Teleskop: 12“ f/5 Dobson, 30mm Wild Heerbrugg, 20mm Nagler T2, 10mm Pentax
Karte: Stropek: "Deep Sky Beobachteraltas" in Tee- und Wasserfester Version
Objekte: M42, M43, M45, M97, M108, M109, M44,
NGC 2024, 3898, 3982, 3077, 2976, 4102, 3953, 3756, 3738
22.02.2011
Der Wetterbericht verheißt für die nächsten Tage nichts Gutes, der Himmel ist jetzt klar. "..wenn nicht jetzt wann dann?"
Das Auto ist schnell gepackt und die Thermoskanne mit Tee befüllt.
Diesmal kommt sie hinter den Sitz versteckt in einer Plastiktüte.
Ich fahre die A1 hoch Richtung Eifel, Mechernich raus und diesmal aber nach Osten, Richtung "Heino-Town" (Bad Münstereifel)
Kurz hinter der Autobahn führt eine Strasse durch zwei kleine Ortschaften.
Ich fahre also nach Holzheim bei Harzheim.
Auf einer Anhöhe gibt es einen guten Standplatz, keine Straße, keine Beleuchtung, Perfekt!
Ich steige aus, was für ein Himmel. Es prasselt eine ganz tolle Wintermilchstraße auf mich herab.
Und ein Duft kriecht von unten herauf, Eifelparfum!
Eine Mischung aus Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Erde erobert meine Nase. Nein, keine aktiven Vulkane.
Die braven Eifelbauern sorgen schon dafür, dass die Gruben nach dem Winter leer und die Wiesen im Sommer voll sind.
Auf Dauer ist mir der Geruch zu würzig, ich fahre weiter.
In Pesch biege ich auf eine kleine Straße, die unterhalb der Anhöhe liegt.
Leider stört hier etwas die Straßenbeleuchtung, egal ich baue auf, ich habe ja eine tolle Streulichtblende.
Streulichtblende, gutes Thema! Die liegt in der Küche auf dem Boden. Da wird sie wenigstens nicht kalt.
Nicht ärgern, einfach durchatmen und beobachten. Von Westen her droht genug Ungemach.
Der erste Blick geht auf den Orionnebel, Was für ein Teil von hier aus. Ich kann mich an dem Ding nicht satt sehen.
Jetzt kommt meine neue Errungenschaft zum ersten Mal richtig zum Einsatz. Das 20mm Nagler T2 soll mal zeigen was es kann.
Mich haut es aus den Socken, der Hammer das Teil. Details in M42 erspare ich mir. Alles was da an Nebel Drumherum ist, ist zu sehen.
Immer wieder beeindruckend die Dunkelnebel. Wie ausgestanzt und so tief schwarz. Wunderbar zeichnen sie sich dagegen die zarten Nebelschwaden aus den Molekülwolken ab und das bei dem riesigen Gesichtsfeld, Klasse.
Der Flammennebel NGC 2024 darf auch wieder gesehen werden. Leider ist der Bereich von IC 434 mit dem Pferdchen nicht ganz so gut zu sehen.
Ich verzichte auf einen Versuch den zu erkennen, zumal genau in diese Richtung eine Laterne Streulicht ins Okular wirft.
Ich schwenke auf die Pleiaden. Zum ersten Mal kann ich die zarten Nebel schwach erkennen. Im 30er Wild nicht so gut wie im 20er Nagler.
Einfach toll, aber die Himmelsrichtung ist nicht so gut, wegen der Lampen.
Was gibt’s denn noch? M44, mit bloßem Auge sehr gut zu erkennen. Einfach mal mit dem Wild reingehalten, Wow!
Ein Meer aus funkelnden Brillanten, das Seeing ist nicht so der Knaller, in diesem Fall aber sehr reizvoll.
Weiter geht’s Richtung Norden. Der Kasten der Bärin steigt auf. M81, 82. Die hab ich noch nicht mit dem 12er gesehen.
Ich werde ziemlich ruhig als die beiden durchs Okular schweben. Was für ein Duo am Himmel.
M81 ist riesig, ich glaube einen Spiralarm erkennen zu können, fünf oder sechs Vordergrundsterne schmücken den Galaxienkörper.
