Hallo zusammen,
manche Themen müssen einfach reifen, und ich glaube nun eine Lösung gefunden zu haben[:)]
Es geht darum, ob man bei einen Newton Spiegel die Coma generell abziehen kann oder nicht. Das würde natürlich auch bedeuten, dass man die Coma poliertechnisch beseitigen müsste.
Die einen sagen, das kann man durch verkippen wieder rausjustieren.
Michael Kochs Einwurf ist aber auch erst zu nehmen:
<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mein Gegenargument ist, dass beim Kollimieren eben nicht nur die Koma 3. Ordnung (Z6+Z7) beeinflusst wird, sondern auch andere Zernike-Koeffizienten höherer Ordnung.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=118895&whichpage=2
Und das Theme taucht dann hier beim Teststand wieder auf:
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=125331&whichpage=2
Meine Meinung und Idee dazu:
Die Coma kommt daher, dass der geometrische Spiegelmittelpunkt (= Mittenmarkierung) nicht mit dem optischen Mittelpunkt des Paraboloids übereinstimmen. Wie haben also ein Off-Axis Paraboloid. Es steht ausser Frage, dass sowas eine perfekte Abbildung liefern kann, allerdings führen dann sämtliche geometrischen Justageansätze am Ziel vorbei. Also Laser, Filmdose etc. Stern geht natürlich noch.
Die Frage ist jetzt wie weit ist der Mittelpunkt typischerweise verschiben. Und, welche anderen Fehler handelt man sich ein, wenn man den Spiegel entsprechen kippt. Denn Kippen und Verschieben sind im Falle eines Newton äquivalent.
Um das herauszubekommen folgendes "Experiment":
In OpenFringe wird ein synthetisches Interferogramm erzeugt mit obigen Werten und Einstellungen.
Der komische Spiegeldurchmesser kommt daher, dass ich Platz brauche zum Verschieben des eigentlichen Spiegels, das soll hier ein 500mm f/4 werden.
Hier einmal eine extreme Verschiebung von 20 Pixeln.
(Das geht mit den Cursor Tasten. Größer und kleiner mit Plus und Minus. Entsprechend des angezeigten Radius, hier 295pix scalieren! Also von 295pix auf 258pix für den 500mm Spiegel)
Bei eine Scale von 0.97 mm/pix also knapp 20mm Off-Axis.
Was sind nun typische Werte für die Verschiebung in der Praxis?
Dazu habe ich ein paar meiner Auswertungen von verschiedenen Spiegeln, die ich mit der Zeit in die Finger bekommen konnte, daraufhin kontrolliert. Die Spiegel sind von 16" bis 28", käufliche und selbstgebastelte, und alle unter f/5. Die Coma Anteile liegen alle im Bereich von 0.02 bis 0.07, viele liegen bei 0.05 in Zernike Koeefizenten. Selbst bei meinem 28" f/3.1, dem ich in Sachen asymetrische Politur nichts erspart habe, liegt bei 0.07!
Wer jetzt etwas mit OpenFringe spielt, der merkt schnell, dass diese Werte schon bei *einem* Pixel auftreten. Wir reden also über 1mm Versatz der Mittemarkierung!
Was ist nun mit Michael Koch's Einwand, die Zernikes höherer Ordnung?
Hier zeigt sich, besonders bei 20pix Verschiebung, dass der Asti die Coma überholt! Das ist auch logisch, denn Off-axis nimmt die Coma linear zu, der Asti aber quadratisch!
In der Tat wird ein extremen Off-Axis Paraboloid (voll korrigierter Herschel Schiefspiegler***) durch Asti (Löwenanteil) und Coma recht gut beschrieben beschrieben. Aber nicht nur. Es kommt noch ein winziger Anteil Zernikes höherer Ordnung dazu. Für unsere Fälle aber komplett vernachlässigbar.
Fazit für mich:
Solange die Coma klein genug ist, darf sie ignoriert werden.
Klein genug ist sie, wenn der beim rausjustieren entstehende Asti nicht signifikant ist.
Ob man die Mittemarkierung tatsächlich um Bruchteile eines Millimeter verschiebt, das bleibt jedem seine Sache[:D]
*** Herschel, der seine Schiefspiegler natürlich nicht astigmatisch und comatisch korrigierte, soll dennoch die "besten" seiner Dutzenden(!) Spiegel für seine Teleskope ausgewählt haben. Die "besten" waren die, welche erheblichen Asti hatten[;)]
Viele Grüße
Kai