Materialstärken für ein Gitterrohrdobson

  • Hallo Freunde des Selbstbaus!
    Mir viel ein sehr guter 12" Spiegel in die Hände und so bin ich auf die Idee gekommen, mir daraus ein Gitterrohrdobson zu erstellen.
    Berichte habe ich genug gefunden.
    Aber keine Angaben über Materialstärken gefunden.
    Ich will eine Kompromiss aus Stabilität und Leichtigkeit finden.
    Bauen will ich aus Buche Multiplex.


    Könnt Ihr mir "Richtwerte" geben?
    Wie dick sollte das Holz für die Spiegelbox sein?
    Wie dick sollte das Holz für die Rockerbox sein?
    Welchen Durchmesser für die Höhenräder?
    Welcher Durchmesser für die Alurohre (8 Stück)?
    Welche Stärke für die Ringe des Hut?


    Jetzt schonmal vielen Dank


    Ingo

  • Hallo Ingo


    Ich habe für meinen soeben fertiggestellten 12" f5,5 Eigenbau (siehe hier: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=118164) folgende Materialstärken verwendet:


    Spiegelbox: Birkenmultiplex 12 mm
    Rockerbox und Höhenräder: Birkenmultiplex 18 mm
    Stangen: Alurohr 20mm x 1 mm
    Hutringe: 10X10 Aluvierkantrohr 1 mm Wandstärke


    Der Durchmesser der Höhenräder ist natürlich abhängig vom Schwerpunkt der gesamten Konstruktion, bei mir sind's ca. 650 mm.


    Viele Grüße


    Hubert

  • Hi,
    maßgeblich ist vor allem, dass Spiegel, Spiegelzelle und Stangenbefestigung "steif" zueinander sind. Das ist wie die Fahrgastzelle im Auto.
    Die Rockerbox ist dagegen dein Fahrwerk. Steif muss die nicht sein, aber gut dämpfen.


    Die Materialstärke steht und fällt mit den Konstruktionsmerkmalen. Dünne Brettchen können ausreichend sein, wenn Stege bzw. zusätzliche Leisten von den Spiegelzellenschrauben, zwischen den Stangenbefestigungspunkten und den Höhenrädernbefestigungen alles aussteifen. (Die Höhenräder selbst steifen ebenfalls aus.) Eine Blende, die den Spiegel kreisrund freigibt kann als zusätzlicher Boden den Spiegelkasten gewaltig aussteifen, wenn die Stangen auf gleicher Höhe ankknüpfen (Quasi wie ein Kreuzungsknoten, aus Blende/Boden und Seitenteilen).


    Nimm einfach zur Anschauung einfach einen Möbelkarton und schau Dir mal an, wie der sich unter Belastung verdreht und verbiegt. Wird sowas an die Stangen weitergegeben geht die Justage in Horizontnähe schnell verloren. Schwingungen arbeiten dann wie beim gekoppelten Pendel zwischen Stangen und Spiegelkasten hin und her.


    Gruß

  • Hi


    Kalle hat die wichtigsten Dinge ja schon genannt. Zur Rockerbox möchte ich noch folgendes sagen:


    Ich hab zu Beginn immer den Fehler gemacht, das Bodenbrett der Rockerbox zu dünn zu machen. Sprich, bei meinem 18" hab ich 15mm verwendet. Das funktioniert zwar, aber führt hier und da zu Schwingungen. Merkt man recht gut, wenn man einfach mal an den Auflagepunkten der Höhenräder nach unten drückt und sieht, wie schnell sich das Bodenbrett verbiegt. Insofern sollte das Bodenbrett der Rockerbox eher massiv ausgeführt werden. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich aber sagen, dass in deinem Fall 15mm Multiplex ausreichen sollten.


    Ach ja, und nicht auf die Idee kommen, Pappelsperrholz zu verbauen. Das ist zwar recht leicht, aber biegsam ohne Ende. Damit kriegst du kein steifes Teleskop zustande.


