringen.
    Wenn ich mir den Aufwand so ansehe, würde ich allein zur Vermeidung der "Polstelle" so einen Aufwand nicht treiben, sondern mir einfach die Beobachtungs-Reihenfolge anders einteilen.


    =&gt;Michael:
    Im Gegensatz zur Mathematik bekommt man ja im wirklichen Leben nichts in Reinform, d.h. wenn Du eine zusätzliche Achse einführst, bekommst Du zusätzliche Schwingungsanfälligkeit und andere Nachteile immer gratis dazu, ob Du willst oder nicht.
    Also mehr Aufwand, und zwangsläufig eine Verschlechterung der Eigenschaften außerhalb des Spezialfalls der zenitnahen Beobachtung.


    Gruß,
    Martin

  • Lieber MartinB, liebes Forum,


    die 3-Achsen Montierung, die ich mir vorgestellt habe, hat nichts mit Dobson + äquatorial Plattform
    zu tun. Man kann sich doch leicht vorstellen, dass etwas (hier ein Teleskop) irgendwie im 3-dim. Raum
    herumgedreht wird. Ob eine Drehachse parallel zur Erdachse ist, ist vollkommen irrelevant - wenn ja, dann
    erleichtet es die Nachführung, sofern die Montierung perfekt gebaut und justiert ist. Eine parallaktische
    Montierung braucht nur deshalb eine Nachfürung in Deklination, weil sie eben imperfekt ist.


    Noch eine Notiz zu meiner Biographie: Ich dachte, es ist angemessen, sich hier mit vollem Namen, Alter und
    Beruf anzumelden - letzteres, der Beruf, wird mir hier immer wieder vorgehalten - ich verstehe ehrlich
    gesagt nicht warum - ich habe deutlich zum Ausdruck gebracht, dass meine Fähigkeiten eben nicht so sehr
    im handwerklichen Bereich liegen, dass ich genau diese mir fehlenden Fähigkeiten aber hoch schätze.


    Liebe Grüsse,
    -- Michael

  • Hallo Michael, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ob eine Drehachse parallel zur Erdachse ist, ist vollkommen irrelevant - wenn ja, dann
    erleichtet es die Nachführung, sofern die Montierung perfekt gebaut und justiert ist<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das stimmt nur für visuelle Beobachtungen. Für fotografische Anwendung muss die Polachse exakt ausgerichtet sein da sonst bei Langzeitaufnahmen Bildfeldrotation entsteht.


    Und die Nachführung in Deklination wird hier mit Verbindung eines Autoguiders helfen, noch kleine Abweichungen von der perfekten Einnordung auszugleichen.


    Für rein visuelle Anwendung mit meiner Steuerung (Vixen Skysensor2000) ist z.B. die Einnordung völlig egal. Ich kann die Montierung hinstellen wie ich will, ich muss nur ein 3-Sternalignment machen und dann fährt die Steuerung jedes Objekt treffsicher an und führt auch entsprechend richtig nach- dabei wird dann in RA und Dek nachgeführt. Das hat in dem Fall aber nichts mit einer schlechten Montierung zu tun, sondern ausschließlich mit der nicht richtigen Einnordung.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>
    das hab ich für meinen 12" auch mal gemacht- vielleicht hilft dir ein Foto<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Stefan!


    Hast Du eine CNC-Maschine?


    Daß ist doch nicht zu Hause gemacht, oder? [;)]
    Wenn doch, saubere Arbeit.


    Gruß
    Gerrit

  • Hi Gerrit,


    will ehrlich sein- die Teile hab ich mir bei einem Schreiner auf der CNC fräsen lassen. Den Rest allerdings hab ich selbst erledigt. Die Teile sind nicht verschraubt, sondern mit Weißleim und Holzdübeln verbunden und nur die runde Bodenplatte wurde mit den Seitenplatten von unten zusätzlich verschraubt.


