Hallo,
die letzte Nacht war zwar weitgehend frei von dicken Wolken, aber viel Dunst und Schleierwolken störten die Ausübung der Astronomie im Allgemeinen und die Astrophotographie im Speziellen. Da es eine der ersten halbwegs nutzbaren, mondlosen Nächte war und ich ein wenig Entzugserscheinungen bezüglich Himmelsphotographie hatte, beschloss ich, den 'Granatstern' (Mu Cephei) im Cepheus abzulichten.
Schnell bastelte ich ein Kreuz vor das Objektiv meines Refraktors, um 'Beugungsstrahlen' (=diffraction spikes) zu erzeugen, was die Sichtbarkeit der Sternfarben verbessert. Leider konnte ich nur 6 rot, 6 blau und 3 grün gefilterte Aufnahmen (á 5 Minuten Belichtungszeit) machen, die Grünserie wurde bereits von dichten Wolken gestört und unterbrochen. Aber es reichte für ein vorzeigbares Resultat:
Größer gibts das Bild hier. Alle Bilddaten gibts dort bei Klick auf den Knopf 'Details'...
Der Name Granatstern bezieht sich auf die tiefe Rotfärbung des Sterns. Er gehört der Spektralklasse M1 an, hat eine relativ niedrige Oberflächentemperatur von etwa 3500 Grad und ist ein Überriese. Er ist nicht nur einer der größten Sterne, die man mit dem bloßen Auge sehen kann, sondern einer der größten in unserer gesamten Galaxie! Im Hertzsprung-Russel-Diagramm findet man den Granatstern in der rechten oberen Ecke.
Für die schwäbischen Mitmenschen unter uns ([;)])erschließt sich demzufolge noch eine zweite Interpretation des Namens 'Granatstern', denn er ist [mundart] granatemässich [/mundart] groß: Stünde er an der Stelle der Sonne, würde er sich bis zwischen die Jupiter- und die Saturnbahn erstrecken! Seine Leuchtkraft liegt 250-tausendfach höher als die der Sonne. Es ist ein variabler Stern, dessen scheinbare Helligkeit im Bereich von 3.5 mag und 5.1 mag unregelmäßig schwankt. Die Periode beträgt etwa 730 Tage. Es ist bekannt, dass es sich um einen sterbenden Stern handelt, dessen Wasserstoff-Fusion im Inneren bereits erloschen ist. Dennoch ist der innere Zustand nicht restlos geklärt. Vermutlich findet eine Fusion von Helium zu Kohlenstoff statt, weshalb man auch von 'Kohlenstoff-Sternen' spricht. Dieser Gigant begann seine Existenz mit einer Masse von vielleicht 20- bis 25-facher Sonnenmasse. Sein Schicksal wird eine große Supernova sein, die ihn schließlich zerfetzt. Kompakte Überreste wird es nicht geben...
Stefan
PS: Ich möchte der Zeitschrift Interstellarum danken, die in ihrer aktuellen Ausgabe über Kohlenstoff-Sterne berichtet.