15. Ein nicht alltägliches Beispiel
Die Testbilder, die ich auf Anfrage von Michael Leckel nachschiebe, beschreiben ein nicht alltägliches
Beispiel. In aller Regel haben die Astro-Optiken eine hohe Qualität, will heißen, es sind nur wenige Gurken
dabei, und einige davon habe ich bereits ausgemustert. Da haben dann Händler wie Hersteller sofort Ersatz
geliefert, schon weil das keine Werbung für beide wäre. Händler gehen ihrer Profession in aller Redlichkeit
nach, fast immer und fast alle. Mein Gott, es kann doch überall mal etwas passieren!
Bild 01 Astigmatismus-Test in Autokollimation
Der Michael Leckel hatte schon recht mit seiner Astigmatismus-Bemerkung. Den untersuche ich mit einem
Interferometer, der nicht ganz exakt fokussiert wird, und dann Interferenz-Ringe abliefert, die sehr genau die
die Rotations-Symmetrie zeigen, und damit einen vorhandenen Astigmatismus. Auf der anderen Seite vom
Fokus würde sich das Bild um 90-Grad drehen.
Bild 02 Ein "Profi-Spiegel"
Besagter Hersteller aus deutschen Landen beliefert die Industrie. Das Profil des Spiegels erkennt man,
wenn man von 08.00 Uhr auf die mittleren Streifen schaut. Zunächst stört der Astigmatismus die Paralleli-
tät der Interferenz-Linien. Dann ist als schlimmer Fehler die Kante um mindestens 2 * Lambda abgesunken,
das gibt jede Menge Streulicht vom Rand, da wo es am schlimmsten ist. Bei ca. 55% hat er noch eine
kräftige Zone, die auch für Streulicht sorgt.
Bild 03 Ein trickreiches Interferogramm
Wer Interferogramme lesen kann, findet die von mir gemessenen Fehler in diesem Hersteller-seitigen Inter-
ferogramm wieder. Durch die hohe Anzahl der Streifen, wird das Auge kräftig getäuscht. Da bemerkt man
nur schwer den konischen Verlauf aller Streifen, die sich nach oben weiten, und von rechts nach links eine
Abstandsvergrößerung zeigen. Eine Auswertung liefert einen sehr bescheidenen Strehlwert.
Bild 04 Ronchi zeigt intrafokal die Korrektur
Weil ein Interferogramm nicht ganz exakt die Korrektur einer Parabel zeigt, verwende ich an dieser Stelle
ein Ronchi-Gitter. Die Zonen sind deutlich erkennbar, der abfallende Rand intrafokal durch eine Linien-Ver-
engung zu identifizieren. Den Rand des 400-er Spiegels sollte man abblenden, um die Bildqualität einiger-
maßen zu retten.
Bild 05 Sternscheibchen intrafokal
Kräftiges Streulicht von der abgefallenen Kante entsteht, weil die Strahlen aus dieser Zone länger
fallen, und um das intrafokale Sternscheibchen einen kräftigen Lichtsaum legen. Die Auswirkungen der
Zonen kann man ebenfalls gut erkennen.
Bild 06 Sternscheibchen extrafokal
Jetzt verschwinden die Strahlen vom Rand in die Mitte, und hellen mehr in der Mitte das Bild auf. Feine
Strukturen auf meinem Lichtspalt sehen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Dieser Spiegel ist eine
traurige Angelegenheit für den Besitzer, dem man als Prüfer möglichst zartfühlend und schonend Rechnung
trägt. Ich selbst hatte 1999 einen solchen Reinfall zu bewältigen.
Wolfgang Rohr
Bearbeitet von: Rohr am: 23/09/2002 21:37:20