    Alle Kanten wurden auch noch mit Schmirgelpapier abgerundet, das Ganze dann farblos lasiert und zuletzt noch mit einem farblosen Lack versehen.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Lucy</i>
    <br />
    Man kann sich doch leicht vorstellen, dass etwas (hier ein Teleskop) irgendwie im 3-dim. Raum herumgedreht wird. Ob eine Drehachse parallel zur Erdachse ist, ist vollkommen irrelevant - wenn ja, dann
    erleichtet es die Nachführung, sofern die Montierung perfekt gebaut und justiert ist. Eine parallaktische Montierung braucht nur deshalb eine Nachfürung in Deklination, weil sie eben imperfekt ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Michael,


    Nichts gegen Deinen Berufsstand, aber Du erinnerst mich ein wenig an einen guten Freund. Der ist Doktor der Mathematik und nebenbei Diplomphysiker und -informatiker. Ich habe mal versucht ihm zu erklären, dass Hobbyastronomen Parabolspiegel von Hand schleifen und mit einem Focaulttest prüfen. Er hat beides aus mathematisch-physikalischen Gründen für unmöglich erklärt.
    Meine Entgegnung, wieso sie es dann trotzdem schaffen, ließ er unbeantwortet.


    Deine zitierte Aussage zeigt, dass Du in praktischer Beobachtung mit Teleskopen wenig Erfahrung hast. Deine Frage nach einer 3-Achsenmontierung ist mathematisch-physikalisch zweifellos sehr interessant, praktisch aber ziemlich irrelevant. Das hat mehrere Gründe:


    Zum einen weil das projizierte Himmelsgewölbe eine 2-dimensionale Kugelschale im 3-dimensionalen Raum darstellt und deshalb alle Koordinaten in zwei Dimensionen beschrieben werden (RA/DE) und mit zwei Achsen angefahren werden können. So gesehen gibt es zunächst einmal keinen Grund, eine mechanisch deutlich anspruchsvollere 3D-Monti zu entwickeln. Der kleine Zenitbereich, der nur schwer zu erreichen ist, wird dann halt eine Stunde später beobachtet. Dann ist er aus dem Zenit heraus gewandert.


    Zum zweiten wäre eine solche Montierung mit drei Achsen mechanisch so schwierig zu realisieren, dass der Gewinn an Bewegungsfreiheit in keinem sinnvollen Verhältnis zum Verlust an Stabilität und dem Mehraufwand bei der Fertigung stehen würde. Stabilität ist das A und O bei einer astronomischen Montierung.


    Zum dritten: Wenn eine solche Monti sinnvoll wäre, hätte sie schon längst jemand gebaut. Meiner Kenntnis nach ist das nicht der Fall. Mit Ausnahme der Kugelmontierung (s.o.), die die "Zenitkatastrophe" vermeidet, aber wesentlich eleganter, stabiler und einfacher ist als Deine 3-Achsen-Lösung.
    Oder vielleicht ein Coelostat. Aber das ist wieder eine ganz andere Kiste.


    Also: mathematisch vielleicht sinnvoll, praktisch aber nicht.


    Wenn Dich diese Argumentation nicht überzeugt schlage ich vor, dass Du Deine Hypothese mit ein bisschen Praxis unterbaust, damit Du sie in eine Theorie verwandelst.
    Mach doch mal eine Zeichnung. Oder bau ein kleines Modell. Vielleicht ein Achsenkreuz mit drei um 120° zueinander verdrehten Achsen. Wer weiß, vielleicht hast Du ja wirklich eine geniale Idee, auf die vor Dir einfach noch niemand gekommen ist. Aber im Moment steht Deine Hypothese gegen rund 400 Jahre Astronomische Praxis.


    Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Michael,


    ich weiß nicht ob du mich damit gemeint hast, aber es lag mir natürlich nichts ferner als irgendeine Wertung über deinen Beruf abzugeben. Ich glaube auch nicht das dir das jemand ernsthaft vorhalten will. Hier im Forum tummeln sich viele verschiedene Berufe. Es gibt Leute mit mehr praktischem Geschick oder mit weniger davon. Das ist garnicht so sehr vom Beruf abhängig. Ich glaube was viele versucht haben zu sagen, mich eingeschlossen, ist das das Problem mit der "Zenitkatastrophe" praktisch nicht relevant ist. Nun weckt das bei dem einen oder anderen vielleicht kleine Vorurteile mit denen man hin und wieder als Naturwissenschaftler konfrontiert wird. Das kenne ich aus meinen Privatleben ebenfalls. Wenn man abends in der Disco erzählt das man Physik studiert... Naja ich glaube du kennst das. Meine Freundin ist übrigens Mathematikstudentin und ich habe größten Respekt vor dem was sie kann und leistet.


    Schönen Sonntag noch und lass dich nicht ärgern! [;)] Das ist sicherlich nicht böse gemeint.


    Grüße


    Lukas, der gerade eine Analysis III Übungsserie rechnet [;)]

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