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Ingo,


    warum Buche und nicht Birke Sperrholz? Letzteres ist weiter verbreitet. Vor allem Materialstärken unter 15 mm habe ich selten in Buche gefunden.
    Ohne Kenntnis der Konstruktion (du schreibst ja noch nicht mal Spiegeldicke und Brennweite) kann man nur grobe Richtwerte angeben


    Spiegelbox: 9 mm mit Eckversteifungen bzw. Deckelboden wie von Kalle beschrieben
    Rockerbox: Der Rockerboden und die Seitenteile, worin die Höhenräder laufen, aus 18 mm. Wenn dir das zu schwer wird ----> Sandwich. Ein zu schwacher Wiegenboden bringt das gesamte Gerät zum schwingen, vor allem bei schwerem Hauptspiegel bzw. schwerer Konstruktion. Beim Vorder- und Hinterbrett reichen 6,5 mm. Das Grundbrett kann ebenfalls dünn sein, z.B. 9 mm und sternförmig beschnitten oder als offene Wiege mit noch leichterem Aludreieckgestänge (siehe z.B. Martins 14" f/5).


    Höhenräder: Durchmesser 450-650 mm. Dicke min. 18 mm. Ragen sie frei weit nach oben raus, eher dicker oder mit Kreuz abspannen.
    Alternativ: Gebogenes Alu Rechteckprofil 25 x 15 x 2,0. Entlang der 15 mm biegen und die 25 mm als Lauffläche mit Ebony bekleben. Ist leichter und steifer


    Alurohre: 20x1 oder 22x1. Bei sehr leichtem Hut und f/4 ginge wohl auch 18x1. Der Durchmesser entscheidet, nicht die Wandstärke. Daher lieber größeren Durchmesser als 1,5 oder gar 2 mm Wandstärke.


    Hutringe: Ca. 25 mm breit aus 12 mm dickem Holz
    Alternativ: Aus 15x15x1 mm Alu biegen (ähnlich steif aber deutlich leichter)


    Weiteres Potential:
    - leichter, nicht zu hoch bauender Okularauszug.
    - Exzentrische Spinne (siehe diverse Beispiele oder meine 17 cm
    - Quickfinder mit 80 g statt Telrad mit 300 g
    - Spiegelbox vorne abschrägen, damit die Wiege flacher ausfallen kann

  • Hallo Freunde,
    erst einmal vielen Dank für die vielen Infos!! Damit komme ich schon einmal weiter.


    (==>)Stathis:
    1. Höhenräder aus Alu wären schon schick. Aber das biegen traue ich mir nicht zu. Und wie werden diese verstrebt? Hast Du ein Foto?
    2. Verständnisfrage: Das "Grundbrett" ist die Platte auf dem Boden? Also oben Teflon. Unten Füße!


    Viele Grüße
    Ingo

  • Zum Biegen von Alu Vierkant siehe 13,6" f/5,0 von ArchmS oder bei Ulli Vedder. Es braucht einen stabilen Schraubstock. Rohre mit Sand füllen (mit Stopfen an den Enden) und schrittweise weiterbiegen brachte bei mir die besten Ergebnisse.


    Diagonalverstrebungen zum stabilisren der Höhenräder siehe Achims 20 Zöller oder Richards 25"


    p.s.
    Ja, mit Grundbrett meine ich das aller unterste Teil am Dobson direkt über der "Grasnarbe", auf dem sich die Wiege dreht. Unten 3 Füße, direkt darüber 3 Teflonpads.

  • Hallo Ingo,
    mit Grundbrett bei den Füßen ist überflüssig, es reichen drei Füße mit Teflonpads oben drauf, die mittels dreier Streben (z.B. Alurohr) im Dreieck an den richtigen Stellen gehalten werden. Darauf gleitet dann die Rockerbox. Dann muß der Boden der Rockerbox aber ein rundes Loch haben und an den Füßen werden drei Rollen angebracht, z.B. kleine Gummi-Möbelrollen, die innen im Loch der Rockerbox abrollen und die Zentrierung übernehmnen.


    Nur bei Flexrocker und steifem Basisring ist die Konstruktion umgekehrt, d.h. elastische Rockerbox und steife Basis. Das kann man so auch machen, würde ich aber bei 12" Spiegel und Vollholz-Bauweise nicht empfehlen.