M82 ist knubbelig, die Form wie eine Zigarre, Dunkelbänder sind zu erkennen. Ich bin mir nicht sicher ob es zwei oder drei sind. Feine Knoten über die ganze Länge. Ich wechsele ständig zwischen dem Wild und dem Nagler.
Im Nagler passen beide so eben ins Gesichtsfeld, schöner sieht es im 30er aus. Unweit von M81 ist NGC3077 zu finden. Was für ein Kontrast zu den beiden Brummern.
Noch ein bisschen weiter findet man NGC 2976. Bei beiden versäume ich höher zu vergrößern.
Ich mache mir Sorgen um die Wolkenfelder, die jetzt immer mal wieder durchziehen und dabei das ohnehin nicht gute Seeing richtig zerdeppern.
Was also machen? Der Kasten bietet reichlich Galaxien zum rumhobsen. Mal sehen was in der Zeit so geht, ist eigentlich nicht mein Ding. Ich hab aber keine Lust nur ein Objekt zu sehen und zu zeichnen und dann wegen Wolken einzupacken.
M108 ist die erste Station, die kenne ich aus der Stadt. Manchmal ist die zu erahnen. Hier in der Eifel fällt man drüber.
Auffällig ist der Stern, der fast in der Mitte steht. Das Zentrum erscheint nicht gleichmäßig hell und leicht länglich.
Dann sollte auch M97 gehen. Ein kleiner Schubser und die Gasblase ist hell und deutlich zu erkennen. Das Ding geht aus der Stadt nie!
Kein Wunder, verteilt sich die Helligkeit auf eine ziemlich große Fläche ohne großartige Kontrastunterschiede.
Im 30er Wild passen beide so gerade ins Feld. Welche Zeitdimmensionen ich da überblicken kann und welch unterschiedlicher Natur die Nebel sind.
Die nächste Ecke ist dran mit M109. Ganz einfach zu finden und was hab ich mir die Augen aus der Stadt wund gesucht. Hier ein wunderbarer Wattenbausch mit stellarem Kern.
NGC 4102 und NGC 3953 werden am Wegesrand aufgesammelt, dann Wolkenfelder. Zeit für eine Tasse Tee und eine van Nelle.
Am Horizont wird es heller. Die Wolkenfront schiebt heran. Noch sind aber Lücken darin. Also wieder ans Okular.
NGC 3756 und NGC 3738 finden sich an prominenter Stelle ein. Beide sind im 20 er Nagler deutlich zu sehen. Ein Sprung vom Beckenrand in den Kasten der Bärin und ich lande bei NGC 3898 und etwas weiter bei NGC 3780. Beide Galaxien sind gut zu erkennen. Da ich keine Notizen gemacht haben, kann ich zu der Form nichts sagen. Ganz in der Nähe finden sich noch NGC3989 und NGC 3982. Was für eine Fülle an wirklich tiefen Himmel!
Die Gegend wird demnächst in Ruhe intensiv beobachtet.
So langsam wird es kühl an den Beinen. Es kommt ein leichter Wind auf und der Himmel zieht sich zu.
Richtung Süden geht’s noch. Also einfach mal die Augen verblitzten. Sirius, das Seeing ist nicht tolle. Zwischendurch aber für Sekunden gut.
Im 30er Wild ist für ein paar kurze Momente sehr Nahe an Sirius ein winziger, kleiner Stern zu sehen...
Ich pack das Nagler in den Auszug und warte. Das Ding will einfach nicht mehr auftauchen, nur einmal für Sekundenbruchteile blitz es auf, glaube ich. Meine Augen tränen und die Nase läuft.
Mit etwas Abstand zum Nagler kann man an der Austrittspupille ein Stroboskop sehen. Sirius funkelt wie ein Weltmeister, dünne Wolkenstreifen ziehen darüber. Das Seeing ist jetzt unterirdisch.
Genug für heute, die Uhr zeigt 23.00 Uhr und das Thermometer -3°C. Ich packe ein und bin sehr zufrieden mit dem Abend.
PS: Die Thermoskanne ist dann doch umgekippt, es kam natürlich kein Tropfen raus.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=113500
Gruß
Dirk