    Wichtig ist, die auftretenden Kräfte möglichst gerade und auf kürzestem Weg zu führen. In Kraftrichtung muss das Material möglichst steif, aber insgesamt möglichst leicht sein sein. Je weiter vom Boden entfernt, umso leichter.


    So gesehen ist eine steife Rockerbox sehr wichtig, denn sie leitet die Kräfte von den vier Höhenrad-Auflagen an die drei Teflonpads auf den Standfüßen weiter.


    Buche Multiplex finde ich übrigens völlig ok. Fühlt sich nach dem Schleifen nicht so schön seidig an wie Birke, ist nicht so schlagzäh, aber völlig ausreichend steif und auch nicht nennenswert schwerer als Birke Multiplex.


    Ach ja, die von Stathis und Hubert genannten Dimensionen sind gute Richtwerte. Beim Hut hängt das auch noch von der Art der Auskleidung ab. Ganz in Holz würde ich 9 mm Materialstärke und 25 mm Breite für die Hutringe nehmen, 4 Streben dazwischen, und eine Verkleidung wahlweise innen oder außen aus 1 mm Sperrholz. Stangen bis 1,20m Länge aus 18x1 Alu. Darüber 20x1. Spiegelbox 9 mm und Lochblende 6 mm. Höhenräder 18-21 mm. Rockerbox Boden 21 mm, Seiten 18-21, vorn und hinten 9 mm.
    Eine Möglichkeit ist, alle Teile aus 9 mm Holz herzustellen und einige Bauteile 2-lagig zu machen.


    Übrigens, bevor ich meinen ersten Dobson-Eigenbau gestartet habe, war ich auf dem ITV und habe bei anderen Teleskopen "spioniert" und mit vielen Leuten gesprochen. Das kann ich dir auch nur allerwärmstens empfehlen.


    Viel Spaß und viel Erfolg!


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Ingo,


    ich kann dir Richtwerte von meinem 10,6" f/5,0 Reisedobbi geben, wo ich Birke Multiplex verbaut habe.


    Spiegelbox: Die Seiten, an die die Höhenräder angeflanscht werden: 9mm. Die anderen beiden 6,5mm. Auf ca. 1/3 der Höhe habe ich eine Blende aus 6,5er mit Kreis für den HS montiert. Zusätzlich noch Dreiecksleisten aus einer Gemüsekiste.


    Höhenräder: monströse 60cm durchmessende Sicheln mit Aussparungenin Pseudosandwichbauweise: Boden und Deckel aus 4mm Multiplex, dazwischen 15mm dicke Hartholzstückchen als Abstandshalter, beplankt mit 1mm Flugzeugsperrholz (Also Gesamtdicke 23mm). Gewicht: 360g pro Sichel. Das Biegen von Alu habe ich mir nicht zugetraut, beim Holz konnte ich hingegen direkt mit der Oberfräse arbeiten. Die Sicheln stehen bei mir weit über die Spiegelbox, so dass sie mit zwei zusätlichen Schrägstreben aus 10x1 Alurohr an der Spiegelbox stabilisiert werden. Dazu eine Querstange aus 15x1 Alurohr in der Nähe der Hörnerspitzen. Etwa auf dieser Höhe werden auch die 4 vorderen Stangen direkt an den Sicheln montiert.


    Rockerbox: Wieder die selbe Pseudosandwichbauweise wie bei den Höhenrädern. Frontbrett aus 6,5er mit Aussparungen.


    Stangen: Länge der Stangen, die an der Spiegelbox befestigt werden: 110cm, die an den Höhenrädern sind ca. 65cm lang. 8-Stangen-Design aus 15x1 Alurohr.
    Statt 20x1 Alurohr kann man auch preiswertere Stahl-Besenstangen verwenden (Wandstärke ca. 0,3mm, Durchmesser um 20mm)- das Gewicht ist ungefähr gleich. Zur Stabilisierung kann man an den Enden kleine Stücke aus Hartholzrundmaterial oder Alu mit Epoxy einkleben.


    Hut: Einring in obiger Pseudosandwichbauweise, Breite 20mm, Außendurchmesser 33cm.


    Ich hoffe, das hilft


    [:)]


    Viele Grüße,
    Stefan

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